Nervenschmerzen im Rücken treten meist durch einen Bandscheibenvorfall oder im Rahmen einer Gürtelrose auf und sind für den Betroffenen äußerst unangenehm. Behandelt werden diese Schmerzen mit einer Kombination aus Schmerzmittel, physikalischer Therapie und psychologischer Betreuung. Häufig strahlen die Schmerzen auch über die Hüften bis in die Beine aus.
Nervenschmerzen, auch als neuropathische Schmerzen bezeichnet, entstehen durch eine direkte Schädigung von Nerven. Damit unterscheiden sie sich grundlegend in ihrer Entstehung von anderen Schmerzarten, wie Kopfschmerzen, Schmerzen nach Verletzungen oder auch von Tumorschmerzen.
Nervenschmerzen sind sehr unterschiedlich und individuell. Meist werden sie als plötzlich auftretende, starke brennende Schmerzen beschrieben. Sie können jedoch auch als dauerhafter, stechender Schmerz vorliegen. Nervenschmerzen generell, aber auch Nervenschmerzen im Rücken, können mit Sensibilitätsausfällen und mit motorischen Ausfallerscheinungen, wie Lähmungen oder Schwächegefühl in den Beinen, einhergehen. Weiterhin verspüren Betroffene oft ein Taubheitsgefühl, sowie ein reduziertes Empfinden von Kälte oder Wärme.
Die Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen treten meist nur innerhalb eines bestimmten Hautareals auf – im Versorgungsgebiet des jeweils geschädigten Nervs.
Nervenschmerzen im Rücken können viele verschiedene Ursachen haben. Die häufigsten Ursachen sind Bandscheibenvorfälle oder die Gürtelrose, die bevorzugt am Rumpf auftritt.
Für weitere Informationen lesen Sie auch unsere Seiten Bandscheibenvorfall erkennen und Schmerzen bei Gürtelrose.
Eine relativ häufige Ursache für Nervenschmerzen im Rücken ist der Bandscheibenvorfall. Bandscheibenvorfälle treten vor allem zwischen dem 30.-50. Lebensjahr auf und betreffen zumeist die Lendenwirbelsäule. Mit dem Alter verliert die Bandscheibe an Widerstandsfähigkeit, so dass es bei einer hohen Belastung des Rückens, zum Beispiel beim schweren Heben, zu einem Riss in der Bandscheibe und zum Heraustreten des gallertigen, inneren Bandscheibenkerns (Nucleus pulposus) kommt, der dann auf die austretenden Nervenwurzeln drückt.
Durch die Kompression der Nerven durch den Bandscheibenvorfall kann es zu Ausfallerscheinungen kommen. So verspüren Betroffene stärkste Schmerzen, die bis in die Beine ausstrahlen können (Lumboischialgie), sowie Sensibilitätsausfälle (Empfindungsstörungen). In schweren Fällen kann es auch zu Lähmungserscheinungen kommen.
Jeder Bandscheibenvorfall sollte dringlichst ärztlich abgeklärt und behandelt werden. In schweren Fällen, zum Beispiel beim Auftreten von Lähmungen, oder bei plötzlich aufgetretener, damit verbundener Inkontinenz, ist oftmals eine Operation indiziert.
Eine andere Ursache für Nervenschmerzen im Rücken ist die Gürtelrose (Herpes zoster). Bei der Gürtelrose handelt es sich um eine Erkrankung, bei der es, nach einer durchgemachten Windpockenerkrankung, Jahre später zu einer Reaktivierung des Virus kommt, der sich dann als schmerzhafter, blasiger Ausschlag manifestiert.
Häufig tritt der Ausschlag am Rücken oder im Gesicht auf und führt zu starken Nervenschmerzen, mit Gefühlsstörungen und einer Allodynie. Allodynie bezeichnet das Symptom, das normale Berührungen im betroffenen Hautareal stärkste Schmerzen hervorrufen können.
Auslöser für die Reaktivierung des Virus können ein geschwächtes Immunsystem, die Einnahme von immunschwächenden Medikamenten (zum Beispiel Cortison) oder viel Stress sein.
Wird die Erkrankung nicht richtig behandelt, kann es bei Betroffenen zu einer Post-Zoster-Neuralgie kommen. Hierbei verbleiben oftmals die starken Nervenschmerzen, sowie die Schmerzen bei Berührungen (Allodynie), obwohl der Ausschlag bereits abgeheilt ist. Oft sind die Schmerzen bohrend und treten als kurze Schmerzattacken auf.
