Milzschmerzen unterliegen den einzelnen Erkrankungen der Milz. Zu den Typischen Milzschmerzen zählen, Rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus erythematodes (SLE), Milzriss, Milzstauung, Sichelzellenanämie und Thalassämie. Die Begleitsymptome können einen Hinweis auf die Ursache geben.

Milzschmerzen

Einleitung

Die Milz befindet sich in der Nähe des Magens in der Bauchhöhle, sodass die Milzschmerzen meist im Oberbauch spürbar sind, wobei sie ebenfalls in den Unterbauch, sowie in die linke Schulter (Kehr-Zeichen) ausstrahlen können. Auch ist ein Druckschmerz an der linken Halsseite (Saegesser-Zeichen) möglich. Die Betroffenen leiden nicht selten an einer schmerzbedingten Schonatmung, die auch durch die Haltung von außen zu erkennen ist. Die Milzschmerzen können nicht genau in ihrer Lokalisation differenziert werden und treten nur diffus auf. Um die Schmerzen auch sicher der Milz zuordnen zu können, ist es von großer Bedeutung die Begleitsymptome zu kennen.

 

Ursachen für Milzschmerzen

Schmerzen an der Milz können verschiedene Ursachen haben. Die Milz kann bei einigen Erkrankungen mehr oder weniger schwer erkranken. 
Auf folgende Erkrankungen gehen wir detaillierter ein:

  • Rheumatoide Arthritis
  • Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
  • Milzriss
  • Milzstauung
  • Sichelzellenanämie
  • Thalassämie
  • Milzschmerzen nach Alkohol
  • Milzschmerzen nach dem Essen
  • Pfeiffersches Drüsenfieber

Rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis beschreibt eine Entzündung des Körpers, die schubweise auftritt und vor allem die Gelenke der Hände und Füße angreift.
Charakteristisch sind geschwollene und besonders morgens steife Fingergrundgelenke (Metacarpophalangeal-Gelenke) und Zwischenfingergelenke (proximale Interphalangeal-Gelenke) auf beiden Seiten.
Die Krankheitsprozess der rheumatoiden Arthritis führt nach und nach zu einer Zerstörung der Knorpel- und Knochenstruktur und ist mit Medikamenten wie zum Beispiel Cortison und Methotrexat nur schwer aufzuhalten. Dennoch kann man die äußerlichen Krankheitszeichen wie Schmerzen behandeln.

Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

Der systemische Lupus erythematodes ist eine Autoimmunerkrankung. Das heißt die Abwehr des Körpers, die normalerweise vor Eindringlingen schützen soll, greift aus noch unbekannten Gründen körpereigenes Gewebe an.
Es entstehen dabei viele Antikörper (kleine „Zangen“, die Eindringlinge erkennen und markieren), die verkleben und sich an unterschiedlichen Stellen im Körper ablagern und dort Schäden verursachen.
Typische Zeichen des SLE sind:

  • die Rötung der Gesichtshaut, die die Form eines Schmetterlings hat (Schmetterlingserythem)
  • flächige und fleckige Rötung der Haut (Lupus discoides)
  • Lichtempfindlichkeit
  • Gelenkentzündungen und Gelenkschmerzen.

Außerdem können die verklebten Antikörper auch in inneren Organen, wie

Schäden verursachen. Man versucht den systemischen Lupus erythematodes (SLE) mit Cortison, Schmerzmitteln und Mitteln zu behandeln, die das Abwehrsystem unterdrücken (Immunsuppressiva, zum Beispiel Methotrexat).

Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Lupus erythematodes

Milzriss

Ein Milzriss entsteht, wenn eine große Kraft auf den Bauch einwirkt, wie es bei einem Unfall der Fall sein kann.
Außerdem können gebrochene Rippen mit ihren scharfen Enden die dünne Kapsel, die die Milz umgibt, durchbrechen, sodass es aufgrund der starken Durchblutung der Milz zu Blutungen in den Bauchraum kommt.
Es besteht die Gefahr, dass der Körper deshalb in einen Schock verfällt.

