Das Peroneussehnensyndrom bezeichnet eine Entzündung der beiden Sehnen des langen Wadenbeinmuskels und ensteht oftmals aufgrund einer dauerhaften Überlastung.
Als Peroneussehnen werden die zwei Sehnen des kurzen und langen Wadenbeinmuskels (alte Bezeichnung: Musculus peroneus longus et brevis; neuere Bezeichnung: Musculus fibulais longus et brevis) bezeichnet, die den Ansatz und damit auch die Verbindung zwischen den Fußknochen und der Muskulatur des wadenbeiseitigen Unterschenkels darstellen.
Der lange Wadenbeinmuskel entspringt am oberen Ende des Wadenbeins und verläuft an dessen hinterer Außenseite Richtung Fuß, um dann hinter dem Außenknöchel und unter dem Fuß entlang zu ziehen und an der Innenseite des ersten Mittelfußknochens anzusetzen.
Der kurze Wadenbeinmuskel nimmt einen ähnlichen Verlauf, ist seinem Namen nach jedoch kürzer und entspringt demnach etwas weiter unten am Wadenbein, um später am Außenrand des fünften Mittelfußknochens anzusetzen.
Die Funktion beider Muskeln besteht in dem Ausstrecken des Fußes nach unten (Plantarflexion), dem Abspreizen des Fußes bzw. dem Wegführen des Fußes von der Körpermitte und dem Heben des äußeren Fußrandes bzw. dem Abknicken der Fußachse nach innen (Pronation). Beide Muskeln stabilisieren darüber hinaus den Fuß während des Gehens.
Beide Sehnen der Wadenbeinmuskeln verlaufen in einer knöchernen Rinne, die von einer Bindegewebshülle (Retinaculum) umgeben ist. Diese Führungsrinne ermöglicht einen gesicherten Sitz bzw. Gleiten der Sehne sowie eine optimale Kraftübertragung auf den Fuß.
Kommt es zu einer chronischen Fehl- oder Überlastungen der Wadenbeinmuskulatur, kann dieses zu einer reaktiven Entzündung einer oder beider Peroneussehnen bzw. zu dem sogenannten Peroneussehnensyndrom kommen, das mitunter durch starke Schmerzen und Beschwerden während bestimmter Fußbewegungen gekennzeichnet ist.
Die Ursache für die Entzündung von Sehnen (Tendovaginitis; Tendinose) liegt in der Regel in der dauerhaften Überlastung, bei der es als Reaktion auf die chronische Reibung der Sehne in ihrem knöchernen Widerlager zu einer Entzündung der Sehnen selbst und/oder der die Sehnen umhüllenden Sehnenscheiden kommt. Eine Überlastung der Muskulatur bzw. der Muskel-Sehnen-Ansätze entsteht zum einen durch plötzliche, stark belastende Bewegungen ohne ausreichende, vorangegangene Muskelerwärmung, zum anderen aber auch durch falsches oder ungewohntes Training mit einer zu schnellen Belastungssteigerung im Verlauf. Darüber hinaus kann eine dauerhafte Fehlbelastung durch anatomische Fehlstellungen ebenfalls eine Sehnenentzündung hervorrufen.
Gerade im Bereich des Fußes können falsche Schuhwerke und Fußfehlstellungen, wie das O-förmige Abknicken des Fußes nach außen (Varusstellung des Fußgelenks) zu Peronealsehnenentzündung führen.
Möglicherweise können aber auch anatomische Knochenvarianten zu einer dauerhaften Reizung der Peroneussehnen führen, wie dies zum Beispiel bei einem Peroneus-Tuberkel (knöcherner Vorsprung im Bereich des Außenknöchels) oder einem Knochensporn am Wadenbein der Fall sein kann.
In einigen Fällen kann die Entzündung der Peroneussehnen auch durch eine Infektion oder im Rahmen eines entzündlichen Rheumas bedingt sein.
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Charakteristisch für das Peroneussehnensyndrom sind Schmerzen im Bereich des Außenknöchels, die vor allem bei Belastungen im Fußgelenk (besonders beim Anheben der Fußinnenseite) aber mitunter auch in Ruhe auftreten können. Häufig wird auch von einem sogenannten “Anlaufschmerz“ berichtet, der vor allem am Morgen nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen bzw. Liegen auftritt. Begleitet werden können diese Schmerzen zum Teil auch von einer Schwellung im Bereich des Außenknöchels sowie von Hautrötungen und Erwärmungen in diesem Bereich.
In einigen Fällen kann eine druckschmerzhafte Verdickung und Verhärtung der Peroneussehnen hinter dem Außenknöchel ertastet sowie eine muskuläre Schwäche beim Versuch des Anhebens der Fußaußenseite verspürt werden. Letzteres Symptom führt zu einem leicht hinkenden Gangbild des betroffenen Patienten.
Greift der Entzündungsprozess auf den Nervus suralis über, welcher die Peroneusmuskeln im Verlauf begleitet und für die sensible Innervation der Fußaußenseite und Ferse zuständig ist, kann es zusätzlich zu Empfindungsstörungen und/oder einem brennenden Gefühl im Bereich der Haut des Außenfußes kommen.
