Der Begriff Enzephalitis beschreibt eine Entzündung des Hirngewebes, bei der je nach verursachendem Erreger, auch die Hirnhäute mit betroffen sein können.
Als Enzephalitis bezeichnet man die Entzündung des Hirngewebes. Die isolierte Infektion des Gehirns, ohne Beteiligung der Hirnhäute, wird am häufigsten durch Viren verursacht. Der Verlauf stellt sich meist milde dar. Die Erkrankung kann aber auch schwerwiegende bis tödliche Folgen haben.
Verbreiteter ist die Entzündung der Hirnhäute, welche als Meningitis bezeichnet wird. Bei solchen Infektionen kann das Hirngewebe bei unterlassener oder unzureichender Behandlung ebenfalls befallen werden - es entsteht eine Meningoenzephalitis. Bei viraler Krankheitsursache kann das Rückenmark beteiligt sein, was als Enzephalomyelitis bezeichnet wird.
Viren sind die Hauptverursacher von Enzephalitiden ohne Beteiligung der Hirnhäute. Oftmals rührt die Entzündung aber auch von einem vorherigen bakteriellen Befall der Hirnhäute (Meningitis) her, welcher sich auf die Hirnzellen (Neurone) ausbreitet. Dies nennt man eine Meningoenzephalitis.
Sind Pilze oder aber andere Parasiten die Ursache der Enzephalitis, ist bei Menschen mit gesundem Immunsystem selten, bei immungeschwächten Patienten jedoch häufig die Folge einer langjährigen Erkrankung, wie beispielsweise einer HIV-Infektion.
Virale Erreger: Viren erreichen das Gehirn über die Blutbahn oder retrograd (rückwärts wandernd) über Nervenbahnen, die entweder direkt oder indirekt über das Rückenmark im Hirngewebe münden. Sie können durch direkten Körperkontakt, aber Tröpfcheninfektion oder Geschlechtsverkehr übertragen werden.
Die meisten Enzephalitiden werden durch Herpes-simplex-Viren I ausgelöst, welche sich bereits zuvor im Körper befunden haben und schließlich ausbrechen. Über 90% der Bevölkerung tragen den Virus in sich, teils auch ohne davon zu wissen.
Meist kommt es im Kindesalter zur Erstinfektion mit dem so genannten Herpes labiales (Lippenherpes), der keine nennenswerten Folgen hat und keiner besonderen Behandlung bedarf. Anschließend setzt sich der Erreger in den so genannten Nervenknoten (Spinalganglien) des Wirtes fest und verbleibt dort bis zum Ende dessen Lebens.
Kommt es zu einer Schwächung des Immunsystems, kann es in Folge dessen zu einem erneuten Ausbruch des Virus und einer so genannten Herpes-simplex-Enzephalitis kommen.
Andere relevante Virenstämme:
Eine Beteiligung der Hirnhäute ist beim Epstein-Barr-Virus, beim Erreger der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (Flavovirus) und bei einer HIV-Infektion die Regel.
Bakterielle Erreger: Eine bakteriell verursachte Enzephalitis ist meist die Folge einer vorangegangenen Meningitis, einer Entzündung der Hirnhäute, die nicht ausreichend behandelt wurde oder bei der die Therapie nicht angeschlagen hat.
Eine besondere Rolle bei bakterieller Genese (Ursache) einer Enzephalitis spielen Spirochäten, eine Bakteriengattung die sich unter dem Mikroskop als spiralförmige Erreger darstellen. Treponema pallidum verursacht dabei Neurosyphilis und Borellia burgdorferii verursacht Neuroborreliose. Weiterhin kann eine Infektion mit Rickettsia prowazekii eine Fleckfieber-Enzephalitis verursachen.
Andere Erreger: Seltener als Viren oder Bakterien verursachen andere Krankheitserreger eine Enzephalitis. Der Immunstatus, das heißt der gesundheitliche Zustand des Patienten, ist hierbei sehr wichtig. Denn je schlechter dieser ist, desto wahrscheinlicher wird eine Infektion mit verschiedenen seltenen Erregern, wie Protozoen (Einzeller, am häufigsten Toxoplasma gondii), Helminthen (Wurm, am häufigsten Schistosomen) und Pilze (am häufigsten Aspergillus fumigatus und Cryptococcus neoformans).
