Eine Herzmuskelentzündung lässt sich durch die Untersuchung des Blutbildes beurteilen. Hierbei liefern vor allem herzspezifische Indikatoren wie das Troponin und die Creatinkinase-MB wichtige Anhaltspunkte für die Diagnostik. Aber auch andere Blutwerte können auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen.
Blutwerte bei einer Herzmuskelentzündung geben dem Arzt eine Möglichkeit, die Vorgänge im Körper zu beurteilen. Das Herz als inneres Organ kann somit nicht direkt angeschaut werden, sondern nur indirekt auf seinen Zustand kontrolliert werden. Eine Kombination bestimmter Laborparameter gibt jedoch Hinweise bzw. einen sehr starken Anhalt, welche Erkrankung im Körper zugrunde liegt. Eine eindeutige Diagnose kann allein anhand der Blutwerte nicht sichergestellt werden, jedoch lässt sich durch die Kombination von Blutwerten mit weiteren Untersuchungsmethoden die Wahrscheinlichkeit für die korrekte Diagnose immer weiter steigern.
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Wie man dem Begriff Herzmuskelentzündung bereits entnehmen kann, braucht man zur sicheren Diagnose Blutwerte, die sowohl die Entzündung als auch das betroffene Organ im Körper, also das Herz, wiederspiegeln. Der herzspezifischste Blutwert, der der Diagnostik zur Zeit zur Verfügung steht, ist das Troponin I. Dieses Protein kommt normalerweise so gut wie überhaupt nicht im Blut vor, sodass ein vermehrtes Auftauchen im Blut des Patienten immer abklärungsbedürftig ist. Das Troponin wird allerdings erst 3-6 Stunden nach der Schädigung der Herzmuskelzellen im Blut nachweisbar, weshalb beim Verdacht auf eine Herzerkrankung immer zwei Mal Blut mit einem Zeitabstand von mindestens vier Stunden abgenommen wird. Die beiden markantesten Werte, um die Entzündung nachzuweisen, sind die Leukozytenzahl und der Wert des C reaktiven Proteins (kurz CRP). Die Leukozytenbestimmung ist Teil jedes kleinen Blutbildes und liefert bei einer Erhöhung einen sehr starken Hinweis für eine Entzündung. Die Bestimmung des CRP gehört hingegen nicht zum kleinen Blutbild, gilt jedoch als sehr aussagekräftiger Wert, dessen Höhe bereits Schlüsse auf den Grund der Entzündung oder Infektion zulassen.
Um anhand der Leukozytenzahl eine Abschätzung vornehmen zu können, was der Grund für die Herzmuskelentzündung sein könnte, müssen jedoch die verschiedenen Bestandteile der Leukozyten bestimmt werden, wofür es ebenfalls eine separate Blutuntersuchung benötigt.
Troponine sind ein weiteres Protein aus Muskelzellen, wobei hier die Isoformen Troponin I und Troponin T herzmuskelspezifisch sind. Drei bis sechs Stunden nach der Schädigung von Herzmuskelzellen ist ein Anstieg von Troponinen im Blut nachweisbar, wobei die maximale Konzentration erst nach ca. vier Tagen erreicht wird. Troponin I und T gelten als spezifischste Marker für eine Herzmuskelschädigung und werden im Verlaufe einer kardialen Problematik mehrmals bestimmt, um einen Verlauf der Konzentration abschätzen zu können. Darüber hinaus korreliert die Höhe der Troponinkonzentration mit der Krankheitsprognose des Patienten.
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Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein vom Körper synthetisiertes Protein, das von der Leber gebildet wird. Wissenschaftlich konnte man feststellen, dass im Rahmen einer Entzündung der CRP-Wert nach ca. 6 Stunden ansteigt. Der genaue Zusammenhang zwischen einer Entzündung und der vermehrten Produktion ist allerdings noch nicht geklärt. Jedoch geht so gut wie jede Entzündung mit einem CRP Anstieg einher, sodass dieser Wert sehr zuverlässig ist, aber keine Aussage zur Lokalisation der Entzündung geben kann. Bei bakteriellen Infektionen ist der Anstieg des CRP-Wertes wesentlich höher als bei einer viral bedingten Entzündung. Der Normwert liegt unterhalb von 1mg/dL.
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Die Creatinkinase ist ein Protein, welches in jeglicher Körpermuskulatur vorkommt und bei einer Schädigung dieser Muskelzellen ins Blut freigesetzt wird. Man kennt heute drei verschiedene Formen der Creatinkinase, von denen die herzmuskelspezifische CK-MB einzeln bestimmt werden kann. Aber auch die gesamte Masse an Creatinkinase kann im Blut bestimmt werden und gilt in erster Linie als ein Indikator für eine Schädigung von Muskelgewebe. Welches Gewebe betroffen ist, lässt sich nur mithilfe einer genauen Bestimmung der verschiedenen Formen der Creatinkinase sagen.
