Schmerzen am Wadenbein sind teils stechende oder ziehende Sinnesempfindung definiert. Das Wadenbein befindet sich an beiden Unterschenkeln jeweils an der Außenseite. Ein häufiger Grund für die Schmerzen ist eine Läsion des Nervis fibularis communis.
Schmerzen am Wadenbein sind als unangenehme, störende, teils stechende oder ziehende Sinnesempfindung definiert. Das Wadenbein befindet sich an beiden Unterschenkeln jeweils an der Außenseite.
Es steht kniegelenksnah mit dem Schienbein in gelenkiger Verbindung, dem sogenannten „Articulatio tibiofibularis“ (Articulatio = Gelenk, Tibia = Schienbein, Fibula = Wadenbein). Hierbei handelt es sich jedoch um eine Amphiarthrose, das heißt, dass eine Bewegung in diesem Gelenk nur begrenzt möglich ist, da ein straffer Bandapparat einschränkend wirkt.
Der artikulierende Knochenteil des Wadenbeins nennt sich Wadenbeinköpfchen. Verletzungen oder Blockaden an diesem Wadenbeinköpfchen können Schmerzen hervorrufen. Am anderen Ende bildet das Wadenbein den Außenknöchel und steht mit dem Sprungbein (lat. Tarsus) in gelenkiger Verbindung, sodass das Wadenbein auf der Außenseite zur Bildung des oberen Sprunggelenkes mit beiträgt. Je nach Ursache für die Schmerzen, können diese einen unterschiedlichen Charakter haben und von stechend und brennend bis hin zu drückend und pochend beschrieben werden.
In seltenen Fällen begrenzt sich der Schmerz auf nur eine genaue Stelle am Wadenbein, tendenziell strahlen die Schmerzen vielmehr aus oder treten breitflächig auf.
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Die Ursachen für Schmerzen am Wadenbein sind sehr vielfältig und können, auch wenn die Schmerzen am Wadenbein selbst empfunden werden, nicht nur vom Knochen, sondern auch von der umliegende Muskulatur und nervösen Strukturen ausgehen.
Als eine erste harmlose Ursache für Schmerzen am Wadenbein kann ein einfacher Muskelkater genannt werden, den Betroffene fälschlicherweise dem Wadenbeinknochen zuordnen.
Neben sportlichen Aktivitäten können Muskeln, die an dem Wadenbein ihren Ursprung haben, auch durch das Tragen von hohen Schuhen oder Fußfehlhaltungen insofern geschädigt werden, dass sie sich verkürzen. Dies führt dann zu ziehenden Schmerzen.
Außerdem kann eine reine Über –oder Fehlbelastung Schmerzen am Wadenbein auslösen. Dabei kann es in schlimmeren Fällen auch zu einer Zerrung oder Verspannungen einzelner Muskeln kommen.
Eine weitere, relative harmlose Ursache ist eine Prellung (lat. Contusio) des Wadenbeins. Dies kann mit einer starken Ergussbildung einhergehen, welcher als raumfordernder Prozess Schmerzen am Wadenbein auslösen kann. Hier sei allerdings erwähnt, dass das Schienbein an der Vorderseite des Unterschenkels eine prädisponiertere Stelle für Prellungen ist als das Wadenbein.
Als weiterer Auslöser für die Schmerzen gilt eine Blockade des Wadenbeinköpfchens aufgrund von starke Belastung oder Fehlhaltungen bzw. Fehlstellungen der Füße oder des Kniegelenkes. Auch ein Wadenbeinbruch über die gesamte knöcherne Länge kann für die Schmerzen am Wadenbein verantwortlich sein.
Eine letzte zu erwähnende Ursache für die Schmerzen ist die Beteiligung von Nervengewebe, genauer gesagt dem Nervus fibularis communis, auch Nervus peroneus communis genannt. Aufgrund seines anatomischen Verlaufes ist er anfällig für Reizung mit dem Resultat von Schmerzen am Wadenbein. Der Nerv windet sich nämlich, vom äußeren Rand der Kniekehle kommen, um den dünnen Hals des Wadenbeins unterhalb des Wadenbeinköpfchens.
Eine Kompression des Nervs bedingt durch äußere Einwirkung löst daher nicht selten Schmerzen und Empfindungsstörungen am Wadenbein aus. Generell gilt, dass bei länger anhaltenden Beschwerden in Form von Schmerzen am Wadenbein aufgrund der vielen verschiedenen Ursachen ein Arzt zur genauen Diagnostik aufgesucht werden sollte.
Bei einer Blockierung des Wadenbeinköpfchens treten die Schmerzen typischerweise an der Außenseite von Knie und Wadenbeins auf, da das Wadenbeinköpfchen dort mit dem Schienbein (lat. Tibia) in gelenkiger Verbindung steht.
Das Gelenk trägt daher den lateinischen Namen „Articulatio tibiofibularis“. Es ist wichtig zu wissen, dass es sich bei diesem Gelenk allerdings um eine Amphiarthrose handelt, das heißt, dass es ein sehr straffes Gelenk mit eingeschränkter Beweglichkeit aufgrund einer starken Bandführung ist.