Eine Virusenzephalitis ist eine virale Infektion des Gehirns, die akut oder chronisch verlaufen kann. Vor allem Kinder, ältere Personen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko an einer Virusenzephalitis zu erkranken. Die Erkrankung wird durch Entero-, Herpes- und Adenoviren oder FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) verursacht und tritt meist in den warmen Jahreszeiten auf.
Die Viren befallen das zentrale Nervensystem (ZNS) übertreten die Blut-Hirn-Schranke und führen im Gehirn zu einer Entzündung. Zur Kontrolle der Infektion reagiert der Körper mit einer Immunantwort, die als Kollateralschaden zu Läsionen im ZNS führt.
Die Symptome einer Virusenzephalitis sind sehr vielfältig und hängen davon ab, welche Hirnregion von der Entzündung befallen ist. Zu Beginn gleichen die Symptome denen einer Grippe und umfassen Kopfschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit, Übelkeit mit Erbrechen und Lichtempfindlichkeit. Später treten Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen (Vigilanzstörungen) auf. Außerdem leiden die Patienten bei gleichzeitiger Entzündung der Gehirnhäute unter Nackensteifigkeit (Meningismus). Auch Lähmungen und psychotische Veränderungen sind bei einer Gehirnentzündung möglich.
Die Diagnosestellung erfolgt durch eine Lumbalpunktion mit Erregernachweis in der Rückenmarksflüssigkeit und durch bildgebende Verfahren, wie CT oder MRT. Die Erkrankung wird nur symptomatisch behandelt und antivirale Medikamente werden nur bei Herpesvirus- und HIV-Infektion eingesetzt. Bei sofortiger Behandlung sind die Heilungschancen gut.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Virusenzephalitis
Eine Herpesenzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns, die Herpes-simplex Viren (HSV) hervorgerufen wird. Meist handelt es sich dabei um eine Infektion mit dem Herpes-simplex Virus Typ 1. Weltweit besteht eine hohe Durchseuchung mit HSV, wobei die Infektionen oft asymptomatisch bleiben oder sich als Herpes labialis manifestieren. Über den Riechnerv können sich die Viren ins Gehirn ausbreiten und dort zu einer Enzephalitis führen. Stress und ein angeschlagenes Immunsystem begünstigen die Infektion.
Durch die Gehirnentzündung kommt es zu Fieber und Meningismus, Krampfanfällen, psychotischen Symptomen und zunehmende Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma.
Bei Verdacht auf eine Herpesenzephalitis muss unverzüglich die intravenöse Gabe von Virostatika (Medikamente, die eine Vermehrung der Viren stoppen) erfolgen, da die Erkrankung ansonsten eine hohe Letalität von 70% hat. Die Gefahr von Folgeschäden wie Lähmungen und geistigen Beeinträchtigungen ist hoch.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Herpes-Simplex-Enzephalitis
Die Zeckenenzephalitis wird auch Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) genannt. Diese Viruserkrankung wird von Zecken auf den Menschen übertragen und führt zu einer kombinierten Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Vor allem Süddeutschland, Österreich und Tschechien gelten als endemische Gebiete, in denen ein Großteil der Zecken die FSME-Viren im Blut tragen und das Infektionsrisiko besonders groß ist.
Durch einen Zeckenbiss gelangen die Viren in den Menschen und vor allem Personen, die sich häufig im Wald aufhalten, wie Forstarbeiter, Jäger oder Landwirte haben ein hohes Risiko an FSME zu erkranken. Nach 7 bis 14 Tagen Inkubationszeit machen sich die ersten Symptome der Zeckenenzephalitis bemerkbar und es kommt zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Nach wenigen Tagen klingen die Beschwerden wieder ab und es folgt eine symptomfreie Phase. Im weiteren Verlauf befallen die Viren das zentrale Nervensystem und es kommt zu neurologischen Beschwerden: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbreichen, Nackensteifigkeit, Bewusstseinsstörungen und eventuell Lähmungen oder Krämpfen.
