Es gibt verschiedene Formen der Schilddrüsenentzündung, die auch auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sind. Man unterscheidet unter anderem die akute Entzündung, die subakute Entzündung de Quervain und die Hashimoto-Thyreoiditis.
Eine Entzündung des Schilddrüsengewebes wird als Thyreoiditis bezeichnet. Sie tritt im Vergleich zu anderen Schilddrüsenerkrankungen selten auf. Zu den häufigsten Ursachen zählen Autoimmunerkrankungen. Dabei richten sich vom Immunsystem produzierte Antikörper gegen körpereigene Zellen.
Bakterien, Viren und äußere Einflüsse wie Verletzungen und eine Strahlenbehandlung können ebenfalls eine Entzündung nach sich ziehen. Ihnen gemeinsam ist die Entzündungsreaktion infolge eines bestimmten Reizes.
Ein erneuter Fieberanstieg nach einer bakteriellen Infektion kann den Beginn einer akuten Schilddrüsenentzündung markieren. Am Hals treten im Bereich der Schilddrüse Entzündungszeichen auf. Das Organ stellt sich druckschmerzhaft dar. Die Haut ist gerötet, geschwollen und überwärmt. Die Schmerzen können sich Richtung Ohr ausbreiten.
Heiserkeit, Schluckbeschwerden und geschwollene Lymphknoten im Bereich des Halses sind weitere Symptome.
Liegt eine vergrößerte Schilddrüse (Struma) vor, kann es durch Druck auf benachbarte Strukturen zu unterschiedlichen Symptomen kommen. Dazu zählen Atemnot, Beschwerden bei der Einatmung, Schluckbeschwerden, Kloßgefühl und Heiserkeit durch Abdrücken des Vagus-Nervs. Je nach Hormonproduktion, treten zusätzlich Symptome einer Über- oder Unterfunktion auf.
Die Schilddrüsenunterfunktion macht sich durch charakteristische Symptome wie Müdigkeit, Frieren, Zunahme von Gewicht, trockener, kühler Haut, trockenem Haar und verlangsamten Handlungen bemerkbar.
Leitsymptome einer Überfunktion der Schilddrüse sind ein dauerhaft erhöhter Puls, feuchtwarme Haut, erhöhter Blutdruck, Unruhe mit Schlafstörungen, ein Zittern der Hände, Schwitzen und Gewichtsverlust.
Neben einer vergrößerten oder geschwollenen Schilddrüse (Struma) tritt in mehr als der Hälfte der Fälle eine endokrine Orbitopathie auf. Dabei handelt es sich um eine mit Morbus Basedow in Verbindung gebrachte Autoimmunerkrankung.
Infolge entzündlicher Geschehnisse im Bereich der Augenhöhle, kann der Augapfel leicht aus dieser hervortreten.
Sowohl die autoimmun bedingte Hyper-, als auch die Hypothyreose sind nicht ansteckend. Eine thyreotoxische Krise im Rahmen der Schilddrüsenüberfunktion kann nach vermehrter Iodaufnahme oder bei schweren Erkrankungen auftreten.
Bestimmte Medikamente, genauso wie iodhaltiges Kontrastmittel zählen zu den Auslösern. Innerhalb sehr kurzer Zeit treten Verwirrung, hoher Puls, Unruhe, Herzrhythmusstörungen, Erbrechen und Durchfälle auf. Ohne Behandlung handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand.
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Ein typisches Beschwerdebild gibt bereits erste Hinweise auf die mögliche Ursache.
Die Schilddrüse ist mit den Fingerspitzen tastbar. Sie befindet sich etwas unterhalb des Kehlkopfes und liegt der Luftröhre vorne an.
Im Rahmen einer entzündlichen Reaktion ist eine Vergrößerung möglich. Ein Struma kann auf den ersten Blick nicht sichtbar sein und erst beim Tasten auffällig werden. Handelt es sich um einen seit geraumer Zeit stattfindenden Prozess, kann das Struma deutlich am Hals hervortreten.
