Eine Brille besteht meist aus einem festen Rahmen oder Gestell und zwei darin eingefasste, speziell dem Verwendungszweck geschliffene und bearbeitete Gläser, die als Linsen bezeichnet werden, wenn sie brechende Eigenschaften besitzen.

Brille

Synonyme

Der Name Brille entstammt dem spätmittelhochdeutschen Wort „berille“, welches sich wiederum vom Wort „Beryll“ ableitet. Hierbei handelt es sich um die 1300 verwendeten geschliffenen Halbedelsteine; Bergkristalle meist Beryll genannt.

Als umgangssprachliche Synonyme kursieren Namen wie „Nasenfahrrad“ oder „Augengläser“.

Definition

Die Brille ist ein Hilfsmittel zur Korrektur von Augenfehlsichtigkeiten. Weiterhin findet sie aber auch Anwendung zum Schutz des Auges vor Verletzungen (Schweißerbrille, Motorradbrille, Fahrradbrille), Überreizungen (Taucherbrille, Sonnenbrille, Schnee- und Skibrille) und auch im diagnostischen und experimentellen Bereich (Frenzelbrille, Polarisationsbrille, Rot-Grün-Brille/ Rot- Grün- Schwäche, Binokularfunktionen, Shutterbrille).

Sie besteht meist aus einem festen Rahmen oder Gestell und zwei darin eingefasste, speziell dem Verwendungszweck geschliffene und bearbeitete Gläser, die als Linsen bezeichnet werden, wenn sie brechende Eigenschaften besitzen.

Epidemiologie

Nach einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Kuratorium Gutes Sehen (KGS) in Berlin tragen heute mehr als 60 Prozent in Deutschland eine Brille. Waren es zum Zeitpunkt der ersten Erhebung 1952 nur 43 Prozent der Bevölkerung, stieg bis zum heutigen Tage besonders die Zahl der Brillenträger in den Altersklassen von 21 bis 29 Jahren stark an. Jeder vierte in diesem Altersbereich trägt heute eine Brille. Ursachen hierfür sind in der intensiven Nutzung von Computern oder Handys zu suchen, die eine Sehschwäche früher manifestieren lässt. Aber auch verbreitetere Akzeptanz und der Abbau von Vorurteilen haben dafür gesorgt, dass die Brille schon lange nicht nur therapeutischen Zweck erfüllt, sondern zu einem festen Status- und Stilsymbol geworden ist. Nach einer Befragung von 3.600 Personen ab 16 Jahren äußerten sich 40 Prozent der Befragten, dass eine Brille „die eigene Persönlichkeit unterstreicht" oder „viele Menschen interessanter macht“.

Historie

Die Brille wurde in etwa zum Ende des 13. Jahrhunderts in Italien erfunden. Die Wurzeln der Brille lassen sich aber bis in die Antike zurückverfolgen. Wegbereiter war unter anderem der Mathematiker und Physiker Archimedes (287-212 v. Chr.) Er erfand den Brennspiegel, mit dem er laut Legenden römische Schiffe in Brand gesetzt haben soll. Aber auch schon die alten Griechen stellten um 2000 v. Chr. Polierte Halbkugeln aus Quarz bzw. Glas her, mit denen sich zwar Schrift vergrößern ließe, welche jedoch nur als Schmuckstücke für Schwerter, Zepter und Kleidung verwendet wurden.
Die Sternstunde der Optik schlug dann erstmals um 1240, als das Werk des arabischen Mathematikers und Astronomen Ibn al-Haitam (965-1039) ins Lateinische übersetzt wurde. Sein „Schatz der Optik“, welches sich mit den Lehren des Sehens, der Lichtbrechung (Refraktion) und der Lichtspiegelung (Reflexion) beschäftigte, war von nun an in Klosterbibliotheken verfügbar. Bahnbrechend war seine Überlegung das Auge mittels einer optischen, geschliffenen Linse zu unterstützen.
In einem Kloster wurde dann wohl von Mönchen der erste „Lesestein“ geschliffen und zur Korrektur der Altersweitsichtigkeit verwendet. Erst um die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts folgten Leseglas und Brille. Die älteste Darstellung einer Brille befindet sich auf einem Porträt von Tomasco di Modena. Es entstand ca. 1352 und zeigt den Kardinal Hugo de Province mit seiner Nietbrille (aus Eisen, Holz oder Horn gefertigte Brillen, die noch keine Befestigung für den Kopf besaßen und einfach vor die Augen gehalten wurden).
Etwa in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfuhr die Brille die Erste technische Erneuerung und es entstand die Bügelbrille. Hierfür wurden zwei gefasste Gläser über einen Bügel bzw. Bogen aus Holz, Eisen, Bronze, Leder, Knochen, Horn oder Fischbein verbunden und in der Mitte mit einer Öse versehen, die Platz für eine Kette gab, die das Herabfallen der Brille verhindern sollte. Durch Einschlitzungen wurde der Steg elastischer und die Brille saß besser auf der Nase.

