Folgen eines Herzinfarktes

Bei einem Herzinfarkt liegt der Verschluss von einem oder mehreren Herzkranzgefäßen vor. Dadurch kommt es zu einer Sauerstoffmangelversorgung der Herzmuskulatur und somit zu Gewebeschäden. Bei langem Sauerstoffmangel ist dieser Schaden dauerhaft und es bildet sich Narbengewebe aus, welches nicht zu Kontraktion des Herzens beitragen kann. Medikamente können einem weiteren Herzinfarkt vorbeugen.

Folgen des Herzinfarktes

Zu einem Herzinfarkt kommt es durch den Verschluss eines oder mehrere Herzkranzgefäße (Coronarien), dadurch kommt es in dem Bereich der Herzmuskulatur, der nicht mit Sauerstoff versorgt wird, zu einem Schaden des Gewebes. Ist dieser Teil des Gewebes lange ohne Sauerstoff, kann der Schaden nicht mehr rückgängig gemacht werden. Dadurch kommt es zu einer Vernarbung des Gewebes, welches sich dann nicht mehr zusammenziehen kann. Um einem weiteren Herzinfarkt in der Folge vorzubeugen, werden verschiedenste Medikamente verschrieben. Damit es nicht zu einer erneuten Verklumpung des Blutes kommt werden meist Clopidogrel und ASS verschrieben.

Direkte Folgen

Direkt nach der Behandlung des Infarkts bleiben die Patienten zunächst zur Überwachung entweder auf einer Intensivstation oder auf einer Intermediate Care Station (IMC).

Je nach der Größe des betroffenen Areals kommt es nach dem Infarkt zu einer Kontraktionsstörung des Herzens. Dadurch kann es zu einer funktionellen Insuffizienz des Herzens, also einer Herzschwäche kommen.

Bei Infarkten, die nicht nur einen Teil der Herzwand betreffen, sondern die einmal durch die komplette Dicke der Herzmuskelschicht gehen, kann es durch den Untergang des Gewebes zu einem Riss in der Herzwand kommen.

Künstliches Koma

Wenn nach einem Herzinfarkt das Herz zu sehr geschädigt ist, um sofort wieder voll funktionsfähig zu sein, werden die betroffenen Personen oftmals zunächst in ein künstliches Koma versetzt. In der Zeit wird ihre Körpertemperatur etwas herunterreguliert, wodurch der Körper weniger Energie verbraucht und somit in eine Art Ruhemodus versetzt wird. Zudem wird die Person künstlich beatmet.
Da komatöse Patienten dauerhaft gut überwacht werden müssen, bekommen sie im Krankenhaus mehrere Zugänge in die Gefäße. Einer dieser Zugänge liegt meist in einer Vene am Arm, während ein Zugang direkt vor dem rechten Herzvorhof zu liegen kommt. Bei diesem Zugang handelt es sich um den so genannten zentralen Venenkatheter (ZVK). Während des Komas werden dem Patienten außerdem kreislaufregulierende Medikamente gegeben. Nachdem der Patient aus dem Koma erwacht ist, muss er noch für einige Zeit auf der Intensivstation verbleiben und danach zur weiteren Überwachung auf der intermediate care Station (IMC) einige Tage bis Wochen verbringen.

Weil die willkürliche Muskulatur im Koma nicht mehr gesteuert werden kann, kommt es zu einer vorübergehenden Harn- und Stuhlinkontinenz während des Komas. Daher werden den Patienten Blasenkatheter gelegt.

Da sich die Patienten natürlich auch nicht selbstständig ernähren können, werden sie über einer Magensonde versorgt. Es ist auch möglich, die Nährstoffe über einen Zugang in der Vene zu verabreichen, aber da es häufig wünschenswert ist, dass eine gute Darmbewegung aufrechterhalten wird, bietet sich hier die Magensonde eher zur Versorgung an.

All diese Maßnahmen dienen der Regeneration des Herzens, denn es muss in der Zeit des künstlichen Komas nicht so viel Energie aufwenden, wie im alltäglichen Leben. So kann sich die vom Herzinfarkt geschädigte Stelle besser erholen.
Allerdings hat auch das künstliche Koma einige Folgen. Gerade wenn es länger anhält, gehen viele Körperfunktionen vorübergehend verloren. Nach einer langen Zeit, die man nur im Liegen verbringt, müssen sich beispielsweise die Muskeln erst wieder an ihre Arbeit gewöhnen. Ebenso müssen die Lunge und die Atemmuskulatur wieder trainiert werden. Auch das Herz muss sich in seiner Erholungspause zunächst wieder regenerieren und anschließend behutsam an die neuen Anforderungen herangeführt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Künstliches Koma

Direkte Folgen für die Lunge

Je nach Schweregrad des Herzinfarktes kann die Lunge unterschiedliche Folgeschäden davontragen.