Bei einer akuten Schilddrüsenentzündung zeigen sich erhöhte Entzündungswerte im Labor. Es liegt eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und eine vermehrte Konzentration weißer Blutkörperchen (Leukozytose) vor.
Im Rahmen einer subakuten Thyreoiditis ist die BSG ebenfalls stark beschleunigt, während die weißen Blutkörperchen nur eine leichte Erhöhung zeigen. Die Konzentration von Schilddrüsenantikörpern kann ansteigen.
Die Bestimmung des basalen TSH-Wertes im Labor hilft bei einer Aussage über die Schilddrüsenfunktion. Die peripheren Schilddrüsenhormone T3 und T4 bestimmt man in der Regel erst bei veränderten TSH-Werten. Liegen das TSH, als auch T3 und T4 im Normbereich, ist die Stoffwechsellage im Gleichgewicht, sprich euthyreot. Diese Konstellation ist am häufigsten.
Ist das TSH erhöht, handelt es sich um eine latente (T3/T4 im Normbereich) oder manifeste (T3/T4 erniedrigt) Hypothyreose. Man spricht von einer Unterfunktion.
Ist das TSH erniedrigt, liegt entsprechend der Werte von T3 und T4 eine latente oder manifeste Hyperthyreose, also eine Überfunktion, vor.
Die Bestimmung von Schilddrüsenantikörpern und die Durchführung einer Schilddrüsenszintigraphie dienen zur Differenzierung des Morbus Basedow, des autonomen Schilddrüsenadenoms und der diffusen Eigenständigkeit eines Schilddrüsenareals.
Zur Sicherung des Morbus Basedow müssen neben dem klinischen Bild bestimmte Antikörper (TRAK) vorliegen.
Außerdem kann eine Gewebeprobe (Biopsie) der Schilddrüse bei der Diagnosesicherung nützlich sein. Typischerweise werden einige Tausend Zellen durch die Feinnadelpunktion gewonnen und im Labor untersucht.
Erfahren Sie mehr unter: Schilddrüsenbiopsie
Das hypothyreote Struma kann Folge einer Schilddrüsenoperation oder einer Radioiod- bzw. thyreostatischen Therapie sein. Im Ultraschall erkennt man eine verkleinerte, echoarme Schilddrüse.
Ist dies nicht der Fall, bestimmt man zum Ausschluss einer Hashimoto-Thyreoditis Thyreoperoxidase- und Thyreoglobulin-Antikörper. Ebenso wichtig wie die Untersuchung der Schilddrüsen-spezifischen Laborwerte, ist die Sonographie.
Eine Ultraschalluntersuchung dient der Bestimmung des Schilddrüsenvolumens und der Suche nach Schilddrüsenknoten. Im Fall der subakuten Entzündung dient sie zum Ausschluss anderer Erkrankungen.
Als Folge einer akuten Entzündung können bakterielle Abszesse entstehen, die sich im Ultraschall darstellen lassen. Bei neu aufgetretenen diffusen Knoten, sollte dringend eine weitere Abklärung erfolgen.
Liegen Knoten vor, ist es sinnvoll eine Schilddrüsenszintigraphie durchzuführen. Zum Ausschluss eines bösartigen Wachstums oder zur genauen Abklärung einer hyperthyreoten Stoffwechsellage, kann man die Aktivität einzelner Areale überprüfen. Vor der Untersuchung wird über eine Vene schwach radioaktives Iod injiziert. Je nach Aktivität des Gewebes, wird das Radionuklid an manchen Orten vermehrt oder vermindert aufgenommen. Man spricht entsprechend von heißen Knoten (vermehrte Aktivität) und kalten Knoten (verminderte Aufnahme)
Liegt bei der Schilddrüsenszintigraphie ein kalter Knoten mit einem Durchmesser von mehr als einem Zentimeter vor, sollte zum Ausschluss eines Schilddrüsenkarzinoms eine Biopsie erfolgen.
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Die Feinnadelpunktion dient der genauen Abklärung des entnommenen Gewebes. Sie kommt auch bei der Abklärung der Thyroiditis de Quervain zum Einsatz. Typischerweise bilden sich feine Knötchen, sogenannte Granulome aus, die untersucht werden.
Die Therapie der akuten Thyreoiditis sollte in jedem Fall Bettruhe beinhalten. Hausmittel wie kühlende Halswickel und ausreichende Flüssigkeitszufuhr spielen außerdem eine wichtige Rolle. Im Fall einer bakteriellen Ursache können entsprechende Antibiotika zum Einsatz kommen. Sie werden meist in Tablettenform verabreicht. Kortisonpräparate dienen einer raschen Linderung der Symptome.
Handelt es sich um ein hypothyreotes Struma, erfolgt die lebenslange Therapie mit
L-Thyroxin. Da die Schilddrüse unzureichend Hormone produziert, führt man T4 (Levothyroxin) in Tablettenform zu. Dabei sollte ein stabiler TSH-Wert im Normbereich angestrebt werden.
Ein Morbus Basedow kann in der Hälfte der Fälle innerhalb eines Jahres mit Hilfe einer thyreostatischen Therapie ausreichend behandelt werden. Ist dies nicht der Fall, folgt eine definitive Therapie. Dies kann in Form einer Radioiodtherapie geschehen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Einleitung einer Schilddrüsenoperation.
Die Behandlung einer funktionellen Autonomie (Eigenständigkeit) der Schilddrüse bei einem hyperthyreoten Struma erfolgt zunächst mit Thyreostatika. Sie hemmen die Hormonproduktion und werden solange verabreicht, bis eine normale Stoffwechsellage erreicht ist. Anschließend wird bei großen Knoten ein Teil der Schilddrüse entfernt. Bei kleineren Knoten wird eine Radioiodtherapie durchgeführt. Diese Therapieform kommt vor allem bei älteren Patienten zum Einsatz.
Euthyreote Strumen ohne funktionelle Eigenständigkeit werden meist mit Hilfe von Iodid therapiert. Zusätzlich oder alternativ kann ein Schilddrüsenhormon verabreicht werden. Vor allem jüngere Patienten sprechen gut auf die Iodgabe an. Ziel der Therapie ist die Verringerung des Schilddrüsenvolumens. Ihre Kontrolle sollte regelmäßig mittels Ultraschall erfolgen.
Die Schilddrüsenoperation verspricht einen umgehenden Erfolg. Sie birgt jedoch einige Risiken. Dazu zählen Blutungen, die Lähmung des Vagus-Nervs und eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse. Eine solche subtotale Schilddrüsenresektion wird erwogen, wenn die medikamentöse Therapie versagt. Auch bei Komplikationen durch zu starkes Schilddrüsenwachstum und bei Verdacht auf einen bösartigen Knoten ist eine Operation indiziert.
Eine akute Entzündung der Schilddrüse wird meist durch Bakterien ausgelöst. Diese gelangen über den Blut- oder Lymphweg in die Schilddrüse. Eine Rachen-, Mandel- oder Nasennebenhöhlenentzündung fungiert als möglicher Ausgangspunkt des infektiösen Geschehens.
Zu den seltenen Auslösern zählen radioaktive Bestrahlung, die Einnahme bestimmter Medikamente, eine Verletzung des Organs und eine Autoimmunreaktion. Auch nach Infektionen mit Pilzen und bei Syphilis und Tuberkulose kann eine Entzündung vorkommen.
Die Thyroiditis nach einer Schwangerschaft zeigt einen subakuten Verlauf. Ihre Ursache beruht auf Autoimmunprozessen.
Häufige Ursache für ein Struma ist ein chronischer Iodmangel. Fehlendes Iod in der Schilddrüse führt zur vermehrten Bildung verschiedener Wachstumsfaktoren. Sie können eine Schwellung des Organs hervorrufen.
Beim Morbus Basedow handelt sich um eine Autoimmunerkrankung mit einer erhöhten Hormonproduktion. Sie manifestiert sich durch eine Hyperthyreose und eine entzündliche Gewebsvermehrung hinter dem Augapfel. Ursächlich für die Überfunktion sind Autoantikörper, die die Schilddrüse zu vermehrter Produktion von Hormonen anregen.
Eine Hypothyreose umfasst die Unterfunktion der Schilddrüse bis hin zum totalen Ausfall ihrer Funktion.
Bei der Thyreoiditis de Quervain handelt es sich um eine subakute Entzündung der Schilddrüse.
Im Rahmen einer Thyreoiditis de Quervain treten allgemeine Symptome wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit auf. Beim Tasten kann die Schilddrüse schmerzhaft sein. Zusätzliche Symptome sind Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und klinische Zeichen einer Schilddrüsenüberfunktion.
Im Vergleich zur akuten Thyreoiditis zeigen sich die Lymphknoten unauffällig. Grundsätzlich gilt, dass bei einer subakuten Schilddrüsenentzündung keine Ansteckungsgefahr besteht. Der ursächliche virale Infekt ist bei Beginn meist abgeheilt.
Die subakute Schilddrüsenentzündung ist nach dem Schweizer Mediziner De Quervain benannt. Ihr Auftreten wird häufig nach Virusinfektionen der Atemwege beobachtet. Die Krankheit verläuft im Gegensatz zu der akuten Form schleichend. Meist sind Frauen zwischen 30 und 50 Jahren betroffen.
Die Heilung der subakuten Thyroiditis erfolgt in einem Großteil der Fälle spontan. Unterstützend können antiphlogistische Mittel eingenommen werden. Sie wirken schmerzlindernd. Acetylsalicylsäure, ein nicht-steroidales Antiphlogistikum, eignet sich für diese Therapie. Auch Kortisonpräparate werden in der Behandlung eingesetzt.
Bei erwachsenen Frauen ist die Verkleinerung der Schilddrüse im Rahmen einer Hashimoto-Thyreoiditis am häufigsten. Auch hier handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Sie kommt in manchen Fällen in Verbindung mit anderen Autoimmunerkrankungen vor. Dazu zählen der Morbus Addison, das Turner-Syndrom und die rheumatoide Arthritis.
Im Zuge dieser Autoimmunerkrankung wird das Schilddrüsengewebe angegriffen und zerstört. Häufig werden auch hier Antikörper gebildet, allerdings nicht bei jedem Patienten, der an Hashimoto-Thyreoiditis leidet. Das heißt, dass die Antikörper hier nicht wie beim Morbus Basedow für die Erkrankung verantwortlich oder beweisend sind.
Die Symptome sind sehr verschieden: Während manche Patienten fast symptomfrei sind, leiden Andere an verschiedensten Symptomen, die oft auch zuerst an völlig andere Krankheiten denken lassen.
Allgemein zeigen sich meist zuerst Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion, später dann die einer Unterfunktion.
Die Krankheit kann nicht in ihrer Ursache behandelt werden, daher werden die Erkrankten mit L-Thyroxin behandelt um den Hormonhaushalt auszugleichen, der durch die Zerstörung des Gewebes gestört wird.
Der genaue Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis, lässt sich schwer vorhersagen. Die Zerstörung des Gewebes führt zu einer Unfähigkeit der Hormonproduktion. Sie müssen aus diesem Grund lebenslang ersetzt werden. Regelmäßige Ultraschall- und Laborkontrollen sind im Verlauf wichtig.
Die Prognose der akuten Schilddrüsenentzündung ist gut. Bei rechtzeitiger Antibiotikatherapie klingt die Erkrankung folgenlos innerhalb weniger Tage ab. Bei starker Zerstörung des Schilddrüsengewebes kann jedoch eine Unterfunktion auftreten.
Die subakute Form sollte mit Hilfe entzündungshemmender Mittel behandelt werden. Auf diese Weise heilt die Thyroiditis ebenfalls ohne bleibende Schäden innerhalb weniger Wochen bis Monate ab. In Einzelfällen entwickelt sich eine Unterfunktion, sodass einmal pro Jahr eine Kontrolle der Schilddrüsenwerte erfolgen sollte.
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