Ein Narkotikum ist ein Mittel, das eine Bewusstlosigkeit und Schmerzlosigkeit im zentralen Nervensystem zu diagnostischen oder operativen Zwecken bewirken kann.
Ein Narkotikum ist ein Arzneimittel, das eine tiefe Bewusstlosigkeit und Schmerzlosigkeit im zentralen Nervensystem zu diagnostischen oder operativen Zwecken herbeiführen kann. Die verschiedenen Narkotika wirken dabei in unterschiedlichem Ausmaß auf die Rezeptoren und Signalmoleküle im Gehirn, wodurch sich die unterschiedliche Wirkung der Substanzen erklärt.
Man unterscheidet Inhalationsnarkotika und Injektionsnarkotika. Erstere werden über den Atmungsapparat aufgenommen, d.h. sie werden dem Patienten bei einer Operation in Gasform über eine Maske verabreicht und dann eingeatmet. Injektionsnarkotika werden dem Patienten in eine Vene gespritzt.
Die aktuell hauptsächlich klinisch eingesetzten Inhalationsnarkotika sind Isofluran, Sevofluran, Desfluran und Enfluran. Lachgas und Halothan verlieren an Bedeutung. Die einzelnen Narkotika dieser Substanzklasse besitzen jeweils unterschiedliche Eigenschaften, die bspw. ihre Löslichkeit im Blut, ihre Wirkstärke und ihre Fettlöslichkeit betreffen. Gerade die Fettlöslichkeit spielt für die Wirkung der Inhalationsnarkotika eine große Rolle, da sie über die Atemwege ins Blut wandern müssen. Je fettlöslicher die Stoffe, desto leichter gelingt das. Das bedeutet, dass Inhalationsnarkotika mit hoher Fettlöslichkeit eine höhere Wirkstärke erreichen und vor allem zu einem schnelleren Wirkungseintritt führen. Außerdem benötigt man eine geringere Menge des Narkotikums, um die gewünschte Narkosetiefe zu erreichen. Im Gegensatz dazu steht die Blutlöslichkeit der Inhalationsnarkotika. Stoffe mit hoher Blutlöslichkeit lösen sich schlechter in Fett und benötigen daher mehr Zeit, die gewünschte Narkosetiefe herbeizuführen. Außerdem dauert es anschließend länger, bis das Narkotikum wieder ausgewaschen ist und der Patient wieder erwacht. Damit die Narkoseeinleitung dennoch schnell genug stattfindet, wird die Dosis in dem Gasgemisch, das der Patient einatmet, bei gut blutlöslichen Inhalationsnarkotika erhöht.
Die Ausscheidung der Inhalationsnarkotika erfolgt vorwiegend über die Lunge. Das Narkotikum wird dabei wieder abgeatmet.
Inhalationsnarkotika bewirken im Gehirn eine Erweiterung der Gefäße. Dadurch kann es zu einer Erhöhung des Hirndrucks kommen, wodurch sich die Durchblutung des Gehirns reduzieren kann. Gerade bei Patienten, die bereits einen erhöhten Hirndruck oder auch Hirntumoren haben, ist daher ein Injektionsnarkotikum vorzuziehen. Außerdem können die Inhalationsnarkotika das Herz-Kreislauf-System unterschiedlich stark beeinflussen. Die Kontraktionskraft des Herzmuskels kann abnehmen, es kann zu Herzrhythmusstörungen und zu Blutdruckanstieg oder –abfall kommen. Bei Personen mit Herzerkrankungen werden die Inhalationsnarkotika Sevofluran und Isofluran empfohlen, da sie durch Weitstellung von Gefäßen das Herz am meisten entlasten. Ein Vorteil der Inhalationsanästhetika besteht darin, dass sie eine Entspannung der Atemwege erreichen können. Dies ist besonders bei Patienten mit Asthma von Bedeutung, da bei ihnen die Atemwegsmuskulatur zur Verkrampfung neigt. Inhalationsanästhetika können prinzipiell Leber- und Nierenschäden hervorrufen.
Sevofluran wird besonders gern zur Narkoseeinleitung bei Kindern eingesetzt, da es einen angenehm süßlichen Geruch hat.
Die Vorteile der Inhalationsnarkotika liegen z.B. darin, dass sie sehr schnell und unkompliziert eine Narkose einleiten können. Durch bloße Änderung der Konzentration der Stoffe im Gasgemisch kann die Narkose vertieft oder abgeflacht werden. Außerdem erfolgt der Abbau im Organismus weitestgehend unabhängig von Leber- und Nierenfunktion, was sie besser verträglich macht. Eine Reduktion der Atemtätigkeit nach der Operation tritt bei Inhalationsnarkotika seltener auf.
