In diesem Artikel geht es um Schmerzen in der Wade und welche Hinweise auf eine Thrombose deuten können. Es werden die Symptome einer Thrombose sowie verschiedene Maßnahmen zur Diagnose besprochen. Auch die Ursachen mit den Risikofaktoren und die Therapiemöglichkeiten werden erläutert.
Bei einer Tiefen Beinvenenthrombose (Phlebothrombose) kommt es zur Bildung eines Blutgerinnsels in den Beinvenen. Dieses Gerinnsel verschließt dann die Vene, sodass das Blut an dieser Stelle nicht mehr zum Herzen zurückgelangen kann. Aufgrund von anatomischen Verhältnissen kommt es häufiger am linken Bein zu einer Thrombose. Neben einer seltenen vererbbaren Variante gibt es verschiedene Risikofaktoren, die eine Entwicklung einer Thrombose in der Wade begünstigen können, wie zum Beispiel Immobilisation, höheres Lebensalter oder Schwangerschaft.
Bei einer Thrombose – nicht nur in der Wade – existieren 3 typische Symptome (Trias), die sich am betroffenen Unterschenkel bemerkbar machen können. Dies ist allerdings nur in 10 % der Fälle zutreffend. Dazu zählen die Schwellung der Wade, ein dumpfer Schmerz und eine blau-livide Verfärbung (Zyanose). Es kann außerdem zu einer Überwärmung der betroffenen Wade kommen. Auch ein Schweregefühl des Beines und eine verstärkte Venenzeichnung auf der Haut können auftreten. Kommt es zusätzlich zu Luftnot, Thoraxschmerzen und Schwindelgefühlen, sollte dringend der Notarzt verständigt werden, da es sich hierbei um eine Lungenembolie handeln kann.
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Die betroffene Wade kann anschwellen. Der vergrößerte Wadenumfang kann im Vergleich zur anderen Wade deutlich auffallen. Sind beide Waden von einer Thrombose betroffen, können beide Beine anschwellen und somit wird der Umfangsunterschied nicht mehr so sichtbar sein. Die Schwellung entsteht, weil das Blut durch das die Vene verschließende Gerinnsel nicht weiter zum Herzen fließen kann. Es kommt zu einer Stauung mit Flüssigkeitsübertritt vom Gefäß in das umliegende Gewebe. Dies wird auch als Ödem bezeichnet. Kommt es zur Ödembildung, ist die Haut am betroffenen Bein eindrückbar, wobei die Delle einige Sekunden verbleibt. Am besten ist dies an der Vorderseite des Beines neben dem Schienbein zu testen.
Der Schmerz kann krampfartig oder einem Muskelkater ähnlich in der betroffenen Wade zu spüren sein; er kann aber auch viel stärker ausfallen. Zusätzlich kommt es entlang der betroffenen Vene, in der sich das Gerinnsel befindet, zu einer Druckschmerzhaftigkeit. Auch kann die Kompression der Wade schmerzhaft sein (sogenannter Wadenkompressionsschmerz oder „Meyer-Zeichen“). Drückt man auf die Fußsohle, kann es zu einem Schmerz in der Fußsohle kommen. Auch können Schmerzen beim Heranziehen des Fußes in Richtung Schienbein – also bei Dehnung der Wadenmuskulatur – auftreten.
Die Wadenthrombose kann verschiedenartig auffällig werden. So kann eine körperliche Untersuchung mit Wadenkompressionsschmerz (Meyer-Zeichen), Wadenschmerz bei Heranziehen der Fußzehen in Richtung Schienbein (Homans-Zeichen) oder der Fußsohlenschmerz bei Druck auf die Fußsohle (Payr-Zeichen) Hinweise auf das Vorliegen einer Wadenthrombose geben. Diese Zeichen sind allerdings nur wenig verlässlich. Daher sollten ein Ultraschall der Beinvenen und eine Blutentnahme erfolgen. Ob zuerst die Blutentnahme oder der Ultraschall durchgeführt werden, hängt davon ab, wie wahrscheinlich das Vorliegen einer Wadenthrombose ist. Dies wird durch den Wells-Score bestimmt, welcher die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Venenthrombose klassifiziert. Dieser beinhaltet zum Beispiel eine Anamnese, wobei die Frage gestellt wird, ob schon einmal eine Wadenthrombose vorlag. Außerdem wird die Immobilisation (Bettruhe oder Lähmung) berücksichtigt. Des Weiteren kriegt jedes Symptom am Bein einen Punkt (z.B. Ödem, Umfangsdifferenz von > 3cm im Vergleich zur Gegenseite, usw.). Ist der Score größer oder gleich 2, ist eine Wadenthrombose wahrscheinlich und es sollte sofort ein Ultraschall der Beinvenen erfolgen.
