Besonders stoffwechselaktive Bereiche der Schilddrüse werden als heiße Knoten bezeichnet. Sie bedürfen einer ärztliche Abklärung und eventuell einer Therapie, da eine Schilddrüsenüberfunktion gefährlich sein kann.
Heiße Knoten in der Schilddrüse sind Areale, die einen besonders aktiven Stoffwechsel aufweisen und viele Hormone produzieren. Die Ursache für einen heißen Knoten sind an sich relativ einseitig, müssen aber von anderen Krankheitsbildern abgegrenzt werden.
In der Regel lässt sich ein solcher Knoten gut behandeln. Bei längerem Krankheitsverlauf ohne eine Erfolg bringende Therapie, kann es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen, die diverse Wirkungen auf den menschlichen Körper hat. Auch wenn ein heißer Knoten an sich keine Gefahr für den Patienten darstellt, kann eine starke Überfunktion dennoch sein Leben bedrohen oder sogar tödlich enden. Kalte Knoten treten allerdings um ein vielfaches häufiger auf.
Heiße Knoten können am Anfang der Entstehung ohne jegliche Symptomatik existieren. Auch im weiteren Verlauf gibt es Patienten, die eventuelle Wirkungen auf den Körper nie als störend empfinden und deswegen die Knotenbildung unentdeckt bleibt. Im Blut sind die Werte der Schilddrüsenhormone mehr oder weniger stark erhöht, was auf eine Überfunktion des Organs hindeutet.
Auch bei heißen Knoten baut sich das klinische Bild nach und nach auf, folgt aber der Symptomatik einer Schilddrüsenüberfunktion. So stehen grundsätzliche Unruhe, Schlafprobleme, ungewollter Gewichtsverlust, starkes Schwitzen, eine beschleunigte Verdauung mit Durchfällen, Haarausfall und Muskelkrämpfe zumeist im Vordergrund. Nicht immer müssen alle Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion auftauchen, da auch hier individuelle Schwankungen möglich sind.
Bei der Diagnostik heißer Knoten bestehen verschiedene Möglichkeiten sie zu entdecken und anschließend ihrem Aktivitätsniveau nach einzustufen. In vielen Fällen lassen sich heiße Knoten mit den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion assoziieren. Durch eine Tastuntersuchung (Palpation) kann der Patient oder ein Arzt erstmals auf einen Knoten aufmerksam werden. Beim Gespräch mit dem Patienten müssen die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion abgefragt werden. Um das typische Krankheitsbild des Morbus Basedow, welches außerdem mit hervorstehenden Augen (Exophthalmus) und einem Kropf (Struma) einhergeht, ausschließen zu können, sollten eben diese Auffälligkeiten kontrolliert werden.
Patienten, die an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden haben meist in Ruhe einen beschleunigten Herzschlag der bei der Pulsmessung auffallen sollte. Im Blutbild des Patienten fallen erhöhte Schilddrüsenwerte (TSH, T3, T4) auf. Bildgebend stehen dem Untersucher verschiedene Möglichkeiten offen. Als unschädliches Verfahren wird zunächst immer ein Ultraschall durchgeführt, bei dem man bestehende Knoten sehr gut darstellen kann. Ist der Knoten hierbei größer als 1 cm, wird auf die Szintigrafie zurückgegriffen. Dabei wird dem Patienten radioaktives Kontrastmittel (Technetium) verabreicht. Dieses ist nicht schädlich und lagert sich besonders dort ein, wo der Stoffwechsel hoch ist – in den heißen Knoten. Mit Hilfe einer sogenannten Gamma-Kamera, die die Strahlung darstellen kann, welche vom Kontrastmittel ausgeht, wird ein Bild erzeugt. Die besonders farbigen Bereiche sind deckungsgleich mit den stoffwechselaktiven Knoten.
Szintigraphie Schilddrüse einer weiblichen Patienten 46 Jahre mit autonomen Adenom.
