Durch verschiedene Risikofaktoren begünstigte Ablagerungen in der Gefäßwand nennt man Atherome. Mit zunehmender Größe kann es zu Symptomen kommen wie , Schwindel, Schmerzen, Sehstörungen oder Luftnot. Ursachen, Diagnose und Prognose sind vielfältig.
Der Begriff Atheromatose ist häufig sehr missverständlich. Als Atherome werden nämlich sowohl gutartige Weichteiltumore als auch fetthaltige Ablagerungen in den Wänden arterieller Gefäße bezeichnet.
Der Begriff Atheromatose bezeichnet das Auftreten atheromatöser Plaques, die auch Atherome genannt werden, in den Gefäßwänden von Arterien. Dabei handelt es sich um cholesterinhaltige Ablagerungen an der innersten Schicht der Arterien, die zu Verstopfungen der Gefäße führen können. Dadurch entstehen Gefäßverschlüsse, die zu Organschäden in dem Versorgungsgebiet der Arterien führen.
Die Begriffe Atheromatose, Arteriosklerose und Atherosklerose werden häufig synonym verwendet, obwohl dies streng genommen nicht richtig ist. Am ehesten können die Begriffe Atherosklerose und Atheromatose synonym verwendet werden. Die Arteriosklerose bezeichnet lediglich die Verhärtung der Arterienwand, ganz unabhängig von der Ursache, wohingegen mit dem Begriff Atheromatose cholesterinhaltige Ablagerungen in den Gefäßwänden gemeint sind.
Eine Atheromatose führt je nach Ausprägung und Lokalisation zu verschiedenen Symptomen. Sie besteht meist jahrelang unerkannt, bevor die ersten Symptome auftreten. Erst, wenn Gefäße durch die Ablagerungen verengt oder verschlossen werden, treten Beschwerden auf.
Ein häufiger Symptomkomplex, der auf dem Boden einer Atheromatose auftreten kann, ist die Angina Pectoris. Durch eine Verengung der kleinen Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, kommt es zu anfallsartigen Beschwerden bestehend aus Luftnot, Brustenge, stechenden Schmerzen, Panik und Schweißausbrüchen. Diese Beschwerden können in Ruhe oder nach Belastung auftreten. Bei einem vollständigen Verschluss eines oder mehrerer dieser Gefäße, entsteht ein Herzinfarkt. Dieser äußert sich durch anhaltende Schmerzen in der Brust, die in den linken Arm ausstrahlen können. Begleitend treten Symptome, wie Übelkeit, Schweißausbrüche oder Erbrechen auf. Bei Frauen verläuft ein Herzinfarkt meist weniger symptomatisch. Schmerzen in der Brust können komplett fehlen oder nur sehr gering ausgeprägt sein. Viel häufiger sind diffuse Bauchschmerzen oder Rückenschmerzen.
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Eine Atheromatose kann abgesehen von den Herzkranzgefäßen auch andere Gefäße, wie die Halsschlagadern (Arteria carotis communis) betreffen. Meist entstehen auch hier erst Symptome, wenn die Atheromatose schon stark ausgeprägt ist und das Gefäßinnere immer enger wird. Eine solche Verengung der Halsschlagadern, auch Carotisstenose genannt, kann durch Schwindel und Ohnmachtsanfälle auffallen. Eine mögliche Komplikation ist weiterhin die vorübergehende Blindheit auf dem Auge der betroffenen Seite. Diese schmerzlose Blindheit, die von selbst wieder vorübergeht, bezeichnet man als Amaurosis fugax. Die Amaurosis fugax sollte jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sie ist ein dringendes Warnzeichen für einen bevorstehenden Schlaganfall und sollte daher zu einer umgehenden Behandlung der Gefäßverengung führen.
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Auch eine sogenannte TIA – transitorisch ischämische Attacke -, die einem Schlaganfall ähnelt, kann als Komplikation einer Verengung der Halsschlagadern auftreten. Sie ist gekennzeichnet durch Symptome, wie Sprachstörungen, Lähmungen der Arme oder Beine einer Seite, Sehstörungen und Bewusstseinsverlust. Anders als bei einem Schlaganfall sind die Symptome jedoch nur vorübergehend und nicht so stark ausgeprägt. Auch eine TIA sollte sofort abgeklärt werden, da das Risiko für einen Schlaganfall im weiteren Verlauf sehr hoch ist.
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Letztendlich kann eine Atheromatose auch die Gefäße an den Beinen und Füßen betreffen und dort zu Durchblutungsstörungen führen. Diese sind je nach Ausprägung gekennzeichnet durch Schmerzen beim Gehen, kalte Füße und Beine, schlecht heilende Wunden an den Füßen und eine Verkürzung der Gehstrecke. Betroffene müssen öfter Pausen einlegen und können nicht mehr so weit gehen, wie zuvor.