Eine durch Zecken verursachte Enzephalitis hat eine günstige Prognose und meistens heilt die Krankheit vollständig ab. In einigen Fällen bleiben jedoch Spätfolgen zurück. Nach überstandener Krankheit besitzen die Betroffenen eine lebenslange Immunität gegenüber der Zeckenenzephalitis. Personen, die sich länger in Risikogebieten aufhalten, sollten eine FSME-Schutzimpfung in Betracht ziehen.
Lesen Sie hierzu: Impfung gegen FSME
Influenzaviren (Grippeviren) können zu einer Influenza encephalitis oder Grippeenzephalitis führen. Dabei handelt es sich um eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation einer Grippe, bei der die Viren ins Gehirn gelangen und dort eine Entzündung auslösen.
Zu den Symptomen einer Grippeenzephalitis gehören hohes Fieber, Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit. Außerdem kann es zu schweren neurologischen Symptomen wie Bewusstseinseintrübungen und Krampfanfällen kommen. Vor allem Kinder sind von der Grippeenzephalitis betroffen, da ihr Nervensystem besonders empfindlich gegenüber schädlichen Einflüssen ist.
In den ersten Tagen einer Grippeerkrankung mit Influenza A oder Influenza B können die Viren auf das Gehirn übergreifen und zur Enzephalitis führen. Es wurden aber auch Krankheitsausbrüche in den späteren Stadien der Grippe beobachtet. Eine Grippeimpfung kann schwere Infektionen mit Influenza und damit auch eine Influenza encephalitis verhindern. Daher sollten gerade Kinder und junge Erwachsene eine Grippeimpfung erhalten. Lesen Sie hierzu: Die Impfung gegen Grippe
Bei einer Grippeenzephalitis handelt es sich vor allem für Kinder um eine schwere Erkrankung mit kompliziertem Verlauf. Bei Verdacht auf eine Influenza encephalitis wird eine Lumbalpunktion und eine MRT-Untersuchung durchgeführt und bei Bestätigung der Diagnose umgehend mit der Therapie begonnen. Die Patienten erhalten antivirale Medikamente und müssen in vielen Fällen auf der Intensivstation überwacht werden.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Behandlung einer Grippe
Die Japanische Enzephalitis ist eine Tropenerkrankung, die in verschiedenen südostasiatischen Ländern zu einer Entzündung des Gehirns führt. Auslöser der Entzündung ist der Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV), der Schweine und wilde Vögel befällt. Moskitos nehmen den Erreger durch eine Blutmahlzeit an infizierten Tieren auf und übertragen die Viren durch einen Stich auf den Menschen. In feuchten Gebieten, wo viele Moskitos vorkommen und während der Monsunzeit besteht ein hohes Infektionsrisiko und alle paar Jahre kommt es in Asien zu epidemischen Ausbrüchen der Krankheit. Mittlerweile gibt es einen wirksamen Impfstoff und eine Impfung wird bei längeren Aufenthalten in Risikogebieten empfohlen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Impfung gegen die Japanische Enzephalitis
Die Symptome einer Japanischen Enzephalitis treten 5 bis 15 Tage nach der Infektion durch den Mückenstich auf und gleichen den allgemeinen Merkmalen einer Gehirnentzündung. Dazu zählen Kopfschmerzen, hohes Fieber, Nackensteife und neurologische Ausfälle. Eine schnelle Behandlung im Krankenhaus ist wichtig, um das Risiko von Spätfolgen und Behinderungen zu minimieren. Unbehandelt führt die Japanische Enzephalitis häufig zum Tod.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Japanische Enzephalitis
Das Hauptanliegen der Diagnostik sollte immer die Ermittlung des Erregertyps sein, da sich die verschiedenen Therapien teilweise grundlegend unterscheiden.
Da sich eine durch Viren verursachte Enzephalitis häufig milder darstellt, kann die Diagnosestellung erschwert werden. Bei entsprechenden Symptomen sollte sowohl ein Rachenabstrich, als auch eine Stuhl- und Blutprobe labordiagnostisch untersucht werden. Außerdem kann bei einer Lumbalpunktion Hirnflüssigkeit, in der Fachsprache Liquor genannt, zur Diagnose genutzt werden (Liquordiagnostik).
