Peronealsehnenluxation

Bei einer Peronealsehnenluxation handelt es sich um eine eher seltene Verletzung, bei der die Sehnen, die die seitliche Unterschenkelmuskulatur mit ihren Ansatzpunkten am Fuß verbinden, aus ihrer normalen anatomischen Position herausrutschen.

Peronealsehnenluxation

Definition

Bei einer Peronealsehnenluxation handelt es sich um eine eher seltene Verletzung, bei der die Sehnen, die die seitliche Unterschenkelmuskulatur mit ihren Ansatzpunkten am Fuß verbinden, aus ihrer normalen anatomischen Position herausrutschen. Die Peronealsehnen laufen seitlich am Fuß vom Unterschenkel kommend hinter dem Außenknöchel entlang und werden durch ein kleines zusätzliches Halteband an ihrer Position gehalten. Wird dieses Band verletzungsbedingt geschädigt, rutschen die Sehnen nach vorn. Es kommt zur Peronealsehnenluxation, die auch anlagebedingt als chronisch-habituelle Form auftreten kann.

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Symptome

Eine Peronealsehnenluxation verursacht eine Reihe typischer Symptome. Durch die nicht korrekte Lage der Sehnen vor dem Außenknöchel sieht man dort eine Vorwölbung und Schwellung, die auch durch eine leichte Entzündungsreaktion verursacht wird. An dieser Stelle lässt sich die Peronealsehnenluxation von außen ertasten. Man spürt dabei eine sehnige Struktur, die unter der Haut liegt und bei leichten Fußbewegungen unter dem Finger gleitet. Eventuell ist ein Schnappen der Sehnen über dem Knochen zu spüren. Weitere Symptome der Peronealsehnenluxation sind Schmerzen und Instabilität. Die Schmerzen treten vor allem beim Gehen auf und sind vor allem hinter dem Außenknöchel lokalisiert. Auch ein Druckschmerz ist zu beobachten. Oftmals werden die Schmerzen auch im weiteren Sehnenverlauf wahrgenommen, was Ausdruck einer beginnenden Sehnenentzündung durch die Peronealsehnenluxation ist. Gewisse Instabilitäten im Sprunggelenk treten darüber hinaus als Symptome auf, welche besonders auf unebenem Grund spürbar sind. Je nach Ausmaß und Ursache der Peronealsehnenluxation können weitere Symptome wie Blutergüsse oder Überwärmung und Rötung des betroffenen Fußes auftreten.

Diagnostik

Das Befragen der Symptome und die klinische Untersuchung stehen am Anfang der Diagnostik der Peronealsehnenluxation. Das Abtasten der luxierten Sehne und die durch Tests zu untersuchende Instabilität geben erste Hinweise auf die Verletzung. Des Weiteren können bildgebende Verfahren in der Diagnostik zum Einsatz kommen, um die Diagnose zu sichern und Ausmaß und Beteiligung weiterer Strukturen neben der Peronealsehnenluxation auszuschließen. Ein Röntgenbild zeigt knöcherne Beteiligung an, mit dem Ultraschall lassen sich die Sehnen darstellen und auf Risse, Entzündungen und Luxationen untersuchen. In manchen Fällen kommt das MRT zum Einsatz.

MRT bei Peronealsehnenluxation

Ein MRT (Magnetresonanztomograph) kommt bei der Peronealsehnenluxation in Zweifelsfällen zum Einsatz, wenn mit vorhergehender Diagnostik kein sicheres Ergebnis erzielt werden konnte, oder wenn man die Strukturen genauer darstellen muss. Zur Untersuchung im MRT legt man sich wie beim CT (Computertomograph) in eine Röhre, währenddessen Schnittbilder vom Unterschekel und Fuß gemacht werden. Im Unterschied zum CT weist das MRT keine Röntgen- oder andere gefährliche Strahlung auf, Weichteile können sehr gut beurteilt werden. Beim MRT handelt es sich um einen hochspezifischen und hochsensitiven Nachweis für eine Peronealsehnenluxation. 

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Therapie der Peronealsehnenluxation

