Bei einem Milzriss handelt es sich um eine Verletzung innerhalb des Milzgewebes. Typisches Symptom sind neben Bauchschmerzen innere Blutungen.
Milzruptur
Bei einem Milzriss (Fachwort: Milzruptur) handelt es sich um eine Verletzung, in der Regel einen Riss, innerhalb des Milzgewebes. Die häufigste Ursache für die Entstehung eines Milzrisses ist das stumpfe Bauchtrauma, beispielsweise in Folge eines schweren Verkehrsunfalls oder eines Fußtrittes. Weitere typische Unfallmechanismen, die häufig zur Entstehung eines Milzrisses führen, sind Stürze auf den Fahrrad- oder Motorradlenker, bei denen es zu einer starken Quetschung des Milzgewebes kommt. Bei Patienten, die nach einem Unfall unter einem sogenannten Polytrauma (Mehrfachverletzungen, von denen eine oder die Kombination aus mehreren Verletzungen potenziell lebensbedrohlich ist) leiden, gilt der Milzriss meist als akut lebensbedrohliche Komponente. Spontane Formen des Milzrisses, also nicht traumatisch bedingte Formen, sind hingegen eher selten. Meist wird der spontane Milzriss durch Infektionskrankheiten oder verschiedene Bluterkrankungen (sogenannte Hämatogene Erkrankungen), die zu einer enormen Größenzunahme des Organes führen, verursacht.
Der Milzriss wird aus medizinischer Sicht in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Die leichteste Form des Milzrisses ist die reine Kapselruptur, bei der es nicht zu Verletzungen des eigentlichen Organgewebes kommt. Ein typisches Symptom des reinen Kapselrisses ist das Auftreten von leichten Sickerblutungen aus dem umliegenden Gewebe (Milz-Parenchym). Die weitere Klassifikation richtet sich nach der Ausbreitung der durchtrennten Kapsel und Parenchymanteile. Bei der schwersten Form der Milzruptur reichen die Verletzungen so tief, dass zusätzlich wichtige versorgende Blutgefäße in Mitleidenschaft gezogen werden. Die am besten geeignete Therapie bei Vorliegen eines Milzrisses ist abhängig vom Schweregrad der Ruptur. Ein reiner Kapselriss kann in der Regel unter engmaschiger Ultraschallkontrolle und Beobachtung der Kreislaufparameter konservativ behandelt werden. Beim gesunden Menschen wird der Defekt im Zuge der Blutgerinnung innerhalb weniger Tage von selbst verschlossen. Die Funktionsfähigkeit des Organes bleibt dabei in der Regel vollkommen erhalten. Sobald das eigentliche Gewebe (Parenchym) betroffen ist, gilt eine rein konservative (nicht-chirurgische) Behandlung der Milzruptur als nicht zielführend. In der Mehrzahl der Fälle muss der Milzriss operativ versorgt werden.
Während die vollständige Entfernung der Milz viele Jahre als Methode der ersten Wahl galt, versucht man heutzutage den Erhalt des Organes zu gewährleisten. Aus diesem Grund werden kleine Defekte häufig mit Hilfe spezieller Klebemittel verschlossen oder mit selbstauflösenden Kunststoffnetzen versorgt. Auch die partielle Entfernung des Organes (Teilresektion des vom Milzriss betroffenen Gewebes) gilt mittlerweile als erfolgreiche Behandlungsmethode.
Die Symptome bei Vorliegen eines Milzrisses sind in den meisten Fällen recht klassisch, wenn auch es immer schwierig bleibt einen Milzriss zu erkennen.
In der Regel liefert bereits die kurze Befragung des Patienten bezüglich des Unfallhergangs einen ersten Hinweis. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass jedes stumpfe Trauma, das auf den linken Oberbauch und/oder die linke Flanke einwirkt mit nahezu 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit Schäden im Bereich der Milz verursacht.
Zu den typischen Symptomen eines leichten Milzrisses (beispielsweise einer reinen Kapselruptur) mit wenig ausgeprägten Blutungen zählen Schmerzen im linken und/oder mittleren Oberbauch.
