Das Kleinhirn ist ein Teil des Gehirns. Es liegt in der hinteren Schädelgrube unterhalb des Hinterlappens des Großhirns, durch welchen es durch das Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli) getrennt ist. Nach vorne hin liegt dem Kleinhirn der Hirnstamm an.
Medizinisch: Cerebellum (lat.)
Englisch: cerebrellum
Das Kleinhirn ist ein Teil des Gehirns. Es liegt in der hinteren Schädelgrube unterhalb des Hinterlappens des Großhirns, durch welchen es durch das Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli) getrennt ist. Nach vorne hin liegt dem Kleinhirn der Hirnstamm an.
Grob kann man das Kleinhirn unterteilen in 2 Hemispähren (aus dem griechischen = Halbkugeln), die durch den Wurm (Vermis, lat.) voneinander getrennt sind. Vom Wurm aus gehen nach beidseits zwei längliche Kleinhirnanteile ab, man bezeichnet sie gesamtheitlich als Lobus flocculonodularis (Lobus = Lappen; Flocculus = Flöckchen; Nodulus = Knötchen; alle Worte stammen aus dem Lateinischen) Die Oberfläche des gesamten Cerebellums ist durch unzählige Einfaltungen (Foliae) vergrößert. Schneidet man das Kleinhirn mittig durch, so kann man eine äußere dunklere Rinde (Cortex cerebelli) von einem inneren helleren Mark unterscheiden. Innerhalb dieses Marks lassen sich wiederum auf beiden Seiten (also innerhalb beider Hemisphären) 4 definierte Markbereiche abgrenzen, die als Kleinhirnkerne bezeichnet werden. Von Außen nach Innen (also in Richtung des Wurms) sind das folgende:
wobei Nucleus lateinisch ist und Kern bedeutet.
Großhirn (1.- 6.) = Endhirn -
Telencephalon (Cerembrum)
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Ein weiterer anatomisch abzugrenzender Bereich des Kleinhirns sind die sogenannten Kleinhirntonsillen. Sie sind zwar funktionell nicht von Bedeutung (zumindest wird ihnen bisher keine besondere Funktion zugeschrieben) spielen aber im klinischen Alltag durchaus eine wichtige Rolle. Und zwar aus folgendem Grund: Im Falle eines erhöhten Hirndrucks, wie er beispielsweise durch gestörten Abfluss des Hirnwassers (Liquor cerebrospinale oder kurz: Liquor) zustande kommen kann – hat das Gehirn aufgrund der nicht dehnbaren knöchernen Schädelkalotte, von der es umgeben ist, nicht viel Möglichkeit, dem Druck auszuweichen. Eigentlich ist ein solches Ausweichen nur an zwei Stellen möglich. Entweder wird Hirnmasse in das Kleinhirnzelt hineingedrückt, was man als so genannte obere Einklemmung bezeichnet, oder aber die eben genannten Kleinhirntonsillen werden durch das Foramen magnum (Öffnung in der Schädelbasis) nach unten hin hinaus gedrückt (untere Einklemmung). In beiden Fällen besteht eine akute Gefahr der Schädigung von Hirngewebe, die untere Einklemmung, also die der Tonsillen ist jedoch gefürchteter, sie kann akut lebensbedrohlich werden, da das Atemzentrum (befindlich im verlängerten Mark, also der Medulla oblongata, die dem untersten Teil des Hirnstamms entspricht) in Unmittelbarer Nähe der Einklemmung liegt und gegebenenfalls ebenfalls komprimiert werden kann, was zu sofortigem Atemstillstand führt.
