Rückenschmerzen können sehr verschiedene Ursachen haben. Von Muskelzerrungen über falsche Bewegungsmuster, Knochenfehlstellungen, Bandscheibenvorfällen bis hin zu Nervenkompressionen - die Ursachen sind oft nur schwer genau auszumachen. Auch Nackenschmerzen können bis in den Rücken ausstrahlen. Falls Taubheitsgefühle, Kribbeln und Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang auftreten, muss sofort eine medizinische Abklärung beim Arzt erfolgen. Neben einer symptomatischen Therapie mit Wärme, Schonung oder Schmerzmitteln kann auch ein operativer Eingriff nötig sein.
Rückenschmerzen sind ein Phänomen, welches im Laufe des Lebens jeden einmal ereilt. Dabei können sich die Schmerzen auch durch ein Ziehen oder Brennen im Rücken äußern. Manchmal kennen wir die Ursache relativ genau, zum Beispiel, wenn wir uns verlegen haben, oder uns beim Sport verletzt haben. Manchmal sind die Schmerzen jedoch chronisch, und die Ursachensuche bzw. Behandlung schwierig. In solchen Fällen haben Patienten oft eine jahrelange Odyssee über viele verschiedene Chirurgen, Orthopäden und Physiotherapeuten hinweg hinter sich und empfinden immer noch Schmerzen.
Das Problem bei Rückenschmerzen ist, dass es eine große Vielzahl von Ursachen gibt, von früh erlernten falschen Bewegungsmustern, über Knochenfehlstellungen, bis hin zu Nervenkompression mit konsekutivem Muskelausfall. Die Vielzahl der Artikel zum Thema Rückschmerzen zeigt auch, wie viele Menschen davon betroffen sind und was für ein Volumen diese Erkrankung im Gesundheitsmarkt einnimmt. Dieser Artikel soll die genauen Ursachen der häufigsten Rückenschmerzen, sowie deren Lokalisation am Rücken beleuchten.
Die Symptome von Rückenschmerzen sind uns allen weitestgehend bekannt: Wenn plötzlich jede Bewegung Schmerzen im Rücken verursacht, sich der Kopf nicht mehr drehen lässt, oder Beuge- und Hebebewegungen große Schmerzen verursachen, dann spricht man von Rückenschmerzen. Die Schmerzen können dabei langsam – über Wochen hinweg – oder auch schnell, in Form eines „Hexenschusses“ kommen. Oft wacht man auch in der Früh auf und verspürt im gesamten Nacken Schmerzen. Dies ist meist der Fall, wenn wir uns verlegt haben.
Je nach Entstehung der Rückenschmerzen kann man auf unterschiedliche Ursachen zurückschließen. Die genaue Erörterung der Symptome ist daher besonders wichtig. Auch ob der Schmerz in andere Teile des Körpers ausstrahlt, spielt diagnostisch eine Rolle. In Kombination mit neu aufgetretenen Lähmungserscheinungen, bildet dieser Symptomkomplex eine sogenannte „red flag“, also ein abklärungsbedürftiges Alarmsignal. Dann sollte keine Zeit verloren werden, und eine schnelle Abklärung beim Arzt erfolgen.
Da die Ursachen sehr vielfältig sein können, ist es schwierig, eine klar strukturierte Einteilung zu geben. Da Patienten im Alltag jedoch meist nur den Ort der Schmerzen angeben können, und gegebenenfalls den Entstehungsprozess, werden die Ursachen im Folgenden an Hand der anatomischen Gegebenheiten erläutert: Treten die Rückenschmerzen eher begrenzt auf der rechten Seite des Rückens auf, so liegt im einfachsten Fall eine Muskelzerrung vor. Diese kann nach schwerem Heben, nach übermäßiger sportlicher Betätigung, oder nach einem Trauma, wie beispielsweise einem Unfall auftreten.
