Ein epileptischer Anfall ist eine vorübergehende Fehlfunktion des Gehirns. Es gibt verschiedene Formen: fokale Anfälle, bei denen nur Teile des Gehirn betroffen sind, und generalisierte Anfälle, hierbei ist das gesamte Gehirn betroffen. Die Auslöser für einen epileptischen Anfall sind vielfältig.
Krampfanfall
Ein epileptischer Anfall ist eine vorübergehende Fehlfunktion der Nervenzellen des ganzen Gehirns oder Teile davon. Typisch für einen Krampfanfall ist der plötzliche Beginn der Funktionsstörung, die sich zum Beispiel durch Muskelzuckungen, aber auch durch sensible Symptome wie Kribbeln äußern kann.
Der epileptische Anfall wird klinisch unterteilt in seine Anfallsform und kann einmalig oder extrem selten auftreten und wird dann Gelegenheitsanfall genannt. Kinder, die unter einem Infekt krampfen, erleiden zum Beispiel einen Gelegenheitsanfall.
Wichtig zu sagen ist auch, dass ein epileptischer Anfall nicht gleichbedeutend zur Diagnose Epilepsie ist, da der Anfall lediglich ein Symptom ist.
Mehr zum Thema Epilepsie finden Sie hier: Epilepsie.
Der epileptische Anfall tritt nicht selten auf, sondern ist sogar ein ziemlich häufiges Ereignis.
Vor allem Kinder unter schnell ansteigendem Fieber können leichter einen Krampfanfall erleiden.
Bis zu dem 80. Lebensjahr hatten zirka 10% der Bevölkerung etwa ein- oder mehrmalig epileptische Anfälle, aber maximal 0,5 -0,6% der Bevölkerung leiden an dem Krankheitsbild der Epilepsie.
Im Grunde genommen kann jeder Mensch einen oder mehrere Anfälle bekommen, da jedes Gehirn die Fähigkeit besitzt einen epileptischen Anfall zu generieren. Vor allem wenn ein Gehirn akut geschädigt wird, oder gewisse Risikofaktoren bestehen, treten Krampfanfälle leichter auf.
Zu diesen Faktoren zählen:
Wie schon erwähnt können epileptische Anfälle kleine Bereiche des Gehirns betreffen oder alle Neurone (=Nervenzellen) im Gehirn.
Die Symptome sind genauso vielfältig:
Normalerweise dauert ein epileptischer Krampfanfall nicht länger als zwei Minuten. Manche sind während des Anfalls ansprechbar oder leicht eingetrübt, andere scheinen das Bewusstsein ganz verloren zu haben. Meistens sind die Betroffenen nach ihrem Anfall noch etwas benommen und brauchen ein wenig Zeit um sich zu sammeln. Erleidet jemand häufiger Krampfanfälle, kann oft die Anfallsform bestimmt werden, das heißt, dass seine Anfälle in der Regel immer gleich ablaufen.
Klassische, generalisierte, epileptische Anfälle können sich auch sehr unterschiedlich präsentieren, gehen jedoch immer mit einer Störung des Bewusstseins einher. Das heißt die betroffene Person ist nicht bei Bewusstsein und kann meist nicht adäquat auf zum Beispiel ein Ansprechen reagieren. Meist bestehen im Nachhinein auch keine Erinnerungen mehr an den Anfall. Zudem kommt es zu einem plötzlichen Erschlaffen der gesamten Muskulatur (atonische Phase), was einen Sturz zur Folge hat, bei dem sich der Betroffene nicht selber abfangen kann und dadurch schwer verletzen kann.
Häufig findet zu Beginn eines epileptischen Anfalls eine tonische Phase statt, was bedeutet, dass die gesamte Muskulatur der betroffenen Person maximal angespannt ist. Arme und Beine werden meist überstreckt. Weitere Bestandteile der Anfälle sind ruckartige, unsystematische Muskelzuckungen (sogenannte Myoklonien), insbesondere der Arme und Beine. Diese können übergehen in rythmische Muskelzuckungen (klonische Phase). Nach dem eigentlichen Anfall spricht man von einer postiktalen Phase in der Betroffene schlafen oder verwirrt sind.
Bei einem echten epileptischen Anfall setzt meist die Atmung aus, was dazu führt, dass Lippen und Gesicht des Betroffenen während des Anfalls blau werden. Die Augen sind während eines Anfalls meist geöffnet.