Funktionell (das heißt nicht nach rein äußerlichen Gesichtspunkten, sondern nach verschiedenen Funktionszuschreibungen) ist das Kleinhirn in drei Anteile untergliedert:
Diese Untergliederung hat folgenden Grund: Das Cerebellum bekommt Informationen und entsendet Informationen. Sie erreichen oder verlassen es in Form von Nervenzellfasern. Fasern, die in das Kleinhirn hineinziehen und ihm Informationen zukommen lassen nennt man Afferenzen (von afferre, lat = zuführen). Solche, die das Kleinhirn verlassen, um Informationen, die hier generiert wurden woanders hinzubringen nennt man Efferenzen (von efferens, lat = hinausführen). Diese hinein- und hinausführenden Fasern verlaufen jeweils in einem der drei sogenannten Kleinhirnstiele. Nun verhält es sich so, dass jedes der drei oben genannten Teile des Kleinhirns aus jeweils verschiedenen Teilen des Körpers seine Afferenzen erhält, sodass es sinnvoll ist, sie danach zu gliedern. Die folgende Tabelle soll eine handliche Übersicht über die drei Anteil und deren Eingänge geben, zusätzlich sind noch die Namen der jeweilgen afferenten Faserbahnen vermerkt:
Kleinhirnteil | Afferenzen aus… | Name der Faserbahn
Spinocerebellum | Rückenmark | Tractus spinocerebellaris
Pontocerebellum (Cerebrocerebellum) | Großhirn via Brücke (Pons) | Tractus pontocerebellaris
Vestibulocerebellum | Hirnstammzentren des Gleichgewichtsorgans (sog. Vestibulariskerne) | Tractus vestibulocerebellaris
Die Namen der Faserbahnen (Tractus, lat. = Strang) lassen sich einfach herleiten, sie sind jeweils aus zwei Worten zusammengesetzt. Das erste Wort beschreibt den Ort, an dem die Fasern entspringen, das zweite Wort den Ort, an dem sie enden. Also beispielsweise der Tractus pontocerebellaris: Er gelangt von der Brücke (Pons) zum Kleinhirn (Cerebellum), also ponto-cerebellaris.
Verwirrenderweise gibt es nun noch eine weitere Einteilung des Kleinhirns und zwar weder funktionell, noch anatomisch, sondern phylogenetisch, das heißt nach der stammesgeschichtlichen Entwicklung. In der folgenden Tabelle zeigt eine kurze Zusammenstellung, wie nun die anatomische, funktionelle und phylogenetische Einteilung miteinander zusammenhängt:
Anatomisch | Funktionell | phylogenetisch
Wurm und angrenzende Hemisphärenanteile | Spinocerebellum | Palaeocerebellum
Seitliche Hemisphärenanteile | Pontocerebellum | Neocerebellum
Lobus flocculonodularis | Vestibulocerebellum | Archicerebellum
Das Archicerebellum ist der phylogenetisch älteste, das Neocerebellum (neo, griechisch = neu) der jüngste Kleinhirnteil.
Während das Mark des Kleinhirns, also der Teil im tiefen Innern vor allem Nervenfasern enthält, die von einem zum nächsten Ort im zentralen Nervensystem ziehen, enthält die Kleinhirnrinde (Cortex cerebelli) viele Zellen. Obwohl das Kleinhirn – wie der Name schon sagt – größenmäßig bei weitem nicht den größten Anteil am ZNS hat, beherbergt die Rinde etwa 50% aller Nervenzellen des ZNS. Im Kleinhirn lassen sich drei Schichten unterteilen, in jeder dieser Schichten finden sich spezifische Zelltypen.
Während sich in der Molekularschicht insbesondere die Zellkörper von Sternzellen und Korbzellen finden, liegen in der Purkinjezellschicht die Zellkörper der Purkinjezellen, den typischen Zellen des Kleinhirns. In der Körnerschicht schließlich liegen die Somata von Körnerzellen und Golgi-Zellen.
Bei Nervenzellen unterscheidet man erregende von hemmenden, je nachdem, welchen Neurotransmitter sie als „Information“ an die nächste Zelle weitergeben, nachdem sie selbst erregt wurden. Alle Zellen des Kleinhirns sind hemmende Nervenzellen mit GABA (kurz für Gamma-Amino-Buttersäure) als Neurotransmitter. Einzig die Körnerzellen sind erregend. Ihr Neurotransmitter ist Glutamat.
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