Das Wochenbettfieber beschreibt eine Entzündung im weiblichen Genitalbereich. Es wird durch Bakterien ausgelöst.
Unter dem Wochenbettfieber (Puerperalfieber) versteht man Entzündungen und entzündliche Veränderungen im Genitalbereich der Frau während des Wochenbettes, die durch Bakterien ausgelöst werden.
Während des Geburtsvorganges kommt es zu kleineren Verletzungen und Einrissen im Geburtskanal der Mutter.
Über diese kleinen Wunden können dann Bakterien einwandern und das Wochenbettfieber (Puerperalfieber) auslösen.
So lange die Bakterien und die daraus resultierende Entzündung in der Gebärmutter (Uterus) verbleiben, stellen die Patientinnen in der Regel keine Symptome fest.
Erst wenn sich die Entzündung weiter ausbreitet kommt es zu den allgemeinen Symptomen. Diese sind Fieber mit Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Benommenheit.
Außerdem kann ein erhöhter Herzschlag (Tachykardie) und eine erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe) festgestellt werden.
Es tritt auch eine Blutarmut (Anämie) mit einer Erhöhung der normalerweise im Blut vorhandenen Leukozyten (Leukozytose) und einer Verschiebung des Blutbildes hin zu den jungen Blutzellen (Linksverschiebung) auf.
Das Wochenbettfieber kann bis zu einer potentiell lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) oder/und einem Schock führen.
Die Symptome einer Blutvergiftung sind Fieber oder Unterkühlung, eine erhöhte Herz- und Atemfrequenz und Veränderungen im Blutbild. In manchen Fällen kann es auch zu einer Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) kommen.
Das Wochenbettfieber, auch Kindbettfieber oder Puerperalfieber genannt, ist eine Infektionskrankheit und kann während des Wochenbettes, d.h. sechs bis acht Wochen nach der Geburt auftreten. Meist tritt das Wochenbettfieber während des Frühwochenbettes auf, also in einem Zeitraum ab 24 Stunden bis etwa zehn Tage nach der Entbindung. Das Wochenbettfieber kann auch nach einer Fehl- oder Totgeburt auftreten.
Die Ursachen des Wochenbettfiebers sind vielseitig. Die häufigste Ursache ist eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, eine sogenannte Endometritis puerperalis. Sie entsteht durch verschiedene Erreger, die in Geburtsverletzungen eintreten, dort Entzündungen verursachen können und unbehandelt zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen.
Eine weitere Ursache des Wochenbettfiebers ist die unvollständige Ablösung der Nachgeburt aus der Gebärmutter und das Auftreten eines sogenannten Lochialstaus, d.h. der Wochenfluss nicht richtig abfließen kann. Dabei bilden sich Giftstoffe, die eine Entzündung der Gebärmutter zur Folge haben.
Erfahren Sie mehr unter: Plazentaablösung nach der Geburt
Auch während des Milcheinschusses oder bei einer Entzündung des Brustdrüsengewebes kann Fieber auftreten (siehe unten).
Weitere Ursachen für Fieber im Wochenbett sind Thrombosen oder Entzündungen der Beinvenen und Infektionen im ganzen Körper, zum Beispiel im Bereich des Magen-Darm-Trakts, der Harnwege oder der Atemwege.
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko der Entstehung des Wochenbettfiebers erhöhen. Dazu zählen Wundheilungsstörungen, die unter anderem bei Geburtsverletzungen (zum Beispiel einem Dammriss) oder bei Operationswunden beispielsweise nach einem Kaiserschnitt auftreten können. Auch ein vorzeitiger Blasensprung kann die Entstehung des Wochenbettfiebers begünstigen.