Muss eine Person aufgrund eines Herzinfarktes ins künstliche Koma versetzt werden, so kommt es durch die maschinelle Beatmung zur Infektionsgefahr, die sogar bis zu einer Lungenentzündung ausarten kann. Die Lungenentzündung kann während des Komas, also auch während der Beatmung entstehen oder auch wenige Tage nach dem Erwachen aus dem Koma. Auch die Entwöhnung von der Beatmung stellt wiederum Probleme dar. Häufig sollen die Patienten nach dem Aufwachen gezielte Atemübungen machen, um die Entwöhnung von dem Beatmungsgerät zu beschleunigen.

Zum anderen ist durch eine mangelnde Durchblutung in der Zeit des Infarktes selbst eine Schädigung möglich. Auch Herz-Rhythmus-Störungen während des Infarktes können Probleme bereiten. Wenn nämlich währenddessen Blutgerinnsel in der rechten Herzkammer entstehen, können diese in die Gefäße der Lunge gelangen und dort Lungenembolien, die auch lebensgefährlich sein können, verursachen.

Direkte Folgen für das Gehirn

Auch hier sind die Folgen wieder stark von der Schwere und der jeweiligen Einzelsituation abhängig und nicht für jeden Patienten gleich. Da bei einem Herzinfarkt die Leistung des Herzens mindestens vorübergehend sinkt, wird das Hirn währenddessen oftmals nicht ausreichend mit Blut, Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgt. Das Gehirn ist allerdings besonders anfällig für Sauerstoffmangel. Bereits nach wenigen Minuten zeigen sich erste (teilweise unumkehrbare) Schäden. Weiterhin rufen Herzinfarkte häufig Herz-Rhythmus-Störungen hervor. Dabei schlägt das Herz nicht mehr regelmäßig, zudem ist die Pumpaktion des Herzens nicht mehr koordiniert. Dadurch bilden sich Verwirbelungen des Blutes im Herzen. Diese können kleine Blutgerinnsel zur Folge haben, die anschließend ins Gehirn gepumpt werden können. Dort können sie ein Gefäß verstopfen und führen dadurch zu einem Schlaganfall.

Abbildung eines Herzinfarkts

Herzinfarkt (HI)
Myokardinfarkt (MI)

  1. Gesunde Herzkranzarterie
    (Koronararterie)
    Arteria coronaria
  2. Verschlossene Arterie
    Arteriosklerotische Plaque
    mit Blutgerinnsel (Thrombus)
  3. Fettablagerung (Plaque)
  4. Blutgerinnsel -
    Thrombus
  5. Gesundes Muskelgewebe
  6. Rechte Herzkranzarterie -
    Arteria coronaria dextra
  7. Herzbeutel -
    Pericardium
  8. Linke Herzkranzarterie -
    Arteria coronaria sinistra
  9. Zerstörtes Muskelgewebe
    (Infarktbereich mit Zellenuntergang)
    Typische Schmerzbereiche bei Herzinfarkt:
    Frau - Brust, Oberbauch, Hals,
    Unterkiefer, Wirbelsäule, Rücken,
    NAN-Regel (Nase - Arm - Nabel)
    Mann - Brust, Bauch,
    Austrahlung in den Arm und Schulter,
    Unterkiefer, Rücken

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Langzeitfolgen

Abhängig von dem Auslöser der Herzinfarktes und dem Alter des Patienten, wird die Therapie gestaltet. Dabei orientiert sie sich auch an den Langzeitfolgen. Eine mögliche Seite der Langzeitfolgen eines Herzinfarktes ist der psychische Stress welcher durch die lebensbedrohliche Situation hervorgerufen wird. Angst vor einem neuen Herzinfarkt, der durch eine Belastung ausgelöst wird und daraus resultierender Rückzug von körperlichen Aktivitäten, schüren nicht nur die Ängste des Patienten, sondern auch die Gefahr eines erneuten Infarktes durch weniger Bewegung.

Eine durch einen Herzinfarkt ausgelöste Herzschwäche kann auch Einschränkungen in der Bewegung der Patienten zur Folge haben. Ist die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) so stark, dass die Pumpleistung des Herzens eingeschränkt ist, dann kann es zu einem Rückstau in die Lungen und zu einer Wassereinlagerung in den Beinen kommen (Beinödeme). Gegen das Wasser in den Lungen und Beinen können entwässernde Medikamente (Diuretika) gegeben werden.

