Durch ein gezieltes Gleichgewichtstraining können Schwindelsymptome gelindert werden. Durch Änderung der Körperhaltung kann beispielsweise beim Lagerungsschwindel eine Besserung der Symptomatik erzielt werden.
Unterschiedliche Störungen des menschlichen Gleichgewichtorgans verursachen eine Schwindelsymptomatik. Das Schwindeltraining soll dem entgegenwirken, indem es unsere Gleichgewichtsorgane schult. Ein Schwindeltraining kann die Beschwerden lindern und in einigen Fällen sogar verkürzen. Neben dem Gleichgewicht und der Koordination werden die Durchblutung,Atmung und Achtdamkeit gefördert. Zudem kann das Schwindeltraining mit einem Entspannungsprogramm ergänzt werden.
Das menschliche Gehirn ist kein starres Gebilde aus Zellen, sondern besitzt die Fähigkeit auf äußere Reize zu reagieren und Hirnstrukturen entsprechend umzubauen. Auch beim Kleinhirn und dem Gleichgewichtssinn ist dieser Zusammenhang zu beobachten. Regelmäßige Gleichgewichtsübungen fördern einen Lernprozess, der das Kleinhirn bei der Differenzierung zwischen korrekter und falscher Information über das Gleichgewicht unterstützt. Ein solcher Vorgang wird Habituation oder Gewöhnung genannt und dauert Wochen bis Monate an. Abhängig vom Alter ist der Lernprozess langsamer oder schneller zu beobachten.
Das Training ist unabhängig von dem Auslöser des Schwindels und sollte begonnen werden, sobald der Betroffene gerade sitzen kann. Insbesondere zu Beginn des Trainings wird eine kurzzeitige Verstärkung der Symptomatik beobachtet. Die Medikamenteneinnahme tritt bei Durchführung der Übungen in den Hintergrund und wird nur bei auftretender Übelkeit und Erbrechen angeraten.
Die Gründe ein Schwindeltraining zu machen sind äußert vielfältig, denn ganz allgemein gesprochen kann jeder Mensch von einem Schwindeltraining profitieren.
Eine Gruppe, auf die das Schwindeltraining speziell ausgerichtet ist, sind natürlich Personen, die gerade an Schwindel leiden. Dabei ist es egal, ob der Schwindel nur gelegentlich auftritt oder dauerhaft vorliegt. Auch die Ausprägung des Schwindels ist zunächst unwichtig. Das Schwindeltraining kann sowohl bei Schwank- als auch bei Drehschwindel gemacht werden. Personen, die nur wenig unter dem Schwindel leiden, profitieren ebenso von dem Schwindeltraining wie diejenigen, die aufgrund des Schwindels in ihrem Alltag stark eingeschränkt sind.
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Je stärker die Belastung durch den Schwindel für eine einzelne Person ist, desto eher ist ein Schwindeltraining zu empfehlen. Wer beispielsweise wegen des Schwindels krankgeschrieben werden muss, sollte ein Schwindeltraining machen. Auch wer durch den Schwindel schneller ermüdet, wird aus dem Schwindeltraining positive Erlebnisse ziehen.
Doch das Schwindeltraining ist nicht nur für Personen mit Schwindel geeignet. Insbesondere mit zunehmendem Alter nimmt auch die Fähigkeit der Koordination und des Gleichgewichts ab. Da diese Aspekte im Schwindeltraining behandelt werden, kann jeder, der sich unsicher auf den Beinen fühlt, an einem solchen Training teilnehmen.
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Die Schwindelform Morbus Menière bezeichnet einen über Stunden anhaltenden Drehschwindel mit Erbrechen, der zusammen mit einem Druckgefühl im Ohr und zunehmender Schwerhörigkeit auftritt. Betroffene sind oft einem großen Leidensdruck ausgesetzt. Seine Ursache scheint auf eine Druckerhöhung der Flüssigkeit im Innenohr zurückzugehen.