Aber auch neurologische Erkrankungen wie eine Epilepsie, eine Multiple Sklerose, eine Querschnittslähmung oder ein Schlaganfall können mit Nervenschmerzen im Rücken oder in den Armen und Beinen einhergehen. Oft sind sie von schmerzhaften Verkrampfungen begleitet. Auch Operationen oder Verletzungen am Rücken können zu einer Schädigung der Nerven führen und mit Nervenschmerzen im Rücken einhergehen.
Nervenschmerzen generell, aber auch Nervenschmerzen im Rücken, sind sehr unterschiedlich. Sie können brennend, stechend oder bohrend sein, können anfallsweise auftreten oder als Dauerschmerz vorliegen. Meist gibt es keinen direkten Auslöser für die Schmerzen. Weiterhin sind das Sensibilitätsempfinden, die Kälte- und Wärmewahrnehmung, sowie die Druckwahrnehmung deutlich reduziert.
Oft treten auch Kribbelparästhesien („Ameisenlaufen“), Juckreiz oder Muskelkrämpfe auf. Generell besteht bei Betroffenen eine Überempfindlichkeit der Haut, so dass sie schon auf harmlose Berührungen oder Reize, die im Regelfall keine Schmerzen hervorrufen würden, stärkste Schmerzen verspüren. Dies bezeichnet man auch als „Allodynie“.
Zur diagnostischen Abklärung von Nervenschmerzen im Rücken ist eine gründliche Anamnese, die Befunderhebung, sehr wichtig. Je genauer der Patient seine Schmerzen schildern kann, umso eher vermag es der Arzt eine richtige Diagnose zu stellen. In der Anamnese werden Informationen über die genaue Lokalisation des Schmerzes, die Schmerzqualität, über die Häufigkeit der Schmerzattacken und die Auslöser erhoben. Meist werden hierzu spezielle Schmerzfragebögen ausgeteilt, die der Patient zu Hause in Ruhe ausfüllen kann, und zur ersten Sitzung mitbringt.
Weiterhin erfolgt eine vollständige neurologische Untersuchung, wo das Sensibilitäts-, Temperatur- und Druckempfinden, sowie die Motorik untersucht wird. Mittels einer Neurographie lässt sich die Nervenleitgeschwindigkeit bestimmen. Die QST (Quantitative Sensorische Testung) ist ein neues Verfahren, das aus einer Vielzahl von verschiedenen Sensibilitätstests besteht und anhand der Messergebnisse und dem Vergleich mit gesunden Testpersonen entscheidet ob ein neuropathischer Schmerz vorliegt oder nicht.
Um die Schmerzstärke eines Nervenschmerzes zu bestimmen, gibt es Schmerzskalen, auf denen der Patient seine subjektiv empfundenen Schmerzen eintragen kann. Dies ist vor allem für die Therapie und den Einsatz der Schmerzmittel entscheidend. Auch bildgebende Untersuchungsmethoden, wie das MRT der Wirbelsäule oder die Skelettszintigraphie, können bei bestimmten Formen des neuropathischen Schmerzes (z.B. Bandscheibenvorfall) zum Einsatz kommen.
Zu Beginn jeder Therapie von Nervenschmerzen im Rücken müssen zunächst organische Erkrankungen ausgeschlossen bzw. behandelt werden. Bei bestimmten Krankheitsbildern, wie zum Beispiel einem Bandscheibenvorfall, ist manchmal eine Operation notwendig. Im Fall einer Gürtelrose sollte vor allem eine antivirale Therapie eingeleitet werden.
Generell sollten Nervenschmerzen jedoch so früh wie möglich behandelt werden, um eine gute Prognose zu erreichen und eine Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden.
Um Nervenschmerzen im Rücken zu behandeln, wird meist eine multimodale Therapie durchgeführt – eine Kombination aus Schmerzmitteln, physikalischer Therapie und psychologischer Behandlung. Basismedikamente in der Schmerzbekämpfung sind neben den klassischen Schmerzmitteln, wie Ibuprofen, Diclofenac und Novalgin, auch Opioide.