Über die gesamte Länge des Rückens zieht der Musculus errector spinae, zu Deutsch in etwa „Wirbelsäulenaufrichter“. Eigentlich besteht er aus vielen weiteren kleinen Muskelsträngen- und Bahnen, die aber anatomisch nicht ganz einheitlich definiert sind, was wohl der Komplexität der Rückenmuskulatur geschuldet ist. Der M. errector spinae befindet sich beidseitig auf und neben der Wirbelsäule und hat die Aufgabe, den Rumpf aufzurichten, beispielsweise, wenn wir uns nach dem Bücken wieder aufrichten, oder strecken wollen. Er ist ein sehr starker und langer Muskel, der bei oben genannten Bewegungen Schmerzen bereiten kann. Klassischerweise ist er beim Heben schwerer Lasten betroffen, wenn diese „aus dem Kreuz heraus“ gehoben werden, und nicht wie empfohlen „aus den Beinen“. Natürlich kann zu jeder Zeit auch nahezu jeder andere Muskel der Rückenmuskulatur betroffen sein, und es kann beim Heben von Lasten typischerweise auch zum altbekannten „Hexenschuss“ kommen. Jedoch kommt dem M. errector spinae bei isoliert linksseitigem Schmerz eine besondere Bedeutung zu, da er – symmetrisch angelegt – rechts und links der Wirbelsäule ein großes Muskelvolumen darstellt. Muskelzerrungen können also links- oder rechtsseitig nach Überlastung des „Wirbelsäulenaufrichters“ auftreten, allerdings gibt es, wie bereits erwähnt, noch viele andere große Muskeln am Rücken, die von einer Zerrung betroffen sind. Dabei ist zu erwähnen, dass die Muskulatur am Rücken natürlicherweise symmetrisch angelegt ist, und alle aufgezählten Ursachen gleichzeitig für die rechte, als auch für die linke Seite gelten.
Ein weiterer großer Muskel am Rücken, der bei Zerrung Schmerzen verursachen kann, ist der Musculus latissimus dorsi. Er ist bei Bodybuildern und Kraftsportlern besonders bekannt, da er - bei ausreichendem Training – den Rücken breiter wirken lässt: Er zieht in etwa auf Höhe der Hüfte bis zur Schulter, und ist für die Innenrotation und das Heranführen des Armes an den Körper zuständig. Flächenmäßig bildet er den größten Skelettmuskel des gesamten Körpers! Von vorne betrachtet, hebt er sich, im trainierten Zustand, seitlich von der Rippen ab und zieht über die Achselhöhle zur Schulter. Sowohl übermäßige Beanspruchung, als auch Fehlbelastung können zur Zerrungen dieses Muskels, und in der Folge zu links- (bzw. rechtsseitigen) Rückenschmerzen führen. In beiden Fällen genügt in der Regel eine mehrtägige Schonung und Trainingsabstinenz, um die Schmerzen verschwinden zu lassen. Dies gibt dem Körper ausreichend Zeit, um die kaputten Muskelfasern zu regenerieren, und die anatomischen Strukturen wiederherzustellen. Sollte der Schmerz nach mehreren Tagen nicht verschwunden sein, so sollte eine weitere bildgebende Abklärung erfolgen.
Eine dritte Region, die an dieser Stelle noch erwähnt werden soll, ist die sogenannte „regio nuchae“, zu Deutsch auch ganz einfach, der Nacken. Der Nacken bildet anatomisch gesehen einen sehr komplexen Aufbau aus vielen verschiedenen, relativ kleinen Muskeln. Dies liegt daran, dass die Nackenmuskulatur eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen hat, die hauptsächlich mit der Bewegung unseres Kopfes zu tun haben. Dazu gehören beispielsweise Streckung, Beugung, Drehung, und Neigung des Kopfes. Anatomisch gesehen bildet die Nackenmuskulatur zwar keinen Teil der Rückenmuskulatur, funktionell stellt sie allerdings die Fortsetzung der Rückenmuskulatur in Richtung Kopf dar, und soll daher an dieser Stelle ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Prinzipiell treten Nackenschmerzen bei jeglicher übermäßiger Beanspruchung der sechs Muskeln der Nackenmuskulatur auf. Dies kann bei allen oben genannten Bewegungsmustern der Fall sein: Typischerweise nach langen Flügen, oder Busfahrten tut uns der Nacken weh, da wird zwischendurch vielleicht kurz eingenickt sind, allerdings in einer Position, die dem Nacken so gar nicht gut tut. Spezielle Nackenstützen mögen dieser Problematik ein wenig vorbeugen, können sie jedoch nicht ganz verhindern. Da der Kopf samt Gehirn und Schädel 5-10 Kilo wiegt, zerrt ein beständiges Gewicht an der Nackenmuskulatur – kein Wunder also, dass sich viele nach einem kurzem Nickerchen im Bus nicht wirklich erholt fühlen, da ihnen nun der Nacken weh tut. Der Schmerz kann sowohl mittig, als auch links oder rechts im Nacken auftreten, allerdings auch bis in den Kopf und den unteren Rücken ausstrahlen. Glücklicherweise vergeht er meist binnen Stunden.
