Eine Hepatitis D kann nur im Zusammenhang mit einer Hepatitis B-Infektion auftreten, da dem Hepatitis D-Virus die Hülle zum Andocken fehlt und es das Hepatitis B-Virus als Helfer braucht. Die Infektion kann entweder gleichzeitig oder danach erfolgen. Die Symptome ähneln einer Hepatitis A, d.h. grippeartige Beschwerden, Übelkeit, Durchfall und Gelbsucht.

Hepatitis D

Die Hepatitis D ist eine Leberentzündung, die durch das Hepatitis D-Virus (auch: Hepatitis Delta-Virus, HDV, früher Delta-Agens) ausgelöst wird. Dies ist jedoch nur möglich, wenn entweder zeitgleich oder zuvor eine Infektion mit dem Hepatitis B-Virus stattgefunden hat. 5% der dauerhaft an Hepatitis-B-infizierten Patienten sind mit dem Hepatitis D Virus koinfiziert. 

Symptome & Diagnose

Symptome

Die Symptome entsprechen denen einer Hepatitis A.

Im sogenannten Prodromalstadium, das 2-7 Tage dauert, zeigen sich grippale Symptome wie erhöhte Temperatur und Abgeschlagenheit, außerdem treten Übelkeit, Appetitlosigkeit, Druckschmerz im rechten Oberbauch und eventuell Durchfall auf. Weitere Symptome sind akut auftretender Hautausschlag und Gelenkschmerzen, die jedoch nicht immer auftreten.
Im zweiten Stadium (Dauer 4-8 Wochen) setzt sich das Virus in der Leber fest. Bei Erwachsenen zeigt sich nun eine Gelbsucht (Ikterus). Neben dem Verfärben der weißen Lederhaut im Auge, sowie darauf folgend der gesamten Körperoberfläche, äußert sich diese Lebermanifestation in einer Dunkelfärbung des Urins mit gleichzeitiger Entfärbung des Stuhls. Die Leber ist nun deutlich vergrößert und schmerzhaft. In ca. 10-20% der Fälle lässt sich in diesem Stadium auch eine Milzvergrößerung und Lymphknotenschwellung feststellen.

Diagnostik

Zum einen kann das Hepatitis D Virus gleichzeitig mit dem Hepatitis B Virus übertragen werden (Simultaninfektion). Zum anderen kann ein Patient mit vorhandener Hepatitis B mit dem HD-Virus infiziert werden (Superinfektion). Je nachdem welche Infektion vorliegt, sind unterschiedliche Labornachweise möglich.
In jedem Fall sollte eine Laboruntersuchung des Blutes erfolgen. Der Nachweis von Hepatitis D-spezifischem Antigen ist oftmals bei einer Superinfektion besser möglich als bei einer Simultaninfektion.
Außerdem ist das Antigen meist nur innerhalb der ersten bis zweiten Woche der akuten Infektion nachweisbar.
Wenn das Hepatitis D-Antigen schon negativ ist, ist im späten akuten Infektionsstadium der Antikörper Anti-HDV IgM nachweisbar. Kommt es zu einer dauerhaften (chronischen) Infektion, kann dieser auch persistieren (dauerhaft nachweisbar sein).
Der IgM-Antikörper ist der Antikörper, der unspezifischer gegen das Virus vorgeht und als erstes bei einer Infektion gebildet wird.

Als weiterer Antikörper ist im späteren Verlauf das Anti-HDV IgG nachweisbar. IgG Antikörper sind spezifischer gegen das Virus. Er ist bei einer Simultaninfektion nach ca. 4-6 Monaten nach Erkrankungsbeginn im Blut nachweisbar. Bei einer Superinfektion kann der Anti-HDV IgG-Antikörper schon nach 4 Wochen nach Erkrankungsbeginn im Blut positiv getestet werden. Ist die Testung auf Antigen oder Antikörper unsicher, besteht aber trotzdem der Verdacht auf eine Hepatitis-D-Infektion, kann der Nachweis von HDV-RNA mittels PCR (Polymerasekettenreaktion). Die RNA ist das Erbgut des Hepatitis-D Virus.
Zusätzlich sollte das Blut auf Antigene und Antikörper des Hepatitis-B-Virus getestet werden.

Behandlung

Eine wirksame Therapie gegen das HDV gibt es aktuell noch nicht. Therapien mit alpha-Interferon sind nur in seltensten Fällen erfolgreich und führen zur Reduktion der Viruszahl, die jedoch nach Therapieende meist wieder ansteigt. Ist die Hepatitis B-Infektion ebenfalls therapiewürdig, kann dies mit sogenannten Nukleosidanaloga erfolgen, die jedoch gegen das HDV wirkungslos sind.
Gegen die typischen Hepatitis-Symptome wie Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall können leberschonende Medikamente gegeben werden. Außerdem sollte der Patient eine strenge Bettruhe einhalten und auf Alkohol und andere leberschädigende Substanzen verzichtet werden.
Als letzte Option steht bei stark fortgeschrittener Schädigung der Leber die Transplantation eines gesunden Organs.

