Schweißausbrüche sind plötzlich auftretende Reaktionen des Körpers zur Regulierung der Körperkerntemperatur. welche bei etwa 37°C liegt. Übersteigt die innere Körperkerntemperatur 37°C durch übermäßige Wärmezufuhr oder befindet sich der Körper im Schock, werden die Schweißdrüsen vom Nervensystem angeregt Flüssigkeit über die Hautoberfläche abzusondern.

Ursachen

Die Ursachen, die zum Schweißausbruch führen, sind entweder eine gewollte Wärmeabgabe des Körpers zur Regulierung der Körperkerntemperatur, oder eine Reaktion der Schweißdrüsen auf die extreme Stimulierung durch das unwillkürliche Nervensystem (hier Sympathikus) während eines Schockzustandes. Durch das Ausscheiden von Flüssigkeit über die Haut gibt der Körper nicht nur Wärme ab, sondern kühlt gleichzeitig den Körper von außen, durch die sich auf der Oberfläche bildenden Schweißperlen.

Als Ursache kommt alles in Betracht, was den Körper zur Wärmeproduktion oder zum Kämpfen und Fliehen anregt (aktiver Sympathikus): Sport, scharfes Essen, erhöhte Immunabwehr (Fieber), Überfunktion der Schilddrüse, Angst, Gefahr, Fluchtreaktion und um das Überleben des Körpers zu sichern (Schockzustand). Alle diese Situationen und Ursachen regen das unwillkürliche Nervensystem an, um u.a. die Schweißdrüsen zu aktivieren. Je nach Ursache werden zusätzliche Stoffwechselreaktionen stärker oder schwächer gleichzeitig angeregt. Nicht nur die Schweißdrüsen, sondern auch andere Organe werden so mehr oder weniger mit stimuliert. So führt ein Schweißausbruch, in einer Gefahrensituation zu kalten Schweißausbrüchen, beim Sport ist der Schweißausbruch warm. Dies könnte darin begründet liegen, je nachdem wie stark der Sympathikus aktiviert wird. Beim Schockzustand werden zusätzlich kleine Gefäße der Haut verschlossen, welche dann den austretenden Schweiß nicht mehr erwärmen können. Während des Sports oder bei aktiver Belastung schmeißt der Sympathikus den Energiestoffwechsel an und kann bei Übersteigen der erwünschten Körpertemperatur von 37°C den Schweißausbruch auslösen. Bei übermäßigem Stress, z.B. während eines angsteinflößenden Ereignisses, wird die Stressreaktion des Körpers und damit deren Nervenendigungen an den Schweißdrüsen aktiviert. Diese Stressreaktion wird ohne unseren Willen gesteuert, dass heißt, der Sympathikus wird nicht willentlich beeinflusst. Ein System, welches sozusagen „im Hintergrund“ abläuft, d.h. seine Funktionen nehmen wir nur wenig bis überhaupt nicht wahr. Ob wir schwitzen oder nicht, können wir also nicht verhindern, da es den Körper vor dem Überhitzen schützen soll, ob man will oder nicht.

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Schilddrüse

Die Schilddrüse schmeißt unseren Stoffwechsel so richtig an. Sie bestimmt einen großen Teil unseres Energieumsatzes mit und befeuert Verbrennungsvorgänge von Nährstoffen. Ist sie überstimuliert, wie bei einer Überfunktion wird ihr fördernder Antrieb häufig zur Last, da der Organismus dann auf Hochtour läuft. Die Wärmeproduktion wird angeschmissen und die Betroffenen reagieren sehr empfindlich auf zusätzliche Wärme von außen oder bei weiteren Erkrankungen. Daher kommt es bei Betroffenen mit einer Überfunktion der Schilddrüse gehäuft zu Schweißausbrüchen und vermehrtem Schwitzen.

Nachts

Von Schweißausbrüchen in der Nacht sind viele Menschen betroffen, die unter einer zu dicken Decke oder mit hochgeheizter Raumtemperatur schlafen. Dies deutet zwar nicht auf eine Erkrankung hin, kann aber den Schlaf stören und zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit am nächsten Tag führen. Nächtliches Schwitzen kann auch als Nebenwirkung mancher Medikamente auftreten. Vor allem zu nennen sind hier Psychopharmaka, Stimulantien, Tabletten zur Senkung des Bluthochdrucks oder Hormonpräparate. Um ein paar konkrete Präparate zu nennen, sind dies z.B., Antidepressiva oder Neuroleptika, Antibabypillen, L-Thyroxin für die Einnahme von Schilddrüsenhormonen und Cortison bei entzündlichen Prozessen. Besonders ausgeprägt kann sich dies zeigen, wenn die Medikamenteneinnahme kurz vor dem Schlafengehen stattfindet. Leider gibt es auch Krebserkrankungen, wie bösartige Hauttumore (Malignome), die zu nächtlichen Schweißausbrüchen führen können. Treten zusätzlich Fieber und Gewichtsverlust auf sollte dies unbedingt von einem Arzt untersucht werden. Genussmittel, wie Alkohol, Zigaretten, Drogen können sich im Schlaf negativ oder belastend für den Körper auswirken; besonders, dann wenn sie kurz vor dem Schlafengehen konsumiert werden. Auch diese können zu Nachtschweiß führen.

