Eine Endokarditis ist eine infektiöse Erkrankung des Herzbeutels. Sie äußert sich je nach Schweregrad in verschiedenen Symptomen. Allgemeine Entzündungszeichen sind Fieber, Schüttelfrost und vermehrtes Schwitzen. Dazu kommen Herzrasen und Bluthochdrücke, Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Im schlimmsten Fall können Blutgerinnsel entstehen, die in anderen Organen zu Embolien führen.
Die Endokarditis ist ein entzündlicher Prozess am Endokard, der innerenSchicht, die das Herz auskleidet. Sie kann sowohl duch Immunkreaktionen bedingt sein, die zum Beispiel durch Bakterien oder Viren verursacht werden, als auch durch eine Ablagerung von Immunkomplexen oder Antikörper-Reaktionen entstehen.
Die Entzündung kann nach Ort und Aussehen eingeteilt werden. Meistens sind die Herzklappen befallen, in seltenen Fällen sind es die Herzkammern und Gefäße. Bei einer bakteriellen Infektion ist eine meist grünliche Veränderung der Klappen sichtbar.
Die Endokarditis beginnt mit einer Veränderung des Blutflusses und der Blutzusammensetzung, die an einer vorgeschädigten Oberfläche die Besiedlung des Endokards ermöglicht. Folge dieser entzündlichen Prozesse kann die Ausbreitung der Entzündung auf Muskeln, Herzklappen und die Innenhaut des Herzens sein.
Je nach Schweregrad der Endokarditis, kann es zur Herzinsuffizienz und unspezifischen Infektionszeichen kommen. Die Herzinsuffizienz kann hierbei durch ein Versagen der Herzklappen oder durch eine Minderdurchblutung, die zum Absterben von Herzmuskelzellen führen kann, ausgelöst werden. Bei einer Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, die anfallende Blutmenge in einer bestimmten Zeit in den Körperkreislauf zu pumpen.
Anzeichen der zunehmenden Herzinsuffizienz sind Herzgeräusche und eine erhöhte Herzfrequenz. Als Herzgeräusche werden beim Abhören mit dem Stethoskop festgestellte Geräusche bezeichnet, die nicht den normalen Herztönen entsprechen und durch Öffnen oder Schließen der Herzklappen zustande kommen. Die Herzgeräusche entstehen durch eine Schädigung der Herzklappen, die dazu führt, dass diese nicht mehr richtig öffnen oder schließen. So bilden sich Turbulenzen im Blut, die der behandelnde Arzt mit seinem Stethoskop wahrnehmen kann.
Lesen Sie für weitere Informationen zu auffälligen Herzgeräuschen auch unsere Seite Herzgeräusche.
Die erhöhte Herzfrequenz kann leichter zu Herzrhythmusstörungen führen.
Zu den allgemeinen Entzündungszeichen bei einer Endokarditis zählen Fieber und Schüttelfrost. Fieber ist eine Erhöhung der Körpertemperatur, die vom Sollwert, der durch das Gehirn vorgegeben wird, abweicht. Dadurch versucht der Körper, gegen die Entzündung anzukämpfen, indem sich seine Immunantwort auf die Infektion verbessert und so die Erreger bekämpft werden sollen. Der Schüttelfrost ist ein Zittern der Muskeln, das den Anstieg der Körpertemperatur begünstigt.
Nach Aktivierung des Immunsystems und Bekämpfung des Erregers kommt es wieder zu einem Abfall des Fiebers. Die Körpertemperatur wird nun durch vermehrtes Schwitzen gesenkt. Ein weiteres Symptom ist der Nachtschweiß. Als Nachtschweiß wird eine von der Norm abweichende Schweißproduktion in der Nacht bezeichnet, die je nach Ursache unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Im schlimmsten Fall muss der Patient mehrmals in der Nacht aufstehen, um seine durchnässte Bettwäsche zu wechseln. Akute oder chronische Infektionskrankheiten, Tumore, hormonelle Störungen des Stoffwechsels, psychische Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, Ernährung, Medikamente und Autoimmunerkrankungen können Gründe für vermehrten Nachtschweiß sein. Vor allem die Zusammensetzung aus Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust ist wichtig zu erkennen. Sie wird als B-Symptomatik bezeichnet und kann auf einen Tumor hindeuten.