Auslöser für eine Blockierung des Wadenbeinköpfchens als artikulierender Anteil eben dieses Gelenkes können eine Überbelastung kombiniert mit einer Fußfehlstellung, schlechtem Abrollen beim Joggen, falsches Schuhwerk oder O-Beinen sein.
Häufig wird die Blockierung als solche nicht erkannt, da es im Volksmund keine weit verbreitete Erkrankung bzw. Verletzung ist. Typischerweise berichten Patienten mit einer Blockierung vom Wadenbeinköpfchen über Schmerzen an der Außenseite vom Knie, dabei sind die Schmerzen tatsächlich eher genau am Wadenbeinköpfchen lokalisiert. So beginnt häufig eine Odyssee an Untersuchungen mit dem Verdacht auf Meniskus –oder Kreuzbandschäden.
Vielmehr handelt es sich jedoch um eine Luxation, also Ausrenkung des Wadenbeinköpfchens aus der Gelenkführung. In der medizinischen Fachsprache, insbesondere in der Chirotherapie, die sich mit solchen Beschwerden befasst, spricht man von einer Blockade des Wadenbeinköpfchens. Typische Bewegungen, die eine solche Blockade provozieren, sind ein gebeugtes Knie bei einem gleichzeitig nach außen gedrehten Unterschenkel. Dieses Bewegungsmuster tritt häufig im Fußball auf. Ein ITBS, also ein Iliotibialsyndroms, kann eine Blockade ebenfalls provozieren, sodass vor allem auch Jogger von jener Blockade des Wadenbeinköpfchens betroffen sein können.
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Im Vergleich zum Oberschenkelknochen und dem anderen Unterschenkelknochen, nämlich dem Schienbein, ist das Wadenbein verhältnismäßig dünn und somit anfälliger für Brüche.
Nichts desto trotz kann es neben isolierten Wadenbeinbrüchen auch zu kombinierten Waden –und Schienbeinbrüchen kommen. Ein Wadenbein kann entweder aufgrund von äußerer Gewalteinwirkung brechen oder sich aber als Ermüdungsbruch nach enormer Überbelastung manifestieren. Prädisponiert für die Einwirkung von äußerer Gewalt sind das Fußballspielen oder Stürze bzw. Unfälle, in die die Beine involviert sind.
Diagnostisch können sichere Frakturzeichen wie Stufenbildung im Knochenverlauf, ein offener Bruch, Krepitationen, tastbare und sichtbare Fehlstellungen oder ein bildgebender, radiologischer Nachweis vorliegen. Die Schmerzen und eine mögliche Schwellungen allein reichen nicht aus, um sicher von einem Bruch ausgehen zu können.
Der Bruch kann sich auf der gesamten Länge des Wadenbeins manifestieren, also direkt am Wadenbeinköpfchen, am Schaft oder im unteren, den Außenknöchel bildenden Knochen.
Zur Diagnosesicherung ist das Anfertigen eines Röntgenbildes indiziert. Je nach Lokalisation und Schweregrad des Bruches kann eine konservative oder operative Behandlung erfolgen.
Schmerzen am Wadenbein können erstmals durch das Joggen auftreten. Dies kann Hinweis auf Fehl –und Überbelastung geben. Sind die Schmerzen muskulär bedingt, kann es sein, dass sie unter leichter Belastung beim Joggen zurückgehen.
Alle weiteren möglichen Ursachen für Schmerzen am Wadenbein stellen jedoch eine Ausgangssituation dar, unter der die Schmerzen durch das Joggen nur schlimmer werden.
Wadenbeinprellungen oder Brüche bedürfen beispielsweise zur optimalen Heilungschance Ruhe ohne jegliche Belastung, das heißt Joggen ist kontraindiziert, da es die Symptomatik nur verschlechtert.
Ein gleichzeitiges Vorliegen eines ITBS, also eines „Iliotibialsyndroms“, stützt den Verdacht, dass die Schmerzen am Wadenbein beim Joggen auf einer Überbelastung basieren, da es sich hierbei um Schmerzsyndrom, ausgelöst durch extreme läuferische Beanspruchung, handelt. Schmerzen am Wadenbein können daher unter Umständen als ausstrahlende Schmerzen eines Iliotibialsyndroms verstanden werden, dessen Schmerzen sich eigentlich nur entlang der Oberschenkelaußenseite bis zum unteren Kniebereich ausbilden, in schlimmeren oder untypischen Fällen allerdings auch ausstrahlen können.
Schmerzen am Wadenbein treten selten isoliert auf. Stattdessen treten oft je nach letztendlichem Auslöser für die Beschwerden begleitende Symptome auf. Hier seien neben einer Schwellung oder Blutergüsse an betroffener Stelle Erwärmungen und Rötungen zu nennen.
Typischerweise strahlen die Schmerzen ausgehend von ihrem Ursprung in den kompletten Unterschenkel aus. Ist ein Wadenbeinbruch für die Schmerzen verantwortlich, so kann es zu Weichteilverletzungen bis hin zu einer offenen Fraktur kommen. Als Begleitsymptome gelten hier neben den Schmerzen sowohl die sicheren als auch die unsichere Frakturzeichen.