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Eine Atheromatose kann je nach betroffener Gefäßregion zu verschiedenen Symptomen führen. Sie ist jedoch lange Zeit vorhanden, bevor die ersten Symptome entstehen. Häufig fallen die Ablagerungen in den Gefäßen durch Routine-Check-up-Untersuchungen beim Hausarzt auf, bei welchen große Gefäße mit dem Ultraschall untersucht werden. Dort sieht man weißliche Ablagerungen, die je nach Alter des Betroffenen altersentsprechend oder eben krankhaft sein können. Die Diagnose kann jedoch auch gestellt werden, wenn bereits Beschwerden, wie Durchblutungsstörungen, aufgetreten sind. Durch den Verschluss der Beingefäße können beispielsweise die Fußpulse fehlen oder Schmerzen beim Laufen entstehen. Verschlüsse in den Herzkranzgefäßen verursachen Angina Pectoris Beschwerden wie Luftnot und Brustenge. Eine Ablagerung in den Halsschlagadern kann durch Schwindelanfälle bis hin zu Ohnmachtsanfällen symptomatisch werden. All diese Symptome können näher untersucht werden und dadurch die Diagnose einer Atheromatose ermöglichen.
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Prinzipiell bestehen bei atheromatös bedingten Erkrankungen verschiedene spezielle Therapieansätze, die abhängig von der Erkrankung sind, als auch allgemeine Maßnahmen. Zu den allgemeinen Maßnahmen gehört zunächst einmal die Reduktion oder Beseitigung von Faktoren, die eine Atheromatose fördern und verschlechtern.
Die wichtigste Maßnahme ist eine vollständige Beendigung des Tabakkonsums. Weiterhin sollte bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion erfolgen. Für die Ernährung empfiehlt sich bei einer Atheromatose insbesondere eine mediterrane Ernährung mit guten Ölen, wie Olivenöl, und viel Gemüse. Sie wirkt sich positiv auf die Gefäße aus und verbessert die Fettwerte im Blut nachhaltig. Weiterhin ist moderates Ausdauertraining, etwa in Form von 20 Minuten Joggen drei Mal pro Woche, wichtig, um die Durchblutung der Organe und Gewebe zu verbessern.
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Weiterhin können blutverdünnende Medikamente wie ASS oder Clopidogrel eingesetzt werden, um das Risiko für Gerinnsel und Infarkte zu minimieren. Mit sogenannten Statinen wird der Fetthaushalt kontrolliert, sodass der LDL-Wert je nach Risiko des Betroffenen und Beschwerden in einem Zielbereich eingestellt werden kann. Dieser Cholesterin-Fettwert sollte dabei je nach Patient zwischen <160- <170 liegen. Weitere Risikofaktoren, wie ein Diabetes oder Bluthochdruck, werden ebenfalls mit Medikamenten behandelt, sodass sie die Atheromatose nicht weiter verschlechtern.
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Bei bereits bestehenden Schäden, wie einem Schlaganfall, Herzinfarkt, einem chronischen Nierenversagen oder arteriellen Verschlusskrankheiten erfolgen spezielle an das Krankheitsbild angepasste Therapien. Diese bestehen meist ebenfalls aus gerinnungshemmenden Medikamenten einerseits und gefäßerweiternden Eingriffen, wie beispielsweise einer Stent-Implantation, andererseits. Das Ziel ist immer, die gute Durchblutung der Organe oder Gewebe zu sichern, und die verengten Gefäße wieder zu erweitern.
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Es gibt verschiedene Ursachen für eine Atheromatose. Bei der Entstehung der Atheromatose unterscheidet man Haupt- von Nebenrisikofaktoren. Manche der Faktoren sind beeinflussbar. Zu den Hauptrisikofaktoren für eine Atheromatose gehören unter anderem der Tabakkonsum, der Diabetes mellitus, der Bluthochdruck und die Hyperlipoproteinämie. Bei einer Hyperlipoproteinämie handelt es sich um eine Erhöhung des LDL-Cholesterins. Dieses sollte im Normbereich unter 160mg/dl betragen. Bei Vorerkrankungen, wie Diabetes oder Bluthochdruck, strebt man sogar niedrigere Werte an. Weiterhin ist eine Erniedrigung des HDL-Cholesterins ein negativer Einflussfaktor für eine Atheromatose. Das mag widersprüchlich klingen, erklärt sich jedoch ganz einfach: HDL-Cholesterin ist das sogenannte „gute Cholesterin“, das aus den Blutgefäßen in die Organe zur Weiterverarbeitung transportiert wird. Daher lagert es sich nicht in den Gefäßwänden ab. Je niedriger das HDL und je höher das LDL sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Gefäßablagerungen. Ein weiterer Hauptrisikofaktor für eine Atheromatose sind Herzinfarkte bei Verwandten 1.Grades. Gerade wenn Familienmitglieder in jüngerem Alter (Frauen unter 65, Männer unter 55) betroffen sind, spricht dies für ein erhöhtes Risiko aufgrund einer Art Veranlagung zu Atheromen in den Gefäßwänden. Weitere Risikofaktoren für eine Atheromatose sind Übergewicht und ein hoher Spiegel der Triglycerid-Fette im Blut.