Ursache & Prophylaxe

Hepatitis D-Virus

Das Hepatitis D-Virus (HDV) gehört nämlich einer sehr seltenen Virusart an. Es handelt sich dabei um ein inkomplettes („nacktes“) Virus, das man auch Virusoid nennt. Die Besonderheit ist das Fehlen der Virushülle, die jedoch benötigt wird um an fremde Zellen anzudocken und das Viruserbgut in die Wirtszelle einzubringen. Daher nutzt das HDV das Hepatitis B-Virus (HBV) als Helfer. Somit ist das Hepatitis D Virus nur bei Anwesenheit des Hepatitis B Virus fähig sich zu vermehren. Es bindet an Proteine in der Hülle des HBV, die HBsAg genannt werden und nutzt so den gleichen Infektionsweg wie das Hepatitis B-Virus.

Hat das HDV sein Erbgut (RNA = ribonucleic acid) in die Wirtszelle injiziert, baut diese Zelle die fremde RNA in den eigenen Stoffwechsel ein und produziert nun die Proteine des Virus. Sind die einzelnen Virusbestandteile gebildet worden, setzen sie sich zusammen und das neue Virus verlässt die Zelle, die dadurch zerstört wird. So vermehrt sich das HDV, das keinen eigenen Stoffwechsel besitzt.

Es gibt 3 verschiedene Genotypen des HDV, also 3 verschiedene RNA-Typen.

  • Genotyp I findet sich in der westlichen Welt, in Taiwan und im Libanon.
  • Genotyp II ist in Ostasien verbreitet und
  • Genotyp III in Südamerika.

In bestimmten Gebieten der Erde, wie beispielsweise im Mittelmeerraum, Rumänien, im vorderen Orient, Afrika oder im Amazonasgebiet treten zeitweise sogenannte Hepatitis D-Endemien auf. Als Endemie bezeichnet man das dauerhaft gehäufte Auftreten einer Krankheit in einer bestimmten Region.Die sporadisch auftretende Hepatitis D findet man auf allen Erdteilen vor allem innerhalb der Hepatitis B-Risikogruppen, also Drogenabhängigen (intravenöse Drogen), Sextouristen, Hetero- und Homosexuelle mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern, Empfänger von Blutkonserven, Dialysepatienten, medizinisches Personal usw.

Übertragung

Die Übertragung des Hepatitis D Virus findet vornehmlich parenteral (über Blut und Körperflüssigkeiten), sexuell oder perinatal (bei der Geburt eines Kindes durch eine infizierte Mutter) statt.
Die Inkubationszeit (Zeitspanne vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit) beträgt beim HDV 3-7 Wochen

Impfung

Eine direkte Impfung gegen Hepatitis D ist nicht möglich. Allerdings existiert eine Hepatitis-B-Impfung, welche gleichzeitig gegen das Hepatitis D Virus schützt, da es sich nur in Anwesenheit des Hepatitis-B-Virus vermehren kann. Es wird empfohlen, gegen Hepatitis B zu impfen. Die Impfung wird generell im 2., 4. und 12. Lebensmonat durchgeführt.
Ist die Impfung im Säuglingsalter nicht erfolgt, müssen auch im späteren Lebensalter 3 Impfungen erfolgen.
In der Regel ist dann auch keine Auffrischungsimpfung mehr nötig. Die Auffrischung wird nur empfohlen, wenn ein hohes Infektionsrisiko besteht. Dies ist der Fall, wenn zum Beispiel der Partner mit Hepatitis B infiziert ist, man mit Hepatitis B Infizierten häufig in Kontakt kommt (zum Beispiel im Krankenhaus) oder aber eine Immunschwäche besteht. In diesen Fällen sollte alle 10 Jahre eine Auffrischung durchgeführt werden.

Verlauf & Prognose

Inkubationszeit

Als Inkubationszeit wird der Zeitraum zwischen Infektion mit dem Virus und dem ersten Auftreten von klinischen Symptomen bezeichnet. Die Inkubationszeit bei Hepatitis D kann zwischen 4-12 Wochen, also bis zu 4 Monaten, variieren. Handelt es sich um eine Superinfektion – eine Hepatitis-D-Infektion bei bestehender Hepatitis B – ist die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheit normalerweise kürzer als bei einer Simultaninfektion.

Verlauf

Für den Verlauf der Hepatitis D ist es von Bedeutung ob sich der Erkrankte mit dem Hepatitis B Virus und dem Hepatits D Virus zeitgleich infiziert hat (Simultaninfektion) oder zuerst mit dem HBV und erst später mit dem HDV (Superinfektion).
Die Superinfektion ist weitaus häufiger und hat eine deutlich schlechtere Prognose. Der sogenannte „second hit“, also eine zweite schwere Lebererkrankung in Folge schädigt die Leber oft so stark, dass es zu einer chronischen Hepatitis kommt. Hier heilt die akute Leberentzündung auch nach 6 Monaten nicht ab und bringt oft eine Leberzirrhose (bindegewebiger Umbau des Leberfunktionsgewebes) oder ein hepatocelluläres Carcinom (HCC, also Leberkrebs) mit sich.

90% aller Superinfektionen führen zur chonischen Manifestation. Die chronische HBV/HDV-Hepatitis führt 3 mal häufiger zum Tod als die chronische HBV-Hepatitis allein.

Bei einer Simultaninfektion mit HBV und HDV kommt es zwar zu einer schweren akuten Hepatitis, allerdings heilen 95% aller akuten Hepatitiden, die durch HDV verursacht werden, vollständig aus.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.05.2012 - Letzte Änderung: 12.01.2023