Der Ultraschall der Venen - oder auch Kompressionssonographie der Beinvenen genannt - ist das Mittel der Wahl bei einem Verdacht auf eine Thrombose. Hierbei werden vom Becken ausgehend bis zu den Füßen die Venen mittels Ultraschall verfolgt und Druck auf die Venen ausgeübt, die sich bei vorhandener Thrombose nicht komprimieren lassen. Mit diesem Verfahren lässt sich schnell und ohne Strahlenbelastung eine Thrombose sicher ausschließen oder feststellen. Der einzige Nachteil dieser Methode ist, dass sich der untersuchende Arzt mit dem Verfahren auskennen muss bzw. darin geübt sein muss – die Kompressionssonographie ist also auch abhängig von der Versiertheit des Untersuchers.
Die Phlebographie ist ein Röntgenverfahren, bei dem die Venen mittels Kontrastmittel dargestellt werden. Das Kontrastmittel wird vor dem Röntgen in die oberflächlichen Venen gespritzt und dient deren besserer Darstellung. Thromben können verlässlich dargestellt werden, wenn diese vorhanden sind. Da es sich allerdings hier um ein Verfahren mit Strahlung handelt und ein gewisses Risiko an Nebenwirkungen beim Injizieren des Kontrastmittels besteht, wird die Sonographie zur Diagnostik bei Verdacht auf Wadenthrombose bevorzugt. Besteht allerdings der Verdacht auf einen Verschluss eines Gefäßes im Beckenbereich, ist die Phlebographie indiziert, da hierbei auch die Versorgung umliegender Organe im Becken beurteilt werden kann.
Vor allem wenn eine Wadenthrombose eher unwahrscheinlich, aber trotzdem nicht sicher auszuschließen ist, wird eine Blutentnahme mit folgender Blutuntersuchung nötig. Es kann zu einer BSG- Erhöhung (Blutsenkungsgeschwindigkeit) kommen und eventuell zu einer Zunahme der weißen Blutkörperchen (Leukozytose). Des weiteren werden die sogenannten D-Dimere bestimmt. D-Dimere sind Spaltprodukte, die bei der Bildung eines Blutgerinnsels entstehen. Ein normaler Wert schließt eine Thrombose fast gänzlich aus. Allerdings kann eine Erhöhung des Wertes nicht nur bei einer Thrombose auftreten sondern auch andere Ursachen haben wie zum Beispiel bei einem Tumor oder auch nach einer Operation. Daher sollte bei erhöhtem D-Dimer-Wert immer auch ein Kompressionsultraschall der Venen erfolgen.
Bei der Gerinnungsdiagnostik – auch Thrombophilie-Diagnostik genannt - wird nach Indikationsstellung überprüft, ob die Gerinnung richtig funktioniert oder eventuell bestimmte Proteine zu viel oder zu wenig vorhanden sind. Als Indikation gelten hierbei zum Beispiel vorangegangene Thrombosen oder familiär gehäufte Thrombosen. Zur Basisdiagnostik gehört dann die Bestimmung der Aktivität von Protein S und C sowie Antithrombin, welche alle drei der Gerinnungshemmung dienen und bei verringerter Aktivität eben der Bildung von Gerinnseln nicht ausreichend entgegenwirken können. Des weiteren wird die APC-Resistenz bestimmt. Hierbei kommt es zur Resistenz des Gerinnungsfaktors V gegen aktiviertes Protein C. Das bedeutet Protein C kann den Faktor V nicht hemmen und es kommt zu einer erhöhten Gerinnselbildung und Thromboseneigung. Zusätzlich kommt es zur Überprüfung der Gerinnungsgeschwindigekeit mittels Quick und aPTT. Kommt es bei der Blutuntersuchung zu Auffälligkeiten, werden weitere Daten überprüft.
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Auch in der Schwangerschaft sind die Anzeichen einer Wadenthrombose Schmerzen in der Wade, Bewegungseinschränkungen, Schwellung und Rötung des betroffenen Beines. Bei Symptomen dieser Art sollte auf jeden Fall dringend ein Arzt aufgesucht werden, da besonders während der Schwangerschaft ein erhöhtes Thromboserisiko besteht. Der Arzt kann mithilfe eines Ultraschalls der Beingefäße eine Wadenthrombose ausschließen oder sicher feststellen.
