Unter der Abkürzung TSH versteht man das sogenannte „Thyroidea-stimulierende-Hormon“ (Schilddrüsen-anregendes-Hormon), oder auch „Thyreotropin“
Unter der Abkürzung TSH versteht man das sogenannte „Thyroidea-stimulierende-Hormon“ (Schilddrüsen-anregendes-Hormon), oder auch „Thyreotropin“. Es besteht aus Aminosäuren, welche aneinander gekettet als ein Eiweiß vorliegen. Aus diesem Grund wird es auch als Peptidhormon bezeichnet.
TSH wird aus der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet. Das zugehörige Hormon, welches wiederum die Hypophyse zur Bildung von TSH aktiviert nennt sich „TRH“, oder „Thyreotropin-Releasing-Hormon“. In diesem Namen steckt auch schon die Funktion, es dient der Bildung/Freisetzung von „Thyreotropin“, also TSH.
Von der Hypophyse aus gelangt dann das TSH über das Blut zur Schilddrüse. Dort bindet es an den TSH-Rezeptor und steigert die Iodaufnahme in die Schilddrüse, die Bildung und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen sowie das Wachstum der Schilddrüse. Eine ausreichende Iodaufnahme in die Schilddrüse ist wichtig, da Iod ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone darstellt. Die Schilddrüsenhormone steigern den Stoffwechsel und beeinflussen beinahe alle Organe und Gewebe im Körper.
Nach der Wirkung des TRH auf die Hirnanhangsdrüse kommt es zur Freisetzung des TSH. Dieses wird in das Blut abgegeben und hat die Schilddrüse als Zielorgan. Hier bewirkt das TSH die Freisetzung der überlebenswichtigen Schilddrüsenhormone T3 (Triiodthyronin) und T4 (Thyroxin). Dieser fein regulierte Kreislauf wird als thyreotroper Regelkreis bezeichnet. Dieser Regelkreis sorgt für ein Gleichgewicht der Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut und gewährleistet eine regelrechte Körperfunktion
Die nun freigesetzten Schilddrüsenhormone bewirken beispielsweise am Herzen eine Steigerung der Herzfrequenz, an der Lunge eine stärkere Lungendurchblutung und am Skelett einen vermehrten Aufbau von Muskelfasern. Im Stoffwechsel bewirken sie einen vermehrten Grundumsatz durch erhöhten Sauerstoffverbrauch und eine erhöhte Körpertemperatur.
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Es werden entscheidende Systeme des Köpers durch diesen Regulationskreislauf „Zwischenhirn-Hirnanhangsdrüse-Schilddrüsen-Achse“ (Hypothalamus-Hypohysen-Achse) gesteuert, was eine empfindliche Rückkopplung zur exakt benötigten Menge erforderlich macht. Hierbei wirken die zirkulierenden Hormone der jeweiligen Organe zum Teil auf ihr vorgeschaltetes Organ und hemmen hier, bei erhöhter Konzentration, die Ausschüttung ihres aktivierenden Hormons.
T3 und T4 bewirken also beispielsweise eine Hemmung der Freisetzung von TSH aber auch auf höherer Ebene eine Hemmung der Freisetzung von TRH (sog. negative Rückkopplung)
TSH wird zusätzlich auch von anderen wichtigen Hormonen wie Cortison oder Dopamin gehemmt. Kurz zusammengefasst: TSH wirkt auf die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen und steuert damit deren Funktion.
Der TSH-Wert kann mit einer einfachen Blutentnahme aus dem Blut bestimmt werden. Dieser Wert reagiert sehr empfindlich auf Veränderungen und Störungen der Hormone der Schilddrüse. Sind die Schilddrüsenhormonwerte deutlich zu hoch, kann der TSH-Wert bis unter die Nachweisgrenze fallen. Dies erklärt sich durch den oben erwähnten Regulationskreislauf, sprich die Schilddrüsenhormone sind zu hoch und bewirken dadurch, dass der TSH-Wert sinkt.
Bei zu niedrigen Werten der Schilddrüsenhormone kann der TSH-Wert deutlich erhöht sein. Diese Eigenschaft unterstreicht den TSH-Wert als wichtigen Verlaufsparameter bei Schilddrüsenstörungen. Die Normalwerte im Blutserum werden von den verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften unterschiedlich angegeben, liegen aber bei einem gesunden Erwachsenen zwischen 0,4 und 4,5 Milli-Units pro Liter. Je nach untersuchendem Labor ergeben sich zum Teil unterschiedliche Referenzwerte. Sind diese wissenschaftlich plausibel und begründet, sollten diese Referenzwerte Beachtung finden.
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Der TSH-Wert liegt erhöht vor, wenn zu wenig Schilddrüsenhormone von der Schilddrüse produziert werden oder auch wenn von Geburt an keine Schilddrüse vorhanden ist. Die Schilddrüsenwerte sind bei der Schilddrüsenunterfunktion zu niedrig, wenn zum Beispiel eine chronische Entzündung vorliegt.
Die häufigste Form ist die Autoimmun-Schilddrüsenentzündung, genannt Hashimoto-Thyreoiditis. Hier liegen sogenannte Antikörper vor welche sich gegen Enzyme und andere wichtige Bestandteile des Schilddrüsengewebes richten.
