Die stabile Seitenlage ist eine Standardlagerung, in die eine selbstständig atmende, aber bewusstseinsgetrübte oder bewusstlose Person gebraucht werden sollte, um das Einatmen von Fremdkörpern (Aspiration) zu verhindern.
Die stabile Seitenlage ist eine Standardlagerung, in die eine selbstständig atmende, aber bewusstseinsgetrübte oder bewusstlose Person gebraucht werden sollte, um das Einatmen von Fremdkörpern (Aspiration) zu verhindern. Besonders bewusstlose Personen sind aspirationsgefährdet, da die körpereigenen Schutzreflexe, wie der Hustenreflex versagen. Durch die stabile Seitenlage soll also sichergestellt werden, dass die Atemwege frei bleiben und Erbrochenes, Blut oder Speichel aus dem Mund hinauslaufen können.
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Es gibt zahlreiche unterschiedliche Lagerungstypen für unterschiedliche Krankheitsbilder. Die stabile Seitenlage ist für alle bewusstseinsgetrübten oder bewusstlosen Patienten geeignet, die noch selbstständig atmen können, also nicht intubiert sind. Personen sollten auch in diese Position gebracht werden, wenn damit zu rechnen ist, dass sie erbrechen müssen oder schon erbrochen haben und nicht vollständig bei Bewusstsein sind. In der stabilen Seitenlage kann Erbrochenes abfließen, denn durch die Rückwärtsneigung des Kopfes und den geöffneten Mund fließt das Erbrochene nicht zurück in den Magen oder die Lunge sondern hinaus.
Einen Menschen in die stabile Seitenlage zu bringen, ist nicht schwer und es sollte keine Scheu verspürt werden, der betroffenen Person dadurch zu helfen. Wenn man eine Person bewusstlos auffindet, muss man die Atmung prüfen, dies gelingt indem man darauf achtet, ob sich der Brustkorb noch atemsynchron bewegt. Wenn diese Beobachtung aufgrund von Kleidung oder der Auffindesituation erschwert ist, kann man auch die Hand vor die Nase halten und prüfen, ob der Atem spürbar ist. Weiterhin muss geprüft werden, ob das Herz noch schlägt. Dies lässt sich ermitteln, indem man den Puls entweder am Handgelenk oder den der Hauptschlagader im Hals tastet.
Wenn die Person noch atmet und ein Puls tastbar ist, kann die Person in die stabile Seitenlage gebracht werden. Dazu kniet sich der Helfer seitlich neben den Betroffenen und streckt die Beine der bewusstlosen Person. Dann nimmt der Helfer den Arm des Bewusstlosen, der auf seiner Seite ist und legt ihn angewinkelt nach oben, sodass die Handfläche nach oben zeigt. Im Folgenden wird der andere Arm am Handgelenk gegriffen und vor der Brust gekreuzt, die Rückseite der Hand wird auf die Wange gelegt. Mit der einen Hand hält der Helfer nun die Hand des Betroffenen an der Wange fest. Mit der anderen noch freien Hand wird das Bein auf der helferfernen Seite angestellt und in der Kniekehle gebeugt. Aus dieser Position heraus wird der Betroffene auf die Seite des Helfers gezogen.
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Weiterhin muss die betroffene Person jetzt ausgerichtet werden. Dabei ist es wichtig, dass das oben liegende Bein so ausgerichtet wird, dass es im rechten Winkel zur Hüfte liegt. Dieses Bein stabilisiert die Position. Am Wichtigsten ist das nun folgende: der Kopf des Betroffenen muss leicht nach hinten überstreckt werden, damit die Atemwege frei sind.
Anschließend wird der Mund der bewusstlosen Person geöffnet. Man sollte auch in den Mund hinein blicken und überprüfen, ob Fremdkörper oder Essensreste darin sind, die verschluckt werden könnten. Falls ja, sollten diese entfernt werden, um ein potentielles Ersticken zu verhindern. Die an der Wange liegende Hand des Betroffenen sollte so ausgerichtet werden, dass die Atemwege auch weiterhin frei bleiben.
Erst dann wird der Notruf unter 112 abgesetzt. Um die betroffene Person vor auskühlen zu schützen, kann man sie zudecken. Die Rettungsdecken sollten so gelegt werden, dass die silberne Seite zum Betroffenen hinzeigt. In der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts sollte regelmäßig die Atmung und das Bewusstsein des Betroffenen überprüft werden und beruhigend auf ihn eingewirkt werden.
Es sollte keine Scheu an den Tag gelegt werden, wenn die bewusstlose Person plötzlich ein Kind oder sogar ein Baby ist. Denn eigentlich ist jede Lage besser als die Rücklage, denn in dieser Position kann die Zunge weit zurück fallen und der Betroffene an Zunge oder Mageninhalt ersticken. Babys sollte man in die Bauchlage bringen anstatt der stabilen Seitenlage. In dieser Position kann das Kind ungehindert weiter atmen und Erbrochenes kann abfließen. Die Gefahr des Erstickens ist gebannt. Das Baby sollte dazu mit dem Bauch auf eine warme und weiche Unterlage gelegt werden, ein Kissen zum Beispiel. Der Kopf des Kindes sollte zur Seite gedreht sein und der Kopf nach hinten geneigt. Wie bei dem Erwachsenen auch, sollte der Mund geöffnet werden.
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Generell werden auch schwangere Frauen in die stabile Seitenlage gebracht, wenn sie bewusstlos werden. Allerdings sollte bei Schwangeren darauf geachtet werden, dass das Gesicht zur linken Seite zeigt, die Frau also in Linksseitenlage gebracht wird, um die Vena cava inferior (untere Hohlvene) zu entlasten. Oft tritt nämlich das Vena-cava-Kompressionssyndrom in Rücklage auf, wobei es zu einem Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit durch die Einklemmung der unteren Hohlvene (Vena cava inferior) kommt. Dadurch kann der Körper nicht ausreichend Blut zurück zum Herzen fördern, das Herz hat zu wenig Blut zu Verfügung, um den Körper und das Gehirn mit Blut zu versorgen. Auch das Kind wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Findet man eine Schwangere, vor allem im letzten Trimenon, ohnmächtig auf, sollte die Frau immer in die stabile Seitenlage nach links gebracht werden, um sicherzustellen, dass die Hohlvene nicht komprimiert wird. Wenn ein Kompressionssyndrom ausschlaggebend für die Bewusstlosigkeit war, wird die Frau in der stabilen Seitenlage in Linksseitenlage wieder zu Bewusstsein kommen. Falls die Schwangere aus einem Grund bewusstlos sein sollte, ist sie in dieser Position vor einem Kompressionssyndrom geschützt.
Seit 2006 wird eine neuere Version der Seitenlage gelehrt, von der man dachte, sie sei einfacher zu merken. Die alten Versionen sind in keinem Fall falsch oder ungeeignet. Die neue Variante der stabilen Seitenlage ist lediglich leichter zu erlernen und mit einem geringeren Kraftaufwand verbunden. Ein weiterer Vorteil daran ist, dass man die bewusstlose Person schnell wieder auf den Rücken drehen könnte, falls der Kreislauf versagt und eine Herz-Lungen-Wiederbelebung notwendig werden würde. Die ältere Version der stabilen Seitenlage ist aber in keinem Fall benachteiligt. Wer die alte Version sicherer beherrscht als die neue, sollte die alte anwenden.
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