Medikamente gegen Durchblutungsstörung

Bevor man Medikamente gegen Durchblutungsstörungen verschreibt wird zuerst eine Lebensstiländerung versucht. Oft werden auch rezeptfreie Medikamente verordnet.

Medikamente gegen Durchblutungsstörung

Einleitung

Bevor überhaupt Medikamente verschrieben werden müssen, egal ob es sich um rezeptpflichtige oder rezeptfreie Medikamente handelt, in einem leichten Stadium der Erkrankung erstmal Veränderungen des Lebensstils angestrebt werden.

Dadurch kann man Durchblutungsstörungen vorbeugen und ihr Ausmaß und ihr Fortschreiten reduzieren.
Zu diesen Lebensstiländerungen gehören vor allem der Verzicht oder zumindest die Reduktion eines bestehenden Nikotin-, Alkohol und Koffeinkonsums, eine ausreichende Bewegung, bei bestehendem Übergewicht eine Gewichtsreduktion und eine ausgewogene, fettarme und ballaststoffreiche Ernährung.

Sollten Erkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und ein Bluthochdruck bestehen, sollten diese bestmöglich eingestellt sein, um Einflüsse auf die Gefäße zu minimieren. Auch ein hoher Cholesterinspiegel sollte gesenkt werden.

Rezeptfreie Medikamente

Bei Durchblutungsstörungen kommen vor allem rezeptfreie Substanzen zum Einsatz.
Dazu zählt zum einen die Anwendung von Ginkgoblättern.
Gingko fördert die Durchblutung und kann zellschädigende freie Radikale (= aggressive chemische Substanzen) einfangen.

Häufig wird vom Arzt auch die Anwendung von Magnesium empfohlen.
Magnesium führt zu einer Entspannung der Muskulatur, sodass die Muskeln nicht angespannt/verkrampft sind und die Gefäße nicht komprimiert werden, dadurch kommt in der Peripherie, wie in den Beinen, mehr Blut an.

Auch Knoblauch kann bei Durchblutungsstörungen zum Einsatz kommen. Knoblauch kann den Ursachen von Durchblutungsstörungen, die durch eine Verengung von Gefäßen zustande kommen, entgegen wirken.
Zum einen senkt Knoblauch erhöhte Spiegel von Blutfettwerten und wirkt zum anderen Arterienverkalkungen (Arteriosklerose) entgegen.

Ein weiteres Präparat, dass Verwendung findet, ist Natriumpangamat. Natriumpangamat erweitert die Blutgefäße und fördert allgemein die Durchblutung, dies vor allem im Gehirn und am Herzen.

Medikamente

Bei starken Durchblutungsstörungen, wie einem fortgeschrittenem Stadium der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit an den Beinen, werden auch rezeptpflichtige Medikamente verschrieben.

Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die auch bei der Vorbeugung von Schlaganfällen und Herzinfarkten verwendet werden, bei denen es sich um eine sehr starke Form der Durchblutungsstörungen handelt.
Zu diesen Medikamenten zählen die sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer. Die Thrombozytenaggregationshemmer sorgen dafür, dass die Blutblättchen (Thrombozyten), die für die Gerinnung des Blutes zuständig sind, nicht miteinander verkleben.
Dadurch kommt es weniger zur Entstehung von Blutgerinnseln, die Arterien verstopfen können und so zu Durchblutungsstörungen führen.
Die zwei prominentesten Vertreter dieser Medikamentenklasse sind Acetylsalicylsäure (ASS 100) und Clopidogrel.

Da neben den Blutgerinnseln auch häufig eine zunehmende Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose) für eine Durchblutungsstörung verantwortlich ist, müssen Faktoren ausgeschaltet werden, die diese verstärken. Dazu zählen unter anderem erhöhte Blutfettwerte, vor allem in Form von Cholesterin.
Deshalb werden bei Durchblutungsstörungen auch Senker der Blutfettkonzentrationen, wie die Fibrate eingesetzt.
Allerdings sollte vor der Gabe eines Blutfettsenkers versucht werden, die Cholesterinwerte durch eine Umstellung der Ernährung zu senken.

Auch Alprostadil, was zu den Prostaglandinen gehört, kann die Durchblutung fördern.
Es weitet die Gefäße und verhindert wie die Thrombozytenaggregationshemmer ein Verklumpen der Blutplättchen.

Cilostazol verhindert ebenfalls eine Aggregation der Blutplättchen und erweitert die Blutgefäße. Zusätzlich hat es einen positiven Effekt auf die Blutfettwerte.

Naftidrofuryl kann bei Vorliegen von pAVK, Raynaud-Syndrom und frischen Schlaganfällen eingesetzt werden.

Auch Gegenspieler des Calciums können verwendet werden. Calcium sorgt im Körper für eine Kontraktion der Muskulatur und sorgt so auch dafür, dass sich die Blutgefäße verengen, da sich in den Gefäßen ebenfalls Muskelzellen befinden. Durch die Gabe von Gegenspielern des Calciums wird dieser Mechanismus unterbunden und es kommt zu einer Entspannung der Gefäße, sodass in der Peripherie viel Blut ankommt. Zu diesen Kalziumantagonisten gehört zum Beispiel Nifedipin.