In den folgenden Jahrhunderten kamen immer neuere und komfortablere Ideen zum Vorschein. So verwendeten gerade Frauen des 15. bis 18. Jahrhunderts eine besonders eigene Art der Sehhilfe – die sogenannte Mützenbrille (auch Stirnfortsatzbrille). Durch eine Hilfskonstruktion konnte sie einfach an einer tiefsitzenden Mütze befestigt werden.
Etwa zur selben Zeit erfuhr das Monokel einen Aufschwung. Bereits im 14. Jahrhundert erkannte man seinen praktischen Nutzen, aber besonders im 18. Jahrhundert folgte der modische Trend, der sich bis ins Bürgertum fortsetzte. Das runde einzelne Leseglas wurde zwischen Wange und Oberlid vor das Auge geklemmt und konnte an einer Kette befestigt schnell in der Westentasche verstaut werden.
Über Erfindungen wie die Stirnbrille, bei der die Gläser von einem an der Stirn befestigten Metallreifen herabhingen, die Gelenkbrille, eine Weiterentwicklung der Nietbrille mit einem Scharniergelenk, den Zwicker, bei dem zwei Gläser über einen Federbügel aus Eisen oder Kupfer miteinander verbunden wurden und auf die Nase geklemmt zur besseren Sicht beitrugen, die Fadenbrille, bei der der extreme Druck des Zwickers auf der Nase dadurch gemindert wurde, dass man einen Faden um die Ohren band und so einen sicher Halt ohne schmerzenden Nasenrücken erhielt, kam man schließlich am Anfang des 18. Jahrhundert zur Erfindung der Ohrenbrille. Seitlich angebrachte Stangen gaben ihr auch den Namen „Schläfenbrille“. Diese erzielten durch einen am Ende angebrachten Metallring einen optimaleren Sitz.
Alles in einem benötigte es 500 Jahre, um eine Brille zu entwickeln, die hinter den Ohren befestigt wurde. Immer neuere Innovationen steigern auch heutzutage noch den Tragekomfort. Neue Werkstoffe (Kunstoffe in der Fassungsindustrie, Leichtmetalle wie Titan) minimierten das Brillengewicht bis unter 15 Gramm.

Ursachen und Symptome für die therapeutische Nutzung einer Brille

Der häufigste Verwendungszweck für eine Brille stellt die Korrektur einer Fehlsichtigkeit (Ametropie) infolge eines Brechungsfehlers (Refraktionsanomalie) des Auges dar. Hierbei liegt die Ursache entweder in der abnormen Länge des Augapfels (sog. Achsenametropie) bei Kurz- oder Weitsichtigkeit, sowie Altersweitsichtigkeit oder seltener bei abnormen Brechwerten von Hornhaut bzw. Linse (sog. Brechungsametropie).

Bei der Kurzsichtigkeit (Myopie) ist der Augapfel im Vergleich zur Brechungskraft der Linse zu lang. Parallel eintreffende Lichtstrahlen werden vor der Netzhaut (Retina) gebündelt und es wird ein unscharfes Bild erzeugt. Betroffene können Gegenstände in der Ferne nur bedingt oder unscharf („verschwommen“) erkennen.
Im Gegensatz dazu ist bei der Weitsichtigkeit (Hyperopie) der Augapfel im Vergleich zur Linsenbrechkraft zu kurz und das Bild eintreffender Lichtstrahlen wird hinter der Netzhaut abgebildet. Nahe Gegenstände z.B. die Buchstaben einer Zeitung werden unscharf wahrgenommen. Eine besondere Form stellt die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) dar. Mit zunehmendem Alter verliert die Augenlinse ihre Elastizität. Folgen sind auch hier die unscharfe Abbildung von nahen Gegenständen.
Neben den Fehlsichtigkeiten des Auges können auch verschiedene Vorfälle, die zum Verlust der Linse führen (z.B. durch Unfälle), eine Indikation für eine Brille darstellen.

