Eine Herzmuskelentzündung hat keine spezifischen Erkennungsmerkmale, jedoch ähnelt sie häufig im EKG einem Infarkt und kann auch einen AV- oder Schenkelblock verursachen.
Das EKG ist ein Verfahren, mit dessen Hilfe elektrische Signale des Herzens aufgezeichnet werden können. Es ist eine sehr einfache und günstige Untersuchungsmethode, sodass sie nahezu überall zur Verfügung steht. Das EKG kann grundsätzlich erste Hinweise auf eine Herzerkrankung geben, ist aber nicht besonders spezifisch für die Diagnose einer Herzmuskelentzündung anwendbar. Dies liegt vor allem daran, dass die Herzmuskelentzündung selbst sehr unterschiedliche klinische Ausprägungen annehmen kann. Daher ist das EKG als erstes diagnostisches Instrument sehr wertvoll, je nach Befund müssen allerdings weitere Verfahren, wie beispielsweise eine Bildgebung (Röntgen, Ultraschall oder MRT) hinzugezogen werden.
Die EKG-Veränderungen durch eine Herzmuskelentzündung sind sehr vielfältig und präsentieren sich genauso unterschiedlich wie die klinischen Symptome der Erkrankung. Da das EKG die elektrischen Ströme im Herzen aufzeichnet, können besonders Herzrhythmusstörungen aufgezeigt werden. Diese Störungen reichen von einem zu schneller Herzschlag (Tachykardie) über zusätzliche Herzschläge (Extrasystolen) bis hin zu einer schweren Arrhythmie, in der das Herz keine effizienten Schläge mehr produzieren kann.
Dadurch, dass die elektrischen Ströme des Herzens an unterschiedlichen Stellen abgeleitet werden, lassen sich Störungen der Erregungsleitung gut lokalisieren, zudem ist es möglich, die Größe der betroffenen Stelle und damit die Schwere der Erkrankung abzuschätzen. Bei der Herzmuskelentzündung kann ein ähnliches Phänomen wie bei einem Herzinfarkt auftreten. Man bezeichnet es als ST-Strecken-Hebung. Dabei ist im aufgezeichneten EKG die Strecke zwischen der S-Zacke und der T-Welle angehoben und befindet sich nicht mehr auf der Nullinie. Eine ST- Strecken-Senkung oder eine T-Wellen-Negativierung, bei der die normalerweise positive T-Welle in die entgegengesetzte Richtungzeigt, sind aber genauso gut möglich. Außerdem können schwere Störungen der Erregungsleitung, die eine gesamte Herzkammer betreffen, diagnostiziert werden. Eine solche Störung bezeichnet man als Schenkelblock.
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Ein Herzschlag besteht aus der Anspannungsphase (Systole) und der Entspannungsphase (Diastole). In der Diastole füllen sich die Herzkammern mit Blut, welches in der Systole durch das Anspannen der Herzmuskulatur in den Kreislauf gepumpt wird. Extrasystolen bezeichnen zusätzliche Schläge des Herzens. Man bezeichnet sie manchmal auch als Herzstolpern. Sie treten meist infolge einer gestörten Erregungsleitung auf. Diese Störung kann beispielsweise durch eine Herzmuskelentzündung ausgelöst werden. Man unterscheidet eine ventrikulären Extrasystole, bei der die Leitungsstörung in den Herzkammern liegt, von einer supraventrikulären Extrasystole, wo die Leitungsstörung in den Vorhöfen liegt.
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Die Tachykardie ist der Fachbegriff für einen zu schnellen Herzschlag. Dieser kann beispielsweise die Folge einer Herzmuskelentzündung sein. Durch die Entzündung wird das Erregungsleitungssystem des Herzens gestört. Die elektrischen Impulse, die einen normalen Herzschlag generieren, werden falsch weitergeleitet und geben in den Vorhöfen oder den Kammern zu schnelle Signale an die Herzmuskelzellen. Diese ziehen sich zusammen und geben das zu schnelle Signal an die nächsten Zellen weiter. So kann der gesamte Herzrhythmus aus dem Gleichgewicht geraten.
