Jeder Wirbel ist mit je zwei Facettengelenken verbunden, die am Wirbelbogen jeweils einen Gelenkfortsatz vom oberen und unteren Wirbel als Gelenk verbinden.
Die Facettengelenke werden auch Wirbelbogengelenke genannt. Sie bilden eine gelenkige Verbindung benachbarter Wirbel. Gemeinsam mit den Bandscheiben (Zwischenwirbelscheiben) und den Wirbelsäulenbändern, die sich ebenfalls über die gesamte Wirbelsäule erstrecken, bilden die Facettengelenke eine wichtige Einheit für die Stabilität und die bewegliche Verbindung der Wirbelsäule. Jeder Wirbel ist mit je zwei Facettengelenken ausgestattet, die am Wirbelbogen jeweils einen Gelenkfortsatz vom oberen und unteren Wirbel als Gelenk verbinden. Die Facettengelenke ermöglichen eine Bewegung der Wirbelsäule parallel zu ihren Gelenkflächen, es handelt sich um Schiebegelenke.
Diese kleinen Gelenke sind sehr schmerzempfindlich, da sie jeweils von einer Gelenkkapsel umgeben sind, die eine Vielzahl an Schmerzrezeptoren enthalten. Verschiedene Ursachen wie beispielsweise Abnutzungserscheinungen in den Facettengelenken können so zu starken Schmerzen führen. Man spricht auch von Wirbelgelenkarthrose, es kommt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Funktionsverlust, erheblichen Einschränkungen im Alltag und als Spätfolge auch manchmal zu einer Verknöcherung der Facettengelenke. Dieser Komplex verschiedener Symptome, die durch Abnutzungserscheinungen an den kleinen Facettengelenken der Wirbelsäule ausgelöst werden, wird als sogenanntes Facettensyndrom zusammengefasst.
Die Schmerzen, die von den Facettengelenken verursacht werden, werden typischerweise als tief sitzende Rückenschmerzen empfunden. Teilweise kommt es zu einer von den Wirbelgelenken gürtelförmigen Ausstrahlung der Schmerzen. Es werden unterschiedliche Ausmaße der Schmerzen beschrieben. Sie können von der LendenwirbelsäuleLendenwirbelsäule bis in die Gesäßmuskeln oder den hinteren Teil der Oberschenkelmuskulatur reichen.
In manchen Fällen ist auch die Halswirbelsäule vom Facettensyndrom betroffen. Hier kommt es häufig zu einer Schmerzausstrahlung über die Nackenmuskulatur in die Schulter- und Oberarmbereiche. Außerdem kann es zu sehr unangenehmen und wiederkehrend starken Kopfschmerzen kommen, wenn sich die Schmerzen über den Hinterkopf ausbreiten.
Zusätzlich zu den Schmerzen kann es je nach Ausprägungsgrad der Schädigung an den Facettengelenken auch zu Gefühlsstörungen in Armen und Beinen kommen. Kribbelempfindungen oder Taubheitsgefühle deuten auf eine fortschreitende Schädigung der wirbelsäulennahen Nerven hin und stellen unter Umständen einen Notfall dar, der schnellstmöglich behandelt werden sollte.
Als weiteres häufiges Symptom des Facettensyndroms reagiert die RückenmuskulaturRückenmuskulatur entlang der Wirbelsäule meist außergewöhnlich schmerzempfindlich auf Berührungen.
Des Weiteren kommt es oft zu einer Schmerzzunahme, wenn Drehbewegungen durchgeführt werden. So kommt es beispielsweise bei einer Bewegung ähnlich eines Abschlages beim Golfen zu einer Zunahme der Schmerzen, da bei solchen Drehbewegungen die Facettengelenke bewegt und weiter gereizt werden. Auch Vorwärts- oder Rückwärtsneigungen können unter Umständen so schmerzhaft sein, dass sie häufig nur unter Einnahme von Medikamenten schmerzfrei möglich sind.
Typischerweise sind die Schmerzen im Bereich der Facettengelenke belastungsabhängig. Am Morgen unmittelbar nach dem Aufstehen treten sie auf, da die Wirbelsäule nach der Nachtruhe nun wieder das Körpergewicht tragen muss und ein neuer Druck auf den Facettengelenken entsteht.
Ähnlich wie in anderen Gelenken des Körpers (zB im Knie) kann es auch in den Facettengelenken zu altersbedingten Verschleißerscheinungen kommen. Dieser Vorgang wird auch als Wirbelsäulenarthrose bezeichnet und äußert sich dadurch, dass sich der schützende Gelenkknorpel abnutzt und die Knochen anfangen aufeinander zu reiben, was zu sehr schmerzhaften Zuständen führen kann. Die Facettengelenke haben in der Regel nur eine geringe Druckbelastung zu tragen, allerdings können Fehlhaltungen und Fehlbelastungen zu einer deutlichen Zunahme des Drucks und dadurch auch des Gelenkverschleißes führen.
