Unter einer Splenektomie wird die Entfernung der Milz oder Teile davon verstanden. Dabei kann die Entfernung der Milz verschiedene Ursachen wie Krankheiten, insbesondere gefährliche Funktionsstörungen, die zu einer erheblichen Vergrößerung der Milz führen, oder Verletzungen haben.
Die sogenannte Splenektomie beschreibt die Entfernung der Milz oder von Teilen des Organs. Eine solche Milzentfernung kann sowohl bei einer Verletzung der Milz infolge eines Unfalls oder bei einigen inneren Erkrankungen nötig werden. Zu letzteren gehören insbesondere gefährliche Funktionsstörungen der Milz oder Erkrankungen, bei denen es zu einer erheblichen Vergrößerung der Milz und damit zu einem erhöhten Risiko für ein spontanes „Platzen“ des Organs kommt.
Wie kompliziert die Operation bei einer Milzentfernung ist, hängt stark davon ab, ob es sich um eine Notfalloperation nach einem Unfall handelt oder um eine planmäßige Operation.
Unabhängig davon bringt die Milzentfernung jedoch einige Nachteile mit sich, zu denen in erster Linie eine verstärkte Thromboseneigung und eine erhöhte Infektanfälligkeit gehören. Aus diesem Grund kommt der Nachbehandlung eine große Bedeutung für den langfristigen Erfolg einer Milzentfernung zu.
Die häufigste Ursache für eine Milzentfernung ist eine Verletzung der Milz infolge eines Unfalls. Da die Milz sehr gut durchblutet ist, gehen unfallbedingte Verletzungen des Organs mit einem massiven Blutverlust einher. Diese lebensgefährliche Situation erfordert sofortiges, effektives Handeln zur Blutstillung – es bleibt also schlicht und ergreifend keine Zeit, die verletzte Milz zu rekonstruieren oder zu nähen, sie muss umgehend entfernt und die abgetrennten Blutgefäße verschlossen werden.
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Daneben können verschiedene innere Erkrankungen Ursache sein für eine Milzentfernung. Vielen dieser Krankheiten ist gemeinsam, dass sie mit einer starken Vergrößerung der Milz einhergehen. Mit der Größe der Milz wächst auch das Risiko, dass es zu einer spontanen Milzruptur (Milzriss) kommt, das Organ also einfach „platzt“.
Da dies, ähnlich wie ein unfallbedingter Milzriss, einen lebensgefährlichen Blutverlust mit sich bringen würde, muss ab einem bestimmten Ausmaß der Vergrößerung eine vorsorgliche Milzentfernung erwogen werden. Dazu zählen beispielsweise Tumoren oder Abszesse (Milzabszess, abgekapselte Eiteransammlungen), aber auch einige hämatologische Erkrankungen wie z. B. Thalassämien, Sichelzellanämie, ITP (Morbus Werlhof) und TTP (Moschcowitz-Syndrom).
Noch im Rahmen des stationären Krankenhausaufenthalts entwickeln nicht wenige Betroffene eine Lungenentzündung (Pneumonie) oder andere Beschwerden im Bereich des Atmungssystems. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die Milz maßgeblich an der Speicherung und Vermehrung verschiedener Abwehrzellen des Immunsystems beteiligt ist. Wird die Milz nun entfernt, schränkt dies die Funktionsfähigkeit des Immunsystems zumindest vorübergehend erheblich ein und potenzielle Krankheitserreger haben leichtes Spiel.
Die erhöhte Infektanfälligkeit relativiert sich zwar nach einigen Wochen, bleibt jedoch lebenslang erhöht. Sie kann mitunter eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen: Jedes Fieber nach einer Milzentfernung kann nämlich theoretisch Vorbote einer lebensgefährlichen Sepsis („Blutvergiftung“, komplexe Entzündungsreaktion des gesamten Körpers) sein und erfordert deshalb umgehende ärztliche Betreuung und die Einleitung einer Antibiotika-Therapie.
Um das Risiko derart schwerwiegender Folgen der Milzentfernung zu reduzieren, werden verschiedene Schutzimpfungen empfohlen. Zudem kann in den ersten zwei Jahren nach der Milzentfernung eine Antibiotika-Prophylaxe erwogen werden, etwa in Form einer zweimal täglichen Einnahme von Penicillin.
Neben der Beteiligung am Immunsystem zählt der Abbau älterer Blutplättchen (Thrombozyten) zu den Hauptaufgaben der Milz. Da die Thrombozyten wesentlicher Bestandteil der Blutstillung sind, zieht eine Milzentfernung eine erhöhte Gefahr der Bildung von Blutgerinnseln nach sich (z. B. Pfortaderthrombose, Beinvenenthrombose, Lungenembolie). Vor der Entscheidung, ob eine medikamentöse Thrombose-Prophylaxe eingeleitet werden soll, muss eine individuelle Analyse des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durchgeführt werden: Die eingesetzten Medikamente senken nämlich zwar das Risiko thrombembolischer Ereignisse, erhöhen aber auch das Blutungsrisiko. Entscheidet man sich schließlich für eine derartige Prophylaxe, kommt in den meisten Fällen in den ersten Wochen Heparin zum Einsatz und anschließend dauerhaft Acetylsalicylsäure (ASS).