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Zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern befindet sich der sogenannte AV-Knoten. Dieser leitet die elektrische Erregung aus den Vorhöfen in die Herzkammern und sorgt dort für ein Zusammenziehen der Muskelzellen. Diese Überleitung kann durch eine Herzmuskelentzündung gestört sein. In diesem Fall blockiert der AV- Knoten die Weiterleitung der elektrischen Ströme und das Herz zuckt ganz unregelmäßig. Dies nennt man AV- Block. Meist schlagen hier die Vorhöfe und Kammern unabhängig voneinander und nicht mehr gleichmäßig zusammen.
Tritt diese elektrische Weiterleitungsstörung etwas weiter unterhalb auf, kann hier ein Schenkelblock autreten. Häufig ist der linke Schenkel des Herzens bvetroffen, sodass man hier von einem Linksschenkelblock spricht. Ein Linksschenkelblock hat also zur Folge, dass keine elektrischen Signale an die linke Herzkammer geleitet werden. Dadurch bewegen sich diese nicht und es wird kein Blut in den Kreislauf gepumpt. Dieser Teil des Herzens steht somit still.
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Das EKG ist in der Lage, elektrische Signale im Herzen zu messen. Dadurch können alle Störungen im Erregungsleitungssystem des Herzens aufgezeichnet werden. Oftmals löst eine Herzmuskelentzündung solche Veränderungen aus. Es gibt aber durchaus Fälle, in denen keine Störungen der elektrischen Signale vorkommen. Dabei ist das EKG meist nicht oder nur sehr gering verändert. So können beispielsweise Defekte in einzelnen Herzmuskelzellen im EKG nicht dargestellt werden. Selbst wenn in diesen einzelnen Zellen die Erregungsleitung gestört ist, fällt dies im EKG nicht weiter auf. Erst ab einer gewissen Größe des Defekts können Veränderungen im EKG festgestellt werden.
Auch wenn die Herzmuskelzellen zwar durch die Entzündung geschwächt sind, aber sie die elektrischen Signale noch weiterleiten, ist das EKG meist unauffällig. So kann die betroffene Person bereits große Einschränkungen der Herzfunktion haben, ohne dass dies im EKG erkennbar wäre.
Außerdem kann die Herzmuskelentzündung mit Wassereinlagerungen im Herzbeutel einhergehen. Diese angesammelte Flüssigkeit nimmt dem Herzen Platz weg, sodass es in seiner Pumpfunktion eingeschränkt ist. Allerdings sind die Einlagerungen mittels eines EKGs nicht messbar. Daher sollte zusätzlich zum EKG immer ein bildgebendes Verfahren (Röntgen, Ultraschall oder MRT) zusätzlich erfolgen.
Weitere Informationen finden Sie unter: Wasser im Herzbeutel
Die bei Herzmuskelentzündungen im EKG auftretenden Veränderungen können verschiedenste andere Ursachen haben. Liegt keine Herzmuskelentzündung vor, ist der Ursprung des Phänomens meist eine andere Herzerkrankung.
So muss bei der ST-Strecken-Hebung zunächst immer an einen Herzinfarkt gedacht werden. Auch die Herzrhythmusstörungen können durch einen Herzinfarkt ausgelöst werden. Bei dem Infarkt gehen Herzmuskelzellen aufgrund einer verminderten Blutversorgung zugrunde. Dadurch kann die elektrische Signalleitung gestört sein.
Weiterhin können Phänomene wie ein AV-Block, ein Linksschenkelblock, eine Tachykardie oder Extrasystolen als einzelne Herzerkrankungen auftreten. Die Auslöser dieser Erkrankungen sind vielfältig. Auch andere Herzmuskelerkrankungen, wie beispielsweise die Kardiomyopathie, können im EKG ein ähnliches Bild wie die Herzmuskelentzündung ergeben. Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) geht mit einer allgemeinen Funktionseinschränkung und damit auch mit einer Pumpschwäche des Herzens einher und kann eventuell im EKG mit einer Herzmuskelentzündung verwechselt werden.
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