Flunarizin ist ein Medikament, das gegen bestimmte Schwindelformen und zur Vorbeugung von Migräneanfällen eingesetzt werden kann. Es hemmt vor allem Kalziumkanäle und nimmt dadurch Einfluss auf die Erregbarkeit verschiedener Nervenstrukturen. Zusätzlich hat es antiallergische und antiarrhythmische sowie antikonvulsive Eigenschaften. Für Kinder ist Flunarizin nicht geeignet, bei älteren Menschen muss der Wirkstoff in geringerer Dosis verabreicht werden.

Flunarizin

Definition

Flunarizin ist ein Medikament, das gegen bestimmte Schwindelformen und zur Vorbeugung von Migräneanfällen eingesetzt werden kann. Es hemmt vor allem Kalziumkanäle und nimmt dadurch Einfluss auf die Erregbarkeit verschiedener Nervenstrukturen. Zusätzlich hat es antiallergische und antiarrhythmische (am Herzen) sowie antikonvulsive Eigenschaften (gegen Krampfanfälle). Für Kinder ist Flunarizin nicht geeignet, bei älteren Menschen muss der Wirkstoff in geringerer Dosis verabreicht werden.

Indikationen

Die Indikationen von Flunarizin beschränken sich auf die Behandlung von vestibulärem Schwindel, also Schwindel, der im Gleichgewichtsorgan im Innenohr entsteht, sowie auf die Prophylaxe von Migräneanfällen. Der Schwindel sollte vorher fachärztlich abgeklärt worden und seine Ursache definitiv dem Gleichgewichtsorgan zugeordnet worden sein. Zur Prophylaxe von Migräneanfällen kann Flunarizin eingesetzt werden, wenn es sich um eine klassische Migräne handelt, die sehr häufig durch schwere Migräneanfälle manifest wird und andere Therapeutika (zum Beispiel Betablocker) prophylaktisch keine Wirksamkeit gezeigt haben. Patienten mit dieser Form des Schwindel beziehungsweise der Migräne können vom Einsatz von Flunarizin profitieren.

Lesen sie mehr zum Thema unter: Therapie des Schwindels

Flunarizin bei Tinnitus

Bei Tinnitus handelt es sich um störende Ohrgeräusche, die subjektiv von einem Patienten wahrgenommen werden, ohne dass sich den Geräuschen eine Schallquelle zuordnen lässt. Dies ist für die Patienten oft mit einem sehr hohen Leidensdruck verbunden, da die Ohrgeräusche gerade in stillen Räumen oder beim Einschlafen sehr störend sein können.

Dementsprechend gibt es viele verschiedene Therapieansätze für einen Tinnitus, für die jedoch in den meisten Fällen bisher kein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis erfolgen konnte. Auch Flunarizin wird von HNO-Ärzten als Kalziumkanalblocker zur Therapie von Tinnitus eingesetzt, wobei ein positiver Effekt in wissenschaftlichen Studien bisher nicht belegt werden konnte. Da einige Patienten mit Tinnitus scheinbar subjektiv von der Therapie mit Flunarizin profitieren, kann das Arzneimittel durchaus probeweise bei Tinnitus zum Einsatz kommen und bei Erfolg weiterhin therapeutisch verabreicht werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Tinnitus

Wirkung

Flunarizin entfaltet seine Wirkung vornehmlich über die Blockade von Kalziumkanälen. Kalzium ist im Körper ein wichtiges Elektrolyt, das über die Kalziumkanäle in die Körperzellen einströmt und dadurch Signalübertragungen auslösen kann. Durch die Blockade der Kanäle wird demnach ein Einströmen von Kalzium in die Zellen verhindert und deren Erregbarkeit dadurch herabgesetzt.

Da in der Entstehung von vestibulärem Schwindel und Migräneanfällen ein Mitwirken des Kalziumstroms vermutet wird, wird Flunarizin erfolgreich bei diesen beiden Krankheitsbildern zur Therapie eingesetzt. Nebensächlich hat Flunarizin zudem eine antihistaminerge Wirkung durch Blockade von Histaminrezeptoren. Histamin ist ein Signalstoff, der bei allergischen Reaktionen eine Rolle spielt. Zudem wirkt Flunarizin Krampfanfällen entgegen und beugt Herzrhythmusstörungen vor.

