Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Eine Herzmuskelentzündung kann infektiös oder nicht-infektiös bedingt sein. Der häufigste Auslöser ist eine vorausgegangene Grippe-Infektion, doch auch die Erreger des Drei-Tages-Fiebers, der Borreliose oder der Diphterie können zu einer Myokarditis führen.

Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Unter einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) versteht man eine Entzündung des Herzmuskels. Darin können die Herzmuskelzellen, die Zellzwischenräume (Interstitium), sowie die Herzmuskelgefäße betroffen sein.

Die Ursachen können dabei unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Ursachen gehören: 

  • Virale oder bakterielle Infekte
  • Sport nach nicht ausgeheiltem Infekt
  • Autoimmunerkrankungen
  • Stress
  • Alkohol

Infektiöse Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Herzmuskelentzündung durch Viren

Infektionen, vor allem durch Viren, sind die weitaus häufigste Ursache einer Herzmuskelentzündung. Auslöser sind meist vorausgehende grippale Infekte, welche in den Herzmuskel verschleppt werden.
Myokarditis-auslösende Viren sind daher vor allem solche, die grippeähnliche Symptome verursachen.
Zu den häufigsten viralen Erregern einer Herzmuskelentzündung gehören:

  • Enteroviren
  • Coxackie-Viren
  • ECHO-Viren
  • Adenoviren
  • Herpesviren (insbesondere das Humane Herpesvirus 6)
  • Parvovirus B19 als Erreger der Ringelröteln.

Seltener kommen das HI-Virus und das  Zytomegalie-Virus (CMV) in Frage. Auch der Erreger des Drei-Tage-Fiebers bei Säuglingen und Kleinkindern (also Kindern bis 6 Jahren) kann Herzmuskelentzündungen verursachen.

Mögliche Infektionsquellen sind durch den Kontakt mit Fäkalien kontaminierte Gegenstände, wie z.B. Hände, Spielsachen und Trinkwasser.

Herzmuskelentzündung durch Bakterien

Zu den bakteriellen Verursachern einer Myokarditis zählen u.a. die Erreger der:

Jedoch sind eher bereits immungeschwächte Personen von bakteriell bedingter Myokarditis betroffen.

Herzmuskelentzündung durch Pilze oder Parasiten

Ebenso können verschiedene Schimmel- oder Hefepilze und Parasiten, wie Band- und Fadenwürmer, eine Myokarditis auslösen, sie machen aber zahlenmäßig nur einen kleinen Anteil aus.

Die Eier dieser Parasiten werden bei mangelhafter Verarbeitung der Nahrung, vor allem in Form von rohem Fleisch, über diese aufgenommen. In den darauffolgenden Stunden verbreiten sich diese über das Lymphsystem und den Blutkreislauf, nachdem sie in der Darmwand zu erwachsenen Tieren herangereift sind. Anschließend lassen sie sich im Muskelgewebe des Wirts nieder. Pilze wiederum können nur deutlich immungeschwächten Patienten gefährlich werden.

Protozoen, also tierische Einzeller, welche teilweise parasitär leben, spielen nur in Südamerika eine Rolle bei der Entstehung von Herzmuskelentzündungen. Ein Beispiel hierfür ist der Erreger der Chagas-Krankheit.

In der Regel beseitigt das Immunsystem den Erreger problemlos und es kommt zu einer spontanen, effektiven Abheilung - die Infektion bleibt folgenlos. Jedoch bleiben manchmal virale Erbinformationen (RNA) oder Virusbestandteile zurück, welche die Immunantwort und damit die Entzündung aufrechterhalten. Es besteht zusätzlich die Annahme, dass eine genetisch bedingte Anfälligkeit bzw. Empfänglichkeit des Betroffenen den Übergang in einen chronischen Verlauf deutlich begünstigt.

Nicht-infektiöse Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Myokarditiden können außerdem, wenn auch deutlich seltener, durch eine Reihe von nicht-infektiösen Faktoren ausgelöst werden.

Hierzu zählt zum einen das rheumatische Fieber. Dies ist eine Folgeerkrankung, welche etwa 10 - 20 Tage nach einer Rachenraum-Infektion mit Streptokokkus pyogenes, dem Erreger des Scharlach, auftreten kann. Neben Entzündungsreaktion an Haut und Gelenken, kann es dabei auch zu einer Entzündung aller Herzbestandteile kommen (Pankarditis), nachdem die Bakterien den Körper zuvor zur Bildung von Antikörpern gegen Strukturen des Herzens provoziert haben. Damit einhergehen kann eine Schädigung der Herzklappen.

Autoimmunerkrankungen wie Sarkoidose, systemischer Lupus erythematodes, Sklerodermie oder Gefäßentzündungen (Vaskulitiden), bei denen sich das menschliche Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet, greifen in manchen Fällen auf den Herzmuskel über und bewirken die Zerstörung des Muskelgewebes im Rahmen einer entzündlichen Reaktion. Bei den sogenannten Kollagenosen greifen Antikörper alle möglichen Arten von körpereigenen Bindegewebszellen an. Neben Gelenkbeschwerden kommt es so letztlich auch zu einer Schädigung des Herzmuskels.