Bei Bakterien, Pilzen oder ähnlichem kann mit Hilfe eines Mikroskops oder mittels einer Anzüchtung auf Wachstumsplatten in vielen Fällen eine passende Diagnose gestellt werden, an welcher sich schließlich die Behandlung orientiert. Da Viren unter dem Lichtmikroskop nicht zu erkennen sind, müssen andere Nachweisverfahren angewandt werden, wie die PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion), der ELISA-Test oder ein Immunfluoreszenztest.
Weil eine Labordiagnostik eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt und bei Entzündungen im Gehirn nicht abgewartet werden sollte, werden außerdem eine körperliche Untersuchung, sowie bildgebende Verfahren durchgeführt. Zu letzteren zählen beispielsweise Computertomographie (CT) oder MRT (Magnetresonanztomographie).
Während der körperlichen Untersuchung wird ein besonderes Augenmerk auf neurologische Symptome gelegt. Hierzu zählen Ausfälle motorischer Funktionen, Empfindungsstörungen, Störungen des Bewusstseins oder auch ein ungewöhnliches Schmerzempfinden.
Mit Hilfe der körperlichen Untersuchung ist man unter anderem auch dazu in der Lage auf die Lokalisation der Entzündung im Gehirn zu schließen. Außerdem wird das EEG (Elektroenzephalogramm) als diagnostische Hilfe genutzt. Dabei wird die Erregung im Gehirn gemessen und die Funktion von eben diesem kann hierdurch beurteilt werden.
Der Nachweis einer Enzephalitis erfolgt neben der Lumbalpunktion durch eine Kernspintomographie (MRT) des Gehirns. Durch die hohe Auflösung eines MRTs können pathologische Veränderungen und Entzündungen, die eine Enzephalitis verursacht, entdeckt werden. Zur besseren Differenzierung der verschiedenen Gewebe kommen oftmals Kontrastmittel zum Einsatz. Die gesamte Untersuchung dauert normalerweise 15 bis 20 Minuten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: MRT vom Gehirn
Die Rate von Neuerkrankungen von Enzephalitiden, sowie Meningitiden (Entzündungen des Gehirns und der Hirnhäute) liegt etwa bei 15 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner im Jahr.
Die Erkrankungsrate ist bei Patienten mit einer Immunschwächung, beispielsweise bei AIDS-Patienten, deutlich höher. Da 90 Prozent der Bevölkerung den Herpes-simplex-Virus I in sich tragen, besteht eine gesteigerte Erkrankungsgefahr.
Die Symptomatik einer Enzephalitis kann sich je nach Erreger milder oder schwerer darstellen und somit Therapie und Verlauf stark beeinflussen.
Grundsätzlich kann bei einer Enzephalitis, im Gegensatz zu einer Meningitis, von einem milderen Verlauf ausgegangen werden, wenn die Symptome schnell erkannt und behandelt werden. Zu Beginn kann die Entzündung Erkältungszeichen erzeugen und der Patient bemerkt Fieber und Schüttelfrost.
In der Folge klagen Patienten häufig über zunehmende Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, neurologische und psychotische Symptome. Die Bewusstseinsstörungen können von Konzentrationsschwäche, über strake Müdigkeit bis hin zu Ohnmacht reichen.
Auf welche Weise die neurologisch-psychotische Symptomatik sich schließlich äußert wird stark davon beeinflusst welche Areale des Gehirns von der Entzündung betroffen sind. So ist es beispielsweise bei einem Befall des Frontallappens (der Vorderseite des Gehirns) möglich, dass es zu Persönlichkeitsänderungen kommt. Bis zu diesem Punkt der Erkrankung kann bei effektiver Behandlung fast immer der vorherige Zustand erreicht und die Krankheit vollständig auskuriert werden.
Bei Verschlechterung des körperlichen Zustands oder unterlassener Therapie, können eine Hirnschwellung (zerebrales Ödem) oder Hirnblutungen (zerebrale Hämorrhagie) auftreten und bleibende Gehirnschäden verursachen.
