Schwangerschaftskomplikationen

Schwangerschaftskomplikationen können schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind haben, deshalb müssen Schwangerschaftskomplikationen möglichst früh erkannt und behandelt werden.

Schwangerschaftskomplikationen

Definition

Zu den Schwangerschaftskomplikationen gehören seitens der Mutter einmal die Krankheiten und Komplikationen, die durch die Schwangerschaft selbst erst entstehen und zu denen auch die Gestosen gehören, sowie die Verschlechterung von vorher bereits bestehenden ( z.B. chronischen) Erkrankungen. Diese können zu einer Risikoschwangerschaft führen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen unter: Schwangerschafskomplikationen - Was sind die Anzeichen?

Des weiteren werden Erkrankungen und Gegebenheiten (z.B. Infektionen in der Schwangerschaft und anatomische Besonderheiten) dazu gezählt, die zwar außerhalb einer Schwangerschaft relativ harmlos sind, aber diese nun gefährden können.

Das Sterblichkeitsrisiko unter Schwangerschaft und Geburt beträgt in Industrieländern mittlerweile nur noch 0,04%, in Entwicklungsländern jedoch sind die Zahlen auf Grund mangelnder medizinischer Versorgung immer noch dramatisch hoch.

Lesen Sie hierzu auch: Komplikationen unter der Geburt

Im Rahmen einer Zwillingsschwangerschaft kann es häufiger zu Komplikationen kommen als bei einer Schwangerschaft mit nur einem Kind. Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Zwillingsschwangerschaft - Das sollten Sie wissen!

Extrauteringravidität

Nistet sich ein befruchtetes Ei außerhalb der Gebärmutterhöhle ein, so spricht man von Extrauteringravidität. Ungefähr 1% der Schwangeren sind davon betroffen. Fast ausschließlich ereignet es sich so, dass das Ei die Passage durch den Eileiter nicht überwindet und sich daher hier einnistet. Äußerst selten kann es auch zur Einnistung in Bauchhöhle, Eierstock oder Gebärmutterhals kommen.

Als Ursache kommen neben anatomischen Besonderheiten vor allem Funktionsstörungen des Eileiters in Betracht. Diese entstehen häufig durch vorangegangene Entzündungen (Adnexitis), die wiederum zu Verklebungen und Vernarbungen innerhalb des Eileiters führen und so die Wanderung des Eis in die Gebärmutter behindern. Auch versprengte Gebärmutterschleimhaut innerhalb des Eileiters (Endometriose), Operationen im Bauchraum und bereits durchgemachte Extrauteringraviditäten können zu diesem Verlauf führen. Bei Anwenderinnen eines Intrauterinpessars („Spirale“ z.B. Kupfer-T) hat man ebenfalls vermehrt Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutterhöhle beobachtet. Hormonstörungen können auch eine Ursache sein.

Die Symptome äußern sich in Form von ausbleibender Regelblutung, auf die dann häufig Schmierblutungen und krampfartige Unterbauchschmerzen folgen. Auch bei negativem Schwangerschaftstest sollte immer ein Frauenarzt aufgesucht werden, der per Ultraschall, gynäkologischer Untersuchung und eventuell auch Bauchspiegelung eine Diagnose stellen kann.
Bei der Bauchspiegelung wird dann die Frucht entfernt und je nach Stadium muss auch der betroffene Eileiter mit entfernt werden.

Eventuell kann bei wenig fortgeschrittenen Stadien und Fehlen von Symptomen auch ein medikamentöser Abbruch der Schwangerschaft erfolgen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schwangerschaftsabbruch

Bis zu ein Fünftel der betroffenen Frauen ist erneut von einer solchen Schwangerschaft betroffen, wobei das Risiko immer dann höher ist, wenn der zuvor betroffene Eileiter im Körper belassen wurde.

Hypotonie in der Schwangerschaft

Ein zu niedriger Blutdruck (< 100/60mmHg) tritt in der Schwangerschaft häufiger auf als ein zu hoher. Zum überwiegenden Teil handelt es sich um einen Anlage-bedingt niedrigeren Blutdruck, der relativ harmlos ist. Es ist jedoch nachgewiesen, dass es bei betroffenen Schwangeren eher zu Komplikationen unter der Geburt kommen kann.

Als ursächlich für den niedrigen Blutdruck wird die hormonell bedingte Weitstellung der Venen angesehen. Symptome treten in Form von Schwindel, Müdigkeit und Frieren auf. Sehr viele Frauen leiden auch unter Verstopfung und Krampfadern (Varicosis). Beim Fötus (ungeborenem Kind) kann es durch mangelnde Durchblutung des Mutterkuchens (Plazenta) zu Wachstumsstörungen kommen.

Therapeutisch wird den Schwangeren empfohlen Bewegung und Salzzufuhr zu steigern, den Kreislauf durch Wechselduschen zu stimulieren und Stützstrümpfe zu tragen. Eventuell müssen auch Medikamente zum Einsatz kommen.

Auch ein zu hoher Blutdruck kann in der Schwangerschaft gefährlich werden und zu Komplikationen führen. Die damit einhergehenden Krankheitsbilder werden auch unter Schwangerschaftsvergiftung zusammengefasst.