Als Co-Schmerzmittel werden oft Medikamente aus der Gruppe der Antikonvulsiva (Krampflösende Medikamente) oder Antidepressiva verwendet. Diese Medikamente haben den Vorteil, dass sie auf bestimmte Kanäle im Nervensystem wirken und die Weiterleitung der Schmerzen direkt blocken können. Eine vollständige Wirkung erreichen die Medikamente erst nach etwa zwei bis vier Wochen, daher ist es wichtig, dass Betroffene Geduld bewahren und die Medikamente nicht selbstständig vorher absetzen. Auch die Verwendung von Capsaicin- oder Lidocainpflastern kann Abhilfe schaffen. Capsaicin-Pflaster können über eine Wärmeentwicklung zu einer Unerregbarkeit der Nervenenden führen, und so schnelle Hilfe bei Nervenschmerzen bringen.
Lidocain ist ein Lokalanästhetikum, das lokal in die Haut eintritt und die übererregten Nerven betäubt und somit Schmerzen entgegen wirkt.
Mit Hilfe der physikalischen Therapie können schmerzhafte Muskelverspannungen gelöst werden und die Funktionalität der Muskeln erhalten werden. Weitere physikalische Maßnahmen, die zu einer Linderung der Beschwerden führen können, sind Akupunktur, TENS oder auch Sportarten wie Yoga.
Mit Hilfe der psychologischen Therapie wird Betroffenen die Angst vor Schmerzen genommen und das Schonungsverhalten bekämpft. Hilfreich sind hier oft Trainings, wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung.
Generell ist die Prognose bei chronischen Nervenschmerzen in der Hinsicht auf vollständige Heilung eher schlecht. Jedoch kann über multimodale Therapiekonzepte eine deutliche Reduzierung der Schmerzen erreicht werden, die Betroffenen dabei hilft wieder aktiv am Alltag teilzunehmen und nachts gut durchzuschlafen. Generell empfiehlt sich in der Behandlung von Nervenschmerzen eine frühzeitige Schmerzbekämpfung, um eine Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern.
Medikamente, die in der Behandlung von Nervenschmerzen im Rücken eingesetzt werden, sind zum einem klassische Schmerzmittel, wie Diclofenac, Novalgin oder auch Opioide. Oft sind diese Schmerzmittel allein nicht wirksam, weswegen sogenannte „Co-Analgetika“ eingesetzt werden.
Hierbei handelt es sich um Medikamente aus der Klasse der Antidepressiva oder Antikonvulsiva. Über eine direkte Hemmung von Ionenkanälen in den Nervenzellen, wird eine Weiterleitung der Schmerzen geblockt, was zu einer Schmerzfreiheit führt. Ihre vollständige Wirkung erreichen diese Medikamente jedoch erst nach etwa 2-4 Wochen. Vertreter dieser Gruppen sind zum Beispiel Amitriptylin, oder auch Pregabalin (Lyrica®).
Auch Cortison wirkt über seine entzündungshemmende und abschwellende Komponente schmerzlindernd, und wird oft in der Therapie bei Bandscheibenvorfällen eingesetzt. Muskelrelaxierende Medikamente wie Baclofen helfen oft gegen schmerzhafte Spastiken und werden ebenfalls in der Behandlung von Nervenschmerzen angewendet.
Nervenschmerzen am Bauch können verschiedene Ursachen haben. Eine häufige Ursache ist die Gürtelrose, die bevorzugt am Rumpf und im Gesicht auftritt. Aber auch Erkrankungen von inneren Organen können sich über Nervenschmerzen äußern. Mediziner sprechen von den Head'schen Zonen, Hautareale, die bestimmten inneren Organen zugeordnet sind.
So können sich Magenschmerzen oder Erkankungen der Leber und der Gallenblase in den Oberbauch projizieren. Schmerzen um den Nabel herum, können für Erkrankungen des Dünndarms sprechen. Erkrankungen des Dickdarms, der Harnwege oder Geschlechtsorgane projizieren sich vor allem in den Unterbauch. Nierenerkankungen können als Nervenschmerzen in den Leisten auftreten.
Aber auch Organe, die nicht im Bauch liegen, können zu Nervenschmerzen im Bauch führen – so kann sich zum Beispiel ein Herzinfarkt in manchen Fällen als diffuser Oberbauchschmerz mit Übelkeit manifestieren.
Nervenschmerzen in der Hüfte hängen oft mit Bandscheibenvorfällen in der Lendenwirbelsäule zusammen. Durch eine Schädigung der Nervenwurzel kann es zu einem stechenden Nervenschmerz kommen, der vom Rücken, über die Hüfte, bis ins Bein ausstrahlt. Je nachdem auf welcher Seite der Bandscheibenvorfall ist, tritt auf der selben Seite der Nervenschmerz in der Hüfte auf.
