In diesem Artikel geht es um Schwindel am Morgen. Es werden unter anderem die Ursachen, begleitende Symptome und die Diagnosemethoden besprochen. Auch die Therapie sowie Dauer und Prognose werden thematisiert.
Der Schwindel an sich ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern Ausdruck oder Symptom zahlreicher unterschiedlicher Krankheitsbilder aus den verschiedensten medizinischen Fachrichtungen. Die Sinnesorgane sind maßgeblich an dem Gleichgewicht beteiligt: Wichtig sind das Auge, der "Lagesinn" der Muskulatur und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr. Eine Störung dieser Systeme löst Schwindelgefühle aus.
Egal ob der Schwindel als Folge eines externen Einflusses, wie beim Karussellfahren, oder als krankheitsbedingter Schwindel (Läsionsschwindel) auftritt, charakterisiert er sich durch eine Kombination ähnlicher Symptome. Es treten Schwierigkeiten im Bereich der Wahrnehmung (Schwindel), der Blickstabilisierung ("Nystagmus", Augenzittern), der Regulation der Körperhaltung (Fallneigung und Unsicherheit beim Stehen und Gehen) und des vegetativen Systems (Übelkeit) auf.
Die Beschwerden werden von den Betroffenen gänzlich unterschiedlich beschrieben. Eine Form von Schwindel ist der Drehschwindel, der sich so anfühlt als würde man Karussell fahren.
Ein kurz andauernder und sehr heftig auftretender Schwindel nennt sich Attackendrehschwindel. Oft ist der Schwindel so stark, dass die Fallneigung sehr ausgeprägt vorliegt, wohingegen Übelkeit seltener auftritt. Anhaltender Drehschwindel dauert länger an als der Attackendrehschwindel, häufig sogar für mehrere Stunden oder auch Tage.
Eine weitere Form des Schwindels, der Lagerungsschwindel, entsteht bei der seitlichen Neigung des Kopfes zu einer Seite. Auch bei dieser Form des Schwindels sind die Schwindelattacken eher kurz.
Weiterhin gibt es den Schwankschwindel, der von Betroffenen mit einer Bootsfahrt verglichen wird. Neben dem Schwindelgefühl klagen die Patienten über Gang- und Standschwierigkeiten und Fallneigung.
Eine weitere Form des Schwindels ist der Benommenheitsschwindel, der vornehmlich bei Medikamentenüberdosis oder übermäßigem Alkoholkonsum auftritt.
Häufig liegen die Ursachen für den Schwindel in den Sinnesorganen begründet, die für das Gleichgewicht zuständig sind (vor allem Innenohr und Auge). Allerdings können auch kardiologische (Herz-) oder neurologische (Gehirn-) Erkrankungen zu einem Schwindelgefühl führen.
Die häufigste Ursache für Schwindel im Liegen ist der gutartige Lagerungsschwindel (beningner paroxysmaler Lagerungsschwindel, kurz BPLS), der auftritt wenn man den Kopf dreht oder die Körperposition verändert. Diese Form des Schwindels tritt besonders häufig in folgenden Situationen auf: Beim Umdrehen im Bett, bei Drehungen zur betroffenen Seite und beim Aufrichten auf dem Bett.
Nach dem Aufstehen am Morgen kann der Patient zusätzlich unter Übelkeit und Sehstörungen leiden. Ursächlich lassen sich kleine „Ohrsteinchen“ ausmachen, die sich im Gleichgewichtsorgan im Innenohr ablagern und es irritieren können. Durch kleine Übungen mit Oberkörper und Kopf lassen sich die Steinchen aus dem Ohr entfernen und die spontanen Schwindelattacken treten vorerst nicht wieder auf.
Im Zusammenhang mit übermäßigem Alkoholkonsum tritt ebenfalls ein typischer Drehschwindel auf, besonders dann wenn man sich ins Bett legt und das Licht löscht. Dieser Schwindel ist ein Zeichen für eine beginnende Alkoholvergiftung und tritt sehr häufig mit Übelkeit und Erbrechen auf. Die Alkoholsucht schädigt den Körper an zahlreichen Stellen und bei einem Entzug kann ebenfalls Schwindel auftreten.
Tritt der Schwindel gemeinsam mit Gleichgewichtsstörungen auf, sollte bei Diabetikern auch stets an eine Unterzuckerung gedacht werden. In diesem Fall sollte der betroffenen Person schnellstmöglich zuckerhaltige Nahrung oder Getränke zugeführt werden und der Blutzucker regelmäßig kontrolliert werden.