Ein wichtiger Begriff, der mit den Anfallsmustern in Verbindung gebracht werden soll, ist der Begriff der Aura.
Manche Anfälle beginnen nämlich mit einer für sich typischen Aura. Derjenige, der kurz vor einem Anfall steht, bemerkt eigenartige Sinneseindrücke wie:
Durch gewisse Aura-Formen lässt sich die Ursache oder der Bereich des Gehirns finden, in welchen ein epileptischer Anfall generiert wird.
Die Internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) teilte die diversen Anfallsmuster und Epilepsien ein.
Nach dieser Klassifikation erfolgt dann die Therapie.
Charakteristisch für fokale Anfälle ist, dass sie aus einem ganz bestimmten Bereich im Gehirn stammen. Dieser Ort kann beispielsweise eine Hirnnarbe sein, die durch ein Trauma entstanden ist. Da sich die Lokalisation des Anfalls häufig durch eine Bildgebung, wie MRT oder CT, genau feststellen lässt, wird dieser oft als herdförmiger Anfall beschrieben.
Des Weiteren gibt es herdförmige Krampfanfälle, die sich im Verlauf über das ganze Gehirn ausbreiten. Solche werden in eine eigene Kategorie eingeteilt, in die der sekundär-generalisierten Anfälle.
Als dritte Klassifikation bleiben die generalisierten Anfälle übrig, die von Anfang an auf das gesamte Gehirn übergreifen. Ein Grund für diese Art der Epilepsie ist in den seltensten Fällen zu finden. Meistens leiden die Leute zusätzlich an einem Bewusstseinsverlust.
Die ILAE teilte die Anfallsmuster zusätzlich in Untergruppen auf. Die Wichtigsten werden hier noch einmal aufgezählt:
Bei den fokalen Anfällen wird zwischen komplexen und einfachen Anfällen unterschieden. Die große Differenz hierbei ist, dass sich der einfach-fokalen Anfall bei vollem Bewusstsein abspielt und die Leute häufig eine Aura haben. Bei den komplex-fokalen Anfällen ist das Bewusstsein zumeist eingetrübt und die Leute sind oft nicht ansprechbar, irren ziellos umher, schmatzen oder schneiden Grimassen.
Bei den generalisierten Anfällen gibt es mehrere Untergruppen:
Absencen:
Damit beschreibt man eine kurze Bewusstseinspause. Die Betroffenen sind typischerweise wie erstarrt, nicht ansprechbar und völlig abwesend. Meistens dauert die Absence nur wenige Sekunden bis maximal eine halbe Minute. Danach machen die Betroffenen einfach mit ihrer Tätigkeit weiter, als wäre nichts geschehen. Häufig ist diese Anfallsart bei Schulkindern feststellbar.
Myoklonische Anfälle:
bei vollem Bewusstsein kommt es plötzlich zum Zucken einzelner Muskeln oder Muskelgruppen zum Beispiel im Fuß, Bein oder Rumpf. Sie dauern nur wenige Sekunden und enden abrupt.
Tonische Anfälle:
sie sind meist nur kurze Ereignisse. Es handelt sich hierbei um ein abruptes Verkrampfen der Muskeln, ohne ein rhythmisches Zucken. Zusätzlich kommt es zu Bewusstseinseintrübungen und Stürzen.
Klonische Anfälle:
die bis zu mehreren Minuten andauernden Anfälle sind ein rhythmisches Zusammenziehen von Muskelgruppen. Die Personen stürzten dabei häufig und können sich dadurch verletzen.
Tonisch- klonische Anfälle:
wird auch als Grand Mal-Anfall bezeichnet. Häufig geht diesem eine Aura voraus, die durch einen akuten Bewusstseinsverlust beendet wird. Meist kommt es zu einem sogenannten Initialschrei am Beginn des tonisch-klonischen Krampfanfalls und zu Stürzen. Zuerst beginnt der Grand Mal mit einem eine halbe Minute andauernden Verkrampfen des ganzen Körpers, das durch ein genauso langes rhythmisches Zucken abgewechselt wird. Während des Anfalls nässt sich der Betroffene häufig ein, beißt sich seitlich auf die Zunge oder bildet Schaum vor dem Mund. Nach einem solchen Grand Mal schlafen die Personen häufig, da sich noch sehr benommen sind. Beim Aufwachen sind die meisten völlig desorientiert und verwirrt. An den Anfall kann sich die Person eigentlich nicht mehr erinnern.