Ein ähnlicher Mechanismus liegt bei den Vaskulitiden (Gefäßentzündung) vor, mit dem Unterschied, dass hierbei statt Bindegewebszellen Gefäße von körpereigenen Antikörpern angegriffen werden, so auch die Gefäße des Herzens.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Herzmuskelentzündung durch Stress

Stress stellt einen Risikofaktor für die Entstehung einer Herzmuskelentzündung nach einem grippalen Infekt dar. Im Rahmen von Stress kommt es zu einer Abschwächung des Immunsystems, wodurch sich ein Infekt leichter auf die Herzmuskulatur ausbreiten kann. Gleichzeitig kommt es zu einer zusätzlichen Beanspruchung der Herzmuskulatur mit einer erhöhten Herzfrequenz. Bei bereits vorgeschädigter Muskulatur besteht hierbei die Gefahr schwerwiegender Komplikationen, da der Herzmuskel bereits früher an seine Belastungsgrenze stößt.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Folgen von Stress

Toxische Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Die häufigsten Ursachen einer toxischen Myokarditis sind:

  • erhöhter Alkoholkonsum
  • Aufnahme von Schwermetallen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, wie z.B. Chemotherapeutika, Schlaf- und Narkosemittel (Barbiturate) oder Psychopharmaka.

Herzmuskelentzündung durch Alkohol

Ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung einer Herzmuskelentzündung ist ein regelmäßiger Alkoholkonsum. Durch die erhöhten Blutalkoholspiegel wird ebenfalls das Immunsystem gehemmt, wodurch die Ausbreitung eines grippalen Infekts auf die Herzmuskulatur begünstigt wird.

Gleichzeitig kann ein über einen längeren Zeitraum exzessiver Alkoholkonsum auch die alleinige Ursache für eine Herzmuskelentzündung darstellen. Man spricht hierbei von einer sogenannten toxischen Herzmuskelentzündung. Durch die dauerhaft erhöhten Blutalkoholspiegel werden Entzündungen im Körper begünstigt. Diese können sich unter anderem im Bereich der Herzmuskulatur manifestieren.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Folgen von Alkohol

Sport bei einer Herzmuskelentzündung

Die häufigste Ursache einer Herzmuskelentzündung bei ansonsten gesunden, jungen Menschen ist eine zu frühe und zu starke sportliche Betätigung nach einem grippalen Infekt. Wird die Infektion demnach nicht ausreichend auskuriert, bevor mit der Belastung wieder angefangen wird, können die Erkältungserreger den Herzmuskel befallen und dort eine Entzündungsreaktion hervorrufen.

Sportliche Belastung ist während einer Herzmuskelentzündung nur sehr eingeschränkt möglich. In diesem Zusammenhang bemerken viele Patienten erst, dass etwas nicht stimmt, da sich eine Herzmuskelentzündung unter Ruhebedingungen relativ symptomlos präsentieren kann.
Durch die Entzündung wird der Herzmuskel in seiner Funktion geschwächt und eingeschränkt. Die Pumpleistung des Herzens lässt allmählich nach. Dies äußert sich insbesondere durch deutliche Atemnot bei körperlicher Belastung. Je weiter die Erkrankung fortgeschritten ist, desto ausgeprägter ist die Atemnot und desto geringer die obere Belastungsgrenze des Körpers.

Die Herzmuskelentzündung ist also durchaus eine ernstzunehmende Erkrankung. Infekte sollten immer sorgfältig auskuriert und sportliche Aktivitäten sollten während der Krankheitsphase vermieden werden. Im Anschluss an die Infektion sollte auch nur langsam und schonend wieder mit der körperlichen Betätigung begonnen werden, um die Verschleppung von Krankheitserregern in den Organismus zu vermeiden und so einer Herzmuskelentzündung vorzubeugen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Herzmuskelentzündung und Sport.

Symptome einer Herzmuskelentzündung

Die Beschwerden während der Erkrankung sind meist sehr unspezifisch.

Häufige Symptome bei leichten Verlaufsformen ähneln einem grippalen Infekt (Kopf- und Gliederschmerzen) oder äußern sich in vermehrter Müdigkeit, einem Leistungsknick und Herzstolpern. Oft bleibt die Erkrankung sogar symptomlos und daher unerkannt und heilt ohne Komplikationen aus.

Lesen Sie auch: EKG bei einer Herzmuskelentzündung

Schwerere Verlaufsformen mit Symptomen wie Schmerzen beim Einatmen oder generellen Schmerzen im Brustbereich sowie Zeichen einer Herzinsuffizienz sind selten. Als Herzinsuffizienz wird die Unfähigkeit des Herzens bezeichnet, den Körper mit genügend Sauerstoff zu versorgen, obwohl die Lunge einwandfrei arbeitet.

Lesen Sie auch unseren Hauptartikel Symptome Herzmuskelentzündung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.07.2015 - Letzte Änderung: 18.09.2024