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Eine Atheromatose ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die je nach Ausprägung mit einer unterschiedlichen Prognose für den Betroffenen einhergeht. Wenn sie früh erkannt wird, kann viel getan werden, um einem Fortschreiten der Gefäßablagerungen und damit einhergehenden potentiellen Folgeschäden entgegenzuwirken. In fortgeschrittenen Ausprägungen kann die Prognose hingegen sehr schlecht sein, beispielsweise, wenn schon Schlaganfälle oder Herzinfarkte aufgetreten sind. Dann ist die Atheromatose schon sehr stark ausgeprägt. Dennoch ist es auch in diesen Fällen durch engmaschige Untersuchungen und konsequente Therapien oft möglich, weitere Komplikationen zu verhindern.
Durch Ablagerungen in der Gefäßwand der Aorta kann ein Aortenaneurysma oder eine Aortendissektion entstehen. Ein Aortenaneurysma stellt eine Aussackung des Gefäßes dar, die meist keine Symptome verursacht. Häufig wird das Aneurysma nur per Zufall in einer CT-Untersuchung entdeckt. Selten kann es zu unspezifischen Beschwerden, wie einem Druckgefühl in der Brust, Rückenschmerzen oder kolikartigen Flankenschmerzen führen. Ein sehr großes Aneurysma kann auf benachbarte Organe und Nerven im Brustkorb drücken und dadurch Beschwerden verursachen. Dazu gehören Schluckbeschwerden, Heiserkeit oder ein hängendes Augenlid.
Eine Aortendissektion ist eine Spaltung der Gefäßwand mit Ausbildung eines zweiten Gefäßkanals innerhalb der Gefäßwandschichten. Auch dafür ist die Atheromatose, neben anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder einer Bindegewebserkrankung, ein wichtiger ursächlicher Faktor. Eine Aortendissektion kann schwerwiegende Komplikationen, wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder eine Blutung nach sich ziehen.
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Eine Atheromatose an der Halsschlagader, die auch als Carotis bezeichnet wird, fällt häufig in Check-up-Untersuchungen beim Hausarzt auf. Eine Ultraschalluntersuchung dieser großen Arterien am Hals zeigt dann weißliche Ablagerungen in den Gefäßwänden. Diese verursachen lange Zeit keine Symptome, da durch das große Innere der Arterie immer noch genug Blut fließen kann. Erst, wenn die Ablagerungen so stark ausgeprägt sind, dass nicht mehr genügend Blut hindurchfließen kann, treten Beschwerden auf. Das bezeichnet man als symptomatische Carotisstenose. Die Einengung kann Symptome wie Schwindel oder Ohnmachtsanfälle verursachen. Auch eine sogenannte TIA (transitorisch ischämische Attacke), ein Vorbote des Schlaganfalls, kann auftreten. Typisch sind Symptome, wie vorübergehende Blindheit auf einem Auge (Amaurosis fugax), Lähmungen des Arms und Beins einer Seite, Sprachstörungen oder ein Bewusstseinsverlust. Eine symptomatische Carotisstenose oder eine sehr ausgeprägte Verengung sollten behandelt werden, indem die Ablagerungen entfernt und das Gefäß so wieder geöffnet wird (Thrombandarteriektomie).
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Eine Atheromatose der Herzkranzgefäße wird auch als koronare Herzkrankheit, oder kurz KHK, bezeichnet. Die kleinen Herzkranzgefäße sind wichtig für die Versorgung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut. Wenn die Herzkranzgefäße durch eine Atheromatose verengt sind, entsteht eine Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff. Das führt zu dem weit verbreiteten Symptomkomplex der Angina Pectoris. Bestehend aus einem stechenden Brustschmerz, Übelkeit und Luftnot. Dieser bessert sich meist unter Gabe des Medikaments Nitroglycerin. Eine vollständige Verengung eines Herzkranzgefäßes oder eine sogenannte Plaqueruptur können zu einem vollständigen Herzinfarkt führen. Als Plaqueruptur bezeichnet man das Ablösen einer Gefäßablagerung, auch Plaque genannt. Durch das Ablösen des Plaques kann es in einem engeren Gefäßabschnitt zu einem Verschluss des Gefäßes und dadurch zu einem Herzinfarkt kommen.
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