Ein Status epilepticus wird als solcher bezeichnet, wenn ein Anfall länger als zehn Minuten anhält oder wenn es eine Serie von Anfällen gibt, zwischen denen keine vollständige Erholung mehr stattfinden kann. Zusätzlich muss die Serie länger als eine halbe Stunde dauern. Der Status epilepticus ist ein lebensbedrohliches Ereignis und es muss sofort ein Notarzt gerufen werden.
Die genauen zellulären (auf die Zelle bezogenen) Störungen, die einen epileptischen Krampfanfall auslösen, sind bis heute noch nicht ganz aufgeklärt. Eine plötzlich auftretende Entladung der Neurone an den Hüllen der grauen Zellen spielt eine große Rolle. Das heißt die wichtigen Kanäle, die für den Transport von Natrium, Kalium und Kalzium verantwortlich sind, haben eine Funktionsstörung (Dysfunktion). Diese nicht-funktionierenden Kanäle verursachen einen Mangel an dem hemmenden Neurotransmitter GABA (Gamma-Amino-Butter-Säure), welcher Krampfanfall vorbeugend wirkt.
Zusätzlich zu dem Mangel an jenen Transmittern, gibt es anscheinend einen Überschuss an den Neuronen-aktivierenden Überträgerstoffen Glutamat und Aspartat. Sie sind Krampfanfall-fördernde Stoffe. Neben diesen Faktoren können auch genetisch bedingte Fehlbildungen oder von außen kommende Einwirkungen (Blutzuckerabfall, schwere Infektionen, usw.) ein Grund für das Entstehen eines epileptischen Anfalls sein.
Epileptische Anfälle und andere Krampfanfälle können eine durch eine Vielzahl von Auslösern (Triggern) ausgelöst werden. Häufig besteht bei den Betroffenen bereits aus unterschiedlichsten Gründen eine erhöhte Anfälligkeit für Krampfanfälle (erhöhte Epileptogenität, erniedrigte Krampfschwelle), jedoch können die hier aufgeführten Auslöser auch bei Gesunden Krampfanfälle, sogenannte Gelegenheitsanfälle auslösen.
Menschen mit erhöhter Anfälligkeit und epileptischen Erkrankungen sind davon aber häufiger betroffen. Unter Umständen ist die Anfälligkeit aber auch nur in Bezug auf bestimmte Trigger erhöht. Die häufigste Ursache im Erwachsenenalter ist der Alkoholentzug, die häufigste Ursache im Kindesalter ist Fieber.
Neben dem Alkoholentzug gibt es auch andere substanzabhängige Auslöser wie Medikamentenentzug, die Einnahme von Drogen (insbesondere Ecstasy und Kokain), sowie bestimmte Medikamente, die im Rahmen von Nebenwirkungen Krampfanfälle auslösen können (z.B. Penicillin, Neuroleptika, Amitriptylin (Antidepressivum)). Neben dem Fieber können auch andere Zustände im Rahmen von Krankheiten Krampfanfälle auslösen, wie zum Beispiel die Eklampsie bei Schwangeren, eine Elektrolytverschiebung im Blut (z.B. bei Erkrankungen der Niere) und eine massive, unphysiologische Verringerung des Blutzuckers (Hypoglykämie, insbesondere durch Insulinüberdosierungen).
Zudem können bestimmte Situationen, insbesondere bei Menschen mit erhöhter Anfälligkeit epileptische Anfälle auslösen, dazu gehören vor allem Schlafentzug, starke körperliche Verausgabung und Stroboskop-Licht (schneller Wechsel von hell und dunkel).
Stress alleine kann durchaus Krampfanfälle verursachen. Im Allgemeinen handelt es sich dabei aber nicht um epileptische, sondern um nichtepileptische, psychogene oder dissoziative Anfälle, meist im Rahmen einer ernstzunehmenden psychosomatischen Erkrankung.
Bei Menschen mit Epilepsie kann in Phasen starker psychischer Belastung die Häufigkeit der epileptischen Anfälle erhöht sein.