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Neben operativen und medikamentösen Therapiemaßnahmen kommt auch das Schwindeltraining in der Behandlung zum Einsatz. Patienten, die von einer besonders starken Schwindelsymptomatik betroffen sind, profitieren von dem Gleichgewichtstraining. Auch wenn kein direkter Einfluss auf die Erkrankung genommen wird, so resultiert dennoch eine Linderung der Schwindelbeschwerden. Die Übungen werden solange durchgeführt, bis dem Gleichgewichtsorgan eine vollständige Kompensation gelingt.
Mehr zur Therapie von Morbus Menière finden Sie hier: "Therapie des Morbus Menière"
Der beninge paroxysmale Lagerungsschwindel tritt, wie sein Name bereits vermuten lässt, bei Änderungen der Körperhaltung auf. Es handelt sich um eine harmlose Schwindelform, die durch einen plötzlichen Drehschwindel und eine Dauer von maximal einer Minute gekennzeichnet ist. Bei Betroffenen entsteht häufig das Gefühl, in einem Karussell zu sitzen.
Beim Lagerungsschwindel handelt es sich um eine Form des Schwindels, die auf der Erkrankung eines der beiden Gleichgewichtsorgane basiert. Da das eine Organ ordnungsgemäß funktioniert und das andere falsche Informationen an das Gehirn leitet, stimmen die Informationen nicht überein. So gerät das Gehirn in einen Interpretationskonflikt dieser Signale und betroffenen Personen wird schwindelig. Die Fehlinformationen des erkrankten Gleichgewichtsorgans beruhen auf der Bildung von sogenannten Otolithen. Dies sind kleine Kristalle, die im Gehörgang herumschwimmen und dort die Schwingungen der Gleichgewichtsflüssigkeit irritieren.
Die Behandlung des Lagerungsschwindels verspricht in den meisten Fällen eine Heilung. Lagerungsmanöver nach einer festen Reihenfolge befördern die Otolithen in eine statische Position. Dazu setzt sich die betroffene Person mit gestreckten Beinen auf eine Liege und dreht den Kopf um 45 Grad zur erkrankten Seite. Danach muss sich die Person schnell hinlegen und für etwa eine Minute in der Position verbleiben. Meist provoziert dies eine Schwindelattacke, dennoch sollte die Lage für die gesamte Minute beibehalten werden. Danach erfolgt eine schnelle Drehung des Kopfes, sodass er um 45 Grad zur gesunden Seite gedreht ist. Auch hier muss eine Minute lang verharrt werden. Anschließend erfolgt die Drehung wieder in Richtung der erkrankten Seite, diesmal soll jedoch der gesamte Körper gedreht werden. Nach einer Minute wird der ganze Körper zur gesunden Seite gedreht. Eine weitere Minute später muss sich die betroffene Person wieder abrupt aufsetzen.
Bei etwa 40% der Betroffenen kehrt der Schwindel unabhängig von einer Behandlung innerhalb weniger Jahre wieder zurück.
Weitere Informationen zum Thema Schwindeltraining bei Lagerungsschwindel finden Sie hier: Übungen gegen Lagerungsschwindel
Schwindeltraining wird für Einzelpersonen in der Regel von Krankengymnasten und Physiotherapeuten angeboten. Für diese Therapieformen kann vom behandelnden Arzt oftmals sogar ein Rezept ausgestellt werden. Wer besonders stark unter dem Schwindel leidet kann das Schwindeltraining auch im Rahmen einer Reha oder Kur absolvieren. Schwindeltraining wird zudem auch von speziellen Gesundheitszentren und Gesundheitssportgruppen durchgeführt.
