Erkrankungen der Leber (Chirurgie)

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Menschen. Zu ihren Aufgaben gehört die nahrungsabhängige Speicherung, Umwandlung und Freisetzung von Zuckern und Fetten, der Abbau und die Ausscheidung körpereigener und medikamentöser Giftstoffe, die Bildung der meisten Bluteiweiße und der Gallenflüssigkeit sowie zahlreiche weitere Aufgaben. Entsprechend ihrer Vielfältigen Funktion haben Erkrankungen der Leber häufig weitreichende Auswirkungen. Einige müssen operativ durch das Fachgebiet der Chirurgie behandelt werden. Eine Liste alle Themen die wir bereits veröffentlicht haben, finden Sie auf der Seite Leber - Chirurgie.

Erkrankungen der Leber (Chirurgie)

Im folgenden erhalten Sie Informationen zu Erkrankungen der Leber, welche chirurgisch behandelt werden.

Synonyme im weiteren Sinne

Medizinisch: hepar

Leberlappen, Leberzelle, Leberkrebs, Leberzirrhose, Fettleber

Englisch: liver

Chirurgische Erkrankungen der Leber

Im Folgenden können Sie die Liste aller Themen einsehen, die bereits zu Erkrankungen der Leber, die dem medizinischen Gebiet der Chirurgie zuzuordnen sind, erschienen sind:

Definition Leber

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Menschen. Zu ihren Aufgaben gehört die nahrungsabhängige Speicherung, Umwandlung und Freisetzung von Zuckern und Fetten, der Abbau und die Ausscheidung körpereigener und medikamentöser Giftstoffe, die Bildung der meisten Bluteiweiße und der Gallenflüssigkeit sowie zahlreiche weitere Aufgaben.

Abbildung “Innere Organe”

  1. Schildknorpel / Kehlkopf
  2. Luftröhre (Trachea)
  3. Herz (Cor)
  4. Magen (Gaster)
  5. Dickdarm (Colon)
  6. Enddarm (Rektum)
  7. Dünndarm (Ilium, Jejunum)
  8. Leber (Hepar)
  9. Lunge, bzw. Lungenflügel

Funktion und Anatomie der Leber

Beim Menschen liegt die Leber im rechten Oberbauch direkt unter dem Zwerchfell und ragt mit seiner linken Leberlappenspitze bis zur Mitte des Oberbauchs.
Beim Erwachsenen wiegt die Leber etwa 1400 – 1800 g und ist in vier große Lappen unterteilt: Lobus hepatis dexter - Lobus hepatis sinister - Lobus quadratus - Lobus caudatus. Die Leber kann auch in Segmente gegliedert. Es gibt 8 Lebersegmente, die bei einer chirurgischen Entfernung von großer Bedeutung sind. Das Segment 1 entspricht dem Lobus caudatus. Die Segmente 2-4 entsprechen dem linken Leberlappen. Die Segmente 5-8 werden dem rechten Lappen zugeordnet.

Mehr zur Funktion und Anatomie der Leber erfahren Sie unter unserem Thema:

Abbildung Leber

  1. Rechter Leberlappen -
    Lobus hepatis dexter
  2. Gallenblasengang -
    Ductus cysticus
  3. Gallenblase -
    Vesica biliaris
  4. Hauptgallengang -
    Ductus choledochus
  5. Pfortader -
    Vena portae hepatis
  6. Leberarterie -
    Arteria hepatica propria
  7. Rundes Leberband -
    Ligamentum teres hepatis
  8. Gemeinsamer
    Lebergallengang -
    Ductus hepaticus communis
  9. Sichelband der Leber
    Lig. falciforme
  10. Linker Leberlappen -
    Lobus hepatis sinister
  11. Lebervenen -
    Venae hepaticae
  12. Untere Hohlvene -
    Vena cava inferior
  13. Zwerchfell - Diaphragma

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Erkrankung der Leber

Folgende Erkrankungen werden im Anschluss erläutert, die oft einen chirurgischen Eingriff benötigen:

1. Lebertumore
2. Leberabszess
3. Echinokokkose
4. Gallensteine
5. Akutes Leberversagen

Alle Erkrankungen der Leber, die vom Bereich der Inneren Medizin behandelt werden finden Sie unter nachfolgendem Link: Leber - Innere Medizin.

  1. Lebertumore

Wie bei Tumoren in anderen Organen gibt es bei der Leber sowohl gutartige als auch bösartige Geschwülste.
Folgende Tumorarten zählen zu den gutartigen Geschwülsten der Leber:

  • Hämangiom(Blutschwamm in der Leber)
  • Leberadenom (gutartige Neubildung/Anhäufung von Leberzellen)
  • Fokal Noduläre Hyperplasie (gutartige Neubildung von Leber-, Gallengangs- und Bindegewebszellen).