Alkohol selber löst keine epileptischen Anfälle aus, sondern vielmehr der Entzug von Alkohol. Hiervon sind insbesondere alkoholkranke Menschen betroffen. Der Anfall kommt bei rascher Reduktion des Alkoholkonsums zustande, nachdem über einen längeren Zeitraum ein regelmäßiger Genuss bestand. Meist handelt es sich dabei um die klassischen epileptischen Krampfanfälle (tonisch-klonisch) und nur selten um fokale Anfälle unterschiedlichster Art.
So treten meist innerhalb der ersten 24 Stunden nach der letzten Alkoholaufnahme drei bis vier Krampfanfälle auf. Dies ist einer der Gründe wieso ein Entzug von Alkohol in einer qualifizierten Klinik durchgeführt werden sollte. Hier kann den Anfällen mit Hilfe von Medikamenten vorgebeugt werden. Nach einem einmaligen Alkoholentzugsanfall ist auf Grund der guten Prognose keine antiepileptische Therapie notwendig.
Ein epileptischer Anfall kann in Form eines sogenannten symptomatischen Anfalls auch immer als Symptom eines Hirntumors auftreten. Der Tumor drückt dabei auf andere Teile des Hirns, die dadurch verstärkt erregt werden können, was zu epileptischen Anfällen führen kann.
Eine bildgebende Diagnostik in Form eines MRTs (Magnetresonanztomografie, Kernspin) kann hier Klarheit schaffen. Von außen sind diese Anfälle nicht unbedingt von anderen epileptischen Anfällen zu unterscheiden.
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Treten nach einem Schlaganfall oder einer Hirnblutung epileptische Anfälle auf, so wird von einer symptomatischen Epilepsie gesprochen. Auf Grund von durch den Schlaganfall abgestorbenen Hirnzellen kann es zu einer Übererregbarkeit von verschiedenen Hirnarealen kommen. Werden diese durch typische Auslöser, wie zum Beispiel flackerndes Licht, angeregt, so kommt es zu einer massiven, elektrischen Entladung der betroffenen Hirnzellen (Neuronen) und somit zu einem epileptischen Anfall.
Es kann auch spontan, also ohne erkennbaren Auslöser zu einem epileptischen Anfall kommen. Diese Form der symptomatischen Epilepsie kann unter Umständen nur schwierig durch Medikamente zu behandeln sein. Es sollte unbedingt ein Facharzt in Form eines spezialisierten Neurologen aufgesucht werden. Bei Behandlung besteht das Risiko eines wiederholten Anfalls bei ungefähr 65% innerhalb von zwei Jahren.
Auch im Schlaf kann es zu epileptischen Anfällen kommen. Im Allgemeinen können diese von den betroffenen Personen oder Partnern als solche wahrgenommen werden, insbesondere wenn Betroffene aber alleine schlafen, können die Anfälle schwierig zu diagnostizieren werden.
Typische Warnzeichen dabei sind muskelkaterartige Schmerzen ohne Erklärung und ein Zungenbiss. Diese gehen meist mit vermehrter Müdigkeit und Schläfrigkeit einher. Um der Sache auf den Grund zu gehen sollte in einer qualifizierten Klinik eine Untersuchung im Schlaflabor erfolgen (Polysomnographie). Hierfür übernachtet die betroffene Person im Krankenhaus. Sie steht unter ständiger Beobachtung und über Elektroden werden Herzströme (EKG) und Hirnströme (EEG) überwacht. Meist kann so eine Diagnose gestellt werden.
Epileptische Anfälle und Krampfanfälle beim Kind und Baby können eine Vielzahl von Ursachen haben. Neben spontanen Anfällen ohne erkennbare Ursache und meist ohne Wiederholung und Krankheitswert ist der Fieberkrampf die häufigste Form von Krampfanfällen bei Kindern. Typischerweise treten Fieberkrämpfe bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren auf. Treten Fieberkrämpfe außerhalb dieses Zeitfensters auf, so wird von einem komplizierten Fieberkrampf gesprochen und es sollte unbedingt eine ausführliche Diagnostik folgen (zum Beispiel in einem Kinderkrankenhaus).
Fieberkrämpfe treten bei hohem Fieber oder schnellem Anstieg oder Abfall von Fieber auf. Ungefähr drei bis vier Prozent aller Kinder erleiden im Laufe ihres Lebens einen Fieberkrampf. Es sollte im Anschluss immer ein Kinderarzt aufgesucht werden. Ein Fieberkrampf ist jedoch kein epileptischer Anfall und schadet im Normalfall dem Gehirn des Kindes nicht. Er kommt auf Grund der Unreife des noch nicht ausgewachsenen Hirns, welches nicht richtig auf das Fieber reagiert zustande. Bei erstmaligem Fieberkrampf sollte trotzdem so schnell wie möglich ein Kinderarzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden, es kann auch sofort der Rettungsdienst verständigt werden.