Der Nachtschweiß kann zusätzlich ein Kältegefühl mit sich bringen, welches ein weiteres Symptom der Endokarditis ist. Das Kälteempfinden entsteht, da der Körper über das Schwitzen seine Temperatur reguliert und sie so senken kann. Es ist also meist eine Folge des Schwitzens.
Auch ein Gewichtsverlust kann ein Symptom einer Endokarditis sein. Dieser ist dann ungewollt und erfolgt, ohne dass der Patient seine Essgewohnheiten umstellt. Begünstigt wird der Gewichtsverlust auch durch einen verringerten Appetit beim Patienten. Ein Gewichtsverlust kann generell eingeteilt werden nach gewollt oder ungewollt, Dauer, Menge des verlorenen Körpergewichts und Appetitlosigkeit. Neben den Infektionskrankheiten, zu denen auch die Endokarditis zählt, sind:
andere Ursachen für einen ungewollten Gewichtsverlust.
Die Appetitlosigkeit entsteht durch eine Störung im System des Gehirns, das für Hunger, Sättigungsgefühl und die Lust auf Essen verantwortlich ist. Dieses System wird durch Hormone und andere Botenstoffe gesteuert. Es muss von dem rein körperlichen Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme bei einer Unterversorgung, die der Körper unter anderem durch einen knurrenden Magen signalisiert, abgegrenzt werden.
Durch die bei der Endokarditis entstandene Entzündungsreaktion kann es zu einer Infektanämie kommen, dabei handelt es sich um eine Blutarmut, die durch diese Infektion ausgelöst wurde. Außerdem kann eine Infektanämie durch Autoimmunerkrankungen oder Tumore bedingt sein. Die Blutarmut geht mit einem Eisenmangel einher und lässt sich dadurch feststellen, dass bei mikroskopischer Betrachtung eines Blutausstrichs die roten Blutkörperchen eine verringerte Rotfärbung und ein verringertes Volumen aufweisen.
Zusätzlich sind die Entzündungsparameter CRP und die Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht (siehe Blutuntersuchung).
Während oder nach der Endokarditis kann es zu Schmerzen in den Gelenken sowie Gelenksentzündungen kommen. Dadurch schwillt das Gelenk meist an und ist in der Bewegung eingeschränkt. Besonders häufig betrifft dieses Begleitsymptom die Hüft-, Knie- oder Sprunggelenke.
Auch Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungsschwäche sind Zeichen der Infektion bei einer Endokarditis.
Die gefährlichsten Komplikationen sind unter den Herzklappen abgelagerte Blutgerinnsel oder angehäufte Entzündungszellen, die durch den Blutstrom gelockert und losgelöst werden und über die Herzkammern in das Gefäßsystem gelangen. Von da aus können sie in allen folgenden Gefäßen stecken bleiben und diese verstopfen. Man spricht hier von einem Embolus, der eine Gefäßembolie auslöst. Der durch das Gefäß versorgte Organbereich wird nun nicht mehr ausreichend durchblutet und durch den Mangel an Nährstoffen und Sauerstoff kann es jetzt zum Absterben von Zellen kommen. Dies kann in allen Organen vorkommen, besonders gefährdet sind Lunge und Gehirn.
Auch die Niere kann von einer Embolie betroffen sein oder durch Entzündungsherde im Nierengewebe zur vermehrten Ausscheidung von Blut und Proteinen durch den Urin führen.
Im schlimmsten Fall der Endokarditis breitet sich die Entzündung von der Herzinnenhaut weiter aus, sodass die Erreger bis ins Gehirn verschleppt werden können. Man spricht dann von einer Herdenzephalitis, die Bewusstseinseintrübungen auslösen kann. Außerdem sind Infarkte der Netzhaut des Auges und Lähmungen von Gesichtsbereichen durch Hirnnervenausfälle möglich.
Je nach Auslöser und Symptomen der Endokarditis muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob eine Therapie mit Immunsuppressiva, Antibiotika oder Antimykotika sinnvoll ist. Antimykotika sind gegen Pilze wirksam. Der Auslöser für eine Endokarditis könnte ebenfalls eine Bakteriämie sein.
Ein allgemeines Schwächegefühlt ist ein recht unspezifisches Symptom und doch Ausdruck davon, dass der Körper seine Energie darauf verwendet, mit den eingedrungenen Erregern zurecht zu kommen. Der Energieumsatz des Körpers ist während dieser Zeit gesteigert, da zum Beispiel die Herzfrequenz erhöht ist und der Körper vermehrt Zellen produziert, die der Abwehr der Erreger dienen.