Manche Erreger verursachen eine spezielle Symptomatik, die ein spezifisches Krankheitsbild erzeugt:
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Die meisten Patienten, die an einer Enzephalitis erkranken werden bei entsprechender Therapie wieder gesund und tragen keine schweren Schäden davon. Trotzdem sind Spätfolgen durch eine Enzephalitis möglich, vor allem wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt wurde. Zu den häufigsten Spätfolgen zählen Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und andauernde Erschöpfung. Weitere Spätfolgen können schwerwiegende neurologische Defizite, kognitive Einschränkungen und epileptische Anfälle sein. Außerdem kann es zu Verhaltensauffälligkeiten und Wesensveränderungen kommen.
Nicht immer sind die Spätfolgen derart drastisch, manche Langzeitschäden im Gehirn können auch relativ milde sein und werden oft nicht bemerkt. Generell ist es wichtig, dass eine Enzephalitis rasch diagnostiziert und unverzüglich behandelt wird, denn je länger die Krankheit unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko, dass der Patient längerfristige Schäden im Gehirn davonträgt.
Die Dauer einer Enzephalitis kann sehr unterschiedlich sein und hängt vom individuellen Krankheitsverlauf sowie von der Art des Erregers ab. Ein weiter wichtiger Faktor, der die Dauer einer Gehirnentzündung maßgeblich beeinflusst, die Zeit bis zum Behandlungsbeginn.
Manche Entzündungen verlaufen sehr mild und dauern nur wenige Tage, in anderen Fällen dauert es Monate, bis die Erkrankung vollständig geheilt ist. Betroffene können dauerhafte Schäden am Nervensystem zurückbehalten. In schweren Fällen oder wenn eine Enzephalitis nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird, verläuft die Erkrankung tödlich.
Die medikamentöse Therapie hängt stark vom Erregertyp ab.
Bei bakterieller (Meningo-) Enzephalitis muss zunächst labordiagnostisch die Gattung bestimmt werden, woraufhin das passende Antibiotikum gewählt werden kann. Eine Kombination verschiedener Wirkstoffe erhöht die Effektivität der Behandlung, wobei auf eventuelle Allergien (beispielsweise Penicillin-Allergie) geachtet werden muss.
Bei Resistenz des Erregers, wie sie heute immer öfter bei Krankenhauskeimen zu finden ist, muss ein Antibiogramm angelegt werden. Dabei werden verschiedenste Antibiotika ermittelt, die gegen das Bakterium wirksam sind.
Im Vergleich dazu ist die Behandlung bei viraler Ursache meist unkomplizierter.
Bettruhe und symptombedingte Medikation kann meist den Krankheitsverlauf abschwächen und die Ausheilung der viralen Enzephalitis abgewartet werden.
Bei Herpes-simplex-Enzephalitis, als auch bei HIV-induzierten Infektionen des ZNS (Zentrales Nervensystem) muss eine intensivere Therapie gewählt werden. Antivirale Medikamente, wie Aciclovir, sind zwar giftig für den Körper, sind aber die einzige Möglichkeit, die Vermehrung der Viren zu stoppen. Für HIV, die zur Gruppe der sogenannten Retroviren gehören, müssen spezielle antiretrovirale Medikamente gewählt werden, um die optimale Behandlung erzielen zu können.
Gegen Pilze kommen Antimykotika (bspw. Fluconazol, Amphoterizin B), gegen Würmer Anthelmintika (bspw. Praziquantel) und gegen Einzeller wie Toxoplasma sp. Antiparasitika (bspw. Pyrimethamin) zum Einsatz.
Die Behandlung einer Enzephalitis erfolgt immer im Krankenhaus, da die Patienten ständig überwacht werden müssen und schwerwiegende Komplikationen dort sofort behandelt werden können. Komplikationen können unter anderem die Ausbildung eines Hirnödems oder die Ausbreitung der Entzündung sein.
Je nach Art der Erkrankung und Verlauf kann eine Gehirnentzündung unterschiedlich schwer verlaufen. In vielen Fällen werden die Patienten vollständig geheilt, oftmals kann eine Enzephalitis aber auch lebensgefährlich sein und tödlich verlaufen. Manche Patienten behalten nach Abklingen der Entzündung Spätfolgen zurück, z.B. Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen oder Einschlafprobleme. Aufgrund des zum Teil schweren Krankheitsverlaufs ist es wichtig, dass eine Enzephalitis rechtzeitig erkannt und sofort behandelt wird. Gegen viele Viren, die eine Enzephalitis auslösen können, gibt es außerdem Schutzimpfungen (Influenza, FSME, Masern, Mumps, Röteln).