Andere epileptische Krämpfe im Kindesalter können als Symptom bestimmter epileptischer Erkrankungen entstehen. Die meisten dieser Erkrankungen haben bei korrekter Behandlung eine gute Prognose. In seltenen Fällen kann ein Krampfanfall auch Symptom eines Hirntumors sein, die bei Kindern zwar selten, insgesamt aber häufiger als bei Erwachsenen auftreten. Auf jeden Fall sollte jedem Krampfanfall eine Diagnostik bei einem Kinderneurologen, wie es sie in den meisten Kinderkliniken gibt, folgen.
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Zur Diagnostik des epileptischen Anfalls gehört immer ein Erstgespräch, in dem der Arzt gewisse Fragen stellen wird:
Da viele andere Krankheitsbilder in Frage kommen könnten, muss eine ausführliche körperliche Untersuchung erfolgen. Kreislaufstörungen sowie Stoffwechselerkrankungen, aber auch Depressionen, Angstzustände oder Migräne können sich ähnlich wie ein epileptischer Anfall zeigen.
Zur rein körperlichen Untersuchung muss auch eine bildgebende Diagnostik erfolgen. Hierbei spielt das EEG (Elektroenzephalogramm) eine entscheidende Rolle. Beim EEG können oftmals wichtige Ursachen für das Entstehen von Krampfleiden herausgefiltert werden. Man darf aber nicht vergessen, dass in vielen Fällen das EEG während eines Anfalles völlig normal sein kann
Eine weitere wichtige Untersuchung ist das EKG, da eine Herzrhythmusstörung als Ursache eines Kreislaufzusammenbruchs ausgeschlossen werden soll.
Zusätzlich sollte eine Blutuntersuchung erfolgen. Hier wird vor allem nach den Leber- und Nierenwerten, nach den Blutelektrolyten sowie nach dem Blutzucker geschaut. Nach einem Krampfanfall ist häufig das Enzym Kreatinkinase erhöht, weshalb dieser Wert häufig mit untersucht wird.
Auch eine Lumbalpunktion wird ab und zu als diagnostisches Mittel eingesetzt, da auch Hirnentzündungen (Enzephalitiden) epileptische Anfälle machen können.
Eine weitere Bildgebung mittels MRT vom Gehirn dient dem Ausschluss oder der Sicherung eines epileptischen Anfalls. Vor allem wenn sich gewisse Risikofaktoren wie Durchblutungsstörungen oder andere Verletzungen im Gehirn zeigen, die epileptische Anfälle wahrscheinlicher machen.
Wenn Sie nun jemanden sehen, der gerade einen epileptischen Krampfanfall hat, müssen Sie zuerst einmal Ruhe bewahren, da der Anfall meistens nach zwei bis drei Minuten zu Ende geht. Der Raum um die krampfende Person sollte möglichst frei geräumt werden (zum Beispiel Stühle wegräumen), damit sich die krampfende Person nicht verletzt. Im Anschluss sollte sofort der Rettungsdienst angerufen werden (112).
Auf keinen Fall sollte der Kopf gestützt oder die krampfende Person festgehalten werden, da dadurch die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen sowohl bei der krampfenden Person, als auch bei den Helfern massiv steigt. Im Anschluss an den Krampfanfall sind die meisten Personen bewusstlos. Es sollte nachgesehen werden ob sie atmen und anschließend sollten sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Es sollte weiterhin regelmäßig überprüft werden ob die Person weiterhin atmet während auf den Rettungsdienst gewartet wird.
Sollte die Atmung aussetzen sollte eine Herz-Lungen-Wiederbelebung eingeleitet werden. Wenn möglich ist es zudem gut auf die Uhr zu sehen, wenn der Krampfanfall beginnt um anschließend eine gute Einschätzung über die Dauer des Krampfes abgeben zu können. Ohne eine Uhr wird selbst von erfahrenen Personen die Dauer eines Krampfanfalls meist deutlich überschätzt.