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In den Wechseljahren

Die Wechseljahre (Klimakterium) bezeichnen den zeitlichen Übergang von der vollen Geschlechtsreife einer Frau bis zum hormonellen Stillstand ihrer Eierstöcke. Diese können sich über ein ganzes Jahrzehnt strecken und betreffen die Frauen meist ab dem 45. Lebensjahr und enden mit Erreichen des 55. Lebensjahres. Natürlich sind dies individuelle Prozesse, die in zeitlicher Dauer und zeitlichem Auftreten der letzten Menstruation (Menopause) variieren und unterschiedlich stark von Symptomen begleitet werden. Vereinfacht ausgedrückt lässt die Hormonproduktion, vor allem die des Östrogens nach, wodurch neue Eizellen weder reifen, springen, noch sich entwickeln können. Dadurch wird eine natürliche Befruchtung/Schwangerschaft unmöglich und andere von Östrogen getragenen Funktionen versagen. Durch den Entzug des Östrogens wird auch der Wärmehaushalt fehl oder schlechter reguliert. Deshalb führt ein Östrogenentzug sehr häufig zu Schweißausbrüchen und Hitzewallungen. Frauen schwitzen dann in Situationen, in denen sie eigentlich Kälte empfinden müssten, wie im Winter unter einer dicken Winterjacke bei Minusgraden in der Kälte, oder ohne ersichtlichen Grund, da die Temperaturen objektiv betrachtet auf Zimmertemperatur stehen. Vor allem die Zeit vor der Menopause ist durch Schweißausbrüche geprägt.

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In der Schwangerschaft

Was am Anfang der Schwangerschaft noch als angenehm empfunden wird, kann ab Mitte der Schwangerschaft schnell zur Last werden. Der Organismus der Frau stellt sich auf eine Schwangerschaft ein, sobald die Eizelle befruchtet wurde. Daraufhin steigert der Körper die Leistung des Herz-Kreislaufsystems, um sich und seine Organe stärker zu durchbluten. Hauptsächlich bemerkbar macht sich dies in der Haut von Füßen, Händen, Beinen und Armen. Dadurch entsteht ein angenehmes warmes Gefühl, welches nach ein paar wenigen Monaten Schwangerschaft in Schweißausbrüche übergehen kann. Denn auch bei jedem weiteren Monat, in dem Kind und seine schwangerschaftserhaltende Organe wachsen, muss mehr Energie aufgewendet werden, um den Körper der Frau in Bewegung zu setzen. Dies führt vor allem bei aktiver Bewegung schneller zum Schweißausbruch.

Beim Essen

Es gibt zwei Gründe, warum Essen zur schweißtreibenden Angelegenheit werden kann. Bei den meisten Menschen reicht eine heiße Mahlzeit, anderen treibt so richtig scharfes Essen die Schweißperlen auf die Stirn. Die Gründe für den Schweißausbruch sind unterschiedlich zu betrachten, da sie völlig unterschiedlich vom Organismus wahrgenommen werden. Dass eine heiße Mahlzeit einen zum Schwitzen bringt erklärt sich fast von selbst. Alles was zusätzlich dem Körper Wärme zuführt, obwohl der Körper schon auf Wohlfühltemperatur (ca. 37°C) eingestellt ist, will der Organismus schnellst möglich wieder runterkühlen und fängt deshalb an zu schwitzen - ausgelöst durch Rückkopplungsmechanismen, die auf Ebene des Nervensystems verschaltet werden. Die Schweißdrüsen werden von Nervenfasern aktiviert und geben Wärme über Flüssigkeit nach außen ab, bzw. kühlen somit die Haut von außen.

Bei scharfem Essen verhält es sich ähnlich, aber doch etwas anders. Denn scharfes Essen ist bekanntlich kein wirkliches Geschmackserlebnis, sondern ein Schmerz. Die Schmerzschwelle ist bei jedem Menschen unterschiedlich hoch. Schmerzreize an sich führen dazu, dass das Nervensystem zur Stimulierung der Schweißdrüsen angeregt wird so wie bei Hitze auch. Gleichzeitig lösen manch scharfe Stoffe direkte Hitzereize aus, wie z.B. das Capsaicin im Pfeffer, da sie Kanäle von Nervenendigungen öffnen, die Wärme vermitteln.