Nebenwirkungen

Flunarizin kann neben den gewünschten Wirkungen auch verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen. So kann es unter anderem zu verschiedenen psychiatrischen Nebenwirkungen kommen, zum Beispiel zu depressiver Verstimmung, Benommenheit und Müdigkeit. Auch können Störungen im Bewegungsablauf auftreten, zum Beispiel Zittern, eine erhöhte Grundspannung der Muskulatur, unwillkürliche sowie verlangsamte Bewegungsabläufe und Bewegungsarmut.

Zudem wurde unter der Therapie mit Flunarizin häufig eine Gewichtszunahme (lesen Sie hierzu auch den folgenden Abschnitt) beobachtet sowie Sodbrennen, Übelkeit, Magenschmerzen und Mundtrockenheit. Gelegentlich berichteten Patienten über Angstzustände, Kopfschmerzen und ein allgemeines Schwächegefühl. Sehr selten traten Muskelschmerzen und eine Rötung der Haut auf.

Frauen, die gleichzeitig zu Flunarizin ein hormonelles Verhütungsmittel einnahmen, entwickelten häufiger eine Milchabsonderung aus der Brust (Galaktorrhoe). Sollten derartige oder anderweitige Nebenwirkungen auftreten, sollte der behandelnde Arzt konsultiert werden, damit dieser über das weitere Vorgehen entscheiden kann. Nicht selten genügt eine Reduktion der Dosis aus, um die Nebenwirkungen einzudämmen. Gelingt dies nicht, muss Flunarizin abgesetzt werden.

Gewichtszunahme unter Flunarizin

Unter Flunarizin kann es als Nebenwirkung zu einer Gewichtszunahme kommen. Diese kann sowohl mit gesteigertem als auch mit vermindertem Appetit einhergehen. Dies liegt an der Wirkungsweise des Medikaments, da es durch die Blockade von Kalziumkanälen auch zu einer Beeinflussung des Stoffwechsels und demnach auch zu einer Beeinflussung des Körpergewichts beitragen kann.

Dosierung

Flunarizin ist in Kapseln mit einer Wirkstoffmenge von 5mg erhältlich. Zur Behandlung von vestibulärem Schwindel werden in der Regel zwei Hartkapseln Flunarizin 5mg am Abend eingenommen. Patienten, die älter als 65 Jahre sind, nehmen nur eine Kapsel Flunarizin 5mg am Abend ein. Bei Besserung der Beschwerden sollte die Dosis im Verlauf reduziert werden, sodass das Präparat nur noch jeden zweiten Tag oder aber fünf Tage am Stück mit nachfolgend zwei Tagen Pause eingenommen wird.

Zur prophylaktischen Behandlung von Migräneanfällen gilt die gleiche Dosierung. Auch hier wird Flunarizin am Abend mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen. Das Medikament sollte in der erwähnten Dosis nicht länger als zur Symptomlinderung nötig eingenommen werden (meist nicht länger als zwei Monate). Sollte sich nach einem Monat Therapie mit Flunarizin keine Besserung der Beschwerden eingestellt haben, so sollte die Therapie mangels Effektivität abgebrochen werden. Gleiches gilt für einen nachlassenden Therapieerfolg oder das Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen.

Auch bei Erfolg der Therapie ist diese nur über maximal sechs Monate durchzuführen und sollte dann beendet werden. Treten im Anschluss erneut Symptome auf, kann Flunarizin erneut eindosiert werden. Die empfohlenen Tagesdosen von Flunarizin sollten in keinem Fall überschritten werden.

Flunarizin und Schwindel

Flunarizin wird zur Behandlung des vestibulären Schwindels eingesetzt. Diese Form des Schwindels ist durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans bedingt. Durch die Blockade von Kalziumkanälen nimmt Flunarizin Einfluss auf die Signalübermittlung im Innenohr und Gleichgewichtsorgan und kann dadurch Schwindelsymptome effektiv lindern. Der Schwindel sollte ausreichend diagnostisch abgeklärt worden sein, sodass sein Ursprung eindeutig dem Gleichgewichtsorgan zugeordnet werden kann. Für die Therapie anderweitig bedingten Schwindels ist Flunarizin meist nicht geeignet.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.01.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024