In diesem Artikel geht es um die Ursachen einer Lymphknotenschwellung. Die möglichen Ursachen werden zunächst im Allgemeinen und daraufhin nach Lokalisation der Lymphknoten erläutert. Außerdem werden die Gründe für eine schmerzlose Schwellung der Lymphknoten besprochen.
Lymphknoten, auch Lymphdrüsen genannt, gehören zum Immunsystem und liegen als kleine Knoten im ganzen Körper verteilt. Jeder Mensch besitzt ca. 600 dieser Knötchen. Die meisten sind nur 5-10 Millimeter groß und nicht tastbar. Eine Ausnahme bilden die Leisten- und einige Halslymphknoten, welche auch beim Gesunden bis zu 20mm groß und damit leicht zu ertasten sind. Fast jeder Mensch kann diese Knötchen bei sich, mit flacher Hand und geschlossenen Fingern, unter leichtem Druck der Fingerspitzen, ertasten.
Sie tasten sich an Hals und Leiste als etwa haselnussgroße, feste Knötchen, die gut zu verschieben sind und nicht schmerzen. Dies ist der Normalzustand und hat keinen Krankheitswert.
Ist ein Lymphknoten hingegen sehr schmerzempfindlich auf Berührung hin, ist meist eine Entzündung die Ursache. Diese schmerzhafte Schwellung ist meist eine temporär Erscheinung und verschwindet mit Abklingen der ursächlichen Erkältung wieder.
Ein Arztbesuch ist anzuraten, wenn ein Lymphknoten hingegen sehr plötzlich und deutlich an Größe zunimmt, die Schwellung dauerhaft bestehen bleibt oder auch wenn Lymphknoten an untypischen Körperregionen vergrößert sind. Weiter Begleitsymptome wie Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust sind ebenfalls Alarmsignale. Dann muss auch an bösartige Ursachen gedacht werden.
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Schwillt ein Lymphknoten an, gibt es zwei Ursachengruppen dafür. Lymphknoten schwellen häufig im Rahmen einer Entzündung an und viel seltener im Rahmen von Tumorerkrankungen. Fast immer ist eine Lymphknotenschwellung also harmlos und allein der Funktion der Lymphknoten geschuldet. Die Schwellung entsteht wie folgt:
Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Pilze, dringen über Körperöffnungen, wie die Atemwege oder auch über Verletzung in der Haut, in den Körper ein. Über die Lymphflüssigkeit und die Lymphbahnen gelangen die Krankheitserreger zu den nächstgelegenen Lymphknoten. Jeder Lymphknoten erhält und filtert die Lymphflüssigkeit eines bestimmten Körpergebietes. Die Lymphknoten filtern die Lymphe, ähnlich wie auch die Milz das Blut filtert. Im Lymphknoten sitzen die Immunzellen, die sogenannten weißen Blutkörperchen (B- oder T-Lymphozyten) und überwachen die vorbeifließende Lymphflüssigkeit auf Krankheitserreger. Kommen die Immunzellen in Kontakt mit Bakterien oder Viren, werden sie aktiv, die Immunzellen wachsen und vermehren sich, sodass der Lymphknoten anschwillt.
Aus der Lage des geschwollenen Lymphknotens kann so schon abgeleitet werden, in welcher Körperregion die Entzündung zu suchen ist. Auf dieses Weise werden Lymphknoten tastbar, die wir sonst nicht bemerken.
Bei einer Aktivierung, z.B. im Rahmen einer akuten Erkältung, werden sie oft zusätzlich auch schmerzempfindlich. Das liegt daran, dass der anschwellende Knoten Zug auf Nervenfasern der Umgebung verursacht, die bei Dehnung ein Schmerzsignal an das Gehirn schicken. Die Schwellung ist kein Grund zur Sorge. Ganz im Gegenteil, sie zeigt uns, dass unser Immunsystem gut arbeitet, um die Krankheitserreger abzuwehren. Die Hals- und Leistenlymphknoten sind deshalb so prominent und dauerhaft tastbar, weil sie im Laufe des Lebens eine Vielzahl von Entzündungen abwehren und so mit der Zeit ihr Bindegewebe zunimmt. Dass man sie auch im Ruhezustand tasten kann, hat also keinen Krankheitswert.
Ursächlich für eine Lymphknotenschwellung ist also häufig eine banale oder auch stärkere Entzündung im Bereich ihres Zuflussgebietes.