Da der Herzinfarkt vor allem in arteriosklerotischen Gefäßen vorkommt, sollten diese Patienten zunächst einmal ihre Blutfettwerte bestimmen lassen. Hohe Blutfettwerte erhöhen das Risiko für Arteriosklerose massiv. Außerdem sollten die Patienten eine Gewichtsreduktion in Erwägung ziehen, da so die Belastung des Herzens und der Gefäße sinkt. Wenn die Patienten weniger Körpermasse haben und ihren Blutdruck senken, muss das Herz gegen einen geringeren Widerstand anpumpen und kann so geschont werden. Zu einer Gewichtsreduktion aus gesundheitlichen Gründen eignen sich keine Crashdiäten. Es wird eher dazu geraten, durch Sport und eine Ernährungsumstellung abzunehmen. Dabei ist eine mediterrane Ernährung mit sehr wenig bis gar keinen frittierten Lebensmitteln zu empfehlen. Auch der Konsum von rotem Fleisch wie Rind und Schwein sollte reduziert werden.

Für die Patienten nach einem Herzinfarkt gilt, dass sie häufig lebenslang Medikamente einnehmen müssen, um einem erneuten Herzinfarkt vorzubeugen. Auch wenn dieses Ereignis schon einige Jahre her ist, sollten die Patienten weiterhin die verschriebenen Medikamente einnehmen, wenn es keine deutlichen Veränderungen im Risikoprofil gab. Generell sollten die Medikamente nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden.

Eine weitere Komplikation des Herzinfarktes können Herzrhythmusstörungen sein. Damit es durch diese nicht zu einem lebensbedrohlichen Kammerflimmern kommt, sollten die Patienten vor dem Verlassen des Krankenhauses darauf eindringlichst untersucht werden.

Langfristige Folgen für die Psyche

In der akuten Situation des Herzinfarktes kommt es meist zu einem starken Druck- und Engegefühl in der Brust. Außerdem stellt sich währen des Herzinfarktes oft eine extreme Todesangst bei den Personen ein. Dadurch ist der Herzinfarkt ein sehr einschneidendes Erlebnis, das sich häufig nicht so schnell verarbeiten lässt. Diese Angst, die teilweise in andauernde Panik übergehen kann, sollte in einer Rehabilitation nach einem Herzinfarkt mitbehandelt werden.
Des Weiteren stehen viele Personen nach einem schwereren Herzinfarkt vor alltäglichen Problemen, die plötzlich zu scheinbar unüberwindbaren Hindernissen werden können. Der Körper ist weniger belastbar, man muss sich an seine neuen Grenzen gewöhnen. Auch hier ist ein vorsichtiges Ausprobieren unter ärztlicher Anleitung (beispielsweise in einer Herzsportgruppe oder einem Rehabilitationsprogramm) empfehlenswert. So können nach und nach die eigenen Fähigkeiten wieder eingeschätzt werden.
Ebenso spielt die Angst vor Folgeschäden oder einem erneuten Herzinfarkt eine große Rolle.

Eine weitere psychische Folge können wiederkehrende Beschwerden im Brustbereich sein, welche sich für den Patienten wie die Symptome eine Herzinfarktes anfühlen, ohne dass organische Ursachen für diese Symptomatik auffindbar sind. Diese Symptome sind demnach ein Teil der Psychosomatik. Auch hier kann eine Rehabilitation helfen, ein besseres Körpergefühl zu entwickeln, um zwischen organischen und psychosomatischen Schmerzen unterscheiden zu können.

Langfristige Folgen für die Lunge

Außerdem kann es langfristig in Folge eines Herzinfarktes zu einer Herzinsuffizienz kommen. In diesem Fall ist das Herz nicht mehr in der Lage genügend Blut durch den Kreislauf zu pumpen und es kommt zu einem Rückstau des Blutes in die Lungengefäße. Dies erschwert den Sauerstoffaustausch zwischen Luft und Blut. Zudem kann es das Lungengewebe schädigen.

Behandlung

Die Behandlung eines Infarkts hängt stark vom Zeitpunkt ab. Kommt ein Patient umgehend nach dem Infarkt in die Behandlung, wird in der der Regel bei einer Angiografie der Herzkranzgefäße ein Stent in das verschlossene Gefäß gesetzt. Ist es nicht möglich das Gefäß mit einem Stent wieder aufzuweiten, wird medikamentös die Auflösung des Blutgerinnsels in Gang gesetzt. Wichtig ist hierbei, dass die medikamentöse Zersetzung des Gerinnsels auf keinen Fall vor einer geplanten Angiografie stattfinden darf.