Sie müssen nicht zwingend operativ entfernt werden. Nur bei eindeutiger Beschwerdesymptomatik und bei deutlicher Größenzunahme sollten diese Geschwülste chirurgisch entfernt werden.
Bei ungefähr jedem 10. Menschen treten Leberzysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume) auf. Sie sind unschädlich und entstehen bereits im Mutterleib, während der Organentwicklung des Fötus. Wenn sie keine Beschwerden machen, bedürfen sie keinerlei Behandlung. Bei Oberbauchbeschwerden, Völlegefühl oder anderen Symptomen können die Leberzysten durch eine chirurgische Intervention entfernt werden.

Bei den bösartigen Lebertumoren wird zwischen dem Hepatozellulären Karzinom (HCC) und dem Cholangiozellulären Karzinom (CCC) unterschieden. Das Erste (HCC) entsteht in der Leber selbst. Bei dem anderen (CCC) handelt es sich um ein bösartiges Krebsgeschwür in den Gallengängen. Die Anzahl der an hepatozellulärem Karzinom oder cholangiozellulären Karzinom betroffenen Personen nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Ursächlich hierfür sind viral bedingte Leberentzündungen und die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung.
Zusätzlich können sich Tochtergeschwülste (Metastasen) von anderen bösartigen Tumoren in die Leber einnisten. Häufig handelt es sich um Absiedelungen des Dickdarm- oder Enddarmkrebses.

Lebertumore sind besonders tückisch, da sie erst sehr spät eine Symptomatik entwickeln und somit entdeckt werden. Dazu zählen Gelbsucht, Übelkeit, Gewichtsabnahme, Wasserbauch, Schmerzen im Oberbauch. Eine Früherkennung sowie eine chirurgische Entfernung sind für die Überlebenswahrscheinlichkeit von großer Bedeutung. Zusätzlich kann eine Chemotherapie die Heilungschancen erhöhen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Leberkrebs

  1. Leberabszess

Ein Abszess ist eine Ansammlung von Eiter, die durch entzündliche Prozesse zu einer Gewebeeinschmelzung führt und so eine Eiterhöhle formt. Der Leberabszess wird in einen primären und sekundären Verlauf kategorisiert.
Man spricht von einem primären Verlauf, wenn der Abszess über eine aufsteigende Bakterienabsiedelung in der Gallenblase und die Gallengänge entsteht. Gründe hierfür können Gallensteine oder Parasiten sein.
Zu den sekundären Verläufen zählen diejenigen, die aus einer bereits bestehenden Erkrankung heraus entstehen. Das können Operationen der Leber oder Gallenblase, Unfälle, chronische Entzündungen, Divertikulitis, Morbus Crohn, Colitis ulzerosa oder Blinddarmentzündungen sein.

Der rechte Leberlappen ist weitaus häufiger von einem Leberabszess betroffen als der Linke. In 40% der Fälle finden sich mehrere kleine Eiteransammlungen in der Leber. Typische Zeichen für Leberabszesse sind Schüttelfrost, Fieber, Druckschmerzen im rechten Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen. Zur Diagnosesicherung tragen sowohl die Krankenbefragung, die körperliche Untersuchung, das Blutbild und die Bildgebung bei. Die Leber kann beim Leberabszess vergrößert und dadurch tastbar sein. Zusätzlich äußert der Betroffene Schmerzen beim Drücken auf den Bauch. In der Blutuntersuchung können erhöhte Entzündungswerte einen Hinweis auf einen Leberabszess liefern. Die Bildgebenden Verfahren wie Sonographie (Sono), Röntgen, Computertomographie (CT) bestätigen letztendlich den Verdacht auf einen Leberabszess.
Behandelt wird ein Leberabszess zuerst mithilfe von Antibiotika. Bei Nichtwirken des Medikamentes können eine CT/Sono gesteuerte Feinnadelpunktion und eine nach außen ableitende Wunddrainage zur Heilung führen. Bei Versagen der konservativen Therapie erfolgt ein chirurgischer Eingriff. Hierbei wird der Abszess alleine oder ein komplettes Lebersegment entfernt, eine Wundspülung durchgeführt und eine Wunddrainage (ein Schlauch, der das Sekret nach außen abfließen lässt) eingelegt.