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A - Nackenschmerzen
B - Schmerzen des oberen Rückens
C - Schmerzen im Bereich der LWS
Hexenschuss (Lumbago)
D - Lumboglutäalgie
(Ausstrahlen in das Gesäß)
E - Lumboischialgie
(Ausstrahlen in das Bein)
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Muskuläre Fehlbelastungen oder Überbeanspruchungen können also eine Ursache für Schmerzen am Rücken bilden. Eine weitere Gruppe bilden tieferliegende Verletzungen, wie Bandscheibenvorfälle, oder Nervenquetschungen. Letztere sind besonders gefährlich, da ein Nerv nur eine bestimmte Toleranzgrenze hat und es zur dauerhaften Schädigung kommen kann. Dies bedeutet dann einen dauerhaften Ausfall der von ihm versorgten Muskulatur. Insofern müssen wir beinahe dankbar sein, dass sich gequetschte Nerven lautstark in Form von Schmerzen melden, wenn es ihnen „zu eng“ wird.
Der Hexenschuss ist so ein Fall: Nach ruckartigen oder ungeschickten Bewegungen schießt plötzlich ein starker Schmerz in den Rücken ein. Ursächlich ist dabei stets eine Quetschung des großen Ischiasnerves, entweder durch einen Wirbelkörper, oder durch reflektorisch verspannte Muskulatur. Die plötzliche Einengung des Nervs quittiert der Körper mit einem unangenehmen einschießenden Schmerz, meist im unteren Rücken. So unangenehm der Schmerz auch ist, so ist er auf der anderen Seite auch relativ harmlos, so lange nicht weitere Symptome wie Lähmungen, oder Beschwerden beim Toilettengang hinzukommen. Meist ist ein Hexenschuss selbst limitierend, und verschwindet nach wenigen Tagen. Um einen Hexenschuss vorzubeugen, empfiehlt es sich übrigens, die Rückenmuskulatur durch Übungen zu stärken, auf „gesunde“ Bewegungsabläufe zu achten (bestes Beispiel: Nicht aus dem Kreuz, sondern aus den Beinen heben), und den Rücken zu dehnen. Bei einem Hexenschuss befinden sich die Rückenschmerzen meist im Bereich der Hüfte, so wie links und rechts der Wirbelsäule. Um den Heilungsprozess zu beschleunigen empfehlen sich Wärmeapplikation (ausgiebige warme bis heiße Duschen, eine Wärmflasche) und gegebenenfalls auch Schmerzmittel, wenn der Schmerz zu stark wird.
Ferner können auch die Rippen von Rückenschmerzen betroffen sein: Zwar kennen wir im Alltag die Rippen nur als das, was frontal den Brustkorb bildet. Allerdings ziehen die Rippen beinahe komplett um den Körper herum, und treffen sich am Rücken an der Wirbelsäule, wo sie durch kleine Gelenke befestigt sind. Zwischen den Rippen befinden sich die sogenannten Musculi intercostales, auch Zwischenrippenmuskeln. Ihre Aufgabe ist es, bei der Einatmung zu kontrahieren, um das Brustkorbvolumen zu erhöhen. Wir benötigen sie also, um richtig Atmen zu können. Bei der sogenannten Interkostalneuralgie liegt jedoch ein anhaltender ziehender Schmerz im Brust- und Rückenbereich vor, der sich bei tiefem Luftholen oder Husten verstärkt. Ursächlich kann dabei eine Reihe von Erkrankungen sein, die allerdings im Endeffekt meist alle eine Reizung der zuständigen Nervenbahnen als Ursache haben. Die Schmerzen treten vorwiegend im Brustbereich auf, der Rücken ist allerdings ebenfalls häufig betroffen. Die Therapie erfolgt kausal, das heißt, die Ursache, wie beispielsweise eine Nervenwurzelläsion, wird behandelt, sodass die Schmerzen in der Folge verschwinden. Ist dies nicht möglich, erfolgt eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln, bei der zwar die Symptome, nicht aber die Ursache bekämpft werden. Die Schmerzmittel variieren je nach Stärke von frei erhältlichen NSAR wie Ibuprofen über Opioide wie Tilidin, bis hin zu Anästhetika wie Fentanyl, die auch im OP verwendet werden.