Es gibt auch Notfallmedikamente, die aber nur bei einem länger als fünf Minuten andauernden Anfall eingesetzt werden. Hierbei kommt ein Benzodiazepin, das rektal (über den Anus) oder über die Nase oder den Mund verabreicht wird, in Frage.
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Es gibt eine Vielzahl von antiepileptischen Medikamenten, die je nach Ursache des Anfalls eingesetzt werden. Eine Beratung durch einen spezialisierten Neurologen ist hier unabdingbar. Auch eine Beratung in Bezug auf spezifische Situationen muss erfolgen. So dürfen manche der Medikamente nicht bei Schwangerschaft eingenommen werden, da sie dem ungeborenen Kind schaden können (zum Beispiel: Valproat und Carbamazepin).
Viele der Medikamente beanspruchen außerdem die Leber stark (zum Beispiel: Valproat), der Alkoholkonsum muss unter Umständen entsprechend reduziert werden.
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Die Folgen eines einzelnen epileptischen Anfalls sind meist wenig schwerwiegend. Neben den sozialen Folgen (Fahrverbot) können akute Verletzungen auftreten. Neben Prellungen und Zungenbiss können auch Knochenbrüche auftreten, sowie durch den Sturz zu Beginn des Anfalls auch Gehirnerschütterungen und ähnliches. Zudem fühlen sich die meisten Menschen nach einem Anfall erschöpft. Zudem kann es zu vorübergehenden Symptomen wie depressiver Verstimmung, Sprachstörungen, Lähmungen und Vergesslichkeit kommen.
Bei häufigen Anfällen ist die Entwicklung einer Depression wahrscheinlicher als in der gesunden Bevölkerung. Einzelne Anfälle verursachen keine Gehirnschäden. Ob auf Dauer Schädigungen zustande kommen können oder eine Einschränkung der Lebenserwartung vorliegt hängt maßgeblich von der Ursache der Epilepsie ab.
Bei manchen epileptischen Anfällen besteht das Risiko, dass die Person in einen Status Epilepticus kommt, dies bezeichnet einen besonders langanhaltenden und schweren epileptischen Krampfanfall. Hierbei ist die Wahrscheinlichkeit von ernsthaften Folgen erhöht, da das Hirn über längere Zeit nicht mit Sauerstoff versorgt wird.
Erst wenn eine epileptische Erkrankung diagnostiziert ist, ist es sinnvoll vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Die wichtigste ist dabei die korrekte Einnahme der antiepileptischen Medikamente. Hier sollte ein enger Kontakt zum Arzt bestehen, um die Medikamente so anzupassen, dass einerseits möglichst wenig Anfälle auftreten und andererseits möglichst wenige Nebenwirkungen.
Des Weiteren sollten prophylaktisch mögliche Trigger vermieden werden.
Aus Gründen der Eigensicherheit und der Sicherheit der Mitmenschen wird Personen nach einem Krampfanfall entsprechend der gesetzlichen Vorgaben der Führerschein entzogen. Es wird unterschieden zwischen dem normalen PKW-Führerschein (Gruppe 1) und dem LKW-Führerschein und Personen in der Personenbeförderung (Gruppe 2). Bei einem ersten Anfall ohne Hinweise, dass eine Epilepsie vorliegt (Gelegenheitsanfall) wird bei unprovoziertem Anfall der Führerschein für sechs Monate (Gruppe 1), beziehungsweise zwei Jahre (Gruppe 2) entzogen, bei symptomatischen oder provozierten Anfällen für drei (Gruppe 1), beziehungsweise sechs Monate (Gruppe 2).
Die Fahrerlaubnis wird nach dieser Zeit zurückerhalten, vorausgesetzt es kam zu keinem weiteren Anfall. Bei Epilepsie kann nach einem Jahr Anfallsfreiheit (egal ob mit oder ohne Therapie) der Führerschein zurückerhalten werden (Gruppe 1). Gruppe zwei kann bei Epilepsie nur die Fahrerlaubnis zurückerhalten, wenn fünf Jahre ohne Behandlung keine Anfälle auftraten, im Normalfall ist ein Berufswechsel notwendig.
Bei persistierenden Anfällen kann die Fahrerlaubnis nicht zurückerteilt werden. Als Ausnahme gelten dabei Anfälle, die die Fahrtüchtigkeit nicht einschränken, wie zum Beispiel Anfälle, die ausschließlich während des Schlafens auftreten.
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