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Die Milzentfernung selbst verursacht, abgesehen von den Schmerzen im Wundbereich nach der Operation, keinerlei Symptome.
Die in der Folge der Milzentfernung eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Immunsystems steigert jedoch das Risiko für schwere Verläufe von Infektionskrankheiten. Diese mitunter lebensgefährlichen Krankheitsverläufe werden als OPSI (overwhelming post-splenectomy infection) bezeichnet.
Potenziell kann folglich jedes Fieber oder sogar jede fieberfreie systemische Erkrankung des Körpers Ausgangspunkt für eine derartige lebensbedrohliche Infektion sein. Neben dem Fieber sind auch Bauchschmerzen, ein schneller Herzschlag und generell sämtliche Grippesymptome (Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen) als Frühsymptome einer OPSI zu erwähnen. Bei Auftreten eines oder mehrere dieser Symptome nach einer Milzentfernung sollte also umgehend ein Arzt aufgesucht werden, der ggfs. eine entsprechende Antibiotika-Therapie einleiten kann.
Die ebenfalls nach einer Milzentfernung gehäuft auftretenden thrombembolischen Ereignisse (Pfortaderthrombose, Beinvenenthrombose, Lungenembolie) laufen häufig über längere Zeit völlig ohne Symptome ab und machen sich dann schlagartig bemerkbar.
Während blutiges Erbrechen nach Milzentfernung für eine Pfortaderthrombose spricht, äußert sich eine Beinvenenthrombose meist in Form von Schmerzen, Rötung, Überwärmung und Schwellung des betroffenen Beins.
Die meist auf einer Beinvenenthrombose basierende Lungenembolie verursacht Husten, Brustschmerz, erhöhte Herzfrequenz und Atemnot.
Tritt nach einer Milzentfernung eine Infektion auf, so besteht aufgrund der fehlenden Milz immer die Gefahr eines schwerwiegenden Krankheitsverlaufs (OPSI). Der Körper muss dann in seinem Kampf gegen die Krankheiterreger unterstützt werden. Dazu sollte umgehend eine Antibiotika-Therapie eingeleitet werden, meist in Form von Ceftriaxon, ggfs. in Kombination mit Vancomycin.
Je nach Dringlichkeit können die Wirkstoffe entweder per venöser Kanüle (schnellerer Wirkeintritt) oder als Tablette verabreicht werden. Manche Betroffene erhalten nach der Milzentfernung auch ein Antibiotikum mit nach Hause, welches sie dann selbst im Fall einer Fieber- oder sonstigen systemischen Erkrankung einnehmen können (z. B. Amoxicillin oder Levofloxacin). Dies erfordert jedoch eine entsprechende Schulung des Patienten.
Kommt es infolge einer Milzentfernung zu einem thrombembolischen Ereignis, wie beispielsweise einer Beinvenenthrombose, so wird diese in den meisten Fällen medikamentös behandelt. Die Therapie besteht dann aus Heparinpräparaten oder sogenannten Faktor-X-Hemmern (z. B. Rivaroxaban oder Fondaparinux).
Im Anschluss an die Akuttherapie wird über mehrere Monate hinweg eine Rückfallprophylaxe in Form von Cumarin-Derivaten (z. B. Marcumar®) eingeleitet. Bei einer Lungenembolie kann zusätzlich die Durchführung einer medikamentösen Lyse (Auflösung des Blutgerinnsels) oder eine operative Entfernung des Gerinnsels erforderlich sein.
Im Hinblick auf Komplikationen nach einer Milzentfernung ist am häufigsten das Atmungssystem betroffen. Aufgrund der erhöhten Infektanfälligkeit kann es zu wiederholten Lungenentzündungen (Pneumonien) kommen, auch Pleuraergüsse (Flüssigkeitsansammlungen im Spalt zwischen Brustwand und Lunge) können auftreten.
Bei etwa einem von hundert Patienten bildet sich infolge der Milzentfernung eine sogenannte Pankreasfistel aus, also eine röhrenartige Verbindung des Pankreas zum Darm oder zur Bauchhöhle. Da die Milz auch für den Abbau der Thrombozyten (Blutplättchen) zuständig ist, kommt es nach einer Milzentfernung vermehrt zu thrombembolischen Ereignissen wie Pfortader- oder Beinvenenthrombosen.
