Bandwurm

Definition

Bandwürmer (Cestoden) gehören zu den Plattwürmern (Plathelminthes). Es gibt weit über 3000 verschiedene Arten. Alle Arten von Bandwürmern leben als Parasiten im Darm ihrer Endwirte. Sie verfügen selbst aber über keinen Verdauungstrakt (Endoparasiten). Der Aufbau besteht aus einem Kopf (Skolex) und den Gliedern (Proglottiden). Außerdem sind Bandwürmer Zwitterwesen und können sich somit selbst befruchten. Die Eier werden von einem Zwischenwirt aufgenommen und setzen sich als Finnen- so bezeichnet man die Larven- in dessen Muskulatur fest. Der Mensch nimmt sie dann über die Nahrung z.B. in Form von Schweinefleisch zu sich. Im Darm entsteht dann der fertige Bandwurm. Dieser bezieht seine Nährstoffe aus der Darmwand.

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Ursachen

Wodurch der Mensch einen Bandwurm bekommt, hängt von der Unterart des Bandwurms ab. Es gibt den Rinderbandwurm (Taenia saginata) und den Schweinebandwurm (Taenia solium). Über den Verzehr von halb rohem oder rohem Rind- oder Schweinfleisch können die Finnen in den menschlichen Darm gelangen und sich dort zu Bandwürmern entwickeln.
Außerdem gibt es den gutartigen Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) und den bösartigen Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis). Bei diesen Bandwürmern wird der Mensch fälschlicherweise zum Träger. Dies bezeichnet man auch als Fehlwirt. Die Bandwurmeier befinden sich im Kot des jeweiligen Tiers. In Form von verunreinigten Waldfrüchten oder Pilzen gelangen sie dann in den Menschen. Außerdem können sie sich auf ungewaschenem Obst und Gemüse befinden, das mit entsprechendem Düngemittel in Kontakt kam. Der eigene Haushund ist ebenso ein potentieller Überträger. Letztlich gibt es noch den Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum). Der Mensch infiziert sich vor allem durch den Verzehr von rohen Fischprodukten.

Diagnose

Häufig bemerken die Betroffenen die Bandwurmeier oder Bestandteile vom Bandwurm im eigenen Stuhl. Manchmal bewegen sich die einzelnen Glieder noch wie kleine Fädchen im Stuhl. Gewissheit erhält man jedoch nur, wenn man eine Stuhlprobe beim Arzt abgibt. Dieser kann eine bessere Einschätzung mithilfe eines Mikroskops abgeben.
Wenn der Bandwurm den Menschen als Fehlwirt besiedelt hat und sich im ganzen Körper ausbreitet, kommen weitere Diagnoseverfahren in Frage. Ein direkter Nachweis erfolgt z.B. über eine Biopsie oder eine Augenspiegelung. Auch die Neuroradiologie kann zu Rate gezogen werden. Durch CT und MRT können Zysten mit Bandwurmbestandteilen dank guter Auflösung leicht detektiert werden.
Für den Schweinebandwurm gibt es außerdem einen spezifischen und sensitiven Antikörpertest, der einen Nachweis mittels Blutprobe und Immunoblot erlaubt.

Symptome

Die meisten Symptome, die im Rahmen einer Bandwurminfektion auftreten, sind eher unspezifisch und sehr vielseitig. Häufig klagen die Betroffenen über ubiquitäre Bauchschmerzen ohne klare Lokalisation. Hinzu kommt ein Druck- und Völlegefühl. Entsprechend häufig kommt es zu Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Zum Teil leiden die Patienten auch unter Übelkeit mit Erbrechen, sowie einem Wechsel von Durchfall und Verstopfung. Ein Juckreiz in der Analregion erhöht den Leidensdruck zusätzlich.

Besonders gefährlich und lebensbedrohlich ist die Infektion mit den Eiern des Fuchsbandwurms. Die Larven können sich in allen Organen festsetzen und diese zerstören. Zwischen dem Erstkontakt und dem Erkrankungsbeginn liegen häufig mehrere Jahre in denen sich der Parasit unbemerkt ausbreiten kann. Vor allem die Leber wird dabei in Mitleidenschaft gezogen.
Der verwandte Hundebandwurm ist hingegen harmloser. Er kann sich aber auch mit seinen Larven in verschiedenen Organen wie z.B. der Lunge festsetzen und so Reizhusten verursachen.
Wenn aus Versehen Eier des Schweinbandwurms z.B. durch den eigenen Kot aufgenommen werden kann daraus eine schwerwiegende Krankheit, die Zystiszerkose, resultieren.

Die Beschwerden richten sich dann je nach betroffenem Organ und reichen von Muskelschmerzen bis hin zu neurologischen Ausfällen.
Manchmal bleibt die Infektion mit einem Bandwurm auch völlig unbemerkt.
Vom harmlosen Zwergbandwurm sind z.B. zig Millionen Menschen besiedelt ohne Beschwerden aufzuweisen.
Ebenso symptomarm verhält sich der Fischbandwurm. Bei chronischer Infektion kann er jedoch eine VitaminB12-Blutarmut hervorrufen.

