Die Schmerzen, die man "realisiert" entstehen durch Reizung der sensiblen Nerven, welche die Schilddrüse versorgen bzw. das Gebiet um die Schilddrüse herum. Ursachen gibt es relativ viele, die sehr aber mehr oder weniger scharf voneinander abgrenzen lassen.
Schmerzen an der Schilddrüse entstehen durch Reizung der sensiblen Nerven Nervus larnygeus superior und Nervus laryngeus recurrens, die beide dem großen und wichtigen Nervus vagus entspringen. Ein sensibler Schmerznerv wird getriggert durch verschiedene Reize. Diesen Vorgang nennt man in der Fachsprache Nozizeption. Die entsprechenden Rezeptoren heißen Nozizeptoren und sitzen praktisch in jedem Gewebe. Sie sind empfindlich für verschiedene Qualitäten: mechanische Reize, extreme thermische Reize (extreme Hitze und Kälte) und chemische Reize (zum Beispiel Paprikaschotenschärfe).
Auch werden sie aktiviert über Entzündungsstoffe, was erklärt, wieso entzündete Bereiche stets schmerzhaft sind. Entzündungen an der Schilddrüse können also ebenso zu Schmerzen führen wie manipulierende Eingriffe. Die Reize werden dann also über aufsteigende Bahnen ins Gehirn geleitet. Dort entsteht erst die bewusste Wahrnehmung, der Schmerz.
Die gefürchteste Ursache Krebs ist allerdings nicht schmerzhaft.
In der Regel wird die Schilddrüse operiert, wenn ein verdächtiger Knoten entfernt werden muss oder die Schilddrüse so groß gewachsen ist, dass die umliegende Strukturen beeinträchtigt.
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Nach jeder Operation gibt es im entsprechenden Operationsgebiet eher leichte und selten starke Schmerzen. Diese sind jedoch nicht nur auf Reizung des Schilddrüsennerv zurückzuführen sondern auch darauf, dass anderen Gewebe durchschnitten werden mussten, um die Schilddrüse zu erreichen. Schmerzen nach einer OP an der Schilddrüse kommen also auch von der Haut, dem Unterhautgewebe und dem Bindegewebe. Dabei sind es vor allem die mechanischen Reizungen sowie die entzündlichen Stoffe, die die Nerven der Schilddrüse reizen.
Postoperative Schmerzen (Schmerzen nach einer OP) können verstärkt werden durch psychischen Stress, die persönliche Wahrnehmung und Einordnung schmerzhafter Erlebnisse, Entzündungen im Operationsgebiet oder zu geringe Gabe von Schmerzmedikamenten. In der Regel gibt man nach Operationen das Schmerzmedikament Novalgin® (Wirkstoff: Metamizol). Dabei handelt es sich um ein sehr potentes Schmerzmittel, das gegen stärkere Schmerzen eingesetzt wird.
Anhaltende Schmerzen zusammen mit Heiserkeit und Stimmveränderungen sollten von einem Arzt untersucht werden.
Bei der Punktion handelt es sich ebenfalls um einen invasiven (verletzenden) Eingriff, dessen Gebiet jedoch viel kleiner ist. Es sollte dabei zu lediglich geringen Schmerzen kommen. Der häufigste Grund für eine Biopsie der Schilddrüse ist ein verdächtiger Knoten. Dann wird meist eine Feinnadelpunktion vorgenommen.
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Die Schilddrüse liegt unter dem Kehlkopf. Ein Ast des (die Schilddrüse versorgenden) Nerves N. laryngeus superior innerviert sensibel den oberen Teil des Kehlkopfes mit. Aufgrund der nahen Beziehung zwischen den beiden Organen kann ein Patient also nicht sicher sagen, ob seine Schmerzen aus der Schilddrüse oder aus dem Kehlkopf kommen.
Eine Kehlkopfentzündung (Laryngitis, Epiglottitis) kann viele Ursachen haben, häufig verbunden mit Infektionen und Erkältungskrankheiten, aber auch Überbelastungen (Stimm- und Sprechorgan!). Eine Kehlkopfentzündung greift praktisch nicht über auf die Schilddrüse.
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Besagter versorgender Nerv läuft nicht mittig im Körper, sondern hat ein rechtes und linkes Pendant. Daher ist es theoretisch möglich, dass nur eine Seite Schmerz meldet. Dies kann auftreten nach einer Operation, wo nur eine Seite der Schilddrüse entnommen wurde. Eine zufällige (idiopathische) Entzündung des einzelnen Nerv ist bisher nicht bekannt.
Schmerzen bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) sind sehr selten. Die Ursachen der Unterfunktion sind angeboren oder erworben. Erworbene Ursachen sind zum Beispiel Medikamente oder Operationen (hier können natürlich wieder postoperative Schmerzen auftreten), autoimmunologische Prozesse (das Immunsystem richtet sich gegen die eigenen Strukturen) oder Fehlfunktion bestimmter Gehirnareale, die die Schilddrüsenfunktion steuern. Durch die Stoffwechselveränderungen kann es zu Schmerzen in Beinen, Armen und im Brustbereich kommen. Diese sind zurückzuführen auf Veränderungen im Skelett- und Muskelbereich. Sie treten sehr selten auf.