Grundsätzlich gelten, wie bei allen Krankheitserregern, Hygienevorkehrungen als effektivste Prophylaxe vor Infektionen. Dabei kann Händewaschen und Desinfektion nach Benutzung öffentlicher Toiletten oder ähnlichem den Großteil der aufgenommenen Bakterien und Viren töten.
Ebenso können verschiedene, beim Geschlechtsverkehr übertragene Erkrankungen, wie Infektionen mit HIV oder Treponema pallidum, durch Verhütung mit Kondomen verhindert werden. Andere Verhütungsmittel schützen nicht gegen sexuell übertragbare Erkrankungen.
Ein Befall mit Herpes-simplex-I-Viren ist fast unumgänglich, da die Durchseuchungsrate in der Bevölkerung extrem hoch ist. Jedoch kann ein Ausbruch der von dem Virus verursachten Erkrankungen durch Gesundhaltung des Körpers verhindert werden.
Die Impfung gegen Enzephalitis-Verursacher ist nur bedingt möglich. Beispielsweise wird eine standardmäßige ¨Dreifach¨-Impfung aller Kinder gegen Röteln, Masern und Mumps durchgeführt. Teilweise wird die Impfung gegen Polioviren in diesem Zuge mit vorgenommen. Drei dieser vier Viren können schwere Infektionen des ZNS mit bleibenden Folgeschäden verursachen, weshalb alle Kinder geimpft werden sollten.
Auch gegen den Tollwutvirus kann eine Impfung vorgenommen werden. Das ist vor allem für Menschen empfehlenswert, die viel mit Wildtieren arbeiten, wie zum Beispiel Förster.
Eine Infektion mit Windpocken sollte bereits im Kindesalter durchstanden werden. Diese, durch den Varizella-Zoster-Virus verursachte Erkrankung, kann beim Erwachsenen schwere bleibende Schäden verursachen.
Bei einer Meningoenzephalitis sind neben dem Gehirn (Enzephalitis) auch die Hirnhäute (Meningen) von der Entzündung betroffen. Die Hirnhäute sind Strukturen aus Bindegewebe, die sich an das Gehirn anlagern und dem Schutz des Gehirns dienen.
Eine Meningoenzephalitis wird vor allem durch Viren und seltener durch Bakterien ausgelöst, wobei eine der häufigsten Formen in unseren Breitengraden die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist. Typsicherweise geht eine Meningoenzephalitis einer andere Erkrankung, z.B. eine Infektion mit Masern, Röteln oder Mumps, voraus. Vor allem Kinder, ältere Menschen und immundefiziente Personen tragen ein erhöhtes Risiko, an einer Meningoenzephalitis zu erkranken.
Zu den Symptomen einer Meningoenzephalitis zählen starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Nackensteife, Bewusstseinstrübungen und verschiedene neurologische Ausfallerscheinungen, wie Lähmungen oder Sprachstörungen.
Die Prognose einer kombinierten Entzündung von Gehirn und Rückenmark hängt im wesentlich vom Erreger ab, wobei in allen Fällen eine rasche Diagnosestellung und ein unverzüglicher Therapiebeginn großen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben. Je eher mit einer Behandlung begonnen wird, desto geringer ist das Risiko, dass der Patient Folgeschäden davonträgt.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Meningoenzephalitis
Die Hirnstammenzephalitis oder Bickerstaff-Enzephalitis ist eine seltene Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der Antikörper gegen den Hirnstamm gebildet werden. Der Hirnstamm ist ein Teil des Gehirns, der unterhalb des Zwischenhirns liegt und wichtige Funktionen, wie Atmung und Herzfrequenz, reguliert.
Der Auslöser einer Hirnstammenzephalitis ist bisher nicht bekannt, es wird aber vermutet, dass der Erkrankung eine Infektion mit Bakterien oder Viren zugrunde liegt. Typische Symptome sind Schwindel, Sprachstörungen und Koordinationsschwierigkeiten. Mit der richtigen Behandlung kann eine Hirnstammenzephalitis gut therapiert werden und heilt vollständig aus.