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Diagnose

Meist wird eine Brille durch einen Augenarzt durch ein Brillenrezept verschrieben. Entweder selbiger oder ein Optiker führt dann einen Sehtest mit dem Patienten durch. Zuerst erfolgt eine rein geometrisch-optische Vermessung der Augen. Dafür sieht der Patient durch ein sogenanntes Autorefraktometer. Das Ergebnis gibt Hinweise darauf, ob eine Brille benötigt wird. Diesem objektiven Test schließt sich der subjektive Sehtest an. Gemeinsam mit dem Patienten wird die Stärke der Brillengläser über das Ablesen von Zahlen oder Bildern von einer Sehprobentafel ermittelt. Das linke und rechte Auge werden getrennt eingestellt und optimal aufeinander abgeglichen.
Angegeben wird die jeweilige Brillenstärke in Dioptrie (Abkürzung: dpt). Die Angaben bei Kurzsichtigkeit erhalten ein Minuszeichen, die für Weitsichtigkeit ein Pluszeichen.
In einem Sehtest kann zusätzlich auch ein sogenannter Zylinder ermittelt werden. Er korrigiert das Sehen z.B. bei Hornhautverkrümmungen in eine bestimmten Ebene.

Therapie

Behandelt werden sowohl die reine Weit-, Alters- und Kurzsichtigkeit konservativ mit einer Einstärkenbrille. Dazu werden beide Formen der Weitsichtigkeit mit einer konvexen (zu beiden Seiten erhabenen) Sammellinse – Lesebrille- korrigiert. Eine Kurzsichtigkeit hingegen wird mit einer konkaven (zu beiden Seiten hohlen Flächen) Zerstreuungslinse – Fernbrille- behandelt.
Wenn sowohl die Buchstaben von der Zeitung, als auch die Gegenstände in der Ferne verschwommen wahrgenommen werden, gibt es sogenannte Gleitsichtbrillen, die für eine übergangslose Korrektur für alle Bereiche zwischen Ferne und Nähe sorgen.
Eine Hornhautkegelbildung oder unregelmäßige Hornhautkrümmungen können durch Brillen nur mangelhaft korrigiert werden.
Brillen müssen immer richtig angepasst sein, da es sonst zu gesundheitlichen Beschwerden kommen kann oder der Betroffene trotz richtiger Stärke der Brillengläser nicht vollständig sehen kann.
Operativ kann eine Fehlsichtigkeit auch durch verschiedene Techniken behandelt werden (z.B. Lasertherapie).

Rehabilitation

Eine Brille dient lediglich zur Linderung der Symptome, d.h. sie ermöglicht, dass der Betroffene wieder normal oder für seine Erkrankung optimal sehen kann. Obwohl sich das Sehvermögen im Laufe der Zeit auch wieder zurück bilden kann, sind Heilungschancen durch das Tragen einer Brille meist nicht zu erwarten.

Prophylaxe

Eine eindeutige Vorsorge zur Vermeidung von Fehlsichtigkeiten gibt es nicht. Vom übermäßigen Konsum von Fernsehern und Computern wird abgeraten. Menschen, die in ihrem Beruf dennoch ständig mit dem PC arbeiten müssen wird eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung angeraten. Bestimmte Richtlinien für selbige Berufsgruppen existieren. Zudem sollen Augentropfen das Austrocknen der Augen und Überanstrengung verhindern.

Zusammenfassung

Alles in einem ist eine Brille das wahrscheinlich nützlichste Hilfsmittel für Patienten mit einer Sehschwäche. Auch wenn sie manchmal im Alltag (z.B. Sport) behindert, sorgt die ständige Weiterentwicklung für optimaleren Tragekomfort.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.02.2010 - Letzte Änderung: 21.06.2024