Beim Herpes Zoster oder umgangssprachlich auch Gürtelrose genannt, handelt es sich um eine Viruserkrankung. Die Gürtelrose zeigt sich symptomatisch durch einen schmerzhaften Ausschlag auf der Haut , ist aber eigentlich eine Erkrankung des dazugehörigen Nervs.
Unter der Erkrankung Gürtelrose kann man sich im ersten Moment möglicherweise nicht sonderlich viel vorstellen. So romantisch wie sie klingt, ist diese Erkrankung leider nicht. Hört man sich um, verbindet der eine sie vielleicht mit dem Oberkörper, der andere verbindet sie mit dem Gesicht. Was ist sie denn nun genau und kann man die Gürtelrose auch woanders bekommen, zum Beispiel am Bein?
In der medizinischen Fachsprache wird die Gürtelrose als Herpes Zoster oder Zoster-Infektion bezeichnet. Es handelt sich um eine Viruserkrankung, die ihre Symptome zwar auf der Haut zeigt, jedoch eine Erkrankung des zugehörigen Nervs ist. Beim Befall von Nerven, die das Bein versorgen, kommt es zur Gürtelrose am Bein.
Die ersten Zeichen einer Gürtelrose sind, wie auch am Brustkorb oder dem Bauch, ein allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber. Bald darauf treten die typischen Hautprobleme auf, die ein bis drei bandförmige Hautareale betreffen können und meist nur auf einer Seite des Körpers zu finden sind. Dazu zählen starke Schmerzen sowie ein Kribbeln und ein gesteigertes Schmerzempfinden bei Berührungen im erkrankten Hautgebiet. In etwa vier Tage nach dem Schmerzbeginn folgt ein rötlicher Ausschlag und kleine, dicht stehende Bläschen. Das erkrankte Hautareal folgt am Bein nicht den typischen horizontalen Grenzen wie an Brust und Bauch, sondern verläuft als Streifen von seitlich des Beines abfallend zur Innenseite. Selten entwickeln sich in diesem Hautareal auch Lähmungen.
Gerade im Bein kann diese Symptomatik vorerst eventuell mit einem Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall der LWS verwechselt werden. Parallel kann jedoch eine leicht erhöhte Temperatur gemessen werden, seltener auch Fieber.
Nach wenigen Tagen treten dann auch die Hauterscheinungen des Herpes Zoster auf. Es beginnt mit dem Auftreten von kleinen flüssigkeitsgefüllten Bläschen auf geröteter Haut. Später werden die Bläschen trübe, platzen auf und bilden flächenhafte Krusten. Mit dem Aufplatzen der Bläschen verschwindet meist auch der Schmerz. Es ist selten, dass die Bläschen zu bluten beginnen oder die betroffene Haut abstirbt und sich schwarz färbt (Nekrose). In der Regel ist die Gürtelrose nach 2 bis 3 Wochen abgeheilt.
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Juckreiz ist genau genommen eine Form des Schmerzes. Bei der Gürtelrose kann er gleich zu Beginn zusammen mit den stechenden Schmerzen und Kribbelgefühlen auftreten oder erst später zusammen mit dem Ausschlag und den Bläschen. Auch er sollte behandelt werden, da die Patienten sonst dazu neigen die Bläschen aufzukratzen. Damit verteilen sie den höchst ansteckenden Bläscheninhalt weiter am Körper oder übertragen ihn auf andere. Nicht geimpfte Kinder, sowie Erwachsene, die bisher keine Windpocken erleiden mussten, können sich daran anstecken und Windpocken entwickeln.
Die Gürtelrose ist eine Entzündung der Nerven. Durch diese Reizung kommt es zu Schmerzen, selten zu Lähmungen und Taubheitsgefühlen. Die Taubheitsgefühle entstehen durch Schädigungen der Nervenleitungen durch den Virus und treten meist während der akuten Krankheitsphase auf. In der Regel ist mit keinen bleibenden Taubheitsgefühlen zu rechnen, da diese nach der Gürtelrose wieder abklingen. Aus diesem Grund wird keine Therapie desbezüglich durchgeführt.