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Knoten können in der Tastuntersuchung auffallen. Ein derber schmerzloser Knoten sollte immer schnell abgeklärt werden, da Schilddrüsenkrebs sich so äußern kann. In der Regel sind Knoten bereits im Ultraschall sichtbar, ihre Bedeutung kann aber nur die Szintigraphie beurteilen.
Mit einer Szintigraphie wird der Funktionszustand des Schilddrüsengewebes untersucht. Dafür wird ein gering radioaktiver Stoff (Technetium Tc-99m) injiziert, mit dessen Hilfe die Schilddrüse in verschiedenen Farben in der Bildgebung leuchtet. Reichert sich ein Bereich nicht oder wenig an, spricht man von kalten Knoten. Diese sind malignomsuspekt, d.h. ein Krebsleiden sollte im Folgenden ausgeschlossen oder bewiesen werden.
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Heiße Knoten zeigen eine Überfunktion in einem beschriebenen Areal dar.
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Reichert sich die Schilddrüse flächig an, handelt es sich wahrscheinlich um eine ganz andere Schilddrüsenerkrankung, den Morbus Basedow.
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Warme Knoten, die auf eine Autonomie des Schilddrüsengewebes hinweisen, können näher untersucht werden mit der Hormongabe von T3 und T4. Über ein negatives Feedback melden diese dem Gehirn, dass es kein weiteres TSH (das die Schilddrüse stimuliert) produzieren soll. Leuchten die warmen Knoten weiterhin warm, ist dies ein Beweis dafür, dass sie vom Gehirn losgekoppelt arbeiten. Man spricht dann von einer Schilddrüsenautonomie. Diese Untersuchung nennt man Suppressionsszintigraphie.
Liegt ein kalter Knoten vor, können auch andere Sachen dafür verantwortlich sein: Zysten, Entzündungen, Einblutungen, Narben oder Verkalkungen. Ergebnisführend ist hier dann eine weitere Untersuchung, die Biopsie (Probeentnahme).
Ist die Schilddrüse geschwollen, spricht man von einem Struma oder Kropf. Die häufigste Ursache (90%) für ein Struma ist der Jodmangel, der vor allem in unseren Breitengraden herrscht (fischarme Ernährung!). Der Jodmangel bewirkt eine Hyperplasie der Schilddrüsenzellen, d.h. eine Vermehrung der Zellzahl ohne Zunahme der Zellgröße. Dadurch schwillt die gesamte Schilddrüse an, die hormonellen Funktionen der Schilddrüse sind dadurch aber nicht beeinträchtigt.
Seltener handelt es sich um Fehlfunktionen der Schilddrüse, die zu einem Struma führen. Zum Beispiel Zysten, die Krankheit Morbus Basedow (eine Überfunktion), ein Gehirntumor (der zu viel TSH produziert und die Schilddrüse sekundär wachsen lässt) oder bösartige Krankheiten. Dies können Tumore in der Schilddrüse selbst sein oder Metastasen (Streuungen) anderer Krebsleiden.
Ein Struma muss sehr groß werden um Schluck-, Atem- oder sonstige Beschwerden zu machen. Dann ist eine Operation zur Entlastung nowendig. Das Jodmangelstruma ist durch Jod-Therapie einfach zu heilen und zeigt sich darunter auch rückläufig.
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Bei der Hashimoto-Thyreoditis handelt es sich um eine Entzündung der Schilddrüse, die das eigene Immunsystem verursacht (Autoimmunkrankheit). Ihre Beschwerden sind denen der normalen Unterfunktion gleich. Selten können betroffene Patienten über eine vergangen Phase berichten, während der sie eine Schwellung im Hals oder Schluckbeschwerden bemerkt hatten.
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Die Schilddrüse produziert lebenswichtige Hormone, die den Stoffwechsel steigern. An ihren Zielorganen bewirken sie einen erhöhten Sauerstoff- sowie Energieverbrauch und steigern die Thermogenese (Wärmeproduktion).
Bei der angeborenen Unterfunktion fallen die Neugeborenen erst nach der Geburt auf, da sie vorher noch von mütterlichen Hormonen mitversorgt wurden. Insgesamt wirken sie apathisch, trinken weniger, sind kühl, haben eine geringe Muskelspannung und Verstopfung. Die normale Neugeborenengelbsucht (Neugeborenenikterus) kann bei ihnen verlängert sein. Im weiteren Verlauf, sofern nicht therapiert wurde, zeigen sie Kleinwuchs (verzögerte Skelettentwicklung), geistiges Zurückbleiben, Hirnschäden und die Schädelplatten schließen sich langsamer (Fontanellenschluss). Von außen deutlich sichtbar sind Kennzeichen wie struppiges Haar, teigige Haut und eine vergrößerte Zunge.
