Die maximale Ausprägung einer Leberinsuffizienz mit partiellem Verlust der Stoffwechselfunktionen nennt man Leberversagen. Das terminale Leberversagen mit komplettem Verlust der Stoffwechselfunktionen ist eine lebensbedrohliche Situation, die einer sofortigen Therapie, je nach der dafür verantwortlichen Grunderkrankung, bedarf.
Unter einem Leberversagen (englisch: hepatic failure, liver failure) versteht man die maximale Ausprägung einer Leberinsuffizienz. Dabei kommt es zu einem partiellen Verlust der Stoffwechselfunktionen der Leber.
Im schlimmsten Falle kommen alle Funktionen der Leber zum Erliegen. Bei einem terminalen Leberversagen mit Verlust der Stoffwechselfunktionen der Leber herrscht eine lebensbedrohliche Situation, die einer sofortigen Therapie bedarf. Als Maximalform kann ein hepatisches Koma resultieren, welches durch das Anfallen von verschiedenen Stoffwechselprodukten im Körper hervorgerufen wird.
Das Leberversagen wird, wenn es keiner Ursache (bspw. einem alkoholtoxischen Leberschaden) zugeordnet werden kann, als eigene Krankheitsentität im ICD geführt:
Das akute Leberversagen zeigt eine klassische Symptomentrias aus Ikterus (Gelbfärbung der Haut und Skleren), Gerinnungsstörungen und Bewusstseinsstörungen. Diese Symptomtrias ergibt sich dadurch, dass die Stoffwechselfunktionen der Leber nicht mehr aufrechterhalten werden können. Neben dieser Symptomentrias finden sich auch zahlreiche andere klinische Zeichen, die auf ein Leberversagen hinweisen. Im Folgenden soll genauer auf die Art und die Entstehung der Symptome eingegangen werden.
Auch eine Krebserkrankung kann zu einem Leberversagen führen. Hinweise auf eine Krebserkrankung sind Symptome, die über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen und eher schleichend begonnen haben. Zu nennen ist die sogenannte B-Symptomatik, bei welcher es zu
Diese Symptome stehen nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Leberversagen. Sie sind jedoch einer lebereigenen Krebserkrankung oder Lebermetastasen zuzuordnen, die letztendlich ein Versagen der Leber nach sich ziehen können. Weiterhin können Tumore der Leber unspezifische Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Oberbauchschmerzen oder ebenfalls einen Ikterus (Gelbsucht) verursachen. Die Symptome zeigen sich jedoch meist erst sehr spät im Verlauf der Krebserkrankung.
Ein Hinweis auf eine zugrundeliegende Krebserkrankung der Leber ist eine plötzliche Verschlechterung einer bestehenden Leberzirrhose, welche man als Dekompensation bezeichnet. Diese ist als ein Leberversagen zu verstehen und geht mit den oben genannten Symptomen wie Aszites, Bewusstseinstrübung und einem Ikterus einher.
Erfahren Sie mehr dazu unter: Stadien der Leberzirrhose
Ein Leberversagen stellt eine dringende Indikation zu einer Therapie dar. Es kann bei einem Leberversagen mitunter zu schwerwiegenden und im schlimmsten Fall zu tödlichen Komplikationen kommen, da die Leber lebenswichtige Stoffwechselfunktionen erfüllt, welche nicht von anderen Organen kompensiert werden können. Man unterscheidet zunächst einmal eine symptomatische von einer kausalen Therapie des Leberversagens.
Die kausale Therapie des Leberversagens richtet sich nach der dafür verantwortlichen Grunderkrankung:
Letztendlich ist jedoch bei circa 50% der Patienten mit einer Leberinsuffizienz oder einem Leberversagen irgendwann eine Lebertransplantation als heilende Therapie notwendig. Einige Grunderkrankungen wie die PBC (Primär billiäre Zirrhose) oder die PSC (Primär sklerosierende Cholagitis) sind einzig und allein dadurch kurierbar. Die Zeit bis zur Lebertransplantation kann mit einer Leberdialyse überbrückt werden.
Bei Krebspatienten richtet sich die Therapie nach dem Stadium ihrer Krebserkrankung und dem Grad der Metastasierung sowie der restlichen Leberfunktion. Es sind sowohl chirurgische als auch konservative Verfahren möglich. Eine Lebertransplantation kann hier nur bei einer Krebserkrankung ohne Metastasierung oder Gefäßinvasion durchgeführt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Leberkrebs Therapie.