Junge oder schlanke Menschen, vor allem in der Wachstumsphase, haben häufig einen niedrigen Blutdruck. Dieser niedrige Blutdruck (Hypotonus) kann besonders morgens während des Aufstehens zu Schwindelattacken führen. Das Blut versackt beim Aufstehen in der unteren Körperpartie. Das führt beim Aufstehen zu einem Abfall des Blutdrucks und das Gehirn wird für einen Moment mit zu wenig Blut versorgt. Neben dem Schwindel treten auch Bewusstseinsstörungen und Ohrensausen auf.
Um diese Art des Schwindels zu vermeiden, sollte der Vorgang des morgendlichen Aufstehens verlangsamt werden. Das bedeutet konkret, dass man nicht zu schnell aufstehen sollte, zwischen Liegen und Stehen sollte eine Sitzpause eingebaut werden, in welcher sich der Körper an die veränderte Körperposition anpassen kann.
Eine weitere Möglichkeit für Schwindel am Morgen im Zusammenhang mit dem schnellen und ruckartigen Aufstehen sind Verspannungen oder Probleme in der Halswirbelsäule. Verspannte Nacken- und Schultermuskulatur kann die Nerven in diesem Bereich komprimieren und so das Gleichgewichtssystem empfindlich beeinflussen.
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Zu den Frühsymptomen einer Schwangerschaft gehört neben der Morgenübelkeit auch der Schwindel am Morgen. Solche Schwindelattacken entstehen in der Schwangerschaft durch die Veränderungen im Herz-Kreislauf-System in der Schwangerschaft. Das Herz-Kreislauf-System muss zusätzlich das Kind mitversorgen und so kann es häufiger zu solchen Attacken niedrigen Blutdrucks kommen. Schwindel in der Schwangerschaft kann aber auch durch eine Unterzuckerung ausgelöst werden.
Um solche Schwindelattacken und das damit verbundene Risiko von Stürzen so gut wie möglich zu vermeiden, ist es wichtig, in der Schwangerschaft so langsam wie möglich aufzustehen. Um den Schwindel und die Übelkeit zu vermeiden, die durch die Unterzuckerung verursacht wird, ist es wichtig, regelmäßig kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen, um den Blutzucker konstant auf einem Niveau zu halten.
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Schwindel am Morgen wird sehr häufig durch einen zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) verursacht. Nach dem Aufstehen fällt der Blutdruck erst einmal ab, da ein Großteil des Blutes in den Beinen versackt. Dadurch wird das Gehirn vorübergehend mit zu wenig Sauerstoff versorgt und es kommt zu harmlosen Ausfallerscheinungen, die sich durch Schwarzsehen vor den Augen und Augenflimmern bemerkbar machen.
Das Herz versucht das Blut aus dem Körper schnell wieder zurück zu pumpen und schlägt daher schneller, weshalb die Betroffenen häufig Herzrasen verspüren. Der Körper ergreift weitere Maßnahmen zur Gegenregulation und verengt die Gefäße und aktiviert das sympathische Nervensystem. In der Folge kann es zu Schweißausbrüchen und Zittern kommen.
Durch die rasche Senkung des Blutdrucks fühlen sich die Patienten benommen und in seltenen Fällen kann es sogar zu einer Ohnmacht kommen. Sind Erkrankungen am Herzen oder im Gehirn Ursache für den Schwindel am Morgen, können krankheitsentsprechend weitere Symptome wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Übelkeit mit Erbrechen, Fieber oder Atemnot auftreten.
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Heftiger Schwindel am Morgen, der mit einer starken Übelkeit einhergeht, kann Hinweis auf das Vorliegen eines sogenannten benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPPV) sein.
Dabei handelt es sich um eine gutartige Erkrankung, bei vor allem morgens bei Lageveränderungen des Kopfes auftreten kann, beispielsweise, wenn sich die Betroffenen im Bett auf die andere Seite drehen oder aufstehen. Im flüssigkeitsgefüllten Gleichgewichtsorgan des Innenohrs befinden sich kleine Kristalle (Otolithen), die sich ablösen können und dadurch Gleichgewichtsprobleme verursachen. Meistens reichen einfache Übungen aus, um die abgelösten Steinchen zu entfernen und den Schwindel zu beenden.
Außerdem kann morgentliche Übelkeit mit Schwindel ein Anzeichen einer Schwangerschaft sein.
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Schwindel am Morgen geht häufig mit Übelkeit (Nausea) einher. Dahinter können harmlose Ursachen, wie ein zu niedriger Blutdruck oder übermäßiger Alkoholkonsum am Vortag stecken.
