Steißbeinschmerzen während der Schwangerschaft

Steißbeinschmerzen während der Schwangerschaft

Einleitung

Der Schmerz im Steißbein gilt in der Schwangerschaft als eine häufig vorkommende Beschwerde.
Die Ursachen und damit der Ursprung des Schmerzes sind sehr variabel. Es gibt einige schwangerschaftsspezifischen Auslöser, teilweise sind jedoch auch Druckbelastung, Frakturen oder Einklemmungen von Nerven Gründe für den Steißbeinschmerz.

Je nachdem wie stark der Schmerz ist, kann man sogar von der Kokzygodynie sprechen. Die Kokzygodynie bezeichnet einen starken, in den Anal-, Lumbal- und Hüftbereich ausstrahlenden Schmerz in der Steißbeinregion, der seinen Namen von der betroffenen Knochenstruktur (lat. Os coccygis = Steißbein) ableitet.

Ursachen

Steißbeinschmerzen unter der Schwangerschaft haben als häufige Ursache die gestationsbedingte Pelveopathie.
Darunter versteht man die schmerzhafte Veränderung der Beckenringstruktur in der Schwangerschaft (med. Gestation). Dabei kommt es vor allem im kleinen Becken zu einer Weitung bzw. Lockerung des Beckenrings. Der Beckenring umfasst definitionsgemäß das Kreuzbein (lat. Os sacrum), welchem sich das Steißbein nach unten hin anschließt und die beiden Hüftbeine (lat. Ossa coxae), welche sich jeweils nochmal aus 3 knöchernen Strukturen, Darmbein (lat. Os ilium), Sitzbein (lat. Os ischii) und Schambein (lat. Os pubis), zusammensetzt.

Die Beckenmaße spielen in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle, da anhand deren bestimmt werden kann, ob das Kind unter der Geburt durch die Beckenöffnung passt. Daher kommt es mit fortschreitender Schwangerschaft zu einer Lockerung des Beckenrings, um dem Kind beim Durchtritt durch den Geburtskanal genügend Platz zu bieten. Diese physiologische strukturelle Veränderung führt bei den schwangeren Frauen dann häufig zu Schmerzen in der Steißbeinregion. Mit der knöchernen Weitung geht eine muskuläre Dehnung einher, da die Beckenknochen über einen muskulären Apparat gesichert sind. Gerade diese Dehnung kann zu Ausstrahlung der Schmerzen in den Rückenbereich führen.

Gegen Ende der Schwangerschaft kann es unter der Geburt zu verstärkten Schmerzen kommen, da das Kind während dem Durchtritt durch den Geburtskanal starken Druck auf das Steißbein ausüben kann. Als Komplikation unter dem Umstand der Geburt gilt die Steißbeinfraktur, wenn der aufgebrachte Widerstand der knöchernen Strukturen nicht stark genug ist, um den Druckkräften des Kindes entgegenzuwirken.

Die bisher genannten Ursachen sind sehr schwangerschaftsspezifisch. Man sollte weitere Gründe jedoch in der Schwangerschaft nicht außer Acht lassen.

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Weitere Ursachen

Die Steißbeinschmerzen können von verschiedenen Strukturen ausgehen. Resultieren die Schmerzen aus Beschwerden von dem Steißbein selbst, kann eine Prellung, eine Fraktur oder Stauchung des Knochens der Auslöser sein. Frakturen entstehen in der Regel nur durch starke äußere Krafteinwirkung oder Stürzen, eine Prellung zieht man sich jedoch sehr schnell zu. Eine Prellung oder Stauchung kann in der Schwangerschaft allein aus der Tatsache heraus entstehen, dass das Kind im Bauch auf umliegende Strukturen viel Druck ausübt und vor allem das Steißbein anfällig ist und somit häufig Schmerzen in der Schwangerschaft verursacht.