Weitere Informationen finden Sie hier: Die Kreatinkinase
Die Creatinkinase- MB (CK- MB) stellt eine Untergruppe der Creatinkinasen dar. Verhältnismäßig ist der Anteil von CK-MB im Herzmuskel am größten, sodass es nur bei einer Schädigung von Herzmuskelgewebe zu einer Freisetzung ins Blut kommt, die für eine detektierbare Erhöhung sorgt. Dieser Wert ist daher relativ herzspezifisch und wird in der Diagnostik von Herzmuskelschädigungen standardmäßig mituntersucht.
Die Lactatdehydrogenase ist ein Enzym, welches sich in nahezu allen Körperzellen befindet und eine Rolle im Energiegewinnungsprozess aus Zuckern besteht. Ein erhöhter Wert der LDH steht für ein erhöhtes Zellsterben im Körper. Anhand des Enzyms ist es jedoch nicht möglich, die Stelle zu lokalisieren, an der es zum Zellsterben kommt. Der Normbereich für die Lactatdehydrogenase liegt zwischen 260 und 500 Units pro Liter, also Einheiten pro Liter Blutplasma.
Die Glutamat- Oxalacetat-Transaminase ist ein weiteres Protein, das sich in bestimmten Körperzellen befindet, nämlich sowohl in Leberzellen als auch in den Herz- und Skelettmuskelzellen. Eine Erhöhung des GOT- Wertes, bzw. des ASAT-Wertes (ASAT wird synonym für GOT genutzt) ist somit kein spezifischer Anhaltspunkt für eine Herzmuskelentzündung, kann jedoch ein Hinweis sein, weitere herzspezifische Blutwerte zu untersuchen.
Die sogenannten weißen Blutkörperchen sind typischerweise bei allen Arten von Entzündungen erhöht. Je nach Grund der Entzündung sind unterschiedliche Fraktionen der weißen Blutkörperchen erhöht. Während bakteriell hervorgerufenen Herzmuskelentzündungen (Myokarditen) für eine Erhöhung der Granulozyten sorgt, sorgen Viren für einen Anstieg von Lymphozyten. Der Normbereich für die weißen Blutkörperchen liegt im Bereich zw. 4000 und 10.000 pro mm³ bzw. µl.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Weißen Blutkörperchen.
Bei der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (kurz BSG) wird innerhalb von einer und nach zwei Stunden gemessen, um wie viel sich die Blutzellbestandteile senken. Anschließend wird die Geschwindigkeit dieser Senkung bestimmt.
Es handelt sich dabei ebenfalls um einen Entzündungsmarker, der erhöht ist, wenn ein entzündlicher Prozess im Körper vorliegt. Der Vorteil der BSG-Bestimmung liegt darin, dass das Blut dafür nicht in ein spezielles Labor geschickt werden muss, sondern auch in jeder Arztpraxis erhoben werden kann, die über die entsprechenden Blutentnahmeröhrchen verfügt. Der Nachteil der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit liegt jedoch darin, dass der Normwert ein relativ breites Spektrum abdeckt und daher sehr unspezifisch ist.
Eine Virus-Serologie ist eine Art Suchtest für das Vorliegen von bestimmten Virusarten im Blut des Patienten. Da infektiöse Herzmuskelentzündungen in ca. 50% der Fälle viral bedingt sind, kann dieser Test zur Anwendung kommen, wenn man die Ursache der Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nicht offensichtlich erkennt. Die meist vertretenen Viren sind dabei Coxsackie-Viren, aber auch Influenza-Viren können für eine infektiöse Herzmuskelentzündung verantwortlich sein.
Ein Nachweis von Auto-Antikörpern kann ein weiterer Erklärungsansatz für die Herkunft der Herzmuskelentzündung (Myokarditis) sein. Im Sinne einer sogenannten Autoimmunerkrankung richten sich diese Antikörper gegen körpereigene Strukturen. Der Körper schadet sich also unbewusst selbst. Es gibt eine Reihe von Antikörpern, auf die das Blut untersucht werden kann. Relativ gesehen sind Autoimmunerkrankungen als Ursache für eine Herzmuskelentzündung eher selten und sollten nur in Betracht gezogen werden, wenn der Zustand anderweitig nicht wirklich zu erklären ist, da diese Untersuchungen sehr kostenintensiv sind.
Lesen Sie hier mehr zum Thema Autoimmunerkrankung.
Eine Herzmuskelentzündung trotz normaler Werte ist definitiv möglich, wenn auch sehr unwahrscheinlich. Hier gilt wie so oft ein Prinzip der Medizin, das sich fast überall anwenden lässt: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Wie bereits beschrieben, entstehen manche Anstiege von Blutwerten erst mit einem gewissen Zeitverzug, wohingegen manche nur in einem relativ kurzen Zeitfenster in pathologischen Konzentrationen messbar sind.
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