Allerdings gibt es auch eine Reihe unterschiedlicher Krankheitsbilder, wie beispielsweise Migräne oder Morbus Menière, bei denen es zu ähnlichen Symptomen kommt. Ebenso kann sich ein Schlaganfall durch Schwindel, Gangunsicherheiten und Erbrechen äußern. Ein Schlaganfall ist ein absoluter Notfall, der umgehend medizinische Betreuung benötigt. Aber auch Schwindel am Morgen, der mit Erbrechen einhergeht, sollte durch einen Arzt abgeklärt werden, sofern nicht eine harmlose Erklärung (Alkoholkonsum, bekannter niedriger Blutdruck) dahinter steckt.
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Sehstörungen können Begleitsymptome eines morgendlichen Schwindels sein.
Häufig liegt die Ursache der Beschwerden darin, dass der Blutdruck nach dem Aufstehen zu schnell abfällt und das Gehirn daher nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Dadurch kommt es zu einem kurzzeitigen Ausfall gewisser Funktionen im Gehirn und Sehstörungen. Meistens wird den Betroffenen schwarz vor Augen oder es kommt zu Augenflimmern, bei dem kleine leuchtende Blitze zu sehen sein können.
Normalerweise verschwinden die Beschwerden nach wenigen Sekunden wieder und sind harmlos. Treten neben Schwindel und Sehstörungen allerdings auch starke Kopfschmerzen auf, kann es sich um eine vestibuläre Migräne (Schwindelmigräne) handeln. Dabei handelt es sich um eine Form der Migräne, bei der Schwindel und Sehprobleme im Rahmen einer Aura auftreten. Es gibt aber auch Formen, die ohne Kopfschmerzen auftreten, weshalb häufig auftretende Sehstörungen und wiederkehrender Schwindel unbedingt durch einen Arzt untersucht werden sollten.
Ohrensausen (Tinnitus) kann gemeinsam mit Schwindel am Morgen vorkommen und Anzeichen für eine neurologische Erkrankung sein. Häufig treten diese Beschwerden bei einem Hörsturz oder der Menière-Krankheit auf, weshalb zeitnah ein Arzt aufgesucht werden sollte.
Wiederkehrender Schwindel am Morgen muss diagnostisch durch einen Arzt abgeklärt werden.
Zunächst stellt der Arzt dem Patienten ausführliche Fragen zu Art, Dauer und Begleitsymptomen des Schwindels. Auch auf Vorerkrankungen, Allergien und Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden, geht der Arzt ein, um mögliche Hinweise auf eine Ursache des Schwindels zu finden. Außerdem werden Blutdruck und Puls kontrolliert.
Daran schließt sich eine körperliche Untersuchung an, bei welcher der Arzt vor allem auf den neurologischen Status des Patienten eingeht. Diese neurologischen Tests umfassen vor allem Geh- und Sehtests, die das Gleichgewichtssystem testen. Mittels einer Elektroenzephalographie (EEG) werden die Hirnströme gemessen und so geprüft, ob eine Zusammenhang mit dem morgendlichen Schwindel bestehen kann. Liegt der Verdacht nahe, dass strukturelle Veränderungen im Gehirn für den Schwindel verantwortlich sind, veranlasst der Arzt noch eine Magnetresonanzuntersuchung (MRT) des Schädels.
Die meisten Schwindelattacken am Morgen sind harmlos und nur von kurzer Dauer. Sie bedürfen keiner medikamentösen Therapie. Vorsichtiges Aufstehen oder Gleichgewichtsübungen können den Schwindel mindern. Im Falle eines gutartigen Lagerungsschwindels kann ein Arzt einfache Übungen empfehlen, welche die Ohrsteine aus den störenden Plätzen entfernen.
Anhaltende Beschwerden mit Begleiterscheinungen sollten von einem Arzt abgeklärt werden. Nicht jeder Schwindelanfall ist harmlos oder ein Zeichen von vorübergehender Schwäche, sondern kann auch Ausdruck einer ernstzunehmenden Erkrankung sein. In diesen Fällen tritt der Schwindel in der Regel allerdings nicht isoliert am Morgen auf, sondern auch im Verlauf des gesamten Tages.
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In den meisten Fällen ist ein gelegentlich auftretender Schwindel am Morgen harmlos und verschwindet innerhalb von zehn bis 30 Sekunden. Auch bei Patienten, die an einem gutartigem Lagerungsschwindel (BPPV) leiden, sollte der Schwindel nicht länger als wenige Sekunden anhalten.
Bei länger andauernden Schwindelattacken sollte ein Neurologe oder ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden, um schwerwiegende Krankheiten ausschließen zu können.