Diese Erkrankung bleibt zunächst meist unentdeckt, da sie anfänglich keine Symptome auslöst. Der TSH-Wert normalisiert sich dann wieder, wenn Schilddrüsenhormone zum Beispiel in Form von Tabletten (L-Thyroxin) zugeführt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse kommt es, erneut bedingt durch den Regelkreis und das sogenannte „Negative-Feedback“ bei zu viel Schilddrüsenhormonen im Blut, zu einem Absinken des TSH-Wertes. Schilddrüsenhormone führen also zum Absinken ihres stimulierenden Faktors.
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Zum einen ist der Morbus Basedow zu nennen. Hierbei bilden sich sogenannte Autoantikörper gegen die Rezeptoren des TSH an der Schilddrüse. Diese Antikörper verursachen eine vermehrte Produktion der Schilddrüsenhormone und bedingen so eine Überfunktion.
Weiter können sich einzelne Bereiche der Schilddrüse abkapseln als sogenanntes Autonomes Adenom. Diese Bereiche produzieren dann vermehrt Schilddrüsenhormone und leiten auch eine Überfunktion ein, ohne dass sie dem erwähnten Regelkreis unterliegen. Neben aller Krankheit kann auch eine Einnahme von Schilddrüsenhormonen zu einem Absinken des TSH-Wertes und auch zu einer scheinbaren Schilddrüsenüberfunktion führen.
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Die Schwangerschaft teilt sich in drei wesentliche Teile auf. Da das Kind in der Mutter verschiedene Wachstums- und Entwicklungsschritte durchmacht, ist der Bedarf an Schilddrüsenhormonen deutlich erhöht und in den drei Abschnitten unterschiedlich hoch. Eine gesunde Schilddrüse ist in der Lage diesen Bedarf unter ausreichender Jodzufuhr zu gewährleisten.
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Der Jod-Bedarf einer Nicht-Schwangeren liegt laut der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation bei mindestens 150 µg pro Tag. Aufgrund der Wachstumsprozesse liegt bei Schwangeren der Bedarf an Jod bei ungefähr 250µg pro Tag. Das Jod spielt bei der Bildung der Schilddrüsenhormone eine Rolle. Da der Bedarf an Schilddrüsenhormonen hoch ist und damit viele Schilddrüsenhormone verbraucht werden, kommt es weniger zur Rückkopplung auf die Hirnanhangsdrüse und damit zur vermehrten Ausschüttung von TSH, was wiederum eine vermehrte Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen bewirkt.
Lesen Sie mehr zum Thema: Jodmangel in der Schwangerschaft
In den drei zu unterteilenden Teilen (Trimenomen) der Schwangerschaft sind verschiedene Referenzwerte für das TSH angegeben, die auch den Blutspiegeln der Schwangerschaftshormone unterworfen sind. Im ersten Trimenon, dem ersten Teil der Schwangerschaft, wird der TSH Wert durch Schwangerschaftshormone erniedrigt, was normal ist. In den weiteren zwei Teilen normalisiert sich der Wert dann langsam wieder.
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Besteht bei einer Frau mit Kinderwunsch eine Schilddrüsenunterfunktion, sollte eine engmaschige fachärztliche Betreuung in Abstimmung mit dem behandelnden Frauenarzt stattfinden. Dies liegt begründet in der Tatsache, dass ein höherer Bedarf an Schilddrüsenhormonen besteht.
Unter Umständen sollten bei einer Dosisanpassung von Schilddrüsenhormonen alle vier Wochen Laborkontrollen erfolgen. Auch bei einer Überfunktion ist selbstverständlich eine engmaschige Kontrolle des TSH ebenso notwendig. Eine entgleiste Schilddrüsenfunktion in Unter- oder Überfunktion kann behindernd auf die Empfängnis und den Eisprung sein und den Kinderwunsch beeinflussen.
In seltenen Fällen kann nach jahrelangem, unerfüllten Kinderwunsch eine nun optimal eingestellte Schilddrüse den Kinderwunsch erfüllen, da nun der Eisprung regelhaft verläuft und alle weiblichen Hormone in ihrem Gefüge gut harmonieren. Der TSH Wert ist damit ein guter Verlaufsparameter in der Erkennung von einer Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse.
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TSH-Rezeptor-Antikörper sind wie der Name sagt Antikörper gegen den TSH-Rezeptor. Diese Antikörper entstehen durch eine fehlerhafte Aktivierung des Immunsystems und binden an den TSH-Rezeptor - meist mit stimulierender Wirkung.
Durch die Bindung imitieren die Antikörper die Wirkung von TSH und erhöhen somit die Produktion und Ausschüttung der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Dies führt letztlich zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), einem Schilddrüsenwachstum und den typischen Symptomen wie Bluthochdruck, vermehrtes Schwitzen, Wärmeintoleranz, Herzrhythmusstörungen oder auch Durchfall und Schlafstörungen.
Die Krankheit, bei der die TSH-Rezeptor-Antikörper stimulierend wirken, nennt sich Morbus Basedow.
In seltenen Fällen blockieren die Antikörper auch den TSH-Rezeptor, sodass TSH nicht mehr wirken kann. Diese Rezeptorblockade führt letztlich zu einer Schilddrüsenunterfunktion durch verringerte Produktion von Schilddrüsenhormonen.
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