Die zweite mögliche und leider bösartige Ursache sind Tumorerkrankungen. Ausgehend von einem Tumor, dem sogenannten Primärtumor, z. B. Brustkrebs, können Tumorzellen über die Lymphbahnen in den nächstgelegenen Lymphknoten wandern und dort ein Tochtergeschwür, auch Metastase genannt, bilden. Der Lymphknoten wird größer, verhärtet sich und ist nicht mehr sehr gut verschieblich. Dies kommt deutlich seltener vor als die entzündliche Lymphknotenschwellung.
Das Ertasten einer Schwellung ruft bei vielen Menschen Ängste hervor. Auch wenn die Lymphknotenschwellung fast immer harmlos ist, sollte man sich trotzdem nicht scheuen einen Arzt um Rat zu fragen. Er kann sicher zwischen gutartiger und bösartiger Ursache entscheiden.
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Am Hals sind die Lymphknoten besonders zahlreich. Die häufigste Ursache für ein Anschwellen ist, wie generell bei allen Lymphknoten, die Entzündung. Im Halsbereich kann z. B. eine Rachen- oder Mandelentzündung (bei entfernten Mandeln die Seitenstrangentzündung) auftreten. Meist wird sie durch Viren, seltener auch durch Bakterien hervorgerufen. Nur bei bakteriellen Infekten helfen dann Antibiotika.
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Die Krankheitserreger können über die Körperöffnungen Mund und Nase eingeatmet worden sein, oder auch durch Schmierinfektion von den Händen auf die Schleimhaut von Mund, Nase oder Augen übertragen worden sein. Eine weitere Eintrittspforte für Krankheitserreger sind Verletzungen der Haut oder entzündete Hautunreinheiten. Auch ein entzündeter Zahn kann zum Anschwellen des nächstgelegenen Lymphknotens führen.
Mögliche virale Erreger sind die klassischen Erkältungsviren: Rhino-, Corona- und Adenoviren. Diese lösen einen grippalen Infekt aus. Eine echte Grippe wird durch die Influenzaviren ausgelöst. Weitere Viren sind die Erreger der Kinderkrankheiten Masern, Mumps und Röteln. Die Kinderkrankheit Scharlach wird durch Bakterien ausgelöst und geht ebenfalls oft mit einer Lymphknotenschwellung einher.
Zu den möglichen bösartigen Ursachen zählen Krebserkrankungen wie das Maligne Lymphom (Lymphdrüsenkrebs, vor allem die Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome), Leukämien (Blutkrebs) oder auch Tochtergeschwüre (Metastasen) entfernter Tumore. Als Ursprungstumore kommen am Hals Krebserkrankungen in Frage, die von folgenden Organen ausgehen: Schilddrüse, Lunge, Nase, Magen und Haut.
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In der Achsel liegen die Lymphknoten, die die Lymphflüssigkeit der Brust empfangen.
Bei einem schmerzlos stark vergrößerten Lymphknoten kann es sich im ungünstigsten Fall um ein Tochtergeschwür bei Brustkrebs handeln.
Auch das Non-Hodgkin-Lymphom aus der Gruppe der malignen Lymphome kann eine Schwellung in der Achsel hervorrufen. Häufiger ist als erstes Symptom eine Lymphoms jedoch das Anschwellen von Halslymphknoten. Dazu kommen Beschwerden wie Fieber, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Nachtschweiß. Ein wenig nächtliches Schwitzen ist normal. Von Nachtschweiß spricht man erst, wenn tatsächlich die Kleidung gewechselt werden muss.
Neben einer bösartigen Ursache kommt aber auch immer eine harmlose Ursache in Betracht. Gerade in der Achselregion kann es zum Beispiel auch durch einfache kleine Schnittverletzungen im Rahmen des Rasierens zum Eintritt von Krankheitserregern kommen. Die Folge ist eine harmlose infektiöse Lymphknotenschwellung. Heilt diese nicht gut ab kann es jedoch auch zur Abszessbildung kommen. Ein Abszess ist eine Abkapselung des Entzündungsprozesses, die gegebenenfalls chirurgisch entfernt werden muss.
In der Achsel kann eine Lymphknotenschwellung auch nach einer Impfung in den Oberarm auftreten.Dabei werden die Bestandteile des Impfstoffs unter anderem in die Lymphknoten transportiert, welche daraufhin wie nach einer Infektion auf die Moleküle reagieren und Antikörper gegen diese produzieren. Die Impfbestandteile können ihrerseits keine Erkrankung auslösen, regen im Körper jedoch eine Antikörperbildung an, die im Falle einer echten Infektion zu schnellen Abwehrmechanismen führt und eine Erkrankung verhindert oder abschwächt. Die Lymphknotenschwellung kann innerhalb der ersten Tage nach der Impfung typischerweise dabei auftreten.