Neben dem Knochen kann der Steißbeinschmerz auch von den Nerven ausgehen. Besonders relevant ist der lumbosakrale Nervenplexus. Durch Kompression aufgrund der Raumforderung in der Schwangerschaft kann es zu starken ausstrahlenden Schmerzen in die Steißbeinregion kommen. Eine weniger harmlose Ursache als die Nervenkompression ist das Vorliegen von Gebärmutterhalskrebs (lat. Cervixkarzinom). Die klassischen Trias eines Cervixkarzinoms sind der lumbosakrale Schmerz, eine einseitige Uterusobstruktion und ein Lymphödem. Durch Infiltration des in enger topographischen Beziehung zum Steißbein liegenden lumbosakrale Nervenplexus durch das entartete Gewebe strahlen die Schmerzen sehr gerne aus und Betroffene leiden an lumbosakralen Schmerzen bzw. Steißbeinschmerzen.

Als Sonderform der Unterbauchschmerzen treten in der Schwangerschaft häufig Kreuzschmerzen durch die Gewebeauflockerung auf. Diese schwangerschaftsbedingten Schmerzen strahlen ebenfalls in die Steißbeinregion aus und sind daher als Ursachen des Steißbeinschmerzes in Betracht zu ziehen.

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Symptome

Der Steißbeinschmerz äußert sich ganz klassisch wie der Name schon sagt in Form von Schmerzen in der Steißbeinregion. Die Schmerzcharakteristik kann von dumpf bis stechend variieren, ist aber in jedem Fall quälend und wird als unangenehm empfunden. Der Steißbeinschmerz kann möglicherweise in die umliegende Rückenregion ausstrahlen.

Ist der Steißbeinschmerz besonders stark, spricht man sogar von der Kokzygodynie, welche wie bereits erläutert einen starken, in den Anal-, Lumbal- und Hüftbereich ausstrahlenden Schmerz in der Steißbeinregion beschreibt.
Der Steißbeinschmerz tritt gehäuft in der Früh- oder Spätschwangerschaft auf (1. Trimenon der 3. Trimenon).

Da Schmerzen vor allem durch Druck auf das Steißbein provoziert werden kann, tritt er verstärkt im Sitzen oder Liegen auf. Allerdings machen sich die Steißbeinschmerzen auch beim Gehen bemerkbar, da die Hüft-und Beckenregion mit seinen muskulären und knöchernen Anteilen in den Bewegungsmechanismus integriert sind.

Normalerweise sind die Schmerzen nicht von langer Dauer, sollte jedoch das Gegenteil der Fall sein, muss man darauf achten, dass der Steißbeinschmerz nicht chronisch wird und entsprechende therapeutische Maßnahmen ergreifen.

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Zeitliches Auftreten von Steißbeinschmerzen

Steißbeinschmerzen am Anfang der Schwangerschaft

Steißbeinschmerzen können auch aus nicht-gynäkologischen Gründen (Trauma, bösartige Neubildungen im Beckenbereich, nervale Störungen,) entstehen. Diese müssen bei der Abklärung unbedingt bedacht werden.

Bei zurückliegenden Infektionen der inneren weiblichen Geschlechtsorgane kann es des Weiteren zu Transportstörungen der Eileiter kommen. Auf Grundlage dieser Transportstörung kann sich eine befruchtete Eizelle fälschlicherweise in den Eileitern einnisten.
Die Zellen teilen sich jedoch genauso wie bei einer korrekten Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut. Die Vergrößerung bedingt eine Dehnung und Spannung der Eileiter. Dabei entstehen Schmerzen, die sowohl im Unterbauch als auch im Rücken bzw. Gesäß auftreten können. Ein Gynäkologe sollte unbedingt aufgesucht werden um die Einnistung mit Hilfe eines Ultraschallgerätes zu prüfen.

Treten die Schmerzen in Verbindung mit vaginalen Blutungen auf, sollte ebenfalls unbedingt ein Gynäkologe und ein Krankenhaus kontaktiert werden, da eine Fehlgeburt möglich ist.