Info: Vena-cava-Kompressionssyndrom

Eine Extremform stellt das sogenannte Vena-Cava-Kompressionssyndrom dar. Durch die Last von Gebärmutter und Fötus wird in Rückenlage die größte Vene (Vena cava) abgedrückt und somit zu wenig Blut zum Herz geleitet. Dadurch kommt es zu einem massiven Blutdruckabfall und zu einem Kreislaufkollaps. Zur Behebung des Syndroms sollte sich die Schwangere auf die Seite (am Besten die linke) drehen, um die Drosselung der Blutzufuhr zum Herzen zu beseitigen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter unserem dazu gehörigen Leitartikel: Vena-Cava-Kompressionssyndrom

Harnwegsbeschwerden

In der Schwangerschaft kommt es zu einigen Veränderungen, die Infektionen in den Harnwegen (Blasenentzündung) begünstigen können. Die Gebärmutter kann die Harnleiter (S. Ableitende Harnwege) durch ihre zunehmende Größe abklemmen, wodurch der Harn schlechter abläuft und sich eventuell bis in die Niere zurückstaut. Diese Umstände und die Veränderung des Urins in der Schwangerschaft bezüglich des pH-Wertes und der Zusammensetzung an Proteinen und Zucker bietet potentiellen Erregern ein gutes Milieu.

Die harmloseste Komplikation stellt dabei das symptomlose Auftreten von Bakterien in den weiblichen Harnwegen dar. Betroffen ist ungefähr jede zehnte Schwangere. Schnell kann sich jedoch eine akute Blasenentzündung entwickeln, die sich durch häufiges und schmerzhaftes Urinieren geringer Mengen manchmal blutigen Harns sowie Unterbauchschmerzen äußert. Deswegen glauben auch manche Frauen daran, dass Schmerzen beim Wasserlassen ein Schwangerschaftsanzeichen sind, aber es ist kein Anzeichen für Schwangerschaft, sondern kann im Rahmen einer Schwangerschaft unter Umständen häufiger auftreten.

In einem Viertel der Fälle geht daraus eine Nierenbeckenentzündung hervor. Im Gegensatz zur Blasenentzündung treten hier hohes Fieber und Flankenschmerzen hinzu.

Hinweis: Nierenbeckenentzündung

Da neben der Gefahr von Nierenschäden und einer Blutvergiftung auch die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt erhöht ist, sollte nach Diagnose eine baldige Therapie erfolgen.

Wie bei Bakterien im Urin und einer Blasenentzündung wird eine einwöchige Verabreichung von Antibiotika und regelmäßiges Trinken verordnet. Zusätzlich wird bei einer Nierenbeckenentzündung noch eine körperliche Schonung empfohlen.

Schwangerschaftsdepression

Diese tritt zwar deutlich seltener auf als die Wochenbettdepression (S. Wochenbett), betrifft aber dennoch jede zehnte Schwangere und sollte deshalb nicht unerwähnt bleiben. Die Ursache ist noch nicht sicher geklärt, doch werden hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft diskutiert. Einigen Frauen macht auch die vermeintliche Abnahme der körperlichen Attraktivität zu schaffen. Insbesondere der Glaube, dass eine Frau in Erwartung eines Kindes stets glücklich sein muss, kann Schwangere zusätzlich bedrücken und zu Selbstvorwürfen führen. Deshalb sollte jede Betroffene wissen, dass sie mit ihren Nöten und Ängsten nicht allein ist.

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Dehnungsstreifen

Sie stellen kein ernsthaftes medizinisches Problem dar, stören viele Frauen aber aus ästhetischen Gründen massiv. Sie entstehen durch Risse in der Unterhaut an besonders gedehnten Hautpartien, wie sie z.B. der Bauch, die Hüften und die Brüste (S. weibliche Brust) darstellen. Eine Volumenzunahme des darunter liegenden Gewebes ist die Ursache und kann auch durch Body-Building, Gewichtszunahme, schnelles Wachstum oder hormonelle Ursachen (Cortison, Östrogen) entstehen. Die rötlich durchschimmernden Streifen bilden sich kaum zurück und sind nur begrenzt zu behandeln. Die orale und äußerliche Verabreichung von Vitamin-A-Säure sowie die Anwendung von Lasern haben eine gewisse Wirksamkeit. Als Prävention sollte die Frau insbesondere den Bauch während der Schwangerschaft regelmäßig eincremen oder ölen, um die Elastizität des Gewebes zu unterstützen.
Weitere Maßnahmen, um Schwangerschaftsstreifen zu bekämpfen können Sie im Artikel Schwangerschaftsstreifen vorbeugen nachlesen.

Übermäßiges Erbrechen in der Schwangerschaft (Hyperemesis gravidarum)

Die Symptome Erbrechen treten vor allem zu Beginn der Schwangerschaft auf und können im Verlauf besser werden. Neben der massiven Übelkeit kann es auch zu gefährlicheren Symptomen kommen, die eine stationäre Aufnahme notwendig machen können. Dazu gehören vor allem die Austrocknung des Körpers und eine Gewichtsabnahme, die eine Schwangerschaft gefährden könnten. Eine definitive Ursache wurde bisher nicht gefunden, psychische Faktoren sowie eine übermäßige Produktion des Schwangerschaftshormons hCG (humanes Choriongonadotropin) werden jedoch diskutiert.

Thrombose in der Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft ist das Risiko für eine Thrombose erhöht. Ursächlich hierfür sind zum einen der veränderte Hormonhaushalt der Frau aber auch der Druck, den das Kind auf die mütterlichen Gefäße ausübt. Auch die Vererbung spielt eine Rolle. Wenn zum Beispiel bei der Mutter oder Großmutter der Schwangeren bereits eine Thrombose bestand, ist das Risiko für eine Thrombose während der Schwangerschaft erhöht. Zum Vermeiden einer Thrombose sind Stützstrümpfe und auch regelmäßig Bewegung hilfreich, weshalb zum Beispiel Langstreckenflüge vermieden werden sollten (Siehe auch: Darf ich in der Schwangerschaft fliegen?)

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Thrombose und Schwangerschaft

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.11.2008 - Letzte Änderung: 18.09.2024