Übermäßiges Schwitzen ist ein häufiges Problem, das in der Fachsprache als Hyperhidrosis bezeichnet wird. Die Therapie sollte zunächst Psychotherapie, Verhaltenstherapie oder Hypnose beinhalten. Wenn diese Therapieversuche erfolglos sind, kann auch medikamentös oder operativ behandelt werden, indem die Grenzstränge des sympathischen Nervensystems durchtrennt werden.
Zur Behandlung der Hyperhidrose / übermäßiges Schwitzen gibt es unterschiedliche Ansätze, die unterschiedliche Erfolgsraten haben.
Indikation für die Operation
Die ETS (Endoskopische Thorakale Sympathektomie) soll dann als Behandlung in Betracht gezogen werden, wenn die nicht invasiven Methoden keine zufriedenstellende Ergebnisse erbringen.
Besonders Erfolgreich ist diese Operation bei dem übermäßigen Schwitzen der Hände. Wenn das Gesicht betroffen ist, müsste der Grenzstrang etwas höher durchtrennt werden, wodurch das Risiko für ein Horner-Syndrom (s.u.) steigt.
Nicht indiziert ist die operative Behandlung bei einer isolierten Hyperhidrose der Achselgegend und der Füße. Falls jedoch in solchen Fällen die Hände auch betroffen sind, kann von der ETS profitiert werden, weil die Patienten insgesamt eine bessere Stressbewältigung entwickeln.
Ablauf der Operation
Der Patient wird seitlich gelagert, die Lungen werden getrennt beatmet, so dass die Beatmung der Lunge auf der jeweiligen Seite, die gerade operiert wird, ausgeschaltet werden kann.
Dadurch wird eine ausreichende Sicht im Brustkorb erreicht, die dem Chirurgen erlaubt, den Grenzstrang aufzusuchen und zu unterbinden.
Anschließend wird ein kleiner Schlauch gelegt, über den die Luft im Spalt zwischen Lunge und Brustwand ("Pleuraspalt") abgesaugt werden kann. In der Regel wird in gleicher Sitzung die Gegenseite operiert, nachdem der Patient entsprechend gelagert und die gegenseitige Lunge beatmet wird.
Die Drainageschläuche werden meistens am Tag der Operation entfernt und eine Röntgen-Aufnahme der Lungen durchgeführt, um ggf. Restluft im Pleuraspalt zu sehen.
Risiken der Operation
Auch bei der ETS gelten die allgemeine Risiken einer Operation. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen, Wundheilungsstörungen, insbesondere bei einer Entzündung kommen.
Wie bei jeder Operation, können benachbarte Organe oder Strukturen auch bei der ETS beschädigt werden. In diesem Fall wird im Brustkorb operiert.
Neben der Lungen, befindet sich hier das Herz, dessen Verletzung lebensgefährlich werden kann. Zusätzlich verlaufen im Brustkorb die größten Gefäße des Organismus.
Nicht zu vernachlässigen ist die Leber auf der rechten und die Milz auf der linken Seite, die über das Zwerchfell ebenfalls verletzt werden können.
Horner-Syndrom
Zu einem Horner-Syndrom kommt es, wenn eine bestimmte Nervenzellansammlung ("Ganglion") betroffen wird, die sich im Verlauf des Grenzstrangs befindet. Dieses Ganglion liegt ganz nah an dem Bereich, in dem die Unterbindung des Grenzstrangs vorgenommen wird und ist deshalb gefährdet.
Als Horner-Syndrom wird eine Kombination von Gesichtsveränderungen genannt, die durch den Ausfall des Sympathikus im Kopfbereich zustandekommt.
Die Folgen davon sind, dass sich die Pupille nicht richtig erweitern ("Miosis") kann, wodurch es zu Sehschwierigkeiten im Dunkeln kommt. Zusätzlich tritt eine Verlagerung des Augapfels nach hinten, ins Schädelinnere ("Enophthalmus"). Des Weiteren verursacht der Ausfall des vegetativen Nervensystems in dem Bereich einen Herabhängen des Oberlids ("Ptosis").
Folgen der Operation
Geht man von der Annahme, dass dem übermäßigen Schwitzen ursächlich ein "verstellter Soll-Wert" zugrunde liegt, ändert sich dieser durch eine Operation nicht.
Diese Hypothese könnte eine Erklärung für das sog. "kompensatorische Schwitzen" darstellen. Es handelt sich dabei um eine gesteigerte Schweißbildung an anderen Körperteilen, wie Brust-, Bauch- und Rückenbereich, während die Hände trocken und warm bleiben. Das kompensatorische Schwitzen wird von den meisten Patienten, die sich operieren lassen, in Kauf genommen. In seltenen Fällen kommt es zu einer so stark gesteigerten Schweißbildung, dass sie die betroffenen Menschen extrem stört. Das ist ein Grund mehr sich vor der Operation mit den Gedanken der Risiken und Folgen auseinanderzusetzen.
Im Falle einer kombinierten Hyperhidrose im Bereich der Hände und Füße wird meistens eine Rückbildung der Schweißbildung im Fußbereich nach einer ETS beobachtet.
Dabei handelt es sich nicht um eine physiologisch erklärbare Tatsache. Vielmehr hängt die Besserung der Situation im Bereich der unteren Extremitäten eher mit der allgemeinen Steigerung der Lebensqualität zusammen, die durch die Sicherheit, dass die Hände jetzt trocken sind, entsteht.
Insgesamt berichten nach der Operation die Menschen über eine gewisse Gelassenheit in Stress-Situationen. Dies liegt sicherlich in der Diskrepanz zu dem Zustand vor der Operation.
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