Bei kleinen Verletzungen der Milz kann man mit einem bestimmten Gewebekleber die Verletzung beheben. Meistens muss aber die komplette Milz entfernt werden, weil dann die Blutstillung einfacher ist.

Viele weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Milzriss

Milzstauung

Aufgrund zum Beispiel einer Lebererkrankung wie der Leberzirrhose ist im Blutkreislauf, der zwischen Darm und Leber geschaltet ist (portaler Kreislauf) und in den die Milz auch eingebunden ist, der Druck erhöht. Medizinisch bezeichnet man diesen Zustand als Pfordaderhochdruck. So kann es zu einem Blutstau in der Milz kommen, die dann vergrößert ist. Eine vergrößerte Milz baut mehr rote Blutkörperchen ab, sodass es zu einer Blutarmut (hämolytische Anämie) kommen kann.

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Sichelzellenanämie

Bei der Sichelzellenanämie ist aufgrund einer vererbbaren genetischen Besonderheit die Struktur des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) verändert. Dadurch können die roten Blutkörperchen nicht ihre gewohnte Form, vergleichbar mit der eines runden Schlauchboots, einnehmen und sehen eher sichelförmig aus.
Diese Sichelzellen sind nicht so flexibel wie die normalen roten Blutkörperchen und können deshalb kleine Gefäße verstopfen (zum Beispiel in der Milz), was die Blutzufuhr zu wichtigen Organen unterbrechen kann.
Man unterscheidet hinsichtlich der Schwere der Ausprägung, ob ein Mensch noch zur Hälfte normalen roten Blutfarbstoff bildet (heterozygot) oder ob ein Mensch nur noch veränderten Farbstoff bildet (homozygot). Wobei letzterer Fall deutlich schwerwiegender ist.

Thalassämie

Bei der Thalassämie kann auf unterschiedliche Weise die Bildung des roten Blutfarbstoffs gestört sein.
Wie die Sichelzellenanämie, ist auch die Thalassämie eine vererbbare Erkrankung. Der normale Blutfarbstoff bindet den Sauerstoff, um ihn zu transportieren, wohingegen der veränderte Blutfarbstoff den Sauerstoff nicht so gut binden kann und es daher zu einer Minderversorgung der verschiedenen Gewebe kommen kann.
Es treten Zeichen der Blutarmut auf:

Man unterscheidet abhängig von der Menge des betroffenen Blutfarbstoffs eine „kleine“ Minor-Form, eine mittelschwere Intermedia-Form und eine schwere Major-Form. Als Therapie kommen Bluttransfusionen oder bei der Major-Form eine Knochenmarkstransplantation in Frage.

Milzschmerzen nach Alkohol

Beim Alkoholkonsum ist häufig die Rede von einer Leberschädigung, jedoch wird hier meist die Bedeutung der Milz bei der Entgiftung unterschätzt. Die Milz verfügt über eine Filterfunktion des Blutsystems und ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. So durchläuft das gesamte Blut des Körpers die Milz und abgestorbene oder geschädigte rote Blutkörperchen werden hier herausgefiltert. Fällt diese Schutzfunktion aus, sind Menschen stärker für Infektionen anfällig.

Während des Alkoholabbaus in der Leber entsteht Acetaldehyd, welches sehr giftig und für Schädigungen durch Alkoholmissbrauch im gesamten Körper verantwortlich ist. Die Zellmembranen, unter anderem auch der roten Blutkörperchen, werden angegriffen und indirekte Schäden verursacht, wodurch diese vermehrt in der Milz abgebaut werden und dies wiederum zur Milzvergrößerung führt.

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Milzschmerzen nach dem Essen

Nach dem Essen sind Schmerzen in der Milz eher untypisch. In der Regel handelt es sich um ein zufälliges Zusammentreffen der Zeitpunkte (nach dem Essen und Zeitpunkt des Milzschmerzes). Die Milz ist ein Organ, welches vor allem bei der Immunabwehr und beim Aussortieren alter Blutzellen eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Essen und der Ernährung hat dies primär nichts zu tun.