Durch die Entzündung und Reizung von Nerven, die durch den Virus hervorgerufen werden, können starke Schmerzen oder ein Kribbeln im betroffenen Hautareal entstehen. Bei den Schmerzen in Verbindung der Gürtelrose ist zu unterscheiden zwischen jenen, die während einem Krankheitsverlauf entstehen und bald wieder abklingen und jenen, die lange über die Phase der Bläschen und dem Hautausschlag hinaus reichen.
Letzteres wird „Post-Zoster-Neuralgie“ genannt. Sie gehen entweder länger als vier Wochen über die Erkrankung hinaus oder kommen erst vier Wochen nach einem schmerzfreiem Intervall auf. Gerade ältere Menschen sind von dieser Spätfolge häufig betroffen. Sie zeichnen sich durch bohrende Attacken aus neben den gleichbleibenden Schmerzen und einem Berührungsschmerz, die auch während der Erkrankung auftreten. Beide Schmerzen sollten durch eine umfassende Therapie behandelt werden.
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Beschreibt man den Verlauf einer Gürtelrose sollte mit der ersten Infektion begonnen werden. Häufig im Kindesalter steht der zukünftige Patient eine Windpockenerkrankung durch. Diese wird durch das Herpes Zoster-Virus verursacht, dass sich nach Abklingen der Erkrankung in den Nervenwurzeln festsetzt. Dort verbleibt es oft viele Jahre ohne einen Ausbruch.
Häufig im höheren Erwachsenenalter oder nach einer Schwächung des Immunsystems entfacht der Virus eine erneute Infektion. Dabei breitet er sich entlang der Nerven aus, verursacht dort Schmerzen, Taubheitsgefühle, Kribbeln, Lähmungen, einen Ausschlag und Bläschen. Diese erneute Infektion wird dann Gürtelrose genannt. Leider kommt es, gerade bei älteren Menschen, nicht selten zu dauerhaften Schmerzen auch nach der Gürtelrose.
Seit einigen Jahren schon können Kinder mit einem Windpocken- Impfstoff geschützt werden. Dennoch geht man davon aus, dass auch sie an einer Gürtelrose aufgrund der Impfung erkranken können. Man geht allerdings von weniger Erkrankungen und von milderen Verläufen aus. Die Zukunft wird dies genauer zeigen.
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Im Gegensatz zu Schmerzen und Kribbelgefühlen treten Lähmungen bei der Gürtelrose eher selten auf, können aber vorkommen. Sie sind Folge einer Schädigung der Nervenleitungsbahnen, die meist die Gefühlsnerven selten auch die Bewegungsnerven befällt. In aller Regel bilden diese sich aber nach der Erkrankung wieder vollständig zurück. In manchen Fällen kann das Problem aber auch dauerhaft bestehen bleiben.
Hervorgerufen wird die Gürtelrose durch das Varizella-Zoster Virus, welches zur Familie der Herpesviren gehört (Humanes-Herpesvirus-3). Bei der Erst-Infektion ruft dieses Virus die allseits bekannten Windpocken hervor. Dies geschieht oft im Kindesalter und heilt meist komplikationslos ab.
Das Varizella-Zoster Virus bleibt jedoch im Körper und nistet sich in den sogenannten Ganglien ein. Ein Ganglion ist ein Nervenknoten, eine Schaltstation außerhalb des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark). In ihnen sitzen die Nervenzellkörper, deren Fortsätze dann den Nerv bilden. Der Mensch hat Ganglien entlang der Wirbelsäule und im Kopf. Oft schlummert das Varizella-Zoster Virus ein Leben lang in diesen Ganglien. Ist jemand nun aber bestimmten auslösenden Faktoren ausgesetzt, wie z.B. Stress, oder hat ein geschwächtes Immunsystem, kann das Virus wieder aktiv werden. Jeder Nerv versorgt ein Hautareal (sog. Dermatom), das klar abgegrenzt ist und nur ihm zugeschrieben wird. Bei einer Reaktivierung des Virus breitet sich dieses aus dem Ganglion entlang des Nervs aus und befällt das Dermatom, das von diesem Nerv versorgt wird.