Zur Prophylaxe wird ASS lebenslang gegeben und im ersten Jahr nach dem Infarkt zusätzlich auch noch Prasugrel oder Clopdiogrel. Diese medikamentöse Kombination hemmt die so genannten Thrombozyten, welche mit für die Blutgerinnung verantwortlich sind. Wenn der Verdacht auf weitere Blutgerinnsel in der linken Herzkammer besteht, kann zusätzlich noch eine Gerinnungshemmung mit Cumarinen zum Beispiel mit Marcumar® erfolgen.

Wenn es im Rahmen des Herzinfarktes zu einer Rhythmusstörung kommt, muss erstmal geklärt werden, um welche Art der Rhythmusstörung es sich handelt. Wenn es zu einem Vorhofflimmern kommt, kann mit einer Kardioversion versucht werden, das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen. Bei der Kardioversion handelt es sich um ein Verfahren, bei dem das Herz über einen Stromstoß von außen angeregt wird, sich wieder im „richtigen“ Rhythmus zu bewegen. Wenn dieses Verfahren nicht angewendet werden kann oder die Versuche fehlschlagen, kann das Herz auch medikamentös mit einem Antiarrhythmikum wie zum Beispiel Amiodaron wieder in den Takt gebracht werden. Damit das Problem der Rhythmusstörung nicht erneut auftritt, werden in der Regel Beta-Blocker verabreicht, die verhindern, dass das Herz durch zu schnelles Schlagen aus dem Rhythmus kommt. Bei den Herzrhythmusstörungen handelt es sich um die häufigsten Komplikationen bei einem Herzinfarkt.

Bei einer Herzinsuffizienz, also einer schwachen Herzleistung, werden zunächst Medikamente zur Entwässerung, sogenannte Diuretika, gegeben. Sehr wichtig ist es dabei, dass besonders auf das Elektrolyt Kalium geachtet wird. Da ein Mangel an Kalium und zu viel Kalium negativ auf das Herz wirken und auch einen Herzstillstand verursachen können, ist es wichtig die entwässernden Medikamente sehr genau einzustellen. Bei einer weiter fortgeschrittenen Herzinsuffizienz, werden zusätzlich Medikamente eingesetzt, welche dieses stärken. Wichtig ist auch, dass auf eine ausreichende Volumengabe geachtet wird. Durch die Diuretika kann es zu einem hohen Wasserverlust kommen, der in Maßen ausgeglichen werden muss. Allerdings muss hier auch darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Wasser gegeben wird, da es sonst zu einem Rückstau in die Lunge kommen kann.

Die psychogenen Folgen des Herzinfarktes, lassen sich in der Regel nicht durch Medikamente beeinflussen, sondern nur durch eine Verhaltensänderung. Patienten, die sich vor Angst vor einem neuen Herzinfarkt all ihre Aktivitäten einstellen, sollten dringend mit ihrem Arzt darüber sprechen, damit dieser versuchen kann, ihnen diese Ängste durch Aufzeigen von möglichen Verhaltensänderungen zur Verbesserung der Situation, nehmen kann. Bei sehr verängstigten Menschen kann auch eine Psychotherapie hilfreich sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Therapie eines Herzinfarktes

Wie kann man einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen?

Bei der Vorbeugung eines erneuten Herzinfarktes steht zunächst die medizinische Beratung und medikamentöse Behandlung im Vordergrund. Akute Probleme bei der Herzarbeit (beispielsweise Herz-Rhythmus-Störungen) müssen medikamentös behandelt werden. Um eine drohende Herzschwäche zu vermeiden, können Betablocker, Kalziumantagonisten oder andere Medikamente gegeben werden. Auch Diuretika (Entwässerungstabletten) entlasten das Herz.
Weiterhin ist eine Ernährungsumstellung oftmals hilfreich. Hierbei ist vor allem die mediterrane Küche (fettarmes Fleisch, pflanzliche Fette, viel Gemüse) empfehlenswert, ebenso wie kochsalzarme Speisen. Dabei sollte auf eine Ernährung geachtet werden, die die Blutfettwerte positiv beeinflusst. Auch körperliches Training kann hilfreich sein. Dies sollte nach einem Herzinfarkt zunächst streng unter ärztlicher Aufsicht (beispielsweise in einer Rehabilitation oder einer Herzsportgruppe) erfolgen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Wie kann man einem Herzinfarkt vorbeugen?

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Herzinfarkt finden Sie hier:

Weitere Informationen zu Herz-Kreislauferkrankungen finden Sie hier:

Weitere Informationen finden Sie unter Erkrankungen des Herzens.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.11.2014 - Letzte Änderung: 18.09.2024