Sowohl ergotherapeutische als auch physiotherapeutische Zentren und Praxen bieten häufig ein Schwindeltraining unter Anleitung an. Der ursächliche Auslöser tritt in den Hintergrund, während der Schwindel als Hauptsymptom im Vordergrund der individuellen Behandlung steht. Im Allgemeinen gilt, dass der Betroffene bei Durchführung der Übungen an seine Leistungsgrenze geraten kann. Die Schwindelsymptomatik wird während des Trainings bewusst provoziert und ausgehalten.
Ergotherapie und Physiotherapie gelten als medizinisch-rehabilitative Maßnahmen und werden meist vom behandelnden Haus-, Kinder- oder Facharzt verschrieben. Die Behandlung im Rahmen einer Schwindelsymptomatik ist eine anerkannte Therapie bei den Krankenkassen. Abhängig von der Diagnose dauert eine Sitzung zwischen einer halben und einer ganzen Stunde. Je nach Mobilität erfolgt die Durchführung in den jeweiligen Räumlichkeiten oder bei einem Hausbesuch.
Patienten, die von einer Schwindelsymptomatik betroffen sind, leiden häufig unter großer, körperlicher Unsicherheit, die in einer reduzierten Spontanmotorik und Steifheit zum Ausdruck kommt. Man spricht auch von einem Vermeidungsverhalten, das die Beschwerden unter Umständen zusätzlich begüngstigt. Neben gezielten Übungen gegen den Schwindel, kommen Entspannungs- und Atemtechniken zum Einsatz. Auf diese Weise versucht man, die Spontanmotorik wiederzuerlangen und dem Vermeidungsverhalten entgegen zu wirken.
In der Regel erfolgt das Training schrittweise. Begonnen wird meist mit Übungen im Sitzen, die unter besser werdender Symptomatik vom Stehen ins Gehen übergehen.
Lesen Sie hierzu auch unser Thema Therapie von Schwindel.
Die Übungen des Schwindeltraining variieren stark, je nachdem wie ausgeprägt der Schwindel bei betroffenen Personen ist. So können die Übungen im Liegen, Sitzen, Stehen und beim Gehen durchgeführt werden. Die meisten Übungen basieren zunächst darauf, den Körper stillzuhalten und so eine Position zu erreichen, in welcher der Schwindel nicht vorhanden ist.
Anschließend wird mit langsamen Augenbewegungen gestartet. Diese werden nach oben und unten, anschließend nach links und rechts ausgeführt. Wenn die langsamen Bewegungen schwindelfrei durchgeführt werden können, geht man zu schnelleren Augenbewegungen über.
Analog kann mit Kopfbewegungen verfahren werden. Auch der Oberkörper kann nach vorne und hinten sowie zur Seite geneigt werden.
Anschließend geht man in der Regel zu Drehbewegungen über. Dabei wird zunächst der Kopf gedreht, später auch der gesamte Oberkörper, im Stehen sogar der ganze Körper. Den Schwierigkeitsgrad kann man bei diesen Übungen erhöhen, indem man sie mit geschlossenen Augen durchführt.
Zum Schwindeltraining gehört außerdem, dass man beispielsweise aus dem Sitzen oder Stehen einen Gegenstand vom Boden aufhebt, sich umdreht und ihn an einer anderen Stelle wieder abstellt. Dies schult gleichzeitig die Koordination und vermindert den Schwindel bei Drehbewegungen.
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Fortgeschrittene können zudem den Einbeinstand sowie den Seiltänzergang, also das Gehen auf einer dünnen geraden Linie trainieren.
Das Epley-Manöver dient der Beseitigung des ursächlichen Auslösers für den benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels. Sich frei bewegende Otolithen in den Bogengängen leiten irreführende Informationen an das Gehirn weiter. Sie stimmen nicht mit denen der anderen Sinnesorgane überein. Mit Hilfe einer festgelegten Reihenfolge verschiedener Bewegungsmanöver, versucht man die Ohrsteine mit Hilfe der Schwerkraft in eine statische Position zu befördern.