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Die Diagnose eines Peroneussehnensyndroms kann meistens schon anhand der Anamnese des Patienten gestellt werden, wenn dieser von den charakteristischen Schmerzen im Bereich des Außenknöchels und einer vorausgehenden mechanischen Mehrbelastung des Fußes berichtet.
Bei der körperlichen Untersuchung des Patienten fällt in der Regel ein Hohlfuß und ein im graden Stand nach innen tendierende Vorfußstellung auf, die häufig von einer O-förmig abweichenden Fußgelenksachse begleitet wird.
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Ist die Anamnese und die körperliche Untersuchung nicht eindeutig, können bildgebende Verfahren die Diagnosestellung unterstützen. Herbei kommen verschiedene Bildgebungen in Frage, je nachdem, um welche Fragestellung es sich handelt und welche Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden sollen.
Die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) stellt dabei die Methode der Wahl zur Beurteilung der Sehnen dar, da dieses ein kostengünstiges, einfaches und zeitsparendes Verfahren zur Detektion von Entzündungen und Rissen in den Sehnen bzw. Sehnenscheiden ist.
Die Magnetresonanztomographie (MRT) dient der Erweiterung oder Ergänzung der Ultraschalldiagnostik und ermöglicht eine noch genauere Beurteilung von Entzündungsprozessen und Sehnenrissen. Auch das für eine Peroneussehnenentzündung typische Ödem im Bereich des Außenknöchels kann im MRT eindeutiger dargestellt werden.
Die klassische Röntgenaufnahme des Fußes gibt in erster Linie Auskunft über Pathologien am knöchernen Fußskelett (Frakturen), über Veränderungen im Fußgelenk (Arthritis) sowie über mögliche Fußfehlstellungen (Hohl- oder Plattfuß).
Für die Ursachenforschung kann darüber hinaus auch eine Blutentnahme sinnvoll sein, um Infektionen und entzündlich rheumatische Erkrankungen anhand von Entzündungsparametern im Labor ausschließen oder nachweisen zu können.
Die erste Therapiemaßnahme bei einem Peroneussehnensyndrom ist in der Regel eine konservativer Versuch, bei dem es in erster Linie auf eine Entlastung der Sehne an, um der Entzündung die Möglichkeit zum Abklingen zu geben.
Erreicht werden kann dies durch eine Schienung, Bandagierung oder ein Tapen des Knöchels, wodurch eine vorübergehende Ruhigstellung im Fußgelenk bewirkt wird. Die überlastenden Bewegungen bzw. die zuvor ausgeübte Aktivität sollte zudem einige Wochen reduziert oder gar ganz eingestellt werden, allen voran Aktivitäten mit schnellen Richtungswechseln.
Auch das Kühlen mit einem Eis-Pack des Außenknöchels in einem Intervall von 10-20 Minuten, kann eine Symptomlinderung erzielen.
Medikamentös ist eine parallele Behandlung mit schmerz- und entzündungshemmenden Arzneimitteln (zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac) möglich, die die Entzündung in den Peroneussehnen eindämmen können. In einigen Fällen kann auch eine direkte Injektion eines Kortison-Betäubungsmittel-Gemisches in den unmittelbaren Bereich der entzündeten Sehnen hilfreich sein, um eine lokale Entzündungs- und Schmerzhemmung zu erreichen.
Ist die Ursache der Entzündung eine bakterielle Infektion, wird mitunter eine Antibiotika-Therapie eingeleitet.
Zusätzlich ist das Aufsuchen eines Physiotherapeuten sinnvoll, mit dem gezielt Kräftigungsübungen der Unterschenkelmuskulatur durchgeführt werden können, um möglicherweise bestehende, muskuläre Dysbalancen auszugleichen und die Wadenbeinmuskulatur zu stärken.
Liegen Fußfehstellungen vor, können darüber hinaus auch ausgleichende Fußbetteinlagen zu einer deutlichen Entlastung der Peroneussehnen führen, sodass beispielsweise eine Einlage mit ausgeschnittener Fläche unter dem ersten Mittelfußknochen bei Patienten mit Hohlfuß die Fehlstellung korrigieren kann.
Versagt die konservative Therapie, ist der Entzündungsprozess sehr stark und fortgeschritten oder liegen womöglich anatomische Knochenvarianten wie z. B. prominenter Peroneus-Tuberkel oder ein Knochensporn vor, kann ein operatives Therapieverfahren eine gute Alternative sein.
Die Operationsmethode hängt dabei maßgeblich von dem verfolgten Ziel und der zugrundeliegenden Ursache des Peroneussehnensyndroms ab. Möglich ist eine Reinigung der entzündeten Sehnen (Débridement, Synovektomie), eine Glättung der Sehnen oder dessen Laufrinne, eine Reparatur von Sehnenrissen bzw. –einrissen, eine Wiederherstellung des peronealen Retinaculums oder einer Resektion des Peroneus-Tuberkels.
Bei massiven Fußfehlstellungen können sogar eine Änderung der Rückfußknochenanordnung (lateralisierende Calcaneus-Osteotomie) oder eine Stabilisierung der Fußgelenkaußenbänder die einzige Therapie zur Behebung des Problems sein.
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