Die Injektionsnarkotika werden dem Patienten über eine Vene verabreicht. Zum Einsatz kommen können bspw. Barbiturate, Etomidat, Ketamin und Propofol, wobei heutzutage fast ausnahmslos Propofol verwendet wird, da es einige Vorteile gegenüber den anderen Substanzen bietet. Die Patienten wachen unter Propofol schneller wieder auf und erholen sich besser, als unter Einfluss von Barbituraten. Auch ist die Narkosetiefe mit Propofol besser steuerbar. Übelkeit und Erbrechen treten unter Propofol ebenfalls seltener auf. Die häufigste Nebenwirkung dieses Narkotikums besteht in einem möglichen Blutdruckabfall. Bei Injektionsnarkotika ist zu beachten, dass sie langsam in die Vene gespritzt werden müssen. Dies ist wichtig, da die Injektionsanästhetika an Proteine im Blut binden (Plasmaeiweißbindung). Wirksam ist aber vor allem der Teil des Narkotikums, der nicht an Proteine gebunden ist. Je schneller die Injektion erfolgt, desto weniger Narkotikum kann an Proteine binden. Dadurch kann es schnell zu einer Überdosierung kommen, die für den Patienten sehr gefährlich sein kann. Außerdem kann eine zu schnelle Injektion zu einer Venenreizung führen, wodurch sich die betroffenen Vene auch entzünden kann (Phlebitis). Dies ist für den Patienten sehr unangenehm.
Die Injektionsnarkotika werden vor allem durch die Leber abgebaut und über Leber oder Niere ausgeschieden. Sie können dadurch auch Leber- und Nierenschäden hervorrufen.
Im Gegensatz zu den Inhalationsnarkotika kann die Wirkdauer und Wirkstärke der Injektionsnarkotika nicht mehr gut beeinflusst werden, wenn sie dem Patienten einmal verabreicht wurden. Allerdings sind sie gut zur Narkoseeinleitung geeignet, da sie in der Regel zu einem schnellen, ruhigen Einschlafen führen. So beträgt die Dauer bis zum Wirkungseintritt bei Propofol nur etwa 30 Sekunden.
Injektionsnarkotika können einige unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Dazu gehören u.a. die Unterdrückung der Atemtätigkeit (Atemdepression), Senkung des Blutdrucks, Muskelkrämpfe, allergische Reaktionen und schlechte Träume. Seltener kann es zu Krampfanfällen, akutem Nierenversagen oder sehr selten auch einem Propofol-Infusionssyndrom (PRIS) kommen. Dabei kommt es zu akutem Nierenversagen, Herzrhythmusstörungen mit Herzversagen, Zerfall von Muskulatur (Rhabdomyolyse) und einer starken Ansäuerung des Blutes (Laktatazidose).
Injektionsnarkotika werden bei einer Operation meist mit Opioiden (starke Schmerzmittel) und muskelentspannenden Medikamenten (Muskelrelaxantien) kombiniert, da sie allein zwar eine Narkose hervorrufen, dadurch aber noch nicht die Muskelspannung und das Schmerzempfinden lösen können. Diese Kombination aus Injektionsnarkotikum, Muskelrelaxans und Opiod wird auch als TIVA (totale intravenöse Anästhesie) bezeichnet. Sie hat den Vorteil, dass der Anästhesist die Narkosetiefe dabei gut steuern kann und der Patient im Anschluss an die Narkose seltener unter Übelkeit und Erbrechen leidet. Besonders geeignet ist die TIVA für Patienten, die Inhalationsnarkotika nicht gut vertragen. Sie wird außerdem bei Patienten mit erhöhtem Hirndruck eingesetzt, bei denen die balancierte Anästhesie nicht angewendet werden sollte.
Neben der TIVA existiert als weiteres Verfahren auch noch die balancierte Anästhesie, bei der Inhalationsnarkotika mit Injektionsnarkotika kombiniert werden. Besonders empfohlen wird diese Form der Narkose bei Patienten mit vorbestehenden Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, da durch die Kombination der verschiedenen Narkotika deren Gesamtdosis reduziert werden kann. Dadurch sind die Nebenwirkungen und die Belastung für den Organismus geringer.
Narkotika werden häufig missbräuchlich eingesetzt. Häufig kommen sie im Sport zu Dopingzwecken zum Einsatz. Narkotika dämpfen die Erregung im Gehirn, weshalb sie gerade bei Sportarten, die eine ruhige Hand erfordern, bspw. beim Golfen, Sportschießen oder Bogenschießen, ausgenutzt werden. Auch bei Kampfsportarten, wie dem Boxen, werden Narkotika oft eingesetzt, da sie das Schmerzempfinden des Sportlers reduzieren. So werden Schläge weniger wahrgenommen und der Sportler hält länger durch. Auch eine Kombination von Narkotika mit Stimulanzien war lange Zeit gebräuchlich. Dadurch konnte die dämpfende und schmerzlindernde Wirkung der Narkotika mit den antriebssteigernden und konzentrationsfördernden Effekten der Stimulanzien kombiniert werden.
Der Einsatz von Narkotika zu solchen Zwecken ist seit 1967 verboten. In Dopingtests wird vermehrt auf den Einsatz von Narkotika geachtet, weshalb sie heutzutage seltener angewandt werden. Die Gefahren eines missbräuchlichen Einsatzes von Narkotika ist nicht zu unterschätzen. Gerade bei versehentlicher Überdosierung kann es zu einer Atemlähmung mit Kreislaufkollaps und im schlimmsten Fall zum Tod kommen.
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