Oftmals werden Knoten, die zunächst ertastet wurden, im Zuge der weiterführenden Diagnostik per Ultraschall dargestellt. Grundsätzlich kann die endgültige Entscheidung, ob ein kalter, heißer oder stoffwechselnormaler Knoten vorliegt, erst mit Hilfe eines Szintigramms getroffen werden. Allerdings kann der Knoten im Ultraschall bestimmte Eigenschaften aufweisen, die einen heißen Knoten wahrscheinlicher werden lassen.
Ist das Gebilde echoarm, wird also der Schall nicht gut zurückgeworfen, könnte ein heißer Knoten vorliegen. Im Bild zeigt sich dies als dunkle Fläche, da echoreiche Areale hell dargestellt werden. Oftmals befindet sich in der Mitte heißer Knoten Flüssigkeit, was man auch als zystisches Areal bezeichnen kann. Diese Flüssigkeit ist in der Regel entzündlicher Natur. Im Ultraschall stellen sich Flüssigkeiten ebenfalls dunkel dar.
Der untersuchende Arzt kann sich im Bild farbig markiert die Durchblutung des Gewebes einblenden lassen. Mit Hilfe dieser Funktion, sollte bei einem heißen Knoten ein deutlich durchbluteter Randbereich sichtbar werden. Dieser ist durch die hohe Stoffwechselaktivität des Knotens bedingt.
Gegebenenfalls kann auch eine Gewebeprobe des verdächtigen Bereichs unter Ultraschallkontrolle entnommen und mikroskopisch untersucht werden. Diese Verfahren nennt sich Biopsie. Bei der Schiddrüse reicht meist die so genannte Feinnadelbiopsie aus.
Informieren Sie sich darüber unter: Schilddrüsenbiopsie
Patienten die an heißen Schilddrüsenknoten leiden, müssen nicht zwangsläufig therapiebedürftig sein. Stellt sich allerdings im Rahmen eines autonomen Schilddrüsenadenoms eine Schilddrüsenüberfunktion ein, so sollte diese unbedingt behandelt werden. Die Belastung die der Patient dabei empfindet, kann individuell schwanken. So muss bei gleichem Hormonspiegel nicht die gleiche Behandlung folgen.
Während es mehrere Möglichkeiten einer Therapie gibt, ist die medikamentöse Behandlung normalerweise Mittel erster Wahl. Die Schilddrüsenzellen werden durch Medikamente ausgebremst. Dies geschieht über eine Hemmung der Jodverarbeitung, nachdem dieses aus dem Blut aufgenommen wurde. In Folge dessen werden weniger Schilddrüsenhormone produziert und die Stoffwechsellage kann sich normalisieren. Arzneimittel mit einer entsprechenden Wirkung sind beispielsweise Thiamazol oder Propylthiouracil. Da dosisabhängige Nebenwirkung existieren, sollte sich immer an die vorgegebenen Mengen gehalten werden.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Therapie Schilddrüsenüberfunktion.
Die Radiojodtherapie ist eine Variante der Behandlung von verschiedensten Schilddrüsenerkrankungen. Auch bei heißen Knoten, die mit einer Schilddrüsenüberfunktion verbunden sind, kann diese Therapie der Nuklearmedizin eingesetzt werden. Dem Patienten wird hierbei radioaktives Jod verabreicht. Durch die Aufnahme von jenem Jod in die Schilddrüse kann eine lokal begrenzte Wirkung erzielt werden. Da die Substanz ebenfalls Strahlungsschäden verursacht, kommt es zunächst zur Verlangsamung des Stoffwechsels und Funktionsverlust der Zellen, anschließend zur Hemmung der Reproduktion und letztendlich zum Zelltod.
Durch die geringe Reichweite der therapeutischen Beta-Strahlung (ca. 0,5 Millimeter im Gewebe), welche vom radioaktiven Jod ausgeht, werden die benachbarten Organe bestmöglich geschützt. In Langzeitstudien konnte keine Steigerung an Krebsfällen nach vorgenommener Radiojodtherapie festgestellt werden. Die Behandlung muss stationär erfolgen, auch wenn die Strahlenbelastung nur etwa so hoch ist, wie bei einem Röntgenbild. Der Grund dafür liegt in der Ausscheidung radioaktiver Teilchen durch den Patienten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Radiojodtherapie mit 131Jod.
Haben sich die Folgen eines oder mehrerer heißer Knoten nicht durch eine vorangegangene Therapie beheben lassen, so kann auch auf eine Entfernung der Knoten zurückgegriffen werden. Ein weiterer Anlass ist ein sehr großer Kropf (Struma), welcher mechanische Einschränkungen für den Patienten mit sich bringt oder ein weitläufiger Befall mit kalten Knoten. Beim Entfernen des Knotens bestehen verschiedene Möglichkeiten, Schilddrüsengewebe zu erhalten. Es besteht einerseits die Möglichkeit, den Rundherd mit einem gewissen Sicherheitsabstand zu entfernen und den Großteil des vermeintlich gesunden Gewebes zu belassen. Andererseits kann ein ganzer Schilddrüsenlappen (Hemithyreoidektomie) oder sogar die gesamte Schilddrüse (Thyreoidektomie) entfernt werden.
Bei der Operation der Schilddrüse wird der Patient immer, egal ob nur der Knoten oder ganze Anteile entfernt werden, in Vollnarkose versetzt. Genaues Arbeiten ist auch hierbei von größter Wichtigkeit. Um in das Operationsgebiet zu gelangen, wird der Schnitt am Hals quer auf halber Länge durchgeführt. Dabei kommt aus späteren kosmetischen Gründen gern ein Schnitt in einer Hautfalte zum Einsatz. Durch diese Lokalisation ist die Narbe nach vollständiger Abheilung oftmals kaum noch erkennbar. Nach der obersten Hautschicht folgen die unteren Schichten, das Bindegewebe und die Halsmuskulatur. Die Schilddrüse liegt auf dem Kehlkopf auf und muss nun vorsichtig entfernt werden. Durch die gute Gefäßversorgung, mit der das Organ ausgestattet ist, sollte der Operateur jederzeit mit Blutungen rechnen und durch blutstillende Maßnahmen dagegen gewappnet sein.
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Bei Operationen an der Schilddrüse können spezielle Komplikationen auftreten. In der Regel wird der Kehlkopf oder die Luftröhre nicht verletzt, da hierbei sehr grob gehandelt werden müsste. Besonderes Augenmerk muss auf die Nebenschilddrüsen, auch Epithelkörperchen, genommen werden. Diese sind paarig übereinander, hinter jedem Schilddrüsenlappen angeordnet und sind wichtig für den Kalziumstoffwechsel. Sie produzieren Parathormon, welches den Kalziumspiegel im Blut steigern kann. Da die Epithelkörperchen sehr klein sind, besteht die Gefahr, dass sie mit entfernt werden.
Kann nicht genügend Gewebe im Operationsgebiet belassen werden, existiert auch eine andere Variante der Erhaltung. Dabei werden die Nebenschilddrüsen in den Arm verlagert und an das Gefäßsystem angeschlossen, sodass der Kalziumhaushalt weiterhin geregelt werden kann.
Neben diesen kleinsten Organen, ist auf den Nervus laryngeus recurrens zu achten. In seinem Verlauf passiert er die Schilddrüsenregion und gelangt schließlich an der Seite der Luftröhre gelegen bis zum Kehlkopf. Dort ist er für die nervale Versorgung fast aller Kehlkopfmuskeln zuständig, was seine immense Bedeutung deutlich macht. Durch die Schädigung des Nervus laryngeus recurrens kann es zu dauerhaften Schäden kommen. Diese zeigen sich in Form von bleibender Heiserkeit oder Luftnot. Problematisch ist die Schädigung beider Seiten. Da die Muskulatur des Kehlkopfs, als auch die Stimmbänder nicht mehr bewegt werden können, wird die Öffnung der Stimmritze unmöglich – der Patient droht zu ersticken.
