In diesem Artikel geht es um die Langzeitblutdruckmessung. Unter anderem werden die Indikationen, der Ablauf und die Auswertung der Messung besprochen. Zudem werden Normwerte, bestimmte Aktivitäten während der Messung, Schmerzen und Kosten thematisiert.
Eine Langzeitblutdruckmessung ist die Messung des Blutdrucks in einem Blutgefäß über 24 Stunden. Es ist möglich, den Blutdruck an verschiedenen Stellen zu messen. Für eine Langzeitmessung kommen der periphere arterielle Druck, der zentrale Venendruck und der Druck in einer Lungenarterie in Frage.
Im klinischen Alltag wird fast ausschließlich der periphere arterielle Druck gemessen, normalerweise der Blutdruck einer Arterie des Oberarms. Das Verfahren wird routinemäßig im Krankenhaus als diagnostische Methode eingesetzt. Der Vorteil ist, dass es den Blutdruck in jeder Alltagssituation über einen Tag hinweg misst, so auch im Schlaf oder bei Bewegung. Für jede Aktivität gibt es Normbereiche des Blutdrucks. Somit kann zweifelsfrei ein zu niedriger Blutdruck oder ein Bluthochdruck erkannt werden.
Fällt bei einer Routineuntersuchung ein erhöhter Blutdruck auf, erhärtet sich der Verdacht auf permanenten Bluthochdruck. Fällt dieser in verschiedenen Situationen an unterschiedlichen Tagen neu auf, kann der zuständige Kardiologe eine Langzeitblutdruckmessung veranlassen. Nur mit der Messung kann die sichere Diagnose des Bluthochdrucks gestellt werden.
Ein zu hoher Blutdruck sollte unbedingt behandelt werden, da er viele Folgeerkrankungen, vor allem Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, auslösen kann. Betroffen von Bluthochdruck sind vor allem ältere Menschen, jedoch auch schon im Jugendalter kann er auftreten. Bluthochdruck stellt eine Volkskrankheit dar, die auch in Deutschland noch viele Menschen unerkannt und untherapiert lassen. Es empfiehlt sich auch schon für junge Menschen eine gelegentliche Überprüfung des eigenen Blutdrucks.
Hat ein Patient häufiger mit Schwindel oder Ohnmachtsanfällen zu tun, kann ebenfalls eine Blutdruckmessung durchgeführt werden. Es besteht der Verdacht von spontanen Blutdruckabfällen mitten am Tag.
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Mit dem Kardiologen wird ein bestimmter Tag für die Langzeitblutdruckmessung vereinbart.
Dieser Tag sollte ein möglichst alltäglicher sein, damit auch der normale Blutdruck erfasst wird. Besonders ungewöhnliche Unternehmungen oder schwere sportliche Betätigung sollten an diesem Tag nicht unternommen werden. Im Laufe des Tages erhält man das Gerät, das aus einer Manschette am Oberarm und dem dazugehörigen Messgerät besteht, welches um den Hals hängt. Die Manschette pumpt sich alle 15 Minuten auf und lässt langsam den Druck ab. In der Nacht misst das Gerät in der Regel nur alle 30 Minuten, damit der Schlaf nicht allzu sehr gestört wird. Nach 24 Stunden, zur gleichen Zeit des folgenden Tages, wird das Gerät in der Praxis abgegeben und anschließend durch den Arzt ausgewertet.
Während der gesamten Zeit soll der Patient ein Protokoll führen, welche Aktivitäten innerhalb der 24 Stunden ausgeführt wurden, damit eventuelle Anstiege und Abfälle des Blutdrucks nachvollzogen werden können. Es dauert einige Tage, bis alle Messungen der 24 Stunden ausgewertet wurden. Auf dieser Grundlage wird ihr Arzt den Blutdruck beurteilen können und mit Ihnen weitere Untersuchungen und Therapien besprechen.
Die Auswertung erfolgt durch den Arzt in den folgenden Tagen nach der Langzeitmessung.
Das Gerät, welches tagsüber alle 15 und nachts alle 30 Minuten aufgezeichnet hat, stellt die gemessenen Blutdruckwerte in einer Tabelle dar. Der Arzt vergleicht die Werte mit der Zeit und den im Protokoll angegebenen Aktivitäten. Daraus können Rückschlüsse gezogen werden, ob der Blutdruck für die jeweilige Situation zu niedrig, normal oder zu hoch war.
Zwischendurch erfolgen auch häufiger Fehlmessungen, vor allem in der Nacht, wenn der Arm mit der Manschette in einer schwer messbaren Position lag. Um dem Arzt die Auswertung zu erleichtern, sollte darauf geachtet werden, den Arm möglichst gerade zu belassen, wenn möglich auch in der Nacht.
Der ideale Wert des Blutdrucks beträgt etwa 120/80 mmHg.
Bei weniger als 100/60 mmHg spricht man von einer Hypotonie, einem zu niedrigen Blutdruck.
140/90 bildet die Grenze zu einem Bluthochdruck, einer sogenannten „arteriellen Hypertonie“. Diese lässt sich noch einmal abstufen in verschiedene Schweregrade. Ab etwa 180/110 mmHg spricht man von einem schweren Bluthochdruck. Dieser Wert ist ein Ruhewert. Er sollte erst nach etwa 10 Minuten Ruhe gemessen werden.
Die erste Zahl des Blutdruckwerts beschreibt den „systolischen“ Blutdruck, der im Gefäß unmittelbar nach dem Pumpen des Herzens gemessen wird. Der niedrigere, zweite Wert („diastolischer Blutdruck“) ist der geringste Druck des Blutflusses, der immer kurz vor einem Herzschlag auftritt.