Sehr häufig kommt es durch Erkrankungen der Bandscheibe zu einem enormen Anstieg der Druckbelastung auf die Facettengelenke. Wird der Bandscheibenraum komprimiert, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall, durch Verschleiß der Bandscheiben oder durch eine operative Entfernung der Bandscheiben, kommt es schon durch wenige Millimeter Höhenunterschied zu einer starken Druckzunahme im Bereich der Facettengelenke. Dieser Vorgang wird außerdem durch Übergewicht, Osteoporose (Knochenschwund) und unzureichende Stütz- und Rückenmuskulatur verschlimmert.
Besonders starke Schmerzen können von Zysten oder sogenannten Ganglien (Bindegewebswucherung in der Nähe der Facettengelenke verursacht werden. Insbesondere bei Frauen treten solche Ganglien in viel belasteten Bereichen wie der Lendenwirbelsäule (lumbales Facettensyndrom) auf. Auch eine Verengung des knöchernen Kanals, durch den das Rückenmark verläuft, eine sogenannte Spinalkanalstenose, gehört zu den Ursachen eines Facettensyndroms. Dabei kann es zu schmerzhaften Einklemmungen von Nerven sowie zu direkten Gelenkschäden kommen.
Des Weiteren kann es durch Wirbelblockierungen oder Instabilitäten der Wirbelsäule zu Schmerzen im Bereich der Facettengelenke kommen. Auch reflektorische Muskelverspannungen, die häufig durch Überlastungen oder Fehlbelastungen ausgelöst werden, gehören zu den möglichen Ursachen der Schmerzen.
Zu den selteneren Ursachen eines Facettensyndroms gehören seltene Tumore oder Metastasen sowie seit der Geburt bestehende Fehlbildungen der Wirbelsäule. Auch bestimmte Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (Rheuma) wie der Morbus Bechterew können für Schmerzen im Bereich der Facettengelenke ursächlich sein.
Rückenschmerzen sind ein sehr häufiges Symptom, die auf eine Vielzahl von Ursachen zurückgehen können und die meist von einem Hausarzt oder Orthopäden behandelt werden. In den meisten Fällen sind relativ harmlose Ursachen (zB altersbedingte Verschleißerscheinungen) für die Schmerzen verantwortlich, weshalb in der Regel zunächst eine körperliche Untersuchung in Verbindung mit der Krankengeschichte (Anamnese) ausreicht, um die Diagnose eines Facettengelenksyndroms zu stellen. Dabei wird die Beweglichkeit und Sensibilität der Wirbelsäule und Rückenmuskulatur getestet. Die genaue Lokalisation und das Verstärken der Schmerzen bei bestimmten Bewegungen sind bei der Diagnosestellung sehr wichtig. Zur genauen Erfassung und Einschätzung der Schmerzen können standardisierte Schmerzfragebögen eingesetzt werden.
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, eine bildgebende Diagnostik durchzuführen. Eine Röntgenaufnahmen, ein CT oder ein MRT (Kernspin) können angefertigt werden, um knöcherne Veränderungen an den Facettengelenken oder andere Schäden der Wirbelsäule wie beispielsweise einen Bandscheibenvorfall zu erkennen. Ein Verschleiß der Gelenke, der auf den Bildern dargestellt werden kann, muss jedoch nicht zwangsläufig die Ursache für die Beschwerden darstellen. Das liegt darin begründet, dass der Verschleiß eine altersbedingte Erscheinung ist und auch bei Menschen, die eigentlich schmerzfrei sind, lassen sich in der Bildgebung Verschleißerscheinungen erkennen. Um nachzuweisen, dass die Schmerzen tatsächlich von den Facettengelenken ausgelöst werden, kann unter Umständen unter Röntgenkontrolle ein Schmerzmittel in die kleinen Gelenke gespritzt werden. Eine Facettengelenkarthrose gilt dann als nachgewiesen, wenn der Betroffene nach der Spritze eine zeitlang schmerzfrei ist.
Eine entscheidende Rolle bei der Diagnose von Rückenschmerzen spielt der sichere Ausschluss anderer Diagnosen. Darunter fallen bei Schmerzen im Bereich der Facettengelenke unter anderem Bandscheibenvorfälle, Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) oder Spinalkanalstenosen. Auch ein Wirbelbruch (Fraktur) kann vorliegen, da bei starker Osteoporose (Knochenschwund) ein Knochen oder ein Wirbel ohne weitere Einwirkung von außen brechen kann. Außerdem können Reizzustände im Bereich des Kreuz-Darmbein-Gelenks (Iliosakralgelenk) oder eine Hüftgelenkarthrose ebenfalls zu Schmerzen im Bereich der Facettengelenke führen und müssen diagnostisch ausgeschlossen werden.