Bei der symptomatischen Therapie versucht man, alle wichtigen Funktionen und Stoffwechselprodukte der Leber weitestgehend zu ersetzen und den Kreislauf zu stabilisieren. Zunächst einmal ist eine intensivmedizinische Überwachung notwendig, da es sich um eine akut lebensbedrohliche Situation handelt. Der Kreislauf wird stabilisiert. Eine Kontrolle des Blutzuckers und eine gute Einstellung des Wertes sowie die Substitution von wichtigen Elektrolyten sind ebenfalls für einen stabilen Kreislauf unerlässlich. Auf lebertoxische Medikamente ist zu verzichten, die Einnahme wird sofort beendet bzw. auf eine andere Medikation umgestellt. Eine Alkoholkarenz ist ebenfalls absolut notwendig. Es wird eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene, ausreichend kalorische Kost angestrebt. Entgegen der alten Lehrmeinung ist eine Eiweißrestriktion in der Ernährung heute nicht mehr empfohlen. Ferner ergeben sich folgende Therapieindikationen aus der jeweils vorliegenden Symptomatik:
Es gibt sehr viele Krankheitsbilder und Substanzen, die ein Leberversagen verursachen können. Einige davon führen zu chronischen Leberschäden, andere schädigen die Leber akut. Es sind sowohl Krankheiten zu nennen, die das Lebergewebe schädigen, als auch jene, welche die Durchblutung der Leber behindern. Beide Prozesse führen zu einer Zerstörung der Leberfunktion und somit zu einem Versagen der Stoffwechselfunktionen. Eine Auflistung aller denkbaren Ursachen ist sehr schwierig, daher sollen hier vor allem die relevanten Krankheitsbilder und Substanzen genannt werden.
Entzündliche Lebererkrankungen: Eine wichtige Ursache bilden hepatotrope Viren, sprich die Hepatitis B, Hepatitis C und Hepatitis D Viren. Diese führen zu chronischen Hepatitiden (Entzündung der Leber) und damit einhergehend zu Leberzirrhosen, welche in einem Leberversagen münden. Andere entzündliche Lebererkrankungen, welche jedoch nur einen kleinen Anteil an der Gesamtheit der Patienten mit Leberversagen ausmachen, sind:
Toxischer Leberschaden: Die häufigste Ursache für eine Leberzirrhose, die letztendlich mit einem Leberversagen einhergehen kann, ist der chronische Alkoholabusus. Weitere Ursachen einer toxischen Leberschädigung sind:
Weitere Ursachen:
Lesen Sie mehr zum Thema: Aufgaben der Leber
Krebserkrankungen der Leber sind eine mögliche Ursache eines Leberversagens. Die meisten bösartigen Tumore der Leber sind Lebermetastasen anderer Primärtumore. Oft besteht bei Patienten mit einem sogenannten hepatocellulären Karzinom ebenfalls eine Leberzirrhose, sodass die Leberfunktion und das gesunde Restgewebe eingeschränkt sind. Auch andere Krebsarten wie Lymphome, das cholangiocelluläre Karzinom oder etwa Metastasen von Tumoren anderer Organe können sich in der Leber manifestieren und das Lebergewebe zerstören.
Der bösartige Krebs führt zu einer Zerstörung des Lebergewebes und einer Verschlechterung der Durchblutung der Leberzellen. Insbesondere im Inneren von HCCs (Hepatocelluläres Carcinom) kommen Nekroseareale vor, die durch eine Minderdurchblutung entstehen.
Das entartete Lebergewebe erfüllt keine Stoffwechselfunktionen mehr. Die Prognose ist insgesamt eher schlecht, da insbesondere beim HCC oft auch eine fortgeschrittene Leberzirrhose vorliegt. Das noch vorhandene Restgewebe, welches funktionell ist, ist daher sehr klein und reicht nicht aus, um eine ausreichende Funktion aufrecht zu erhalten. Dadurch sind die Therapiemaßnahmen bei einer fortgeschrittenen Erkrankung sehr eingeschränkt.
Alkohol stellt den wohl größten Risikofaktor für eine chronische Lebererkrankung und damit einhergehend für ein Leberversagen dar. Gerade in den Industrienationen ist ein massiver Alkoholabusus ein weit verbreitetes Problem. In Deutschland sind etwa 2,5 Millionen Alkoholkranke therapiebedürftig.
Ein chronischer Alkoholabusus führt zu einem alkoholtoxischen Leberschaden. Der Schaden kann in drei Stadien eingeteilt werden, von denen die ersten zwei potentiell noch reversibel sind. Im letzten Stadium, der alkoholbedingten Leberzirrhose, ist der Schaden nicht mehr umkehrbar. Bei solch einem fortgeschrittenen Leberschaden kann es, wie weiter oben erwähnt, zu einem Leberversagen kommen. Bei Versagen aller konservativen und interventionellen Therapieverfahren bleibt dann nur noch die Lebertransplantation als ultima ratio.
Der chronische Alkoholabusus führt nicht nur zu einer direkten Schädigung des Lebergewebes im Sinne einer Leberzirrhose, sondern birgt auch das Risiko einer Entartung der Leberzellen, woraus eine Krebserkrankung der Leber resultieren kann. Diese kann dann ebenfalls ein Leberversagen herbeiführen. Es ergibt sich also eine dringende Pflicht, den Alkoholabusus zu beenden!
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Folgen von Alkohol.
Per Definition werden verschiedene Zeitintervalle für eine Leberinsuffizienz definiert. Das Leberversagen stellt dabei die Maximalform, also die schlimmste Ausprägung der Leberinsuffizienz dar. Damit beinhaltet das Leberversagen quasi die Leberinsuffizienz obligat. Die Verlaufsdauer bis zur Leberinsuffizienz ermöglicht die Unterteilung in:
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Leberinsuffizienz.
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