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Steißbeinschmerzen am Ende der Schwangerschaft

Gegen Ende der Schwangerschaft können Senk- und Vorwehen auftreten. Diese Wehen bedingen eine bessere Lage des Kindes im Hinblick auf die Geburt. Besonders die Vorwehen können relativ stark sein und Schmerzen so wie Angst bei der Schwangeren auslösen.

Wehen sind allgemein Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur. Die Kontraktionen erhöhen den Druck im Unterleib. Davon kann auch das Steißbein betroffen sein. Ein kleines mütterliches Becken, ein großer Fetus, Zwillingsschwangerschaften, Veränderungen der Gebärmutter (Myome) und viele weitere Faktoren können zu einem noch höheren Druck und damit zu einer Mehrbelastung des Beckens und des Steißbeins führen.

Außer der Drucksituation können Infektionen, bösartige Neubildungen, Nervenschäden und Fehlgeburten ursächlich sein. Diese sind im Vergleich zu der Schmerzentstehung infolge des Druckes jedoch sehr selten.

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Steißbeinschmerzen nach der Geburt

Der Körper der Mutter ist während der vaginalen Geburt extremen Belastungen ausgesetzt. Die Gebärmuttermuskulatur erzeugt starke Kontraktionen. Der Muttermund, die Vagina, der Beckenring und die Beckenbodenmuskulatur samt Haut werden stark gedehnt. Aufgrund dieser Belastungen und eventuell weiteren Komplikationen, können Geburtsverletzungen entstehen.

Dazu zählen auch Risse der Beckenbodenmuskulatur, die in Verbindung mit dem Steißbein steht. Derartige Verletzungen können zu langwierigen Schmerzen und Funktionsstörungen im Beckenbereich führen. Außer der Muskulatur können weiterhin knöcherne Verletzungen des Steißbeins bestehen. Die Verletzungen und der Heilungsprozess sollten beobachtet und die Rückbildung bzw. Heilung gefördert werden.

Darüber hinaus kommen Infektionen, Nervenschäden, Tumoren und weitere Aspekte als Ursache in Frage.

Bei dauerhaften, starken und unerklärbaren Schmerzen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Steißbeinschmerzen nach der Geburt

Diagnose

Je nach Ursache können unterschiedliche Mittel zur Diagnosestellung herangezogen werden.
Klassische Verfahren stellen aber in den meisten Fällen die Ultraschalluntersuchung (Sonographie), das MRT während der Schwangerschaft (=Magnetresonanztomographie) und das CT (=Computertomographie) dar.

Gerade unter Hinblick der Strahlenbelastung für das ungeborene Kind sind alle Verfahren, die zur Diagnose führen gut abgewägt werden. Nur das MRT kann während der Schwangerschaft ohne Strahlenbelastung durchgeführt werden. Aber auch hier gibt es enge Einschränkungen:

Die Röntgendiagnostik ist bei der gestationsbedingte Pelveopathie das Mittel der ersten Wahl.

Bei Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs spielen die Zytologie und die Kolposkopie eine wichtige Rolle. Darunter versteht man zum einen das Anfertigen von einem Abstrich vom Epithel des Gebärmutterhalses und zum anderen die Inspektion des Gebärmutterhalses mit Hilfe eines Kolposkops.

Nicht zu vergessen ist ein gutes Anamnesegespräch mit der Patientin zu führen, um mögliche Ursachen für den Steißbeinschmerz in der Schwangerschaft bereits eingrenzen zu können. Zu der Schmerzanamnese zählen die Lokalisation, die Art, die Häufigkeit und die Stärke des Schmerzens.
Des Weiteren ist es relevant zu erfahren, seit wann die Steißbeinschmerzen bestehen, ob der Schmerz ausstrahlt und ob die Patientin die Schmerzen in einen kausalen Zusammenhang (zum Beispiel ein Sturz auf das Steißbein) bringen kann. Zuletzt sollte der behandelnde Arzt erfragen, ob bereits Maßnahmen zur Schmerzlinderung ergriffen wurden, wenn ja, welche und ob es Positionen gibt, in denen der Steißbeinschmerz stärker oder schwächer ist.