Schmerzen im Bereich der Facettengelenke können eine Vielzahl von Ursachen haben. Je nach Auslöser der Erkrankung kommen operative und nicht operative (konservative) Therapiemöglichkeiten in Betracht. In der Regel stehen das gezielte Training und die Kräftigung der Rumpfmuskulatur sowie Entspannungsübungen im Vordergrund. Dabei kann es sinnvoll sein, unter Anleitung eines Physiotherapeuten die richtige Ausführung und das richtige Maß von stärkenden Übungen zu erlernen. Regelmäßige körperliche Bewegung in Form von Jogging, Rad fahren oder Schwimmen sind in jedem Fall auch zur Vorbeugung der Schmerzen empfehlenswert.
Auch Wärmeanwendungen durch Infrarotlicht oder Wärmflaschen können Linderung verschaffen, da die gewärmten Bereiche besser durchblutet werden und Heilungsprozesse schneller ablaufen können. Eine ähnliche Wirkung kann durch entspannende Massagen erzielt werden, da durch die Schmerzen häufig eine Schonhaltung eingenommen wird, die zu einer zusätzlichen Verspannung der Muskulatur führt, die durch Massage gelöst werden kann. Auch alternative Heilverfahren wie etwa die Magnetfeldtherapie oder Akupunktur kommen zur Anwendung. Schmerzmedikamente können die Behandlung unterstützen, häufig kommen dabei Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz. Bei schweren Schmerzen können auch stärkere Schmerzmittel bis hin zu Opioiden angewendet werden.
Eine kurzfristige und vorübergehende Schmerzfreiheit kann durch eine Spritzentherapie erreicht werden. Dabei werden in der Regel ein örtliches Betäubungsmittel und eventuell eine geringe Dosis des entzündungshemmenden Mittels Kortison in die Facettengelenke gespritzt. Diese Maßnahme kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn die Schmerzen so stark sind, dass der Betroffene sich nicht ausreichend bewegen kann. Da Bewegung aber eine der wichtigsten Therapiemaßnahmen ist, kann auf diese Weise eine kurzfristige Schmerzfreiheit erzielt werden, sodass mit einem geeigneten Aufbautraining begonnen werden kann.
Erst wenn die zuvor genannten Maßnahmen zu keiner Verbesserung der Schmerzen geführt haben und nachgewiesen wurde, dass die Schmerzen tatsächlich von den kleinen Facettengelenken verursacht werden, kommen auch invasivere Verfahren zum Einsatz. Eine Methode stellt beispielsweise die sogenannte Facettengelenks-Thermokoagulation dar. Dabei werden im Rahmen eines kurzen minimalinvasiven Eingriffs die kleinen schmerzleitenden Nerven durch winzige Einstiche mit einer Nadel verödet. Somit wird nicht die Ursache der Schmerzen (sprich die Verschleißerscheinungen) behoben, vielmehr wird die Wahrnehmung der Schmerzen durch die Unterbrechung der Weiterleitung verhindert. Eine weitere Therapiemethode kommt mit sogenannten Spreizern in Frage. Ein Platzhalter oder Spreizer wird minimalinvasiv zwischen den Wirbeln eingebracht und aufgespannt. Dadurch verringert sich der Druck auf die Facettengelenke und in der Regel schwindet in Verbindung damit auch der Schmerz.
Schmerzen an den Facettengelenken oder irgendwo anders am Bewegungssystem sind häufig sehr tückisch. Betroffene werden schmerzbedingt schnell dazu verleitet, sich weniger zu bewegen. Doch hier kommt es schnell zu einem Teufelskreis, denn je weniger Bewegung, desto größer werden die Schmerzen. Heutzutage weiß man, dass Bewegung besonders bei Rückenschmerzen die beste Therapie ist. Schonung und Bettruhe führen zu einer Verschlimmerung der Situation und erschweren die Rückkehr in den normalen Alltag. Die Therapie von Schmerzen im Bereich der Facettengelenke und genauso auch die Vorbeugung der Schmerzen besteht in einem gezielten Training zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Belastbarkeit.
Dabei spielen stärkende Aufbauübungen für die Rücken- und Brustmuskulatur eine Rolle, genauso wichtig ist jedoch auch die allgemeine und regelmäßige körperliche Bewegung. Natürlich sollten sehr schmerzhafte Bewegungen vermieden werden, da sie ein Warnzeichen des Körpers darstellen, ab wann die Belastung etwa zu stark ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein ausgedehnter Spaziergang, eine Radtour oder ein paar Bahnen im Schwimmbad nicht trotzdem möglich sind. Dadurch werden die Muskeln gestärkt und die Beweglichkeit verbessert. Es kann unter Umständen hilfreich sein, vor der Bewegung ein Schmerzmedikament wie Ibuprofen einzunehmen, da die Bewegung zwar sehr wichtig ist, jedoch nicht unter Schmerzen durchgeführt werden sollte.
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