Sind Blähungen ein Hinweis auf einen Bandwurmbefall?

Da wie schon beschrieben die Symptomatik eines Bandwurmbefalls sehr vielseitig ist, kann alles und nichts auf einen Bandwurm hinweisen. Blähungen können ein Zeichen für einen entzündlichen Prozess im Darm sein und können sicherlich im Rahmen einer Bandwurmerkrankung auftreten. Blähungen sind aber kein Symptom das wegweisend und spezifisch ist.

Vielmehr muss der Gesamtkontext betrachtet werden:
Bestehen noch andere Beschwerden, die die Diagnose wahrscheinlich werden lassen?
Sind Ereignisse erinnerlich, die eine Infektion mit einem Bandwurm möglich machen?
Bestehen die Blähungen erst seit kurzer Zeit, ist die Ursache wahrscheinlich woanders zu suchen. Am häufigsten kommen blähende Lebensmittel als Auslöser in Frage.

Symptome bei Kindern, die für einen Bandwurmbefall sprechen

Hat man den Verdacht auf eine Bandwurmerkrankung, lohnt sich der Austausch mit anderen Müttern, denen eventuell die gleichen Beschwerden bei ihren Kindern aufgefallen sind. Eine Ansteckung ist über die orale Aufnahme von Fäkalien möglich. Die Symptome unterscheiden sich nicht von denen der Erwachsenen. Es kommt ebenso häufig zu Bauchschmerzen und Übelkeit. Ein analer Juckreiz ist bei Kindern am allerhäufigsten auf eine Infektion mit Madenwürmern (Enterobius vermicularis) zurückzuführen. Die Kinder jucken sich vor allem nachts am Po, wenn die Würmer herauskriechen um ihre Eier abzulegen. Bei Bauchschmerzen im Kindesalter kommen viele verschiedene Differentialdiagnosen in Betracht, die meist wahrscheinlicher sind als ein Bandwurm. Eine Abklärung durch den Kinderarzt ist in jedem Falle anzuraten.

Dauer

Die Zeitspanne von der Aufnahme der Bandwurmeier bis zum Erkrankungsbeginn (Inkubationszeit) hängt vom jeweiligen Lebenszyklus des Bandwurms ab. Es dauert Wochen bis Monate bis ein Wurm sich voll entwickelt hat und sich fortpflanzen kann. Rinder- und Schweinebandwürmer werden bis zu 20 Jahre alt. Eine fäkal-orale Ansteckungsgefahr besteht während der gesamten Erkrankungsdauer.

Wie behandle ich einen Bandwurmbefall?

Eine Behandlung der Bandwurmerkrankung sollte in jedem Falle erfolgen, auch wenn sie als ungefährlich gelten. Die Behandlung ist je nach Bandwurm unterschiedlich. Für gewöhnlich ist eine medikamentöse Therapie ausreichend und nur in seltenen Fällen muss operativ interveniert werden.

Die Medikamente zum Abtöten des Bandwurms werden Anthelminthika genannt. Beispiele hierfür sind Albendazol, Mebendazol und Praziquantel.
Beim Schweine- und Rinderbandwurm ist eine Einmalgabe häufig ausreichend.
Beim gefährlichen Fuchsbandwurm müssen die Medikamente häufig ein Leben lang eingenommen werden. Ist ein Familienmitglied betroffen, sollten sich auch alle anderen durchchecken lassen und müssen eventuell mitbehandelt werden.
Außerdem müssen einige hygienische Maßnahmen ergriffen werden. Diese reichen vom gründlichen Händewaschen nach jedem Toilettengang bis hin zum Abkochen der Handtücher und Bettwäsche.

Bandwurm-Diät

Bestimmt jeder hat schon einmal davon gehört mit einer Bandwurm-Diät könne man ganz leicht an Gewicht verlieren. Die Annahme lautet, dass der Bandwurm die aufgenommene Nahrung selbst verwertet. Man selbst nehme dabei keinerlei Gewicht zu und könne sogar noch mehr als vorher essen. Natürlich versuchen einige aus dieser These Profit zu schlagen und bieten Kapseln mit vermeintlichen Bandwurmeiern an.

Man sollte jedoch von dieser Diät Abstand nehmen und sie kritisch hinterfragen. Zunächst ist unklar was sich wirklich in den Kapseln verbirgt, was allein schon sehr gesundheitsschädliche Folgen haben kann. Selbst wenn sich aus der Kapsel ein Bandwurm entwickeln könnte, muss sich nicht zwingend ein Gewichtsverlust einstellen. Es gibt bisher keinerlei seriöse Studienlage dazu, dass die Bandwurm-Diät funktioniert. Sie bringt mehr Schaden als Nutzen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.02.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024