Bei einer Infektion des Zentralnervensystems mit Viren oder Bakterien versucht der Körper durch eine akute Entzündungsreaktion die Erreger zu eliminieren. Die lymphatische Enzephalitis ist durch eine Lymphozyten-dominierte Entzündungsreaktion gekennzeichnet. Lymphozyten sind Bestandteil des Immunsystems und umfassen bestimmte Zelltypen, die zu einer spezifischen Abwehrreaktion führen.
Bestimmte Erreger verursachen eine nekrotisierende Enzephalitis, bei der das Gewebe im Gehirn durch eine bestimmte Form des Zelltods - die Nekrose - abstirbt. Herpes-simplex Viren beispielsweise führen zu einer hämorrhagischen Nekrose bestimmter Bereiche im Gehirn: das heißt Nervenzellen sterben durch Nekrose ab und gleichzeitig kommt es zu einer starken Einblutung in das betroffene Areal („hämorrhagisch“). Der schwere Verlauf führt dazu, dass die Gehirnentzündung oft tödlich verläuft oder die Überlebenden bleibende neurologische Schäden davontragen.
Die Encephalitis lethargica wird auch als europäische Schlafkrankheit bezeichnet und ist eine Gehirnentzündung, die zu plötzlichen Schlafattacken führt. Die Erkrankung wurde erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben und trat zu dieser Zeit gehäuft in Europa auf. Heutzutage ist die Erkrankung nur noch selten und einzelne Erkrankungen treten nur noch sporadisch auf. Der genaue Erreger der Europäischen Schlafkrankheit ist bisher nicht bekannt, vermutlich handelt es sich dabei aber um einen Virus.
Das Hauptmerkmal einer Encephalitis lethargica sind die unkontrollierten Schlafanfälle, aus denen die Betroffenen gar nicht oder nur sehr schwer zu wecken sind. Außerdem weisen die Patienten neurologische Störungen auf, die der Parkinson-Krankheit ähneln. Nach den Schlafanfällen leiden die Patienten unter schweren Kopfschmerzen, Übelkeit und hohem Fieber. Auch Jahre nachdem die Erkrankung ausgeheilt ist, können noch neurologische Störungen auftreten.
Die Encephalitis disseminata ist besser als Multiple Sklerose (MS) bekannt. Dabei handelt es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung, die schubförmig oder progredient (fortschreitend) verläuft. Der Auslöser der Erkrankung ist bisher nicht bekannt, es wird aber vermutet, dass eine genetische Veranlagung und verschiedene Umweltkomponenten zum Ausbruch beitragen.
Bei der Multiplen Sklerose werden vom Körper fälschlicherweise Antikörper gegen die Hüllschicht der Nervenfasern gebildet. Dadurch werden diese Strukturen zerstört und es kommt zu Entzündungen in Gehirn und Rückenmark.
Die Diagnosestellung einer Multiplen Sklerose erfolgt mittels Kernspintomographie (MRT) und Lumbalpunktion, bei der Rückenmarksflüssigkeit abgenommen und auf zerstörte Nervenbestandteile untersucht wird. Im MRT sind durch die Entzündung hervorgerufene Läsionen und Narben im Gehirn erkennbar. Die Symptome sind sehr vielfältig, deshalb wird die Erkrankung auch als „Krankheit mit den tausend Gesichtern“ bezeichnet. Die Beschwerden reichen von Sehstörungen, Lähmungen und Empfindungsstörungen bis hin zu Koordinationsstörungen. Bislang ist eine Encephalitis disseminata noch nicht heilbar, aber es gibt sehr gute Behandlungsmöglichkeiten, die es den Betroffenen ermöglichen ein nahezu beschwerdefreies Leben zu führen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Diagnose der Multiplen Sklerose
Vaskulär bedeutet „die Blutgefäße betreffend“. Bei einer vaskulären Enzephalitis werden durch die Entzündung die Blutgefäße im Gehirn geschädigt. Dadurch kommt es zu Durchblutungsstörungen und einer Unterversorgung der Nervenzellen mit Sauerstoff. Die Folge sind schwere neurologische Symptome, wie Sprachstörungen, Schwindelgefühle, Übelkeit oder Blindheit.
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