Lesen Sie mehr zum Thema: Leberabszess

  1. Echinokokkose

Zwei Arten der Echinokokkose sind bis heute bekannt: Die alveoläre Echinokokkose und die zystische Echinokokkose. Bei der Alveolären wird die Leber von Fuchsbandwürmern (Echinococcus multilocularis) befallen. Die Überträger des Parasiten sind Füchse, Hunde und Katzen. Die Infektion muss frühzeitig behandelt werden, da sie ansonsten die ganze Leberstruktur zerstört. Der Überträger der zystischen Echinokokkose ist der Hundebandwurm (Echinococcus granulosus). Nach oraler Aufnahme durchdringen die Parasiten die Darmwand und gelangen über die Pfortader in die Leber.

Lesen Sie mehr über die Erreger: Bandwurm

Wenn möglich sollte die Echinokkokose chirurgisch entfernt)werden. Falls nötig wird auch gesundes Lebergewebe mitentfernt (Teilresektion der Leber), um auf Nummer sicher zu gehen. Gleichzeitig kann die Echinokokkose mit einem antiparasitären Arzneimittel („Albendazol“) behandelt werden.

  1. Gallensteine

Bei den Gallensteinen handelt es sich um ausgefallene Salze der Gallenflüssigkeit, die sich zu Klumpen zusammenlagern. Sie können entweder in der Gallenblase vorkommen, die Krankheit wird dann entsprechend als Cholezystolithiasis bezeichnet, oder in den Gallengängen (Choleangiolithiasis). Man unterscheidet zwei Formen der Gallensteine: cholesterinhaltige Steine (ca. 90%) und bilirubinhaltige Steine (ca. 10%).

Risikofaktoren, die Gallensteine begünstigen, sind: das weibliche Geschlecht, Alter: > 40 Jahre, Übergewicht, gebärfähiges Alter, heller Hauttyp.
Typische Symptome, die durch Gallensteine hervorgerufen werden, sind kolikartige Bauchschmerzen, Übelkeit, entfärbter Stuhlgang, Schmerzen im rechten und mittleren Oberbauch mit Ausstrahlung in den Rücken und in die rechte Schulter, Gelbfärbung der Haut und Schleimhäute, bei massiv gestauten Gallenwegen.
Zur Diagnostik dient zum einen die Befragung des Patienten, welcher häufig die oben genannten Symptome bestätigt. Ein erhöhtes Entzündungslabor kann Hinweise für Gallensteine liefern. Die Bildgebung sichert letzten Endes die Verdachtsdiagnose. Eine weitere Methode der Diagnostik stellt die endoskopische-retrograde-Cholangio-Pankreatikographie (ERCP) dar. Hierbei wird ein Schlauch mit einer an der Spitze befindlichen Kamera über den Magen und den Zwölffingerdarm bis in den Gallengang vorgeschoben. Von dort aus kann man untersuchen, ob sich darin ein Gallenstein befindet.

Gallensteine, die keine Beschwerden verursachen, müssen nicht therapiert werden. Kleine Steine (<3 cm) können auch noch von alleine abgehen. Große Steine, oder kleine Steine, die in den Gallengängen hängen bleiben, müssen operativ entfernt werden. Dafür wird die Gallenblase heutzutage mithilfe einer Bauchspiegelung, eine minimal-invasiv Methode, entfernt.
Ein chronisches Gallensteinleiden führt zu immer wieder kehrenden Gallenblasenentzündungen. Eine sogenannte Porzellangallenblase kann daraus entstehen. Der Name ist zutreffend, da die Gallenblase durch ihre Verkalkung im Ultraschallbild wie Porzellan aussieht. Bei einer Porzellangallenblase ist das Risiko einer bösartigen Entartung erhöht, weshalb man den Betroffenen zu einer frühzeitigen operativen Entfernung der Gallenblase rät.

Lesen Sie mehr zum Thema: Gallensteine

  1. Akutes Leberversagen

Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein akut auftretendes Geschehen, welches unbehandelt zum Tode führt. Die Funktion der Leber ist plötzlich gestört. Das Krankheitsbild wird hervorgerufen durch Viren oder Giftstoffe z.B. des Knollenplätterpilzes, Drogen oder anderen Chemikalien. Die Patienten bekommen typische Ausfallserscheinungen wie Gelbsucht, Gerinnungsstörungen, Schläfrigkeit und Koma.
Eine sofortige lebensrettende Therapie muss eingeleitet werden. Die Ursache muss, wenn möglich, behoben werden. Bei starker Schädigung der Leber ist der einzige Ausweg eine Lebertransplantation.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.06.2007 - Letzte Änderung: 18.09.2024