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Nach der Feststellung einer Wadenthrombose sollten sofortige Maßnahmen zur Behandlung eingeleitet werden. Zum einen sollte eine Kompression der Waden mittels Wickelverband, später mittels Kompressionsstrümpfen erfolgen. Die Wadenkompression sollte 3 Monate lang durchgeführt werden. Außerdem sollte sich der Patient, wenn möglich, bewegen, um das Fortschreiten des Gerinnsels zu verhindern.
Eine weitere Sofortmaßnahme ist die medikamentöse Therapie. Hierbei werden für mindestens fünf Tage nach Feststellung der Thrombose gerinnungshemmende Medikamente verabreicht. Vorwiegend werden dazu niedermolekulares Heparin oder Fondaparinux gegeben. Chirurgische Verfahren werden bei einer Wadenthrombose generell nicht durchgeführt, es sei denn es kommt zu einer ausgeprägten Symptomatik und zu keiner Besserung durch die Medikamente.
Nach der Soforttherapie erfolgt zur Vorbeugung eine Therapie mit Gerinnungshemmern, welche in Tablettenform eingenommen werden können (orale Therapie). Wie lange die Gerinnungshemmung fortgeführt wird, hängt von Risikofaktoren und Begleiterkrankungen sowie Vorerkrankungen besonders in Bezug auf vorangegangene Thrombosen ab. Somit variiert die Behandlung zwischen 3-6 Monaten.
Wie eine Thrombose entsteht, wird durch die sogenannten Virchowschen Trias beschrieben. Zum einen ist die Veränderung der Gefäßwände (zum Beispiel durch Entzündungen) entscheidend. Zum anderen gehört die Verlangsamung der Blutströmungsgeschwindigkeit (zum Beispiel durch Immobilisation oder äußeren Druck auf die Beine) zu einer der Ursachen, die eine Thrombosebildung begünstigen. Als dritte Ursache kommt eine Veränderung der Blutzusammensetzung (zum Beispiel durch genetische Erkrankungen oder Medikamente) in Frage.
Ob eine Wadenthrombose auftritt, hängt auch von gewissen Risikofaktoren ab, die letztendlich zu den Virchowschen Trias führen können. So ist das Risiko erhöht bei einem längeren Bewegungsmangel oder Immobilisation der Beine, wie es nach einer Operation oder bei einem Langstreckenflug der Fall ist. Hierbei nimmt die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes ab, wobei das Blut in die Beine versackt und eine Thrombenbildung dadurch wahrscheinlicher ist.
Auch bei Übergewichtigkeit (Adipositas) mit einem BMI von über 30 ist die Entwicklung einer Thrombose wahrscheinlicher, da es hier zu einer Schädigung der Gefäßwände kommen kann. Bei Krebs – besonders an Magen, Pankreas, Lunge, Lymphome – kommt es durch die Bildung von gerinnungsaktivierenden Tumorproteinen ebenfalls zu einem erhöhten Thromboserisiko. Eine Östrogentherapie – zur Verhütung mit der Pille oder in den Wechseljahren – kann besonders in der Kombination mit Nikotin (Rauchen) das Risiko einer Thrombose in der Wade erhöhen. Beim sogenannten Antiphospholipid-Syndrom kommt es durch eine Autoimmunerkrankung zu einer erhöhten Thromboseneigung. Antiphospholipide sind Antikörper, die an Phospholipide binden und dann die Funktion gerinnungshemmenden Proteinen herabsetzen. Dies führt dann zu einer erhöhten Thrombenbildung.
Weiterhin ist die Thrombosegefahr während der Schwangerschaft und des Wochenbettes durch die hormonelle Umstellung erhöht. Auch kann eine vererbte erhöhte Neigung zur Thrombose (Thrombophilie) bestehen. Hierbei sind dann bestimmte, an der Gerinnung beteiligte Proteine zu viel oder gerinnungshemmende Proteine zu wenig vorhanden. Der Defekt kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
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Normalerweise verändert sich eine Thrombose bei entsprechender Behandlung nach ca. 2 Wochen nicht mehr und eine Erweiterung oder Komplikation wie das Aufsteigen der Thrombose in die Beckenvenen kann ausgeschlossen werden. In der Regel dauert die Therapie bei erstmalig auftretender Wadenthrombose mit Blutverdünnern oder Gerinnungshemmern mindestens 3 Monate. Handelt es sich um eine schwerwiegende Thrombose, kann die Therapie auch auf 6 Monate erweitert werden. Generell gilt allerdings: Bei erneuter Thrombose sollte die Gerinnungshemmung auf ein Jahr erweitert werden. Bei der Feststellung einer vererbten oder erworbenen Thromboseneigung sollte mit einer längeren oder sogar lebenslangen Behandlung gerechnet werden.