Konservative Behandlung

In den letzten Jahren geht die Expertenmeinung immer mehr dahin, eine Peronealsehnenluxation operativ zu behandeln. Trotzdem kann die Behandlung konservativ erfolgen, wenn es Gründe gegen eine OP gibt oder sich ein besseres Ergebnis davon erhofft wird. Die Behandlung konservativ durchzuführen ist nur dann angezeigt, wenn die Peronealsehnenluxation durch einen Unfall, etwa beim Sport oder nach Umknicken des Fußes, bedingt ist. Handelt es sich um anlagebedingte Probleme, die zur Peronealsehnenluxation führen, sollte eine operative Behandlung in Betracht gezogen werden. Die Behandlung konservativ besteht vor allem aus Ruhigstellung des betroffenen Sprunggelenks und speziellen Übungen im Rahmen einer Physiotherapie. Die Ruhigstellung erfolgt bei der akuten Peronealsehnenluxation durch einen speziellen Verband oder einen Gips, der für 4-6 Wochen getragen werden muss. Während dieser Zeit ist auf Belastung des beteiligten Fußes zu verzichten. Diese Art der Behandlung einer Peronealsehnenluxation führt allerdings in nur ca. 50% der Fälle zur Heilung. Parallel dazu wird die Behandlung konservativ durchgeführt, indem Symptome wie Schmerzen und Schwellung mit schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten (ASS, Ibuprofen, Diclofenac) therapiert werden. Nach Abnahme des Gipses folgt ein schrittweises Heranführen an die volle Belastungsfähigkeit, wobei die Physiotherapie nach einer Peronealsehnenluxation eine entscheidende Rolle spielt.

Physiotherapie

Nach der akuten Behandlung der Peronealsehnenluxation kommt die Phase, in der die beteiligten, atrophierten Muskeln wieder aufgebaut werden. Dies geschieht im Rahmen einer Physiotherapie. Bei der Physiotherapie werden unter professioneller Anleitung bestimmte Übungen gezeigt und durchgeführt, die die Muskeln und Sehnen am Bein und Fuß stärken. Üblich ist es, in ca. 2-3 Terminen pro Woche über einen Zeitraum von 2-3 Monaten wieder genug Stabilität er erlangen. Wichtig ist bei der Physiotherapie, dass der Patient die Aufgaben ernst nimmt und sein Trainingsprogramm genau nach Anleitung gewissenhaft durchführt. Ansonsten kann es schnell zur erneuten Peronealsehnenluxation kommen.

OP

Nach heutiger Meinung sollte meist sowohl bei der akuten Peronealsehnenluxation nach Unfall, als auch besonders bei der anlagebedingten Peronealsehnenluxation eine OP Therapie der Wahl sein. Auch dann, wenn die Behandlung konservativ keinen Erfolg brachte, ist eine OP angezeigt. Es gibt dabei drei verschiedene Ansätze: Zum einen können die Peronaelsehnen mit Hilfe an anderer Stelle entnommener Sehnen rekonstruiert und so wieder an ihren anatomischen Ort gebracht werden. Diese OP verlangt jedoch im Anschluss eine 4-8-wöchige Ruhepause im Gips. Zum anderen gibt es die Methode der Transferoperation nach Peronealsehnenluxation, bei der die luxierten Sehnen unter ein am Knöchel bestehendes Band  (Ligamentum calcaneofibulare) gelegt und dort fixiert werden. Auch hier bedarf es einer mehrwöchigen Pause. Als dritte Option gibt es ein Verfahren, bei dem die Rinne im Knochen, in der sich die Peronealsehnen befinden, vertieft wird und die Sehnen mit einem kleinen, knöchernen Stück überdacht werden. In dieser tiefen Knochenrinne können die Sehnen wieder stabiler und ohne Luxation gleiten. Vorteil ist hier, dass abhängig von den Schmerzen direkt voll belastet werden darf. Welche OP angewendet wird, ist immer von der Art der Peronealsehnenluxation und dem Ausmaß der Beschwerden abhängig. Daher sollte immer im Einzelfall durch auf diesem Feld erfahrene Ärzte entschieden werden.

Prognose, Verlauf und Dauer

Die Prognose bzw. der Verlauf einer Peronealsehnenluxation ist in den meisten Fällen durchweg positiv. So kommt es vor allem bei der akuten, aber auch der chronischen Peronealsehnenluxation nach optimaler Therapie, zu keinen bleibenden Schäden oder Einschränkungen. Je nach gewählter Therapie beträgt die Dauer bis zur vollen Heilung trotzdem mehrere Wochen. Konservativ behandelte Patienten können meist nach ca. 8 Wochen Gips und anschließender Physiotherapie wieder volle Belastung aufnehmen. Die Dauer nach OP ist dabei ähnlich. Nach Rekonstruktion und Transferoperation muss für die Dauer von 2 Wochen ein Vollgips getragen werden, im Verlauf kann mit einem Gehgips für 4 Wochen leichtes Training aufgenommen werden. Nach der Sulcus-OP ist ein Gips nicht notwendig, dennoch muss die Belastung langsam gesteigert werden. In der Regel ist hier die Dauer bis zu vollständigen Genesung etwas kürzer. Im Falle einer chronischen Peronealsehnenluxation aufgrund einer Schwäche des Bandapparates kann die Dauer der Erkrankung bis zur richtigen Diagnose länger sein, sodass auch die Prognose weniger gut ist.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.11.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024