Ausführliche Informationen zu diagnostischen Verfahren in der Schwangerschaft lesen Sie unter: Ultraschall in der Schwangerschaft

Welcher Arzt behandelt Steißbeinschmerzen in der Schwangerschaft?

Der erste Ansprechpartner bezüglich Schmerzen während einer Schwangerschaft sollte der Frauenarzt / die Frauenärztin sein. Generell gilt zwar, dass Steißbeinschmerzen bei einer Schwangerschaft alltäglich auftreten und kein Grund zur Sorge sind.

Trotz allem kann in wenigen Fällen auch eine andere Ursache für die Steißbeinschmerzen in Frage kommen. Um eine mögliche unnatürliche Ursache für ihre Schmerzen im Steißbeinbereich auszuschließen, sollten Sie entsprechend Ihren Frauenarzt aufsuchen. Dieser kann Sie anschließend an einen Orthopäden oder Physiotherapeuten überweisen, der die Steißbeinschmerzen schließlich gezielt behandeln kann.  

Therapie

Auch hier richtet sich die Art der Therapie zum Teil nach der Ursache für die Steißbeinschmerzen.

An erster Stelle steht die Linderung der Symptome, sprich die Behandlung der Schmerzen. Dies kann durch Analgetika (Schmerzmittel) wie dem Paracetamol erfolgen. Paracetamol darf man im Gegensatz zu ASS vor allem auch in der Schwangerschaft einnehmen. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) bringt als unerwünschte andere Wirkung nämlich einen frühzeitigen Schluss des Ductus botalli, eine spezielle Verbindung der Aorta und des Truncus pulmonalis (Lungenarterien) im kindlichen Blutkreislauf, mit sich. Des Weiteren hemmt ASS die Blutgerinnung, sodass es wenn überhaupt nur bis Ende der 37. Schwangerschaftswoche genommen werden darf, da sonst unter der Geburt ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht. Paracetamol wird daher in der Schwangerschaft bevorzugt als Schmerzmittel eingenommen.

Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung gibt es weitere sinnvolle therapeutische Maßnahmen. Gerade in der Schwangerschaft können die Steißbeinschmerzen durch Entlastung mithilfe eines Sitzkissens oder Beckengurtes gelindert werden.

Ein wichtiger Ansatzpunkt der Therapie ist die Muskulatur. Resultieren die Steißbeinschmerzen aus muskulären Verspannungen ist eine Wärmetherapie hilfreich (beispielsweise mit Wärmepflastern wie ThermaCare®). Generell ist es darüber hinaus sinnvoll, eine muskelentspannende aber auch muskelaufbauende Therapie zu wählen. Verspannte Muskeln können durch Massage oder Physiotherapie gelockert werden, sodass die Steißbeinschmerzen mit der Zeit weniger stark sind.
Hintergrund des Muskelaufbaus ist es sowohl die Rücken- als auch die Beckenbodenmuskulatur zu stärken, um eine bessere Stabilität zu erhalten.

Sind die Steißbeinschmerzen auf eine Nerveneinklemmung zurückzuführen, kann eine Akupunktur als therapeutisches Mittel die Symptome lindern.

In der Regel reichen alle erwähnten konservativen Therapieansätze aus, um die Steißbeinschmerzen zu bekämpfen. Lediglich bei einer Steißbeinfraktur besteht möglicherweise die Indikation einer Operation, in der es zur Resektion, also der Entfernung, des Knochenanteils kommt. Da das Steißbein die unterste knöcherne Endstruktur darstellt, ist die Entfernung relativ unproblematisch.