Die Therapie von Rückenschmerzen ist, ähnlich wie die Ursachen, vielfältig, und muss stets auf die Ursache abzielen. Diese ist oft nicht ganz einfach zu finden, was der Komplexität des Rückens, und der vielen anatomischen Strukturen, die auf ihn Einfluss nehmen geschuldet ist.
Kurzzeitige Verspannungen, Muskelzerrungen, oder ein Hexenschuss vergehen in der Regel binnen weniger Tage, und bedürfen im Normalfall keiner ärztlichen Abklärung. Die Therapie richtet sich nach den Symptomen. Wichtig sind hierbei Schonung, Wärme, und Vermeidung der auslösenden Bewegung. Da diese Schmerzen verursacht, ist man ohnehin darauf bedacht, diese nicht mehr auszuführen – und das ist es auch, was uns unser Körper mit seiner Schmerzreaktion sagen will!
Hellhörig sollte man werden, wenn mit den Rückenschmerzen plötzlich Taubheitsgefühle, Kribbeln, und Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang auftreten. Dies bedarf einer sofortigen medizinischen Abklärung, da dauerhafte Schädigungen auftreten können. Wird man den Schmerzen mit nicht-Opioiden wie Ibuprofen, oder Paracetamol nicht Herr, so können vom Arzt auch Opioide verschrieben werden. Diese sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da sie starke Nebenwirkungen wie Abhängigkeit und Schläfrigkeit hervorrufen. Unter den nicht-Opioiden eignet sich im Übrigen Paracetamol noch am ehesten zur Einnahme während der Schwangerschaft. Eine Einnahme sollten Sie jedoch trotzdem stets mit ihrem behandelten Arzt abklären.
Eine Therapie mit Schmerzmittel bekämpft die Symptome, in einigen Fällen sind jedoch auch operative Eingriffe notwendig, um die Rückschmerzen dauerhaft zu beseitigen. Dies ist beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall der Fall, ferner bei allen Formen von dauerhaften Nervenkompressionen, wie sie auch durch Tumore oder Knochenbrüche entstehen können. Ein Wundermittel stellen Operationen jedoch auch nicht dar, und so sind viele Patienten nach der OP frustriert, da die Schmerzen nach wie vor vorhanden sind. Wichtig ist an dieser Stelle eine realistische Aufklärung durch den Chirurgen, aber auch eine physiotherapeutische Nachbehandlung, und eine etwaige Reha. In Kombination kann bei vielen Patienten tatsächlich eine weitest gehende Beschwerdefreiheit erreicht werden.
Zur Prophylaxe von Rückenschmerzen eigenen sich regelmäßige Bewegung, und dadurch Stärkung der Rückenmuskulatur. Die Muskeln wirken wie ein Panzer, der das Skelett, und die darunterliegenden Nerven schützt und zusammenhält. Auch sollte man nicht an einer guten Matratze sparen, und sich eventuell im Fachgeschäft beraten lassen, da es viele verschiedene Typen von Matratzen gibt. Zudem ist Wärme (vor allem während dem Schlaf) wichtig, zugige Schlafplätze sollten vermieden werden. Zu guter Letzt sollte stets, sowohl beim Sport, als auch auf der Arbeit auf eine korrekte Bewegungsausführung, und eine angenehme Sitz- und Arbeitsposition geachtet werden. So kann Rückenschmerzen effektiv vorgebeugt werden.
Weitere Informationen zum Thema Rückenschmerzen:
Zuletzt können wir auch noch die Seite von Onmeda empfehlen, die viele hilfreiche Informationen zu diesem Thema zusammengetragen hat: