Schmerzen in der Wade und in der Kniekehle

Schmerzen in der Wade und in der Kniekehle gehen oft miteinander einher. Zu den häufigsten Ursachen gehören Sportverletzungen, Sturzverletzungen, eine Baker-Zyste oder eine Thrombose im Bein. Je nach Ursache erfolgt die Therapie, diese reicht von Schonung bis zur Knieprothese.

Schmerzen in der Wade und in der Kniekehle

Definition

Schmerzen in der Wade können häufig auf Beschwerden in der Kniekehle und im gesamten Bereich des Kniegelenks zurückgeführt werden. Das Kniegelenk ist komplex zusammengesetzt aus einem Scharniergelenk und verletzungsanfälligen Gelenkknorpeln sowie Bändern, die dem Gelenk Stabilität verleihen. Insbesondere Sportarten wie das Skifahren stellen eine enorme Belastung für die Menisken, Kollateral- und Kreuzbänder dar.

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Ursachen

Die Ursachen von Schmerzen in der Wade und der Kniekehle können vielfältig sein. Neben Muskeln, Knochen, Gelenk, Knorpeln und Bandstrukturen können auch Gefäße und Nerven im Bereich der Kniekehle betroffen sein.

Am häufigsten im Knie anzutreffen sind jedoch orthopädische Probleme. Besonders häufig treten stechende Schmerzen beim Laufen in der Kniekehle auf, die sich bis in die Wade zurückverfolgen lassen. Nicht selten liegt eine Überanstrengung einzelner Muskeln zugrunde. Der Muskel kann im Verlauf durch eine fehlerhafte Bewegung oder eine starke neuartige Belastung gereizt werden. Bei anfänglichem Joggen nach langer Sportabstinenz können solche Beschwerden schnell auftreten.

Auch eine Verletzung des Kniegelenks kann vorliegen. Hiervon sind häufig die Menisken, die beiden Kreuzbänder oder das Innen- und Außenband betroffen. Nach übermäßig starken Rotationsbewegungen im Knie können die Kreuzbänder reißen, was zu Instabilität und erheblichen Schmerzen in der Kniekehle führen kann.

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Bei vielen Personen liegt im Knie eine sogenannte „Baker-Zyste“ vor. Dabei handelt es sich um eine Aussackung der Gelenkskapsel, die sich als tastbare flüssigkeitsgefüllte Blase in der Kniekehle bemerkbar macht. Bei Bewegung und Druck kann sie zu Schmerzen in der Kniekehle führen, insbesondere wenn sie entzündet oder sogar gerissen ist. Im fortgeschrittenen Alter muss ebenfalls an eine Arthrose, also einen Verschleiß des Kniegelenks gedacht werden. Diese kann ebenfalls mit einer Baker-Zyste einhergehen und zu den Schmerzen beitragen.

Seltener können die Schmerzen in der Wade und der Kniekehle auf eine Thrombose der Beinvenen zurückgeführt werden. Vor allem im Alter, bei langer körperlicher Untätigkeit, Gerinnungsneigungen und vielen weiteren Voraussetzungen treten Blutgerinnungen vermehrt auf. Sie können die Vene im Bein blockieren und zu einer schmerzhaften Entzündung führen. Hierbei handelt es sich um eine akute, mitunter gefährliche Erkrankung.

Thrombose als Ursache von Schmerzen in der Wade und in der Kniekehle

Bei der Thrombose handelt es sich um eine akute Blutgerinnung in einem Blutgefäß, wodurch ein sogenannter „Thrombus“ entsteht, der das Gefäß blockieren kann.

Die Thrombose entsteht in den meisten Fällen im Bein aufgrund mehrerer ungünstiger Faktoren. Beeinflusst wird die Thromboseentstehung durch eine geringe Flussgeschwindigkeit des Blutes, sowie zusätzliche Gerinnungsneigungen und Vorschädigungen im Blutgefäß. Geringer Blutfluss tritt im Bereich des Unterschenkels vermehrt aufgrund der Schwerkraft auf, nach langem Sitzen und Stehen oder bei Bettlägerigkeit. Zusätzlich wird die Blutgerinnung unter anderem stark durch hohes Alter, die Antibabypille, Rauchen, Übergewicht, Krebserkrankungen und eine Schwangerschaft gefördert. In schweren Fällen kann sich ein Blutgerinnsel im Bein lösen und über das Herz in die Lunge geschwemmt werden, wo es eine Lungenembolie verursachen kann. Bei schweren Thrombosen stellt dies eine gefährliche Komplikation dar.

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Schmerzen in der Wade und in der Kniekehle durch eine Bakerzyste

Bei der Bakerzyste handelt es sich um eine Aussackung der Gelenkkapsel, die durch vermehrten Druck im Gelenk oder durch Entzündungen und Verschleißerscheinungen begünstigt auftreten kann. Die Zyste ist demnach ebenfalls mit Gelenkflüssigkeit gefüllt und oft in der Kniekehle tastbar. Die Zyste kann unbemerkt bleiben oder schmerzhaft auffallen. Schon im gesunden Zustand kann es bei Beugung und Streckung im Knie durch den vermeintlichen prallen Fremdkörper zu Schmerzen kommen. Insbesondere bei einer Entzündung kommt es zu starken Schmerzen in der Kniekehle. Auch ein Riss der Zyste ist möglich. Die Zyste kann anschließend operativ entfernt werden.

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Schmerzen in der Wade und in der Kniekehle durch eine Sehnenentzündung

Eine Sehnenentzündung im Knie entsteht in den meisten Fällen mechanisch. Durch bestimmte Bewegungsabläufe reibt die Sehne an anatomischen Strukturen und wird dadurch gereizt. Nach und nach schwillt die Sehne an, schmerzt zunehmend und wird überwärmt. Dabei spricht man von einer Entzündung. Diese kann nach langjährigem Training in Ausdauersportarten auftreten oder durch Fehl- und Überbelastungen in neuen sportlichen Aktivitäten. Besonders wichtig ist es hierbei, den betroffenen Muskel über einen gewissen Zeitraum zu schonen. Auch nach Abklingen der Schmerzen braucht die Sehne noch Zeit, um vollständig auszuheilen.

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Schmerzen in der Wade und in der Kniekehle nach einem Sturz

Durch Stürze kann es zu Verletzungen der Beine und der Knie kommen. Die Sehnen und Bänder des Knies sind zwar robust und stabil, durch die große Gewichtsbelastung kann es jedoch schon bei geringer ruckartiger Verdrehung zu Rissen und Verletzungen kommen. Sportarten, die mit schneller Beschleunigung, mit Sprüngen oder starken Druck- und Zugbelastungen am Unterschenkel einhergehen, stellen die größte Gefahr für Knieverletzungen dar. Neben den häufigen Sportarten wie Fußball und Basketball, wird das Knie auch durch Tennis und Skifahren stark in Mitleidenschaft gezogen.

Bei einer bestehenden Bakerzyste kann schon ein banaler Sturz Schmerzen verursachen oder die Zyste zum Reißen bringen. Oft muss diese anschließend operativ entfernt werden.

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Begleitende Symptome

Die begleitenden Symptome können mit der Ursache der Schmerzen in der Wade und der Kniekehle variieren. Sie liefern auch für die Diagnosestellung wichtige Hinweise. Entscheidend sind hierbei die Art und der Zeitpunkt der Schmerzen.

Ein ziehender Schmerz von der Wade in die Kniekehle bei Ausdauersportarten spricht für eine gereizte Sehne. Treten jedoch Schwellung, Überwärmung, Rötung und eingeschränkte Beweglichkeit zu den Schmerzen auf, liegt eine Entzündung nahe. Insbesondere bei Verletzungen der Bandstrukturen fallen häufig Instabilitäten im Gelenk auf. Auch ohne Schmerz kann sich ein Kreuzbandschaden durch eine vermehrte Verschieblichkeit des Unterschenkels bemerkbar machen. Bei einer langjährig bestehenden Arthrose, können teilweise ein hörbares Reiben und Knirschen der Knochen aufeinander auftreten. Thrombosen hingegen äußern sich anfänglich nur unspezifisch schmerzhaft mit eventuellen Schwellungen. Sollte eine Atemnot in diesem Zusammenhang auftreten, besteht dringender Handlungsbedarf.

Schwellung an der Wade und in der Kniekehle

Eine Schwellung tritt bei Flüssigkeitsansammlungen im Bereich des Knies auf. Hierbei kann es sich um Gelenkflüssigkeit, Blut, Lymphe oder andere Flüssigkeiten handeln.

Bei akuten Verletzungen verschiedener Strukturen des Knies treten in den meisten Fällen begleitende Blutergüsse auf. Durch schnelle Kompression und Kühlung kann eine Schwellung geringer ausfallen. Die Schwellung schränkt zusätzlich die Funktion des Gelenks ein und verstärkt die Schmerzen.

Auch Gelenkflüssigkeit kann diese Schwellung verursachen. Diese befindet sich normalerweise innerhalb der Gelenkkapsel oder einer eventuell bestehenden Baker-Zyste. Reißt eine dieser Strukturen füllt sich das Kniegelenk mit der klaren Flüssigkeit.

Auch Entzündungen des Gelenks fördern die Schwellung. Die Entzündungszellen können ein trübes Entzündungssekret produzieren, das vor allem bei aktiven Arthrosen, entzündeten Sehnen oder Baker-Zysten entstehen kann.

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt anhand einer gezielten äußeren Untersuchung und falls notwendig mit Hilfe von Geräten zur Diagnostik. Eine genaue Befragung der Symptome und Begleitumstände (Anamnese) mit Abtastung und Untersuchung des Knies kann in den meisten Fällen bereits die wichtigsten Verdachtsdiagnosen liefern. Begleitumstände, wie aktiver Ausdauersport oder ein kürzlich vorangegangener Sturz mit Verletzung, liefern die entscheidenden Hinweise auf orthopädische Ursachen.

Anschließend kann eine Röntgendiagnostik erfolgen, die einen möglichen Verdacht bestätigen kann. Eine anschließende Gelenkspiegelung, Arthroskopie genannt, lässt eine exakte Diagnose zu und bietet erste Möglichkeiten direkter Behandlung. Mit bestimmten Instrumenten lassen sich bereits in der Arthroskopie kleinere Beschwerden behandeln. Zur Diagnosestellung einer Thrombose müssen zusätzlich Blut-, sowie Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden.

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Therapie

Die Therapie variiert mit dem zugrundeliegenden Problem. Bei leichten Reizungen und Entzündungen sind oftmals Ruhe und Schonung die Mittel der Wahl. Verletzungen der Menisken, Kollateralbänder oder Kreuzbänder können chirurgisch oder konservativ behandelt werden.

Kleinere Operationen im Kniegelenk können heutzutage mithilfe einer Arthroskopie durchgeführt werden. Die Behandlungsmöglichkeiten der Gelenkspiegelung entwickeln sich rasant weiter. Diese Therapiemethode hängt jedoch sehr vom Können des Arztes ab. Bei einer fortgeschrittenen Arthrose des Kniegelenks mit starken Schmerzen bei Bewegung muss eine Knieprothese erwogen werden. Dabei handelt es sich um einen vollständigen operativen Ersatz des Gelenks.

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Dauer

Die Dauer der Beschwerden richtet sich nach dem Behandlungserfolg. Leichte Reizungen können schon in wenigen Tagen schmerzfrei werden. Wichtig ist es jedoch, auch darüber hinaus das Knie für weitere Tage bis Wochen zu schonen. Nach einer erfolgten Operation kann schon nach wenigen Wochen Beschwerdefreiheit bestehen. Auch nach einer Knieprothese werden die Belastung und Beweglichkeit im Knie nach wenigen Wochen gesteigert. Auch wenn etwa bei einer Arthrose die Prothese die beste Behandlungsmöglichkeit darstellt, so ist jedoch nie eine vollständige Beschwerdefreiheit garantiert.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.10.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024