Im Sport steigt der Blutdruck stark an, sollte jedoch im Gesunden auch hierbei eine gewisse Grenze nicht überschreiten. Der systolische Wert sollte im Idealfall unter 200 mmHg verbleiben, auch bei schweren und ausdauernden Belastungen. Dieser Wert kann vor allem in einer Belastungsblutdruckmessung in der Praxis erfolgen.
Informieren Sie sich über die Normwerte in unserem Artikel Blutdruckwerte
Ein Duschen während der Langzeitblutdruckmessung sollte weitestgehend unterlassen werden, da die Gefahr besteht das Messgerät durch das Wasser zu beschädigen.
Ist es absolut notwendig, während der 24 Stunden zu duschen, kann das Gerät dazu abgenommen werden. Es muss nur bedacht werden, dass die Messung alle 15 Minuten erfolgt. Das Abnehmen, Duschen und Anlegen sollte also möglichst zwischen zwei Messungen abgeschlossen werden.
Betreiben sie in ihrem Alltag regelmäßig Sport, so ist es durchaus erlaubt, am Tag der Messung auch nicht darauf zu verzichten. Generell sollen alle alltäglichen Aktivitäten normal geführt werden, damit keine Verzerrung des Gesamteindrucks entsteht.
Ist Sport jedoch eher eine Seltenheit im Alltag, sollte dieser so, wie weitere belastende, außergewöhnliche Aktivitäten unterlassen werden. Viele Ärzte raten dazu, keinen Sport während der 24 Stunden zu unternehmen. Das liegt daran, dass Ausdauersport schon unmittelbare Auswirkungen auf den Blutdruck haben kann. Eine halbe Stunde Ausdauersport kann bereits den Blutdruck für die folgenden 10 Stunden senken. Das Blutdruckverhalten während des Sports kann gut in der Praxis durch eine Belastungs-Blutdruckmessung erfolgen. Aus diesem Grund ist es eher ratsam während der Langzeit-Blutdruckmessung den Sport zu pausieren.
Für die Gesamtbeurteilung des Blutdrucks ist es besonders wichtig, die Werte bei Nacht zu ermitteln. In der Nacht kommt es im Gesunden durch den Schlaf zu einer Absenkung des gesamten Herz-Kreislaufsystems. Auch eine gesunde Blutdruckregulation ist dafür wichtig. Man spricht von einer Nachtabsenkung. Der Blutdruck sollte im Vergleich zum Ruhe-Blutdruck im Wachzustand um etwa 10-30 mmHg fallen. Bei vielen Menschen mit Bluthochdruck ist diese Nachtabsenkung nicht mehr besonders ausgeprägt. Ein hoher Blutdruck kann vom Schlaf abhalten und ist insbesondere in Hinsicht auf die Langzeitfolgen als stark gesundheitsschädlich einzustufen.
Die Langzeit-Blutdruckmessung bietet die seltene Gelegenheit, den Blutdruck im Schlaf messen zu können. Für den Träger des Messgeräts kann es während der Messung jedoch unangenehm sein. Viele Patienten beklagen, durch das Aufpumpen der Manschette jede halbe Stunde aufgeweckt zu werden. Man sollte versuchen, so gut es geht die Nacht trotz der Messungen zu überstehen, da die Werte in der Nacht für den Arzt wichtige Informationen liefern.
Sollten bei der Messung Schmerzen auftreten, kann dies ganz normal sein. Meist belaufen sich die Blutdruckwerte auf so hohe Werte, dass das Messgerät genug Druck aufbauen muss, um verlässliche Werte zu erhalten. In einigen Fällen ist das Messgerät allerdings nicht auf der adäquaten Höhe angepasst und kann somit keine Werte liefern.
Aus diesem Grund wird die Manschette dann übermäßig aufgepumpt, was zu einer Stauung, Rötung und Schmerzen im Arm führt, die bis in die Finger ausstrahlen können. Ist dies der Fall kann man die Messung einfach durch eine eigene Messung ersetzen, die man sich notiert. Danach wird das Blutdruckmessgerät neu angebracht und die nächste Messung abgewartet.
Mit einer neuen Messmethode kann der Blutdruck ohne Armmanschette gemessen werden.
Hierfür befindet sich ein kleines Gerät am Handgelenk, das mittels Pulswellen-Transferzeit und einem EKG arbeitet. Außerdem wird die Aktivität gemessen, was eine bessere Zuordnung erhöhter bzw. erniedrigter Blutdruckwerte ermöglicht. Weitere Vorteile dieser Methode sind die Messung aller Blutdruckwerte jeder Systole und Diastole, geringere Störanfälligkeit und die weniger störende Messung während der Nacht.
Da eine Langzeitblutdruckmessung den Blutdruck über einen Tag hinweg bei den täglichen Tätigkeiten darstellen soll, ist es zwingend notwendig den Tagesablauf so normal wie möglich zu halten.
Ein freier Arbeitstag, den man auf der Couch oder anderweitig entspannt verbringt, würde nur eine Verfälschung der Daten erwirken und die gesammelten Daten werden unbrauchbar. Einzige Ausnahme stellt hierbei Sport und schwere körperliche Arbeit dar. Darauf sollte nach Möglichkeiten während der 24 Stunden der Messung verzichtet werden.
Die Kosten einer Langzeitblutdruckmessung wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sofern ein Arzt die Indikation dafür stellt.
Wird solch eine Vorsorgeuntersuchung selbst angeregt, müssen die Kosten vom Patienten getragen werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf ca. 20 bis 30 Euro. Für die Krankenkassen lohnt sich eine Vorsorgeuntersuchung finanziell, da die Kosten die im Verlaufe einer Therapie eines spät erkannten Bluthochdrucks entstehen, durch eine rechtzeitige Diagnose reduziert werden können.