Weitere Symptome, die auf das Vorliegen eines Milzrisses hinweisen, sind Druckschmerzen unterhalb des Magens (Epigastrium) und Klopfschmerzen im Bereich der linken Flanke. Viele der betroffenen Patienten beschreiben zusätzlich linksseitige, atemabhängige Beschwerden als eines der typischen Symptome bei Vorliegen eines Milzrisses. Darüber hinaus zählen Schmerzausstrahlungen, die bis in die linke Schulter reichen (sogenanntes „Kehr-Zeichen“), zu den häufigsten Symptomen, die von Menschen mit Milzriss wahrgenommen werden.
Außerdem kommt es im Zuge einer Milzruptur in vielen Fällen zu einer starken Reizung des Zwerchfells und des Nervus phrenicus. Infolgedessen entstehen bei einigen der Betroffenen Schmerzen im Bereich der linken Halsseite (sogenanntes „Saegesser-Zeichen“). Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass die Ausprägung der Symptome stark mit dem Ausmaß der Parenchymverletzung korrelieren.
Ein Milzriss höheren Grades zeigt sich bei der Mehrzahl der Patienten durch starke Blutungen und deutlichen Symptomen eines drohenden Volumenmangelschocks.
Zu diesen typischen Symptomen zählen:
Darüber hinaus gilt die zunehmende Eintrübung des Bewusstseins als eines der häufigsten Symptome bei Patienten, die einen durch einen Milzriss verursachten Volumenmangelschock entwickeln. Direkte Ursache dieser Bewusstseinseintrübung ist eine Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Des Weiteren gilt die Darstellung von freier Flüssigkeit zwischen Milz und linker Niere im sogenannten Koller-Pouch als typisches Symptom des Milzrisses. Zudem lassen sich auch große, unterhalb der Organkapsel liegende Blutergüsse (Hämatome) mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung darstellen. Die von außen nicht sichtbaren Symptome eines Milzrisses lassen sich hingegen weder durch die Anfertigung einer Röntgenaufnahme des Brustkorbes, noch durch eine Abbildung des Bauchraumes darstellen.
Weitere Symptome (oder eher Begleitverletzungen), die auf das Vorliegen eines Milzrisses hinweisen können, sind Rippenbrüche im Bereich des linken unteren Brustkorbes. Auch sichtbare Einschuss- oder Einstichstellen in der linken Flanke oder des linken Oberbauches können als Hinweis auf eine mögliche Milzruptur angesehen werden. Bei Unklarheiten darüber, ob das Milzgewebe in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann bei ansonsten kreislaufstabilen Patienten eine Computertomographie des Bauchraumes (Abdomen) durchgeführt werden. Auch die Anfertigung eines Blutbildes kann typische Symptome eines Milzrisses offenbaren. Da nahezu das gesamte sich im Körperkreislauf befindliche Blut die Milz passieren muss, kann es bei einem ausgeprägten Milzriss zu einem starken Blutverlust kommen. In der laborchemischen Untersuchung äußert sich dies in erster Linie durch ein drastisches Absinken des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin; kurz: Hb), der Anzahl roter Blutkörperchen (Erythrozyten) und des sogenannten „Hämatokrit“ (Volumenanteil an zellulären Elementen im Blut).
Darüber hinaus gelten auch Funktionsstörungen anderer Organe als häufige Symptome bei Vorliegen eines Milzrisses. Vor allem die Leber und die Nieren reagieren recht zügig auf eine starke Beeinträchtigung der Milzfunktion. In der Blutgasanalyse zeigt sich bei den betroffenen Patienten in der Regel ein Abfall der Sauerstoffsättigung des verbleibenden Blutes. Zudem wird in den meisten Fällen eine Schock-induzierte Übersäuerung des Blutes (Azidose) sichtbar. Auch der rasche Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Blutbild zählt zu den typischen Symptomen eines Milzrisses.
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