Gutartige Tumore sind in den meisten Fällen die Ursache für einen heißen Knoten. Einen solchen Tumor nennt man auch Adenom. Adenome können in der Schilddrüse, welche für den Jodhaushalt zuständig ist, durch einen Mangel an eben genau diesem Stoff entstehen. Nimmt ein Mensch zu wenig Jod über seine Nahrung auf, so kann die Schilddrüse nicht genug Hormone produzieren, da diese Jod enthalten. Um den Hormonspiegel aufrecht zu erhalten, versucht der Körper die Minderproduktion zu kompensieren, indem die Schilddrüse wächst. Dazu werden Wachstumshormone ausgeschüttet, die nun lokal zu Zellwucherungen führen können – ein Knoten entsteht. In manchen Fällen verselbstständigt sich das Gewebe, welches zum Wachstum angeregt wurde, was man ein autonomes (selbstständiges) Adenom nennt. Diese Zellen entziehen sich der Steuerung vom Gehirn und produzieren nun Hormone in Übermaßen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Erkrankungen der Schilddrüse.
Auf diesem Weg kann ein oder auch mehrere Knoten entstehen. Nehmen die Knoten in der Schilddrüse Überhand, spricht man von einem disseminierten (weit verbreiteten) Adenom. Hier muss nun die Differenzierung zwischen heißen Knoten und Morbus Basedow stattfinden. Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die kontrollierte Steuerung der gesamten Schilddrüse verloren geht. Eine allgemeine Überfunktion stellt sich ein, die nicht mehr fokal (herdartig) begrenzt ist. In sehr seltenen Fällen treten beide Krankheitsbilder gleichzeitig auf – es besteht ein Marine-Lenhart-Syndrom. Dabei wird die Diagnostik stark erschwert.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schilddrüsenüberfunktion.
Die Schilddrüse nimmt eine wichtige Position in der Steuerung des Energiehaushalts und der Wachstumskontrolle ein. Sie beeinflusst die Zellen des Körpers mit Hilfe der durch sie gebildeten Hormone – T3 (Triiodthyronin) und T4 (Thyroxin).
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) werden zu viele Hormone gebildet. Der Stoffwechsel wird angekurbelt und es entsteht ein Überschuss an Energie für den Körper. Jeder Patient reagiert individuell auf eine Schilddrüsenüberfunktion. Oftmals bleibt sie anfangs unbemerkt, kann aber im späteren Verlauf nicht nur zur Belastung, sondern auch zur Gefahr werden. Der gesamte Körper antwortet auf den Energieüberschuss. Die Patienten befinden sich in einem Dauerzustand der Unruhe und Erregung, können nur schlecht entspannen oder schlafen, und neigen zu vermehrtem Schwitzen. Der Blutdruck steigt und das Herz schlägt schneller, wobei es zu Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern kommen kann. Die Unruhe zeigt sich nicht nur psychisch, sondern auch motorisch in einem Tremor (Zittern) und Muskelschwäche. Durch den extremen Stoffwechsel nehmen die Patienten trotz dauerhaftem Hungergefühl ab und klagen über vermehrten Stuhlgang, bis hin zu Durchfällen. Weitere belastende Symptome sind Haarausfall und Menstruationsstörungen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schilddrüsenüberfunktion Symptome.
Schilddrüsenkrebs ist in der Regel mit kalten Knoten assoziiert. Wird eine Szintigrafie durchgeführt und es stellt sich ein Bereich ohne Stoffwechselaktivität dar, so muss eine bösartige Tumorerkrankung immer erst ausgeschlossen werden. Bei heißen Knoten liegt ein gutartiger Tumor zugrunde. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich aus einem bestehenden heißen Knoten in der Schilddrüse ein Schilddrüsenkarzinom, also ein bösartiger Tumor bildet. Dies ist ein Grund, warum heiße Knoten meist relativ ungefährlich für den Patienten sind. Einen schlechten Krankheitsverlauf kann jedoch auch ein Patient einschlagen, dessen Schilddrüse heiße Knoten aufweist - nämlich durch eine Schilddrüsenüberfunktion.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schilddrüsenkrebs Anzeichen.
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