Dennoch kann es nach dem Essen zu Schmerzen im Bereich der Milz kommen. Da Milz und Magen unmittelbar benachbart sind, sind die Beschwerden meist auf Magenprobleme zurückzuführen. So kann eine Verletzung der Magenschleimhaut (Ulcus) zu Schmerzen nach dem Essen führen. Auch eine Refluxerkrankung, bei der Magensäure zurück in die Speiseröhre fließt, geht mit Schmerzen nach dem Essen einher. Da durch den stark sauren Magensaft die Speiseröhre gereizt wird, kommt es am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen zu brennenden Schmerzen. Diese können in unmittelbarer Umgebung des Magens und der Milz liegen oder bis hinter das Brustbein ausstrahlen.

Milzschmerzen in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft können Schmerzen an der Milz auf zwei unterschiedliche Arten hervorgerufen werden. Zum einen kann eine Infektion vorliegen, die ebenso wie bei der Erkältung einen erhöhten Arbeitsaufwand der Milz bei der Auswahl der Immunzellen erfordert. Da in der Schwangerschaft besondere Bedingungen im Körper herrschen, kann das Immunsystem schnell überreagieren und so verstärkt zu einer Schwellung der Milz führen.

Zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Schwangerschaft können Schmerzen an der Milz jedoch auch auf einem Verdrängungsmechanismus beruhen. Wird die Gebärmutter sehr groß, verdrängt sie die anderen Bauchorgane. Dies kann zu einem erhöhten Druck auf die Milz und somit zu Schmerzen führen.

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Pfeiffersches Drüsenfieber

Das Pfeiffesche Drüsenfieber (auch Kissing Disease genannt) ist eine Erkrankung, die durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) ausgelöst wird. Typischerweise werden die Krankheitserreger über den Speichel (beispielsweise beim Küssen – daher der Name) übertragen. Sie setzen sich vor allem in den Lymphbahnen, Lymphknoten und den lymphatischen Organen (Milz und Leber) fest.

In den meisten Fällen tritt zusätzlich eine Mandelentzündung mit starken Halsschmerzen auf. Eine Schwellung der Lymphknoten (vor allem am Hals) ist sehr häufig, Leber und Milz sind in bis zu 50% der Fälle ebenfalls geschwollen. Die starke Schwellung der Milz kann zu Schmerzen im linken Oberbauch führen. Dabei ist eine gefürchtete Komplikation die Ruptur der Milz, bei der es zu starken bis lebensbedrohlichen Blutungen kommen kann.

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Begleitende Symptome

Je nach Ursache der Schmerzen sind auch die begleitenden Symptome immer unterschiedlich. So können bei einer Milzvergrößerung durch eine Infektion oder Entzündung die typischen Infekterscheinungen vorliegen, wie Fieber, Übelkeit, starkes Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall sowie Kopf- und Gliederschmerzen.

Bei dem sogenannten hämorrhagischen Schock sehen die Symptome gravierender aus. Hierbei kommt es zu plötzlich einsetzender Schocksymptomatik bei zuvor erlebtem Trauma und beschwerdefreiem Intervall über einige Tage und Wochen.

Auch Stoffwechselerkrankungen, unter anderem der Hypersplenismus, können mit einer Thrombopenie und Anämie einhergehen und im Blutbild erkannt werden.

Die Milzschmerzen können zudem auf einen fortgeschrittenen Milztumor hinweisen. Weitere Symptome eines Tumors sind dabei die sogenannte B-Symptomatik mit Fieber, Gewichtsverlust und Nachtschweiß.

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Übelkeit

Auch Übelkeit ist ein Symptom, welches zunächst nicht mit der Milz assoziiert ist. Häufiger tritt es im Rahmen von Magen-Darm-Infekten oder schlechten Nahrungsmitteln auf. Jedoch können auch andere Erkrankungen im Bauchraum zu Übelkeit gegebenenfalls mit Erbrechen führen. Häufig hat dabei entweder die Durchblutung des Magens oder der Druck von anderen Organen auf den Magen einen Anteil an der Entstehung der Übelkeit. So kann sich beispielsweise durch eine vergrößerte Milz das Blut in der Milzarterie zurückstauen, so kommt es zu einer Überbelastung der Magengefäße, dies kann Magenbeschwerden wie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen.