Die Durchführung lautet wie folgt:
Der Patient nimmt mit gestreckten Beinen auf einer Untersuchungsliege Platz und dreht den Kopf um 45 Grad zur betroffenen Seite. Nun bewegt sich der Patient rasch in eine liegende Position, wobei der Kopf leicht über das obere Ende der Liege hinausragt. Die betroffene Seite berührt die Unterlage. Auch wenn Schwindel und ein Nystagmus auftreten soll in der Position für eine Minute ausgeharrt werden. Anschließend bewegt der Patient den Kopf rasch um 90 Grad und verbleibt in dieser Stellung ebenfalls für eine Minute. Anschließend dreht der Patient seinen gesamten Körper für eine Minute um 90 Grad in Richtung des Kopfes. Die Augen blicken Richtung Boden. Zum Schluss erfolgt ein rasches Aufrichten in die sitzende Position.
Bereits bei 50% der Betroffenen tritt schon nach der ersten Durchführung eine deutliche Besserung ein. In den restlichen Fällen wird eine bis zu dreimal tägliche Wiederholung empfohlen, bei der die Dauer der einzelnen Kopfpositionen auf 30 Sekunden verkürzt werden kann. Entscheidend für das Gelingen des Manövers sind die raschen Kopfbewegungen im Raum.
Es wird empfohlen das Schwindeltraining zwei- bis dreimal täglich durchzuführen und jede einzelne Übung häufig zu wiederholen. Bestimmte Medikamente unterdrücken die Schwindelsymptomatik zwar, doch wirken sie dem Lernprozess zerebraler Strukturen entgegen. In diesem Sinne sollte weitestgehend auf die Medikamenteneinnahme verzichtet und nur im Fall von starkem Übelkeitsgefühl und Erbrechen auf sie zurückgegriffen werden. Das Training sollte schrittweise gesteigert werden. Erst wenn die Übungen in der sitzenden Körperhaltung gelingen, geht man zum Stehen über. Genauso verhält es sich beim Übergang vom Stehen zum Gehen.
Im Sitzen:
Im Stehen:
Im Gehen:
Ein Drehstuhl wird bei Schwindel häufig zunächst in der Diagnostik genutzt. Dabei wird die betroffene Person auf den Stuhl gesetzt, zudem muss sie eine sogenannte Frenzelbrille tragen. Diese hat so starke Brillengläser, dass niemand durch sie hindurch scharf sehen kann. So kann sich das Gehirn bei der Drehung nicht auf die Information aus den Augen verlassen, sondern es orientiert sich nur an den Signalen aus dem Gleichgewichtsorgan. Die betroffene Person wird auf dem Stuhl im Kreis gedreht. Dabei sollten sogenannte Nystagmen, also schnelle Augenbewegungen zu beobachten sein.
Im Schwindeltraining kann ein Drehstuhl erst ganz am Ende der Therapie zum Einsatz kommen.
Mentales Schwindeltraining vereint zwei Therapieansätze. Zunächst geht es darum, psychischen Stress und andere mentale Auslöser des Schwindels zu bearbeiten und so die Beschwerden zu minimieren. Gleichzeitig stellt das mentale Schwindeltraining eine Art Verhaltenstherapie dar. Dabei lernen betroffene Personen, trotz des Schwindels alle alltäglichen Bewegungen auszuführen. Meist verbessern sich dabei sowohl der Umgang mit dem Schwindel als auch der Schwindel selbst, sodass es nach einer gewissen Zeit zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden kommt.
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Das Schwindeltraining wird je nach Schwere der Symptome von der Krankenkasse übernommen. Gerade wenn jemand aufgrund des Schwindels arbeitsunfähig ist oder alltägliche Dinge nicht mehr erledigen kann, kann die Krankenkasse das Schwindeltraining zahlen. Dazu muss eine Physiotherapie verschrieben werden. Auch bei bestimmten Erkrankungen wie dem Lagerungsschwindel oder dem Morbus Menière übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
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