Die Appetitlosigkeit ist eine Folge hormoneller Fehlregulation des Körpers im Gehirn. Hier regeln Hormone und andere Botenstoffe unser Hunger- und Sättigungsgefühl, welche im Falle einer Krankheit von der Norm abweichen. Dem Körper ist im akuten Krankheitszustand die Behebung der Krankheit „wichtiger“, sodass er die Fehlregulation toleriert und sich erst wieder um ein normales Hungergefühl bemüht, wenn die akute Krankheitsphase überwunden ist.
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Auch der Gewichtsverlust ist ein relativ unspezifisches Symptom bei der Endokarditis und passt im Grunde genommen zu jeder Entzündung, da der Körper in dieser Situation mehr Energie verbraucht, als man ihm zur Verfügung stellt. Häufig ist die Nahrungsaufnahme im Rahmen einer Erkrankung eingeschränkt und auch die Flüssigkeitszufuhr ist zumeist vermindert. Durch die erhöhte Körpertemperatur verbrennt der Mensch in dieser Situation mehr Energie, indem unser Stoffwechsel schneller abläuft, das Herz mehr pumpt und mehr geatmet wird. Außerdem kommt es durch das vermehrte Schwitzen zum Wasserverlust, was sich ebenfalls in einer Gewichtsabnahme niederschlägt.
Lesen Sie hier mehr zum Thema Ungewollter Gewichtsverlust.
Muskel- und Gelenkschmerzen sind per se nichts schlechtes, sondern eher ein Zeichen dafür, dass der Körper dabei ist, die eingedrungenen Erreger abzutöten. Das Immunsystem benutzt zur Erkennung und Lokalisation von Krankheitserregern Botenstoffe, deren Nebenwirkung jedoch darin besteht, dass sie den Menschen sensibler für Schmerzen machen. Die Schmerzschwelle wird also herabgesetzt.
Darüber hinaus lagern sich aber auch eine kleine Menge an Giftstoffen und Abbauprodukten in Gelenken ein, die hier nicht sofort abtransportiert werden können, sondern erst nach und nach ausgeschieden werden, sodass sie während der Erkrankung Schmerzen verursachen können.
Bei den sogenannten Petechien handelt es sich um stecknadelkopfgroße Einblutungen der Haut. Meist finden sich mehrere dieser Punkte in kleinen Gruppe angeordnet. Sie entstehen infolge einer Gerinnungsstörung des Blutes, bei der die Blutplättchen, die sogenannten Thrombozyten, in ihrer Zahl merklich vermindert sind. Das natürliche Gleichgewicht zwischen Blutgerinnung und Blutungsneigung ist infolge des Thrombozytenmangels gestört und es kann zu kleinen oberflächlichen Einblutungen der Haut kommen.
Eine Störung der Blutgerinnung ist Ausdruck der starken Entzündungsreaktion des Körpers, der Thrombozyten verbraucht und nicht so schnell mit der Produktion neuer Blutplättchen hinterherkommt.
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Osler-Knötchen sind ca. vier bis sechs Millimeter große, rötliche Knötchen, die sich an Fingern und Zehen zeigen. Sie sind schmerzhaft und ein typisches Begleitsymptom einer bakteriell hervorgerufenen Endokarditis. Sie entstehen vermutlich durch eine Ablagerung körpereigener Antikörper in den kleinen Blutgefäßen der Hände und Füße, welche hier wiederum für eine Entzündung sorgen.
Wie bei den Blutungen der Haut sind auch Einblutungen im Auge durch eine verminderte Anzahl an Thrombozyten zu erklären. Die Blutgerinnung ist stark verzögert und die Dichtigkeit der Blutgefäße nicht einwandfrei vorhanden.
Außerdem kommt es auch in den Blutgefäßen des Auges zu einer Entzündungsreaktion, ähnlich den Osler-Knötchen.
Die kleinen Einblutungen im Auge lassen sich jedoch nur mit bestimmtem Gerät sichtbar machen und sind ein relativ spezifisches Zeichen für das Vorliegen einer Endokarditis. Im medizinischen Umgang werden sie als „Roth-Flecken“ bezeichnet.
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