Leider kann man nicht pauschal sagen, dass sich Steißbeinschmerzen nach der Schwangerschaft wieder verbessern. In einigen Fällen wird der Steißbeinschmerz erst durch den Geburtsvorgang ausgelöst und tritt somit erst nach der Geburt auf.

Für weitere Informationen aus diesem Themengebiet lesen Sie unseren nächsten Artikel unter: Behandlung von Steißbeinschmerzen

Übungen bei Steißbeinschmerzen

Übungen zur Behandlung von Steißbeinschmerzen sind vor allem hilfreich, wenn eine muskuläre Ursache zu Grunde liegt. Dann hilft meist, neben mehr Bewegung und der Benutzung eines Steißbeinkissens, das Training der Beckenboden- und Rückenmuskulatur.

  • Übung 1: Ausgangsposition: Vierfüßlerstand (aufstützend auf dem Boden mit beiden Handflächen, Knien und Schienbeinen) -Das Becken soll bei dieser Übung nach oben  gekippt werden. Wirbel für Wirbel wird mit der Wirbelsäule langsam ein Bogen geformt. Wenn eine maximalgekrümmte Position erreicht ist, wird sie einige Sekunden gehalten. Schließlich wird das Becken nach unten gekippt und die Krümmung langsam aufgelöst.
  • Übung 2: Ausgangsposition: Auf dem Rücken liegend, Arme entspannt seitlich ablegen, Füße aufgestellt im Abstand von ca. zwanzig Zentimetern. Die Gesäßmuskulatur soll vollständig angespannt werden (während der gesamten Übung!) und der Hintern und der Bauch Richtung Decke angehoben werden. Die Knie dürfen sich nicht berühren und der Abstand zwischen ihnen sollte gleich bleiben. Die Position wird dann für einige Sekunden gehalten. Danach das Gesäß wieder langsam auf dem Boden ablegen. Die Schultern sollten sich zu keiner Zeit von dem Boden abheben.
  • Übung 3: Ausgangsposition: Schneidersitz, gerader Rücken. Bei dieser Übung soll die Anspannung der Beckenbodenmuskulatur aktiv wahrgenommen werden. Muskulatur kräftig anspannen und spüren wie sich der Beckenboden anhebt. Die Position und Anspannung sollte einige Sekunden gehalten werden. Die Übung kann mit kurzen Entspannungsphasen beliebig oft wiederholt werden.

Der Sitzring bei Steißbeinschmerzen

Als Sitzring bezeichnet man ein Sitzkissen, das in der Mitte ein Loch hat. Dieser Sitzring ist meist aus einem aufblasbaren Kunststoff oder aus Schaumstoff.

Hilfreich kann ein solcher Sitzring bei Schmerzen im Steißbein, nach Operationen oder eben während und nach der Schwangerschaft sein.

Durch das Sitzen auf einem Sitzring wird ein Hohlsitz bezweckt, der das Steißbein, den Analbereich sowie die Wirbelsäule entlasten soll. Die weichen Materialien sorgen dafür, dass der Benutzer lange Zeit auf dem Sitzring verbringen kann, ohne dass es zu neuen Verspannungen kommt. Als Resultat soll ein schmerzfreies, angenehmes Sitzen gewährleistet werden.

Kann tapen bei Steißbeinschmerzen helfen?

Bei Steißbeinschmerzen generell oder speziell auch während einer Schwangerschaft können neben Physiotherapie auch sogenannte Kinesiologie Tapes helfen. Es gilt allgemein jedoch, dass das „Taping“ eher als unterstützend und überbrückend bis zu einer Physiotherapie angewendet werden soll, nicht als alleinige Therapie.

Die wohl wichtigste Wirkung des „Taping“ ist die Schmerzlinderung. Diese wird durch die Zug- und Druckreize, die das Tape an der Hautoberfläche erzeugt, erreicht.