Das Bein wird von den Nerven aus der Lenden- und Kreuzbeinwirbelsäule versorgt und gliedert sich in die Abschnitte L1-L5 (L=Lende) und S1-S5 (Sacrum=Kreuzbein). Von jedem Abschnitt werden zugehörige Dermatome am Bein versorgt, die sich streifenförmig von der Leistenregion bis zum Fuß erstrecken. Hat ein Patient nun eine Gürtelrose am Bein, so lässt sich anhand der betroffenen Region bestimmen, welches Ganglion in welchem Abschnitt befallen ist.
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Wichtig ist, dass die Gürtelrose nicht zwangsläufig ansteckend ist. Übertragen wird das Varizella-Zoster-Virus, das bei Erstkontakt die Windpocken auslöst. Nach einer bereits durchgemachten Windpockeninfektion ist man gegen eine erneute Ansteckung immun. Das Auftreten der Gürtelrose als Zweit-Erkrankung ist dagegen nur vom Immunstatus der jeweiligen Person abhängig. Kinder, die noch nicht an Windpocken erkrankt sind und auch keine Impfung dagegen erhalten haben, sollte man allerdings von Zoster-Patienten fernhalten, da diese sich sehr wohl anstecken und dann an Windpocken erkranken können.
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Jährlich erkranken etwa 350.000 - 400.000 Menschen in Deutschland an der Gürtelrose. Davon sind etwa zwei Drittel über 50 Jahre alt. Das Alter ist durch die abnehmende Leistung der körpereigenen Immunabwehr somit der größte Risikofaktor.
Erkrankungen des Immunsystems, wie z.B eine Infektion mit HIV, erhöhen ebenfalls das Risiko, dass das Varizella-Zoster-Virus reaktiviert wird und als Gürtelrose in Erscheinung tritt. Weitere Risikofaktoren, die das Immunsystem schwächen, sind unter anderem Krebserkrankungen oder die Einnahme von das Immunsystem unterdrückenden Medikamenten, wie z.B. Cortisonpräparate, Cyclosporin uvm. Stress darf allerdings als Faktor auch nicht unterschätzt werden.
Die Gürtelrose am Bein ist nach der Gürtelrose im Gesicht und am Oberkörper die dritthäufigste Lokalisation für einen Herpes-Zoster-Ausbruch. Am häufigsten ist hier wiederum der Befall des dritten Lendennervs L3. Das betroffene Hautareal zieht sich über den Oberschenkel zur Innenseite des Knies, kann aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen. Gewöhnlich betrifft die Gürtelrose nur eine Seite, seltener sind beide Beine betroffen (sog. Zoster duplex).
Die Diagnose einer Gürtelrose am Bein wird anhand des klinischen Bildes gestellt. Die Gürtelrose bietet eine so typische Konstellation von Symptomen und sichtbaren Hauterscheinungen, dass dies meist zur Diagnosestellung ausreichend ist.
Charakteristisch ist, dass im ganzen Dermatom gleichzeitig das selbe Stadium der Hauterscheinung zu sehen ist. Während des Verlaufs sieht man also entweder überall Bläschen oder überall Krusten, sie treten nicht gleichzeitig auf. Das unterscheidet den Herpes Zoster vom Gesamtbild her maßgeblich von den Windpocken, obwohl sie vom selben Virus verursacht werden. Typisch für die Gürtelrose ist ebenfalls die scharfe Begrenzung der Erkrankung auf das befallene Dermatom. Die Windpocken dagegen treten über den ganzen Körper verstreut auf und zeigen ein buntes Bild von Bläschen und Krusten.
Die Therapie der Gürtelrose am Bein stützt sich auf drei Bausteine, nämlich das Virus zu bekämpfen, die Schmerzen unter Kontrolle zu bringen und eine Zweitinfektion der angegriffenen Haut mit Bakterien zu verhindern.
