Ketamin wirkt als Notfallmedikament sehr schmerzlindernd. Es versetzt den Patienten in eine Art Trancezustand.
Als nahezu ideales Notfallmedikament wird Ketamin unter dem Handelsnamen Ketanest-S® vertrieben. Es wirkt außergewöhnlich gut schmerzlindernd durch eine sogenannte dissoziative Anästhesie, durch die der Patient in einen Trancezustand versetzt wird, bei dem jedoch Atmung und lebenswichtige Reflexe erhalten bleiben. Aus diesen Gründen findet es oft Anwendung bei der Bergung schwierig erreichbarer Patienten, die beispielsweise eingeklemmt sind.
Der NMDA-Rezeptorkomplex wird durch Ketamin nicht kompetetiv blockiert, wodurch die dissoziative Anästhesie (d.h. die funktionelle Trennung zwischen dem thalamokortikalem und limbischen System) eintritt. Außerdem eine ausgeprägte Schmerzlinderung, eine Amnesie, Kataplesie und eine oberflächliche Narkose mit erhöhtem Muskeltonus und Broncholyse. Durch Betablocker können eventuell entstehende Kreislaufreaktionen behandelt werden. Bestimmte Opiatrezeptoren, die bei Stimulation eine Atemdepression und Sucht bewirken können, werden von Ketamin nicht besetzt.
Ketamin wird bei stärksten Schmerzen in der Notfallmedizin eingesetzt und wirkt so beispielsweise auch bei Polytrauma (vielfachen starken Verletzungen) erfolgreich. Auch bei nicht erreichbaren, weil eingeklemmten Patienten oder einem akuten Asthmaanfall kann eine Behandlung mit Ketamin die Atemfunktion sichern.
Nicht eingesetzt werden darf Ketamin bei Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Aortenaneurysma, Phäochromozytom, Eklampsie, Schilddrüsenüberfunktion, perfordierenden Augenverletzungen, Glaukom (grüner Star, erhöhter Augeninnendruck), drohendem Gebärmutterriss, Nabelschnurvorfall oder psychiatrischen Erkrankungen.
Als injizierbares Narkotikum mit einer Wirkdauer von ca. 10 Minuten, wird Ketamin mit einer Dosierung von 1-2 mg/kg eingesetzt und beginnt nach ca. 30 Sekunden zu wirken.
Soll eine Analgosedierung durchgeführt werden, so werden bis zu 0,25 mg/kg verabreicht und zur Narkoseeinleitung bis 1 mg/kg, sowie beim Status asthmaticus bis 1,5 mg/kg.
Auch die intramuskuläre Injektion hat sich in der Anwendung bewährt, auch wenn der Wirkungseintritt hier auf 5 Minuten verzögert wird, hält jedoch auch die Wirkung bis zu 30 Minuten hin an.
Sowohl Gehirn als auch Herz benötigen unter Ketamineinnahme vermehrt Sauerstoff. Es kann zu einem Hirndruckanstieg kommen und Herzfrequenz, sowie Blutdruck steigen regelmäßig. Diese Körperreaktionen auf Ketamin können beim hypovolämischen Schock (also nach großem Blutverlust) von Vorteil und gewünscht sein.
Kommt es zu einer Überdosierung von Ketamin, so sind Myokarddepression und Blutdruckabfall, sowie ein Anstieg des Lungenwiderstandes möglich.
Negativ empfunden werden vom Patienten die mit Ketamin verbundenden unangenehmen Träume während der Narkose, die vermehrt durch akustische Reize in der Einleitungsphase der Narkose verstärkt werden können.
Bei Kindern und älteren Menschen wurden diese unangenehmen Träume weniger bis gar nicht beobachtet.
Aufgrund der psychisch stark beeinträchtigenden Träume wird eine Zusatzmedikation mit Midazolam oder Diazepam dringend empfohlen.
Die Nebenwirkung des verstärkten Speichelflusses (Hypersalivation), die vor allem bei Kindern beobachtet wird, kann durch die Gabe von Atropin behoben werden.
Bei aggressiven Persönlichkeiten kann es unter Ketamingabe zu verstärkter psychomotorischer Unruhe kommen und Alkoholiker benötigen eventuell aufgrund schnelleren Ketaminabaus höhere Dosierungen. Eine motorische Unruhe und Aggression ist hier ebenfalls möglich.
Strenge Kontraindikationen von Ketamin:
Absolute und dringend zu berücksichtigende Kontraindikationen zu einer Gabe von Ketamin sind Hypertonie (Bluthochdruck), KHK (Koronare Herzkrankheit), Myokardinfarkt (Herzinfarkt), sowie penetrierende Augenverletzung (Riss, etc.).
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