Der „Hexenschuss“, ein akuter neuropathischer Schmerz im Kreuz, tritt oft bei Menschen im Alter von 30-50 Jahren auf und geht mit starken Schmerzen im Kreuz und manchmal sogar in den Beinen einher. Oftmals können sich Betroffene vor Schmerzen kaum mehr aufrichten.
Ursachen für einen Hexenschuss können muskuläre Verspannungen oder Blockierungen in den Iliosakralgelenken sein, aber auch Bandscheibenvorfälle. Verschwindet die Symptomatik nicht innerhalb weniger Stunden, oder kommt es zu einer Verschlechterung, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Andere Ursachen für Nervenschmerzen in der Hüfte können stattgehabte Operationen oder Eingriffe, wie Punktionen, an der Hüfte sein. Bei allen invasiven Eingriffen kann es zu einer Verletzung und Schädigung der Nerven kommen, die sich dann als Nervenschmerz äußert. Je nachdem auf welcher Seite der Eingriff statt fand, treten die Schmerzen links oder rechts auf.
Nervenschmerzen im Bein sind häufig durch Bandscheibenvorfälle bedingt. Wenn eine Nervenwurzel durch die Bandscheibe komprimiert wird, kommt es in dem jeweils vom Nerv versorgten Hautareal zu Sensibilitätsstörungen und bei schweren Bandscheibenvorfällen sogar zu Lähmungserscheinungen. Ganz typisch ist ein Bandscheibenvorfall auf Höhe des fünften Lendenwirbelkörpers, bei dem es zu einem Taubheitsgefühl kommt, das über die Innenseite des Beins, über das Knie bis zur Großzehe führt.
Eine andere Ursache für Nervenschmerzen im Bein kann ein schlecht eingestellter Blutzucker beim Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sein. Ein ständig erhöhter Blutzucker führt zu einer Schädigung der Nervenenden und somit zum Untergang der Nerven, das sich in Form von Taubheitsgefühl und brennenden Schmerzen in den Beinen bemerkbar macht. Meist sind in dem Fall beide Beine gleichzeitig betroffen. Die Schmerzen beginnen an den Fußsohlen und können immer höher aufsteigen. Präventiv wirkt ein gut eingestellter Blutzucker.
Eine weitere Ursache für Nervenschmerzen in den Beinen ist chronischer Alkoholkonsum. Durch den Alkoholmissbrauch kommt es zu einer verminderten Aufnahme von Vitamin B12, welches schützend auf die Nerven wirkt. Durch einen Mangel von Vitamin B12 kommt es zu einer Schädigung der Nerven, die sich als Brennen und als Taubheitsgefühl in den Füßen äußert.
Aber auch nach Operationen oder Verletzungen in den Beinen kann es im betroffenen Bein zu Nervenschmerzen kommen.
Nervenschmerzen sollten vorerst ärztlich abgeklärt und behandelt werden. Unterstützend und nach Absprache mit dem Arzt, können jedoch auch homöopathische Mittel eingesetzt werden. Gegen Kribbelparästhesien („Ameisenlaufen“) hilft zum Beispiel Zink, gegen stechende Schmerzen oder Krämpfe hilft oft Magnesium. Auch Johanniskraut kann als Kapsel zum Einnehmen, oder als Öl zum Auftragen, bei Nervenschmerzen helfen.
Andere Präparate, die in der Homöopathie gegen Neuralgien eingesetzt werden sind Cantharis, Cyclamen (das Alpenveilchen) oder Verbascum (die Königskerze). Letztere Beide werden vor allem bei der Trigeminusneuralgie eingesetzt.
Das Kombipräparat „Apozema – Nervenschmerzen-Tropfen Nr. 24“ kann ebenfalls bei Nervenschmerzen eingesetzt werden, um die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Als Bestandteile enthält es unter anderem Blauen Eisenhut, Belladonna, Königskerze und Magnesium, die alle eine gute Wirksamkeit gegen chronische Nervenschmerzen besitzen. Vor der Anwendung von homöopathischen Mitteln, sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden, um eine mögliche Interaktion mit anderen Medikamenten, die man einnimmt, auszuschließen und somit schwerwiegende Nebenwirkungen zu vermeiden.
Lesen Sie hierzu auch unsere Seite Homöopathie bei Nervenschmerzen.
Weitere Informationen zum Thema Nervenschmerzen im Rücken finden Sie hier:
Eine Übersicht aller Themen aus der Neurologie finden Sie unter Neurologie A-Z.