Während des Stillens kann es insbesondere in der ersten Zeit zu einem Milchstau und einer Entzündung des Brustdrüsengewebes (Mastitis puerperalis) kommen. Diese tritt bei etwa einem Prozent der Frauen auf und entsteht meist durch Keime aus dem Nasen-Rachen-Raum des Säuglings. Diese breiten sich während des Stillens über kleine Verletzungen an den Brustwarzen aus und verursachen insbesondere bei Milchstau eine Entzündung des Brustgewebes. Dabei sind Schmerzen, Schwellung, Überwärmung und Rötung der betroffenen Brust typisch. Zusätzlich können die Lymphknoten in der Achselhöhle vergrößert sein und es kann hohes Fieber auftreten. Die Brustentzündung sollte antibiotisch behandelt werden, die Frau sollte währenddessen weiterhin stillen.
Auch während des Milcheinschusses, der etwa drei bis vier Tage nach der Geburt stattfindet, kann leichtes Fieber auftreten.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Milchstau
Nach einem Kaiserschnitt ist das Risiko für das Auftreten eines Wochenbettfiebers aufgrund einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis puerperalis) erhöht. Dies ist insbesondere bei einem nicht geplanten Kaiserschnitt mit einem vorangegangenen längeren Geburtsverlauf der Fall. Die Gabe von Antibiotika kann die Entstehung einer Infektion reduzieren. Auch Wundheilungsstörungen bzw. eine Entzündung der Operationswunde kann Fieber im Wochenbett verursachen.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Entzündung der Gebärmutter
Die Bakterien können durch die bei der Geburt entstandenen Wunden in der Gebärmutter und im Vaginalkanal in das Gewebe eindringen und dort eine Entzündungsreaktion auslösen.
Wenn die Bakterien bis in die Gefäße und somit in die Blutbahn eindringen, können sie dort auch eine Blutvergiftung auslösen.
Es gibt natürlich verschiedene Faktoren, die die Entstehung des Wochenbettfiebers (Puerperalfieber) begünstigen.
Dazu gehören unter anderem der Kaiserschnitt und andere operative Eingriffe, die auch bei der natürlichen (vaginalen) Geburt durchgeführt werden, wie zum Beispiel der Dammschnitt.
Häufige vaginale Untersuchungen können auch ein Wochenbettfieber begünstigen.
Wenn nach der Geburt Reste des Mutterkuchens (Plazenta) in der Gebärmutter verbleiben oder wenn es zu einem frühzeitigen Blasensprung, der zu einer so genannten trockenen Geburt führen kann, kommt oder wenn es zu einem Aufstau des Wochenflusses (Lochialstau) kommt, sind diese ebenfalls prädisponierend für die Entstehung des Wochenbettfiebers.
Bei den auslösenden Bakterien handelt es sich meist um Bakterien der Gruppen Streptokokken, Staphylokokken, Neisseria gonorrhoe oder Escherichia coli.
Allerdings können auch weitere Bakterien, die zu der Gruppe der nicht auf Luft angewiesenen Bakterien (Anaerobier) gehören, ein Wochenbettfieber auslösen.
Zum einen ist das Fieber beim Kindbettfieber länger und höher als bei einer Gebärmutterschleimhautentzündung (Endometritis), zum anderen sind die Symptome wie erhöhter Puls (Tachykardie) und die Unruhe der Patientinnen Weg weisend.
Außerdem riecht der Wochenfluss (Lochien) faulig, was durch die Zersetzungsprodukte der Bakterien entsteht.
Dieser Geruch wird meist durch die schwefelhaltigen Zersetzungsprodukte der Bakterien verursacht.
Die Gebärmutter ist dabei druckschmerzhaft und wenig zurückgebildet.
Ein klinischer Verdacht reicht aus, um mit der Therapie zu beginnen, zur Diagnosesicherung kann jedoch noch ein vaginaler Abstrich genommen werden.
Da es sich bei dem Wochenbettfieber um eine bakterielle Infektion handelt, wird bei einem Verdacht mit einem hochdosierten Breitbandantibiotikum anbehandelt, bis klar ist, um welchen genau bakteriellen Erreger es sich handelt.