Wenn es zu einer Schädigung von Nervengewebe kommt, kann es außerdem zu Missempfindungen wie einem Taubheits –oder Kribbelgefühl kommen. Besonders gefährdet ist der N. fibularis communis, da er sich um den Wadenbeinhals, windet während er von der äußeren Kniekehle in die Muskelgruppen an der Unterschenkelaußenseite zieht.
Bei einer starken Schädigung des Nervens beispielsweise in Form von Kompression kann es neben den Missempfindung sogar zu einer Fußheberschwäche, dem sogenannten „Steppergang“, kommen, da die motorische Innervation für die Fußhebung verantwortlichen Muskeln nicht mehr gewährleistet ist.
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Zu Beginn einer korrekten Diagnosestellung von Schmerzen am Wadenbein sollte zu allererst eine ausführliche Anamnese erfolgen.
In einem genauen Patientengespräch kann erfragt werden, ob die Schmerzen in einem kausalen Zusammenhang mit einem Sturzereignis oder starker Belastung stehen. Außerdem können orthopädische Probleme wie Fußfehlstellungen oder Fußfehlhaltungen erfragt werden.
Im Anschluss sollte eine klinische Untersuchung stattfinden. Dabei wird begutachtet, ob äußerlich Auffälligkeiten, wie Wunden, Schwellungen oder Rötungen und ob diese mit der schmerzenden Stelle übereinstimmen. Außerdem sollte das Wadenbein in seinem kompletten Verlauf abgetastet werden, um eine mögliche Druckschmerzhaftigkeit oder Stufenbildungen zu erkennen. Druckschmerzen können kniegelenksnahe beispielsweise für eine Blockade am Wadenbeinköpfchen sprechen.
Eine kombinierte Untersuchung „DMS“, bei der die Durchblutung, die Motorik und die Sensibilität geprüft werden, kann ebenfalls hinweisführend sein.
Bei Verdacht oder zum Ausschluss eines Bruches ist eine Röntgenaufnahme notwendig, um die knöcherne Struktur beurteilen zu können. Je nach Weichteilbeteiligung kann eine MRT Aufnahme angefertigt werden.
Für Schmerzen am Wadenbein gibt es verschiedene therapeutische Ansätze, die sich an der jeweiligen Ursache orientieren.
Die Blockade des Wadenbeinköpfchens kann beispielsweise durch einen Chirotherapeuten behandelt werden. Die Chirotherapie beschäftigt sich mit Gelenken und unter anderem der Wiederherstellung deren Beweglichkeit. Im Rahmen einer Mobilisierung wird durch einen Chirotherapeuten Druck in die entgegengesetzte Richtung zur Blockade des Wadenbeinköpfchens ausgeübt. Der Druck muss zwar ausreichend effektiv sein, darf aber nicht schmerzen.
Ein Wadenbeinbruch hingegen wird je nach Lokalisation und Schweregrad therapiert. Ein Bruch im Schaftbereich kann möglicherweise ohne Gips sondern mit einer straffen Verbandanlage versorgt werden. Bei komplizierten Wadenbeinbrüchen, beispielsweise bei Sprunggelenksfrakturen, muss eine operative Versorgung mit anschließender Gipsanlage erfolgen.
Mithilfe verschiedener Osteosynthesen, also Fremdmaterial wie Schrauben oder Platten, die die Knochenteile wieder miteinander verbinden und fixieren, kann die anatomische Form und damit eine Stabilität des einst gebrochenen Wadenbeins wiederhergestellt werden. Generell gilt, dass eine Schmerzmedikation immer hilfreich und eine Mitbehandlung aller kausalen Erkrankungen oder Auslöser sinnvoll ist. Demensprechend können bei einer Überbelastung regelmäßige Trainingspausen und bei Verspannungen bzw. Muskelkater Massagen oder Physiotherapie verschrieben werden.
Des Weiteren sollte das Tragen von falschem Schuhwerk vermieden werden und bei Fuß –oder Kniefehlhaltungen ein Orthopäden aufgesucht werden, um entsprechende Einlagen verschrieben zu bekommen.
Wie lange die Schmerzen am Wadenbein anhalten, hängt ganz entschieden davon ab, was der letztendliche Grund war. Schmerzen aufgrund harmloser Ursachen, wie Muskelkater, Prellungen oder Blockaden, können durch richtige Behandlung bereits nach wenigen Tagen bis Wochen gelindert werden.
Dem entgegen fällt die Heilungsdauer eines Wadenbeinbruches sehr viel länger aus. Eine Krankschreibung kann zwischen 4-6 Wochen ausgestellt werden. In dieser Zeit wird in Zusammenarbeit mit einer Physiotherapie nach einem festen Behandlungsschema therapiert. Diese beinhaltet genau bis wann nur eine Teil –und ab wann eine Vollbelastung vorgesehen ist.
Selbstverständlicher Weise hängt die Genesungsdauer immer von individuellen Faktoren, wie der körperlichen Voraussetzung und der Motivation, ab.
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