Bei einer postoperativen Thromboseprophylaxe handelt es sich um Maßnahmen und Medikamente, welche nach einer Operation eingesetzt werden um die Gefahr einer Thrombose (Blutverklumpung) zu vermeiden
Bei einer postoperativen Thromboseprophylaxe handelt es sich um Maßnahmen und Medikamente, welche nach einer Operation (=postoperativ) eingesetzt werden um die Gefahr einer Thrombose (Blutverklumpung) zu vermeiden. Bei einer Blutverklumpung ist besonders gefürchtet, dass das Blutklümpchen mithilfe des Blutes weiter transportiert wird (Embolus) und in die Lunge gelangt, dort ein Gefäß verstopft und dann zu der gefürchteten Lungenembolie führt, die leider in vielen Fällen tödlich verläuft. Deshalb sind postoperative Thromboseprophylaxen besonders wichtig und sollten auch, wenn verordnet, eingehalten werden. Solche Thromboseprophylaxen sind vor allem nach größeren Operationen erforderlich und bei Patienten mit Risikofaktoren, also Faktoren, welche die Entstehung einer Thrombose begünstigen.
Nicht jeder Patient benötigt nach einer Operation eine postoperative Thromboseprophylaxe. Vor allem nach kleiner Operationen, die beispielsweise laparoskopisch erfolgen, ist eine postoperative Thromboseprophylaxe unnötig, genauso bei kleinen Kindern oder bei Patienten die sehr schnell wieder mobilisiert werden können, sich also nach der Operation sehr schnell wieder bewegen können und nicht mehr im Bett liegen. Es gibt jedoch viele Risikofaktoren, die den Einsatz einer postoperativen Thromboseprophylaxe unbedingt erfordern. Hierzu zählen Patienten, bei denen in der Familie gehäuft Fälle von Thrombosen, Herzinfarkten (Myokardinfarkt) oder Schlaganfällen (Apoplex) aufgetreten sind. Des Weiteren zählen hierzu junge Frauen, die orale Kontrazeptiva („die Pille“) einnehmen und/oder rauchen und/oder über 35 Jahre alt sind (siehe: Thromboserisiko der Pille). Allgemein sind Frauen eher von einer Thrombose gefährdet als Männer. Ein weiterer Risikofaktor ist starkes Übergewicht (Adipositas). Außerdem kann Flüssigkeitsmangel dazu führen, dass das Blut zähflüssiger wird, was dann die Entstehung eines Blutklümpchens, also eines Thrombus, begünstigt. Deshalb ist es besonders wichtig nach größeren Operationen viel zu trinken. Auch Krebserkrankungen und vor allem eine Schwangerschaft gelten als Risikofaktoren für die Entstehung einer postoperativen Thrombose. Vor allem nach einer größeren Operation mit langer Liegedauer ist es deshalb wichtig, eine postoperative Thromboseprophylaxe zu betreiben.
Liegen ein oder mehrere Risikofaktoren vor, so sollte der Patient postoperativ eine Thromboseprophylaxe betreiben.
Je nachdem wie viele Risikofaktoren vorliegen und wie schwerwiegend diese sind, kann zunächst aber nur auf nicht-medikamentöse Mittel zurückgegriffen werden. Vor allem bei jungen Patienten, die beispielsweise einen Beinbruch hatten, ansonsten aber fit sind, erhalten meist eine nicht-medikamentöse postoperative Thromboseprophylaxe. Hierzu zählen zum einen, dass der Patient ausreichend trinken muss damit das Blut dünnflüssig bleibt und somit der Entstehung eines Thrombus entgegengewirkt wird. Zusätzlich sollte der Patient so früh wie möglich versuchen, mit den Beinen wieder in Bewegung zu kommen.
Kann der Patient noch nicht laufen, sollte eine Physiotherapie betrieben werden, da ein Thrombus vor allem in den tiefen Beinvenen entsteht und dies vor allem durch die Bewegung der Beine und die dadurch resultierende Muskelkontraktion vermieden werden kann. Hierbei kommt es dann nämlich zu einem schnelleren Blutfluss in den Venen, was wiederum der Entstehung des Thrombus entgegenwirkt.
