Kalziumantagonisten werden zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche eingesetzt. Man unterscheidet 3 verschiedene Medikamentengattungen von Kalziumantagonisten. Ein anderer Begriff für Kalziumantagonist ist Kalziumkanalblocker.
Kalziumkanalblocker
English:
antagonist of calcium
Kalziumantagonisten haben eine dem Kalzium entgegen gesetzte Wirkung: Sie verhindern, dass Kalzium in die Herzmuskelzellen, die Zellen des elektrischen Überleitungssystems (Reiz-Leitungssystem des Herzens) am Herzen und die Muskelzellen der Blutgefäße gelangt.
Diese Medikamentengruppe wird zur Therapie eines hohen Blutdrucks (Arterielle Hypertonie), von Herzrhythmusstörungen und bei der Schädigung der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit) durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eingesetzt.
Am Herzmuskel führt das Fehlen von Kalzium zu einer verminderten Schlagkraft. Der Puls bzw. der Herzschlag wird langsamer, da die Zellen des Reiz-Leitungssystems durch die geringere Kalziummenge langsamer arbeiten. Das Herz wird in der Folge dieser Wirkungen besser mit Sauerstoff versorgt, so dass ein Herz mit geschädigten Herzkranzgefäßen im Rahmen der koronaren Herzerkrankung wieder besser versorgt werden kann.
Die Blutgefäßwände entspannen sich zunehmend, weshalb der Widerstand in den Gefäßen sinkt. Der Widerstand ist der Druck, den die Gefäße dem Herzen im Herz-Kreislauf-System entgegensetzen.
Die Nebenwirkungen der Kalziumantagonisten des Phenylalkylamin- und des Benzothiazepin-Typs sind eine Verlangsamung des Herzschlages und Herzrhythmusstörungen. Unter der Therapie mit Verapamil kann es zu Verstopfung (Obstipation) kommen.
Die Einnahme von Dihydropyridinen kann zu einem schnellen Puls bzw. Herzschlag und Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen führen.
Durch die gefäßerweiternde Wirkung, die allen Kalziumantagonisten gemeinsam ist, sind Kopfschmerzen, Schwindel sowie Wärmegefühl mit Gesichtsrötung möglich.
Es kann bei allen drei Gruppen der Kalziumantagonisten zu allergischen Reaktionen auf den Wirkstoff kommen. Das Medikament sollte dann umgehend abgesetzt werden!
Patienten, die vor weniger als 6 Wochen einen Herzinfarkt erlitten haben, sollten keine Kalziumantagonisten erhalten. Ebenso dürfen Patienten mit einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), mit einer Störung im Reiz-Leitungssystem des Herzens (Herzrhythmusstörung) oder akuten Durchblutungsstörungen des Herzens keine Kalziumantagonisten einnehmen.
Für die genannten Erkrankungen sowie in der Schwangerschaft besteht für diese Medikamentengruppe eine so genannte Kontraindikation, die die Gabe des Medikaments wegen schwerwiegender Nebenwirkungen verbietet.
Die Antwort auf die Frage, was die Alternativen zu Kalziumantagonisten sind, richtet sich vor allem danach, zu welchem Zweck das Medikament eingenommen werden soll. Bei der Behandlung von zu hohem Blutdruck gibt es beispielsweise gleich mehrere Alternativen, die gewählt werden können. Neben den sogenannten ACE-Hemmern eignen sich zum Beispiel die Thiazide oder gegebenenfalls auch die Betablocker für die Therapie.
In erster Linie wird der Arzt bei der Wahl eines geeigneten Medikaments die Begleitumstände des Patienten berücksichtigen wie zum Beispiel Alter und Nebenerkrankungen. In manchen Fällen wird ein zuerst verschriebenes Medikament dann nicht gut vertragen. Wenn es sich dabei um einen Kalziumkanalblocker handelt, kann dann gegebenenfalls auf eines der genannten alternativen Medikamenten gewechselt werden. Außerdem sollte bei der Überlegung, welche Alternativen sich zu Medikamenten wie den Kalziumantagonisten anbieten, auch immer berücksichtigt werden, dass auch durch nichtmedikamentöse Maßnahmen teilweise große Fortschritte erzielt werden können. Beispielsweise kann bei nur leicht erhöhtem Blutdruck durch eine gesunde Ernährung und ausreichend körperlicher Bewegung in vielen Fällen bereits eine Besserung erreicht werden, sodass gegebenenfalls sogar gar kein Medikament eingenommen werden muss. In jedem Fall sollten sie die möglichen Alternativen zur Einnahme von Kalziumantagonisten mit ihrem Arzt besprechen.
Kalziumantagonisten sind ein wichtiger Bestandteile bei der Behandlung von Angina pectoris. Meistens werden diese mit einem weiteren Medikament zur Behandlung der Beschwerden (Brustenge, Luftnot und Schmerzen bei Belastung oder Kälte) eingesetzt. Der Arzt verschreibt zusätzlich entweder einen Betablocker oder ein sogenanntes Nitrat. Der Verschreibung ist unbedingt Folge zu leisten, da bei einer falschen Kombination es ansonsten zu einer Verschlechterung der Situation kommen kann. Vorsicht geboten ist zudem immer, wenn die Medikamente bei einem Angina pectoris-Anfall nicht mehr wirken oder die Beschwerden bereits ohne, oder bei sehr geringer Belastung auftreten. Es kann sich dann auch um die Zeichen eines Herzinfarktes handeln, der nur im Krankenhaus ausgeschlossen oder gegebenenfalls behandelt werden kann. Bei entsprechenden Symptomen sollte man daher unverzüglich einen Arzt verständigen oder aufsuchen.