Naheliegenderweise lässt sich keine pauschale Aussage über die exakte Aufenthaltsdauer im Krankenhaus nach Milzentfernung treffen. Dazu sind schlicht und ergreifend die individuellen Voraussetzungen (Alter, Nebenerkrankungen, Grund der Milzentfernung) zu unterschiedlich.
Außerdem reagiert jeder Patient anders auf die OP, etwa was Schmerzen betrifft. Eine professionelle Überwachung der OP-Wunden und der möglichen internistischen und chirurgischen Komplikationen ist jedoch von großer Bedeutung für den Heilungsverlauf und langfristigen Erfolg der Milzentfernung.
Aus diesem Grund müssen Sie davon ausgehen, selbst im allergünstigsten Fall mindestens fünf Tage im Krankenhaus verbringen zu müssen. Nur in Ausnahmefällen und bei komplizierten Verläufen kann die Aufenthaltsdauer gelegentlich zwei Wochen überschreiten, für den Großteil der Patienten ist ein Zeitraum von 1 bis 2 Wochen zu veranschlagen.
Verlieren Sie daher nicht die Geduld, wenn Ihr Operateur Ihnen vor oder unmittelbar nach der OP noch keinen genauen Entlassungszeitpunkt nennen kann. Das zeigt nur, dass er die Entwicklung Ihres körperlichen Zustands nach der OP überwachen und Ihre Entlassung vom Heilungsverlauf abhängig machen möchte.
Da der Körper nach einer Milzentfernung jedoch generell anfälliger für Infekte ist, gilt es mehr denn je, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Obst und Gemüse sollten also umso dringender häufig auf dem Essensplan zu finden sein.
Spezielle Regeln oder Verbote zur Ernährung nach einer Milzentfernung gibt es aber ansonsten nicht, da die Milz keine wesentliche Rolle im Nährstoff- oder Mineralstoffhaushalt spielt.
Drei Impfungen gelten nach einer Milzentfernung als absolut unentbehrlich, nämlich die Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und Hämophilus influenzae B.
Das liegt daran, dass bei betroffenen Patienten das Risiko erheblich erhöht ist, dass eine Infektion mit einem der genannten Erreger schwerwiegend oder gar tödlich verläuft. Deshalb ist bei ihnen die Verhinderung einer solchen Infektion besonders wichtig und die beste Methode dafür ist nun einmal die Impfung.
In der Regel können alle drei genannten Impfungen am gleichen Tag erfolgen. Wenn die Milzentfernung eine geplante und keine Notfall-OP ist, sollten die Impfungen nach Möglichkeit mindestens zwei Wochen vor der OP verabreicht werden. Falls nicht anders möglich können sie aber auch noch bis drei Tage vor der OP erfolgen. Zudem ist nach einer Milzentfernung dringend anzuraten, sich jährlich einer Grippeschutzimpfung zu unterziehen.
Da die Milz nicht am Alkoholabbau beteiligt ist, spricht zunächst einmal auch nach einer Milzentfernung nichts gegen gelegentlichen, maßvollen Alkoholgenuss. Allerdings übernimmt nach einer Milzentfernung die Leber einen Teil der Aufgaben der Milz, weshalb man sie so gut wie möglich schonen sollte.
Exzessiver, regelmäßiger Alkoholkonsum sollte deshalb in dieser Situation ein noch größeres Tabu sein als generell! Zudem zieht übermäßiger Alkoholkonsum die Abwehrkräfte des Körpers in Mitleidenschaft, was gerade nach einer Milzentfernung besonders ungünstig ist, da die Betroffenen ohnehin schon anfälliger für Infektionen sind.
Es gilt nach einer Milzentfernung also: Solange Sie es nicht übertreiben, können Sie guten Gewissens Ihr gelegentliches Feierabendbier oder ein Glas Ihres Lieblingsweins genießen.
Zu Beginn der in Vollnarkose durchgeführten Splenektomie (Milzentfernung) wird eine sogenannte Laparotomie vollzogen, also die Bauchhöhle eröffnet. Bei einer geplanten OP erfolgt dazu meist ein bogenförmiger Schnitt am Unterrand des linken Rippenbogens, während bei Notfall-OPs der Schnitt in der Regel mittig am Oberbauch angesetzt wird.
Nachdem anschließend ein Verbindungsband Darm und Magen durchtrennt wurde, wird der linke Dickdarmbogen freigelegt. Dieser ist über ein weiteres Verbindungsband mit der Milz verbunden, welches ebenfalls überwunden werden muss. Im Anschluss durchtrennt der Chirurg die Blutgefäße der Milz und klemmt sie ab. Daraufhin kann das Organ aus dem umliegenden Gewebe herauspräpariert und schließlich entnommen werden. Zum Ende der OP werden noch die Drainagen angelegt und schließlich die Schnitte zugenäht.
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