Durch Erkältung

Häufig geht eine Erkältung mit Fieber einher oder umgekehrt. Das Immunsystem wird angekurbelt um die ursächlichen Viren zu vernichten. Dieser Abwehrmechanismus löst häufig Fieber aus, je nachdem wie stark das Immunsystem kämpfen muss. Fieber ist nötig, um die Krankheitserreger, die den Organismus befallen haben, abzutöten. Aber gleichzeitig versetzt das Fieber den Körper auch in eine ungünstige Lage, da er nur bei 37°C effektiv funktionieren kann. Der Wärmehaushalt wird gestört, vermehrt Energie benötigt, der Körper will die innere Temperatur runter regulieren, um vollständig funktionieren zu können. Vor allem bei zusätzlicher Wärme von außen kommt es dann zu starken Schweißausbrüchen.

Nach Alkohol

Die Sulfite im Alkohol können gelegentlich zu Unverträglichkeitsreaktionen führen.

Unverträglichkeitsreaktionen können sich als Schweißausbruch bemerkbar machen. Genauer aber ist dies zum jetzigen wissenschaftlichen Zeitpunkt nicht erklärbar. Betroffene, die unter Atemaussetzer in der Nacht (Schlafapnoe) leiden, können diese durch Alkoholkonsum verstärken. Kommt es zum Aussetzen der Atmung kann auch hierauf der Körper mit Schweißausbruch reagieren.

Da auch der Alkoholkonsum das Herz-Kreislaufsystem ankurbelt und hierdurch die Durchblutung der Haut gefördert wird, kann auch je nach Empfindlichkeit schon ein geringer Konsum zum Schweißausbruch führen.

Diagnose

Den Schweißausbruch als Diagnose zu bezeichnen wäre medizinisch falsch. Er ist ein begleitendes Symptom vieler Grunderkrankungen, vor allem derer die in Verbindung mit Wärmehaushalt und Stoffwechsel stehen. Also Schilddrüsenerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen etc. Darüber hinaus ist er anzusehen, als eine Reaktion auf unterschiedliche Ursachen, welche das unwillkürliche Nervensystems (hier den Sympathikus) und damit die Schweißdrüsen aktivieren.

Begleitende Symptome

Grundsätzlich gilt, dass die begleitenden Symptome abhängig sind von den zugrunde liegenden Erkrankungen oder Ursachen, welche den Schweißausbruch veranlassen. Klassische Begleitsymptome bei plötzlichem Schweißausbruch, ohne Grunderkrankung können Herzrasen, Heißhunger, Zentralisation (das Ansammeln des Blutes in der Körpermitte), Zittern oder Übelkeit sein (genauer siehe Unterpunkte).

Mit Schwindel und Zittern

Schwindel gepaart mit Schweißausbrüchen und evtl. auftretendem Zittern kann eine Unterzuckerung zugrunde liegen. Sowohl bei Diabetikern als auch bei Menschen, die z.B. gerade Erbrochen haben können an starken Kreislaufproblemen leiden, die sich dann vor allem durch kalten Schweiß und Schwindel zeigen. Liegt ein Infekt, z.B. der oberen Atemwege vor, wie der Nasennebenhöhlen kann auch dies zusätzlich zum Schweißausbruch und gleichzeitigem Schwindel führen. Aber auch Stress kann die Symptome in Kombination verursachen, besonders bei Menschen, die sehr sensibel auf stressige Situationen reagieren.

Schweißausbruch gepaart mit Schwindel und Zittern gehört auch zur (klassischen) Schocksymptomatik. Ein Schock kann verschiedener Ursache sein, z.B. durch den Verlust einer großen Menge an Blut, eine starke allergische Reaktion, z.B. auf einen Wespenstich, oder ein psychogener Erregungszustand. Gemeinsam ist allen, dass der Blutdruck abfällt, das Blut ins Körperzentrum umverteilt wird, die Schweißdrüsen aktiviert werden, Hände und Füße kalt werden. Diese und weitere Prozesse führen zu den genannten Symptomen.