Somit ist Bewegung, wenn möglich, mit die beste postoperative Thromboseprophylaxe. Da dies bei vielen Patienten nach einer größeren Operation jedoch nicht möglich ist, nutzen viele Patienten die sogenannten Stützstrümpfe oder Kompressionsstrümpfe. Auch Kompressionsverbände können angelegt werden. Hierbei handelt es sich um extrem eng anliegende Strümpfe, welche der Patient Tag und Nacht oder nur nachts tragen kann. Da die Stützstrümpfe so extrem eng sind, kommt es zu einem Zusammendrücken (Kompression) des Beins, so dass das Bein viel schmäler wird in dem Stützstrumpf da alles zusammengepresst wird. Dies führt zusätzlich dazu, dass die venösen Blutgefäße, welche das Blut aus den Füßen zurück Richtung Bauch transportieren, ebenfalls eingeengt werden. Diese Einengung bewirkt nun, dass das Blut schneller durch die venösen Blutgefäße strömt und nicht verklumpen kann. Wichtig ist, dass der Kompressionsstrumpf im Bereich des Fußes und des Unterschenkels einen größeren Druck aufbaut als im Bereich des Oberschenkels, sodass das Blut auch Richtung Bauch leichter abfließen kann.
Heute wird der Einsatz von solchen Stützstrümpfen immer kritischer betrachtet da sie vor allem bei immobilen, also im Bett liegenden Patienten, kaum eine Wirkung zeigen. Dennoch sind die Stützstrümpfe in den meisten Krankenhäusern eine extrem beliebte postoperative Thromboseprophylaxe obwohl sie eigentlich am meisten Sinn macht, wenn der Patient in der Lage ist, die Beine, welche im Stützstrumpf stecken, wenigstens etwas zu bewegen, also wenigsten einige Schritte zu laufen.
Besonders bei älteren, nicht mehr mobilisierbaren Patienten oder bei Patienten, die mehrere Risikofaktoren haben, ist es sinnvoll, eine medikamentöse postoperative Thromboseprophylaxe einzusetzen. Hierbei werden vor allem Medikamente eingesetzt, welche die Blutgerinnung hemmen und somit dafür sorgen, dass die Blutplättchen (Thrombozyten) nicht aneinander kleben bleiben und einen Thrombus bilden.
Diese Gerinnungshemmer nennt man in der medizinischen Fachsprache Antikoagulantien. Besonders häufig verwendet werden Heparinoide, also Medikamente, die sich vom Heparin ableiten beziehungsweise die Wirkung des Heparins imitieren. Heparin wird normalerweise beim Menschen in der Leber gebildet und hemmt physiologischer Weise die Blutgerinnung. Wenn man nun Heparinoide, also Heparin-Analoga, gibt, dann kommt es zu einer Verdünnung des Blutes, was sehr gut als medikamentöse postoperative Thromboseprophylaxe dient.
Ebenfalls infrage kommt Acetylsalicylsäure oder Aspirin. Vor allem nach Herzinfarkten findet es häufig eine Anwendung als Dauermedikation, als postoperative Thromboseprophylaxe ist es jedoch nicht so gut geeignet wie beispielsweise die Faktor Xa-Inhibitoren. Der Faktor Xa ist wichtig, um eine Gerinnung abzuschließen. Hemmt man nun diesen Faktor, findet keine Gerinnung statt und das Blut bleibt dünnflüssig und verklumpt nicht zu einem Thrombus. Man unterscheidet direkte Faktor Xa-Inhibitoren (beispielsweise Xarelto®Rivaroxaban, Abixaban) und indirekte Faktor Xa Inhibitoren, wobei es sich hierbei um die bereits erwähnten Heparin-Analoga handelt (beispielsweise Danaparoid). Die direkten Faktor X-a Inhibitoren zählen zu den neuen Antikoagulantien und werden heute häufiger in der postoperativen Thromboseprophylaxe eingesetzt.
Über einen längeren Zeitraum, manchmal auch als Dauermedikation, können die Abkömmlinge der Cumarine (Warfarin) oder der Phenprocoumon (Marcumar) eingesetzt werden. Diese hemmen Vitamin K. Vitamin K ist normalerweise für eine Gerinnung zuständig, hilft also dabei, dass ein Blutpfropf entsteht, was beispielsweise bei einer frischen Wunde von extremer Bedeutung ist. Ist das Vitamin K nun inhibitiert kann es seine Wirkung nicht mehr entfalten und es kommt zu einer Verflüssigung des Blutes, was ausgezeichnet ist für eine postoperative Thromboseprophylaxe, sich jedoch sehr negativ auf die Wundheilung auswirkt. Dies wiederum führt dazu, dass Patienten, die Vitamin-K-Inhibitoren einnehmen bei Verletzungen schwer und vor allem sehr viel länger bluten.
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