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Bei Erwachsenen zeigen sich ähnliche und weitere Symptome. Betroffene sind insgesamt antriebsärmer und verlangsamt, sie leiden unter Gewichtszunahme, Appetitlosikeit und Verstopfung, spüren eventuell einen verlangsamten Herzschlag und eine Intoleranz gegenüber Kälte. Die Haut kann kühl, trocken und teigig geschwollen sein (wie bei den Neugeborenen) und ebenso brüchiges Haar aufweisen. An einigen Körperstellen können Ödeme (Schwellungen) auftreten: an den Schienbeinen, an den Stimmbändern (Symptom Heiserkeit und kloßige Sprache) und am Herzen. Es kann aber auch am ganzen Körper zu einem Ödem der Unterhaut kommen, genannt Myxödem. Selten zeigt sich auch ein Ausdünnen der seitlichen Teile der Augenbrauen (zusammen mit den Hauterscheinungen sollte dies daher nicht mit einer Neurodermitis verwechselt werden). Bei Frauen kann es passieren, dass ihre Monatsblutung ausbleibt.
Bei älteren Patienten kann es passieren, dass viele dieser Symptome gleichzeitig auftreten und Ärzte dies fälschlicherweise als Demenz oder Depression diagnostizieren.
Bedenkt man die Funktionen der Schilddrüsenhormone, ist ersichtlich, weshalb eine Fehlfunktion u.a. Schmerzen im Muskel- und skelettalen Gewebe des Körpers machen kann. Eine Unterfunktion führt zu Muskelschwäche, während eine Überfunktion zu einem vermehrten Proteinabbau in den Muskelfasern führt. Letzteres kann schmerzhaft sein.
Gleiches gilt für den Knochenauf- und abbau, der einem empfindlichen Gleichgewicht von Wachstumshormonen unterliegt.
Diese Beschwerden treten selten auf und sind unter Therapie immer rückläufig.
Schmerzen in der Brust können auch von muskulären oder skelettalen Abbauprozessen herrühren, sollten jedoch wegen der Herzbeteiligung alarmierend sein. Wie bei den begleitenden Symptomen bereits beschrieben, kann es zu Ödemen des Herzmuskels kommen. Diese sind durch herkömmliche herzspezifische Untersuchungen belegbar und ebenso durch die Hormontherapie in frühen Stadien rückläufig.
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Der Abfluss der Lymphe erfolgt über die Lymphknotenstationen Noduli lymphatici thyrodei in die Nodi lymphatici cervicales anteriores profundi, weiterhin über die Nodi lymphatici paratracheales. Es handelt sich hierbei um tiefe Halslymphknoten und Lymphknoten links und rechts neben der Luftröhre. Dies sind nicht dieselben, die im oberen Halsbereich häufig durch Infekte oder Erkältungen geschwollen sind. Nur ein professioneller ärztlicher Untersucher kann eindeutig die Schilddrüsenlymphknoten bei gegebener Vergrößerung als solche identifizieren. Geschwollen können sie v.a. bei Infektionen sein, die den Hals oder den Kehlkopf betreffen. Schmerzlose derbe Lymphknoten sollten ärztlich abgeklärt werden um ein Krebsleiden auszuschließen.
Die Diagnose von Schmerzen erfolgt anhand der eingehenden Befragung des Patienten. Die Diagnose von Fehlfunktionen der Schilddrüse erfolgt am einfachsten über die Blutabnahme. Im Blut ist die Aktivität der Schilddrüsenhormone nachweisbar. Diese heißen T3 und T4 bzw. freies T3 und T4 (fT3, fT4).
Dabei ist nur der fT4 Wert aussagekräftig. Er ist erniedrigt bei allen Formen der Unterfunktion. Um die zugrundeliegende Ursache der Unterfunktion direkt mit zu untersuchen, bestimmt man auch ein weiteres Hormon. Dieses heißt TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon oder Thyreotropin).
Es ist erhöht bei einer schon länger bestehenden Schilddrüsenunterfunktion, sowie bei einer Unterfunktion, dessen Problem in der Schilddrüse selbst liegt (zum Beispiel Funktionsverlust bei Hashimoto; primäre Hypothyreose).
TSH ist erniedrigt bei Prozessen, die im Gehirn einer Fehlfunktion unterliegen. Die betroffenen Gehirnareale sind die Hypophyse und der Hypothalamus. Sie sind die Hormonproduktionsstätten des Gehirns.
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Die Behandlung ist simpel- Die fehlenden Hormone werden von außen zugeführt. Je nachdem ob und wie viel Restfunktion die Schilddrüse noch hat, wird die Dosierung angepasst. Die Einnahme erfolgt lebenslang. Name des Präparates ist L-Thyroxin, dies entspricht dem T4 des Körpers. Regelmäßig (halbjährlich) sollte dabei kontrolliert werden, ob die Medikation richtig eingestellt ist. Dies erfolgt mit der Bestimmung von TSH im Blut.
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Bei guter Mitarbeit des Patienten und regelmäßiger Kontrolle, haben die Patienten keine oder geringe Nachteile im Leben und in ihrer Gesundheit. Komplikationen entstehen durch ein erhöhtes oder erniedrigtes Einnehmen von L-Thyroxin. Bei älteren oder geistig retardierten Menschen sollte also die korrekte Tabletteneinnahme überwacht werden.
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