Durch den Zug und Druck werden Nervenendigungen unter der Hautoberfläche aktiviert, die wiederum reflektorisch Signale an der Rückenmark weitergeben können. Durch eine Kettenreaktion können dadurch der Muskeltonus und die Verspannungen der Muskeln reduziert werden, wodurch eine wahrgenommene Schmerzlinderung erreicht wird.

Um das Tape richtig am Rücken anzubringen, sollten Sie eine geschulte Person hinzuziehen.

Prophylaxe

Wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass die Steißbeinschmerzen häufige Beschwerden in der Schwangerschaft sind, kann man sehr gut vorsorgende Maßnahmen treffen.

Die Stärkung der Rücken- und auch der Beckenbodenmuskulatur sind daher nicht nur therapeutisch, sondern auch prophylaktisch sinnvoll.
Des Weiteren können regelmäßige Schwangerschaftsgymnastik die Symptome der Steißbeinschmerzen reduzieren. Auch das Schwimmen wirkt sich positiv auf die muskulären Anteile aus und ist gerade in der Schwangerschaft eine schonende Art und Weise Sport zu treiben.

Um keine Druckschmerzhaftigkeit des Steißbeins zu provozieren, ist es ratsam sitzende Tätigkeiten soweit es möglich ist zu vermeiden und sich ansonsten eine bequeme Unterlage zu schaffen.

Die bereits erwähnte Zytologie und Koloskopie zählen nicht nur zur Diagnostik, sondern sind auch im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung eine wichtige Maßnahme.

Häufig gestellte Fragen

Können Steißbeinschmerzen Anzeichen einer Schwangerschaft sein?

Steißbeinschmerzen sind nicht unbedingt ein charakteristisches Anzeichen einer Schwangerschaft, sie können jedoch durchaus durch eine Schwangerschaft ausgelöst werden.

Können Steißbeinschmerzen in der Schwangerschaft zu einem Beschäftigungsverbot führen?

Steißbeinschmerzen während und nach einer Schwangerschaft können enorme Ausmaße annehmen. Das normale Sitzen kann so gegebenenfalls nicht mehr ohne extreme Schmerzen erfolgen.

Sollten die Schmerzen derart enorme Ausmaße annehmen, dass die alltägliche Arbeit sowohl zu Hause als auch auf der Arbeit nicht mehr ohne starke Schmerzen zu bewältigen ist, sollten Sie Ihren Hausarzt oder gegebenenfalls auch ihre Frauenärztin aufsuchen.

Diese können versuchen, Ihnen entweder medikamentös oder durch gezielte Physiotherapie zu einer schmerzfreien Schwangerschaft zu verhelfen. Sollten auch diese Maßnahmen keinerlei Wirkung zeigen, kann der Hausarzt gegebenenfalls eine vorübergehende Krankschreibung ausstellen.

Ein Beschäftigungsverbot darf vom Arzt nur ausgestellt werden, wenn durch die Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz eine Gefahr für die Mutter oder das Kind entsteht. Eine solche Regelung fällt unter das Mutterschutzgesetz.

Weitere Informationen rund um das Beschäftigungsverbot lesen Sie hierBeschäftigungsverbot in der Schwangerschaft

Können Steißbeinschmerzen gefährlich für mein Baby sein?

Die Steißbeinschmerzen, die eine Frau während einer Schwangerschaft haben kann, haben in aller Regel keine Auswirkung auf das Baby.

Hervorgerufen werden die Schmerzen durch eine Lockerung des Beckenrings und der dort sitzenden Muskulatur. Diese Lockerung ist vollkommen natürlich und in den meisten Fällen sogar essentiell für die bevorstehende Geburt des Babys.

Durch die Lockerung und damit Weitung des Beckenrings wird der Austritt des Kindes auf natürlichen Weg durch den Geburtskanal gewährleistet.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.06.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024