Dann kann auf ein kalkuliertes, passgenaues Antibiotikum gewechselt werden.
Da es sich bei dem Wochenbettfieber um eine zwar seltene, aber dennoch schwer bis tödlich verlaufende Erkrankung handeln kann, ist ein schneller Therapiebeginn zwingend erforderlich.
Wenn das Wochenbettfieber in eine Blutvergiftung (Puerperalsepsis) übergeht, kann es auch zu einem Abfall der Blutplättchen (Thrombozyten) kommen, was dann ursächlich für schwere Blutungen sein kann und daher auch zum Beispiel mit Thrombozytenkonzentraten behandelt werden kann.
Das körpereigene Oxytocin wirkt außerdem zusammenziehend (kontrahierend) auf die Gebärmutter und wird meist in Kombination mit Methylergotermin gegeben.
Methylergotermin gehört zu den Mutterkornalkaloiden und wirkt rückbildend auf die Gebärmutter.
Zur Entfernung des entzündeten Gewebes eignet sich auch eine Ausschabung (Kürettage) der Gebärmutter.
Bei sehr schweren Verläufen kann auch die Entnahme der Gebärmutter (Hysterektomie) in Betracht gezogen werden.
Hierbei ist zu beachten, dass es sich um eine schwierigen Eingriff handelt, da im entzündeten Gewebe operiert wird und dass es sich um einen endgültigen nicht umkehrbaren Schritt handelt.
Dies bedeutet natürlich auch in der Folge, dass die betroffenen Patientinnen nicht mehr schwanger werden können.
Bei einem rechtzeitigen Beginn der Antibiotikatherapie sind die Prognosen gut, da das Wochenbettfieber ohne weitere Folgen abheilen kann.
Natürlich ist die Voraussetzung dafür eine frühzeitige Diagnose und eine rechtzeitig begonnene kalkulierte Antibiotikatherapie.
Kommt es allerdings im weiteren Verlauf zu einer Blutvergiftung, liegt die Sterblichkeitsrate bei 20-50%.
Dies zeigt nochmals wie essentiell wichtig eine frühzeitige Behandlung mit einem Antibiotikum ist.
Die beste Prophylaxe gegen das Wochenbettfieber ist eine gute und regelmäßige Desinfektion der Hände des medizinischen Personals und der medizinischen Untersuchungsgeräte.
Nur so kann ein im Krankenhaus beginnender Infekt (noskomialer Infekt) verhindert werden.
Sollten in der Vorgeschichte der Patientin bereits ähnliche Erkrankungen bekannt sein, wie zum Beispiel eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis), kann natürlich auch direkt nach der Entbindung mit einer Antibiotikagabe zur Prophylaxe begonnen werden.
Die Häufigkeit des Auftretens eines Wochenbettfiebers ist seit der Entdeckung der Händedesinfektion durch den Gynäkologen Ignaz Semmelweis im 19. Jahrhundert stark gesunken.
Bevor sich Semmelweis des Problems annahm, verstarben die Frauen sehr häufig an einer aus dem Wochenbettfieber resultierenden Blutvergiftung (Puerperalsepsis).
Heute liegt die Inzidenz in Deutschland bei circa 5 Prozent.
Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für das Wochenbettfieber zum einen davon abhängig, ob die Frauen zu Hause oder in einem Krankenhaus entbinden.
Außerdem ist diese Wahrscheinlichkeit auch noch sehr stark davon bestimmt, in welchem Krankenhaus die Entbindung stattfindet, da jedes Krankenhaus eine andere Quote für in dem Haus entstandene Infekte auszuweisen hat.
Daher ist es sinnvoll sich möglichst ein Krankenhaus mit einer geringen Infekt- und Komplikationsrate für die Entbindung zu suchen.
Generell gilt das Wochenbettfieber mittlerweile sowohl durch die Entdeckung der Händedesinfektion als auch durch die Antibiotika, als eine eher seltene und gut zu behandelnde Komplikation der Entbindung.
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