Kalziumantagonisten sollten bei Menschen, die an Morbus Parkinson leiden, nicht eingesetzt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte Vertreter aus dieser Medikamentengruppe die für die Krankheit typischen Symptome verschlechtern können. Es gibt allerdings auch Studien, die daraufhin deuten, dass ein bestimmter Kalziumkanalblocker sich bei Morbus Parkinson positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Aufgrund dieser (noch) uneindeutigen Studienlage sollten bis zum Erreichen neuer Forschungserkenntnisse Kalziumantagonisten bei Menschen mit Morbus Parkinson generell nicht eingesetzt werden.
Man kann diese Medikamentengruppe in drei weitere Untergruppen einteilen, die ihre Wirkung an unterschiedlichen Orten (Herzmuskel, Reiz-Leitungssystem, Gefäße) entfalten:
Die Gruppe der Phenylalkylamine, der Benzothiazepine und der Dihydropyridine.
Die Gruppen der Kalziumantagonisten:
Die Spalte „Name des Präparates“ enthält die Bezeichnung der Pharmafirmen für ihre Medikamente mit einem speziellen Wirkstoff aus der Gruppe der Kalziumantagonisten.
Die Gefäßwände sind der Hauptwirkort der Dihydropyridine (DHP):
Sie verringern den Gefäßwiderstand und senken somit den Blutdruck. Es kann bei der Einnahme von DHP zu einem Schnellerwerden des Herzschlages kommen (Tachykardie), da das Nervensystem reflexmäßig auf die Abnahme des Blutdrucks reagiert.
Dihydropyridine werden v.a. in der Behandlung des Bluthochdruck eingesetzt.
Die Untergruppe der Phenylalkylamine wirkt sowohl am Herzen als auch an den Gefäßen. Der Herzschlag wird langsamer und die Schlagkraft des Herzens verringert sich. Außerdem sinkt der Widerstand der Gefäße. Beide Mechanismen bewirken eine Senkung des Blutdrucks beim Patienten. Anders als bei den Dihydropyridinen kommt es nicht zu einem Schnellerwerden des Herzschlages, da die Medikamentenwirkung die Reaktion des Nervensystems aufhebt.
Phenylalkylamine finden Anwendung in der Behandlung des hohen Blutdrucks und von Herzrhythmusstörungen.
Die Benzothiazepine haben verglichen mit den Phenylalkylamine ähnliche Wirkungen, sie reduzieren die Schlagkraft des Herzens allerdings nur geringfügig.
Ein Vorteil der Medikakmentengruppe ist, dass sie keinen Einfluss auf Stoffwechselfunktionen haben und folglich nicht zu Blutzuckererhöhungen oder -senkungen und ähnlichem führen.
Benzothiazepine werden eingesetzt, wenn ein Patient an Herzrhythmusstörungen erkrankt ist.
Kalziumantagonistenhaltige Salben können bei Erkrankungen im Bereich des Anus zur Schmerz- und Beschwerdelinderung eingesetzt werden. Beispielsweise bei einem Hämorrhoidalleiden (schmerzhafte Blutgefäßaussackungen am Darmausgang) sowie bei einer Analfissur (Einriss der Darmschleimhaut im Analkanal) kann eine solche Salbe helfen. Sie wirkt direkt vor Ort und beugt einer Verkrampfung des Schließmuskels vor, die ansonsten zu starken Schmerzen führen kann. Insbesondere nach einer Operation kann der Einsatz einer Salbe mit einem Kalziumantagonisten als Wirkstoff sinnvoll sein. Diese führt zu einer Entspannung der Muskulatur des Schließmuskels sowie zu einer verbesserten Durchblutung. Dadurch wird auch der Heilungsprozess unterstüzt. Die Salbe wird dafür mehrmals täglich mit einem Finger im After ringsherum aufgetragen. Es sollte jeweils nur eine etwa erbsengroße Menge verwendet werden. Insgesamt sollte die Anwendungsdauer zwischen vier und sechs Wochen betragen. Die genauen Anweisungen für die Anwendung wird der behandelnde Arzt mitteilen.
Bei dem Wirkstoff Valsartan handelt es sich nicht um einen Kalziumantagonisten sondern um einen sogenannten AT1-Antagonisten. Diese entfalten ihre Wirkung nicht durch die Blockade von Kalziumkanälen an den Zellen, sondern durch eine Hemmung des Gewebshormons Angiotensin. Beim Wirkmechanismus von Valsartan spielt Kalzium zwar auch eine wichtige Rolle in den Zellen, aber es handelt sich dennoch um eine andere Wirkstoffgruppe als die Kalziumantagonisten. Valsartan und den Kalziumantagonisten ist gemeinsam, dass beide zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden. Häufig werden beide Medikamente auch kombiniert, damit jeweils eine geringere Dosierung gewählt werden kann. Ob sich bei einem Patienten ein Kalziumantagonist oder besser Valsartan (oder andere Medikamente mit ähnlichem Wirkmechanismus) geeignet ist, richtet sich nach den Begleitumständen. Patienten die zugleich an einer arteriellen Verschlusskrankheit der Beine (“Schaufensterkrankheit”) leiden, profitieren eher von der Wirkung eines Kalziumantagonisten. Wer an Diabetes (Zuckerkrankheit) oder einer Herzschwäche leidet, sollte besser mit Valsartan (oder einem anderen Medikament aus der Gruppe der Sartane oder ACE-Hemmer) behandelt werden.
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