Zur Virusbekämpfung werden Virostatika gegeben. Beim Befall des Beines handelt es sich um einen leichteren Verlauf, da keine Sinnesorgane betroffen sind. In Tablettenform können gegeben werden:
Aciclovir (z.B. Zovirax®) 5x 800mg am Tag über 7-10 Tage
Valaciclovir (z.B. Valtrex®) 3x 1000mg am Tag über 7 Tage
Famciclovir (z.B. Famvir®) 3x 250mg am Tag über 5-6 Tage
Brivudin (z.B. Zostex®) 1x 125mg am Tag über mehrere Tage
Bei schwereren Verläufen, z.B. bei Beteiligung des Genitals oder der Harnblase, wird auf eine intravenöse Therapie mit Aciclovir-Infusion ausgewichen.
Zur Behandlung des Schmerzes wird ein sogenanntes Stufenschema angewendet. Zuerst werden nicht-steroidale und nicht-opioide Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen, Naproxen oder Metamizol (Novalgin®) eingesetzt. Sollte der Schmerz damit nicht beseitigt sein, wird die nächst höhere Stufe erreicht. Leichte Opioide (Morphinabkömmlinge) wie Tramadol oder Tilidin plus Naloxon werden verabreicht. Gegebenenfalls kann man zusätzlich Medikamente einsetzen, die zwar keine Schmerzmittel in dem Sinne sind, jedoch in Kombination deutliche schmerzlindernde Wirkung haben, wie Amitriptylin oder Gabapentin. Die letzte Stufe der Schmerztherapie beinhaltet starke Opioide wie Morphin oder Buprenorphin. Es ist sinnvoll für die Ausarbeitung einer ausreichenden Schmerztherapie einen Schmerzspezialisten hinzuzuziehen. Es ist unbedingt notwendig bei einer Gürtelrose den Schmerz unter Kontrolle zu bringen, da dieser sonst chronisch und zur anhaltenden Belastung für den Patienten werden kann.
Begleitend können bei der Gürtelrose am Bein auch gut Umschläge mit Salben angewendet werden. Diese sollten antiseptisch und austrocknend wirken. Es können Salben mit Eichenrindenextrakt (Tannosynt; Tannolact®) oder mit dem Wirkstoff Clioquinol (2-3% in Lotio alba) verwendet werden. Auch Cremes mit antibakteriellem oder virostatischem Zusatz finden Anwendung. Bei Verdacht auf eine Superinfektion mit Bakterien werden auch Antibiotika in Tablettenform zusätzlich gegeben. Diese haben jedoch keine Wirkung gegen das Varizella-Zoster Virus.
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Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, aus einer Gürtelrose eine sogenannte Zoster-Neuralgie zu entwickeln. Das sind Nervenschmerzen im betroffenen Nerv, die anhalten, obwohl die Gürtelrose selbst schon längst wieder abgeklungen ist. Diese Komplikation ist zwar nicht sichtbar, stellt jedoch eine auch psychisch schwere Belastung für die Patienten dar. Dies gilt es durch eine angemessene Schmerztherapie während der Behandlung zu vermeiden.
Eine weitere Komplikation kann die Narbenbildung bei nekrotisierendem Herpes-Zoster sein, also wenn die Haut teilweise abstirbt. Auch Taubheit oder Überempfindlichkeit der betroffenen Haut ist nach der Erkrankung möglich.
Eine Infektion mit Bakterien stellt zwar ebenfalls eine Komplikation dar, ist jedoch mit antiseptischen Salben oder gegebenenfalls mit Antibiotikum gut zu behandeln. Man sollte diese Möglichkeit jedoch stets im Auge haben.
Mittlerweile gibt es einen Impfstoff gegen das Varizella-Zoster Virus, der vor allem Kindern verabreicht wird, um sie vor den Windpocken zu schützen. Eine Studie, bei der Probanden über 60 Jahre mit dem Wirkstoff geimpft wurden, hat ergeben, dass die Impfung eine Verminderung der Krankheitsfälle um etwa die Hälfte bewirkt. Einen vollständigen Schutz bietet sie jedoch nicht.
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