Durchblutungsstörung in den Beinen

Ist die Erkrankung noch nicht zu weit fortgeschritten, stellt bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ein Gehtraining die beste Art der Therapie dar.
Durch das kontrollierte Gehtraining, können Umgehungsblutgefäße (Kollateralen) aufgrund des gesteigerten Sauerstoffbedarfs ausgebildet werden und die Durchblutung und somit auch die schmerzfreie Gestreckt verbessert sich.
Für diesen Effekt ist es wichtig wenn möglich täglich zu trainieren, ansonsten ist der Anreiz zur Ausbildung von Umgehungskreisläufen zu schwach.

Medikamentös werden bei Durchblutungsstörungen der Beine, vor allem Medikamente eingesetzt, die die Fließeigenschaften des Blutes verbessern.
Zu diesen durchblutungsförderenden Präparaten zählen:

Pentoxifyllin fördert zum Beispiel die Durchblutung und verbessert die Fließfähigkeit des Blutes, da es die Zähigkeit (Viskosität) des Blutes senkt, indem es zu einer Verformung der roten Blutkörperchen führt und den Spiegel an Fibrinogen im Plasma reduziert, was für die Blutgerinnung von Nöten ist.
So kommt es durch Pentoxifyllin bei einer bestehenden peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) zu einer Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke.
Allerdings ist der Nutzen dieser Medikamente umstritten.

Auch Buflomedil verbessert die Gehfähigkeit bei einer pAVK, indem es antagonistisch an Rezeptoren wirkt, die für die Kontraktion von Muskelzellen in Blutgefäßen zuständig sind.

Durchblutungsstörung im Gehirn

Natriumpangamat verringert vor allem die Durchblutungsstörungen im Gehirn.

Bei chronischen Hirndurchblutungsstörungen können Mutterkornalkaloide (Stoff des Mutterkornpilzes) und zwar das Mittel Dihydroergotoxin verwendet werden.
Dies ist allerdings in der Anwendung umstritten, da es bisher keine klinischen Studien gibt, die die Wirkung tatsächlich belegen.

Zur Verbesserung der Durchblutung des Gehirns werden (vor allem prophylaktisch) auch gerne rezeptfreie Medikamente verwendet. Sie werden fürs Gehirn gerne zur Steigerung der kognitiven Fähigkeiten eingesetzt, auch um eine Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit vorzubeugen.

Dazu zählen vor allem Ginkgo, Knoblauch und Ginseng.
Ginkgo verbessert die Durchblutung von verengten Gefäßen. Die Wirkung des sogenannten Ginkgo bilobas setzt nach circa sechs bis acht Behandlungswochen ein.

Ginseng senkt den Blutdruck, senkt die Konzentrationen der Blutfettwerte und verhindert eine übermäßige Aggregation von Blutplättchen.
Zusätzlich führt es zu einer Relaxation der peripheren Blutgefäße und steigert die Kraft des Herzens, sodass der Körper besser mit Sauerstoff versorgt wird.

Knoblauch verhindert, dass es zu Gefäßablagerungen (Plaques) kommt und verbessert den Fluss des Blutes.

Durchblutungsstörung im Ohr

Teilweise kommt es auch zu Durchblutungsstörungen am Ohr.
Die Ursache von plötzlich einsetzenden Hörstürzen und Ohrgeräuschen (Tinnitus) ist zwar noch nicht genau geklärt, aber es besteht vermutlich ein Zusammenhang zwischen einem Hörsturz oder Tinnitus und Durchblutungsstörungen am Innenohr.

Manifestieren sich Durchblutungsstörungen am Ohr zum Beispiel in Form eines Hörsturzes kommt ebenfalls Ginkgo zum Einsatz, dass die Durchblutung fördert und gleichzeitig bestehende Ohrengeräusche reduziert.

Gleiches gilt für Natriumpangamat. Pentoxifyllin, was auch bei den Beinen zur Anwendung kommt und die Blutflusseigenschaften verbessert, kann auch für das Ohr angewendet werden, da es die Hörfähgiekeit nach einem Hörsturz verbessert.

Meist kommt standardmäßig bei einem Hörsturz eine Cortisoninfusions- oder -tablettentherapie zum Einsatz, da Kortison einen protektiven Effekt auf die Gefäße am Ohr besitzt (otoprotektiv). Der genaue Mechanismus ist allerdings noch nicht geklärt.
Am Ohr werden ebenfalls Naturheilmittel zur Verbesserung der Durchblutung eingesetzt. Vor allem die Präparate Ginkgo und Ginseng finden hier Verwendung.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Durchblutungsstörung finden Sie unter:

Weitere Informationen zum Thema Medikamente Durchblutungsstörungen finden Sie hier:

Weitere Informationen zum Thema

Eine Übersicht der bisher erschienenen Themen zu den einzelnen Medikamenten finden Sie unter: Medikamente A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.11.2015 - Letzte Änderung: 18.09.2024