Mit Übelkeit, Bauchschmerzen und Herzrasen

Plötzlicher Schweißausbruch in Kombination mit Übelkeit und / oder Herzrasen kann Hinweis auf einen Herzinfarkt oder eine Verengung der Herzkranzgefäße geben. Die Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel mit Blut und können bei Verengung zu Brustschmerz, Oberbauchschmerzen und Leistungsminderung führen. Vor allem unter Belastung treten Schweißausbrüche auf, häufig gepaart mit Übelkeit, ausstrahlenden Schmerzen in Oberbauch, Arme, Unterkiefer und Herzrasen. Der Grund dafür ist die Stimulierung des unwillkürlichen Nervensystems (Sympathikus) um die Defizite, die ein verengtes Herzkranzgefäß mit sich bringt zu kompensieren. Stichwort – Unterversorgung des Muskels mit Blut und dadurch verminderte Anreicherung von Sauerstoff. Da das System nicht nur lokal auf Herz und Gefäße Einfluss nimmt, sondern u.a. auch die Schweißdrüsen innerviert, treten die Symptome gemeinsam auf.

Therapie

Eine Möglichkeit zur Eindämmung von Schweißausbrüchen ist der Einsatz von Aluminiumchloriden wie sie teilweise in apothekenpflichtigen Deodorants enthalten sind. Sie können lokal angewendet, z.B. in Achselregion, als Schutz vor lästiger Nässe (bei regelmäßigem Gebrauch)  sehr effektiv schützen. Ansonsten werden die „klassischen“ Schweißausbrüche (wie hier in diesem Artikel beschrieben) nicht medizinisch (operativ) behandelt, da sie ein notwendiger Schutz und eine lebenswichtige Reaktion des Körpers darstellen.

Anwendungen zur dauerhaften Beseitigung von Schweißausbrüchen wie bei dem Krankheitsbild der Hyperhidrose gibt es verschieden operative, minimal invasive Eingriffe, hier einige Beispiele. Das mittlerweile erfolgreich eingesetzte Verfahren der Verabreichung von Botulinumtoxin (Botox®) im entsprechenden Areal (z.B. der Achseln). Dieses wird mit einer Spritze in flüssiger Form unter die Haut gespritzt. Mehrere Behandlungen sind nötig, können aber nach wenigen Anwendungen zur völligen Schweißfreiheit im behandelten Areal sorgen. Diese Behandlungsmethode bringt einen ca. sechs monatigen Schutz, bis sie wiederholt werden muss.

Auch eine Absaugung der Schweißdrüsen, bspw. in der Achselhöhle ist möglich. Hierfür wird ein kleiner Hautschnitt gesetzt, durch welchen die Schweißdrüsen mit speziellen Kanülen abgesaugt werden können. Der Effekt ist sofort spürbar.

Eine dauerhafte Lösung von Schweißfreiheit an Kopf, Händen, Achseln und Füße ist eine Art Abklemmung der sympathischen Nervenfasern in der Nähe des Rückenmarks. Hier wird ein Clip an die versorgende Nervenbahnstruktur „geclipt“, welche die Weiterleitung von Impulsen verhindern (Sympathikusblock).

Dauer und Prognose

In der Regel treten Schweißausbrüche akut auf und klingen nach wenigen Minuten wieder ab. Kommen sie häufiger vor und dauern über einen längeren Zeitraum an, handelt es sich nicht mehr um einen klassischen Schweißausbruch. Häufiges und andauerndes Schwitzen sollte ärztlich abgeklärt werden. Hierunter kann sich das Krankheitsbild einer Hyperhidrose (häufiges, übermäßiges Schwitzen) verstecken. Sind die Schweißausbrüche psychischer Genese kann eine Psychotherapie helfen.

Am Kopf und an den Händen

Lokalisierte Schweißausbrüche an den Händen oder am Kopf sind eher selten, es sei denn, es liegt eine Überfunktion der Schweißdrüsen im genannten Areal vor. Dann allerdings handelt es sich nicht mehr um das Symptom des Schweißausbruches, sondern um das Krankheitsbild der Hyperhidrosis palmaris (Handinnenflächen) oder der Hyperhidrosis facialis (Kopf/Gesicht) . Sie beschreiben das übermäßige, regelmäßige Schwitzen von Händen und des Kopfbereiches. Zusätzlicher Verzehr von schweißtreibenden Genussmitteln wie, koffeinhaltiger Getränke können zu einer Dauerstimulierung der Schweißdrüsen weiter beitragen.

Manchen Betroffenen steht aber auch sprichwörtlich der „Schweiß auf der Stirn“, wenn sie sich in einer Situationen befinden, die Angst oder Stress bereitet. Warum bei diesen Betroffenen der Schweißausbruch genau an Handinnenflächen, Stirn oder Schläfen lokalisiert ist und nicht z.B. in der Achselhöhle kann medizinisch nicht erklärt werden. Eine mögliche Erklärung besteht darin, dass die Betroffenen an bestimmten Körperstellen eine höhere Dichte an oder eine höhere Empfindlichkeit der Schweißdrüsen aufweisen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.10.2017 - Letzte Änderung: 27.06.2022