Zudem kann eine vergrößerte Milz den Magen durch ihre unmittelbare Nähe zu diesem Organ reizen und so zu Übelkeit führen. Ein weiterer Mechanismus ist auf die Nervenstrukturen im Bauchraum zurückzuführen. Dabei hat nicht jedes Organ eigene Nervenfasern, die die Information des Schmerzes an das Gehirn weiterleiten können. Vielmehr werden Schmerzen sehr unspezifisch in einer größeren Bauchregion wahrgenommen. So können Schmerzen an der Milz fälschlicherweise vom Gehirn als Magenschmerzen interpretiert werden und so zu weiteren Symptomen wie Übelkeit führen.

Erkältung

Bei der Erkältung spielt die Milz als lymphatisches Organ eine wichtige Rolle. In diesem Organ findet ein Auswahlprozess für die Immunzellen statt, sodass kräftige Immunzellen in den Körper gelangen und schwache oder „falsch programmierte“ Zellen aussortiert und vernichtet werden. Bei einer Erkältung wird das Immunsystem gefordert, es müssen schnellstmöglich viele Immunzellen produziert und ausgewählt werden, damit eine adäquate Bekämpfung der Krankheitserreger stattfinden kann.

Dies kann sowohl die Lymphknoten als auch die Milz überanstrengen und so zur Schwellung von Lymphknoten und Milz führen und damit Schmerzen an den betroffenen Stellen hervorrufen.

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Lymphknotenschwellung

Da es sich bei der Milz um ein lymphatisches Organ handelt, gehen Lymphknotenschwellung und eine Schwellung der Milz oft miteinander einher. In der Regel gibt es keine Milzschwellung, die Schmerzen verursacht, welche nicht mit einer Schwellung der Lymphknoten einhergeht.
Das typische Beispiel ist das Pfeiffersche Drüsenfieber, welches sich mit einer ausgeprägten Schwellung der Halslymphknoten präsentiert und häufig mit einer Splenomegalie (Vergrößerung der Milz) einhergeht. Schmerzen an der Milz mit Lymphknotenschwellung sprechen meist für eine Infektion mit ausgeprägter Reaktion des Immunsystems.

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Welcher Arzt behandelt Milzschmerzen?

Betroffene mit Milzschmerzen gehen im Regelfall mit  Beschwerden von Bauchschmerzen zum Hausarzt, woraufhin dieser eine ausführliche Befragung durchführt und darauffolgend im Rahmen einer körperlichen Untersuchung den Bauch abtastet. Dabei ist es nicht schwierig die Bauchschmerzen auf die Milz zurückzuführen, da nur eine vergrößerte Milz tastbar ist. Auch ist die vergrößerte auch in der Ultraschalluntersuchung zu erkennen.

Hinzufügend kann der Hausarzt Blutuntersuchungen anfordern, wodurch sich ein Hypersplenismus mit Thrombopenie (Verringerung der Blutplättchen) und Anämie (Blutarmut) bemerkbar macht.

Bei unschlüssigen Fällen oder Verdacht auf einen Milzriss kann eine Überweisung zum Radiologen zum MRT oder CT fällig sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schmerzen an der Milz sind unüblich und weisen meist auf eine ausgeprägte Infektion oder schwerere Erkrankungen hin. Dabei sollten Schmerzen im linken Oberbauch, die nicht anderweitig erklärbar sind, ärztlich untersucht werden. Der Arzt kann mittels Abtasten des Bauches schnell feststellen, ob die Milz geschwollen und vergrößert ist.

Auch im Ultraschall kann eine vergrößerte Milz schnell diagnostiziert werden. Wer seine Milz selbst unter dem Rippenbogen im linken Oberbach tasten kann, sollte ebenfalls einen Arzt aufsuchen. Die Milz ist bei normaler Größe selbst von erfahrenen Untersuchern oftmals nicht aufzufinden, daher ist die Milz, wenn sie selbst getastet werden kann, in jedem Fall vergrößert.

Weitere Informationen

 Weitere Informationen zum Thema Milzschmerzen finden Sie auf folgenden Seiten:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.03.2011 - Letzte Änderung: 25.07.2023