Außerdem kann es während der Stillzeit zu einer Schwellung der Lymphknoten kommen wenn das mütterliche Brustgewebe anfällig und gefährdet für bakterielle Brustentzündungen ist. Diese können aufgrund eines Milchstaus, sowie durch kleine Risse und Verletzungen im Brustgewebe begünstigt auftreten und zu schmerzhaften Brustschmerzen Fieber und anderen Entzündungszeichen führen. Die Erreger werden über die Lymphbahnen typischerweise zu den Achsellymphknoten transportiert, welche daraufhin anschwellen und eine Immunreaktion auf die Erreger hervorrufen. Mit Abklingen der Entzündung bilden sich die Lymphknoten im Normalfall wieder zurück. Während der Erkrankung können sie zusätzlich zur Schwellung stark druckschmerzhaft, gerötet und überwärmt sein.
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Die Lymphknoten der Leiste erhalten jeweils die Lymphflüssigkeit der Beine und des Beckenbereiches. Infektionen und Verletzungen der unteren Körperhälfte können also zu einem Anschwellen der Leistenlymphknoten führen. Als Eintrittspforte für Erreger reicht eine banal Schnittverletzung, zum Beispiel durch einen eingetretenen Gegenstand wie eine Scherbe, aus. Die Bakterien erreichen über die Lymphbahnen entlang des Beines auch die Leistenlymphknoten und werden hier bekämpft. Im schlimmsten Fall kann es zur Blutvergiftung (Sepsis) kommen, wenn das Immunsystem nicht stark genug ist die Erreger abzuwehren.
Neben Verletzungen des Haut sind auch Entzündungen von Organen, die in der Nähe der Leistenlymphknoten liegen, ursächlich für eine Schwellung der Leistenlymphknoten. Dazu gehören zum Beispiel Darmerkrankungen. Beim Mann können auch Infektionen im Genitalbereich, der Prostata und dem Nebenhoden ursächlich sein . Bei der Frau kann sich die Gebärmutter entzünden.
Die bekanntesten sexuell übertragbaren Krankheiten sind Chlamydien, Tripper, auch Gonorrhoe genannt, Syphilis, Genitalherpes oder Pilzerkrankungen wie Candida.
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Vor und hinter dem Ohr befinden sich ebenfalls Lymphknotenstationen. Hauptursache sind wieder Infektionen in dem Lymphflüssigkeit zuführenden Bereichen.
So kann zum Beispiel eine Entzündung des äußeren Gehörganges, des Mittelohrs oder auch eine Infektion der Ohrspeicheldrüse eine Entzündung hervorrufen.
Zur Entzündung der Ohrspeicheldrüse, auch Parotis genannt, kommt es im Rahmen der viralen Mumps-Erkrankung oder auch bei Sekretaufstau durch Speichelsteinen.
Weiter infektiöse Ursachen für eine vornehmliche Schwellung der Lymphknoten hinter dem Ohr sind folgende Infektionen: die durch Viren hervorgerufene Kinderkrankheit Röteln, die durch Parasiten hervorgerufene Toxoplasmose, die von Katzenkot übertragen wird und die bakterielle Geschlechtskrankheit Syphilis. Ursächlich kann auch ein Karzinom der Ohrspeicheldrüse sein oder andere Tumorerkrankungen im Kopfbereich. Auch Hautkrebs (z.B. das Maligne Melanom) kann Tochtergeschwüre in den Lymphknoten der Kopfregion bilden.
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Eine typische Ursache ist das Pfeiffersche Drüsenfieber, auch Mononukleose oder Kusskrankheit genannt. Ausgelöst wird es durch das Epstein-Barr-Virus. Symptome sind neben einer ausgeprägten Mandelentzündung mit Fieber und Kopfschmerzen auch eine Lymphknotenschwellungen an Hals und Nacken.
Alle anderen Entzündungen im Kopfbereich können ebenfalls zu einem Anschwellen der Nacken-Lymphknoten führen. Beispiele sind Halsentzündungen, Zahnfleischentzündungen und Speicheldrüsenentzündungen. Bei Kindern können auch Erkrankungen wie Röteln oder Masern die Ursache sein. Generell kommt es bei Kindern schneller zu Lymphknotenschwellungen, da ihr Immunsystem mit vielen Erregern zum ersten mal konfrontiert ist und die Reaktion ausgeprägter ausfällt und somit mit einer stärkeren Schwellung einher geht.
Temporäre Lymphknotengrößen von bis zu 2cm sind unbedenklich.
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Von einer generalisierten Lymphknotenschwellung spricht man, wenn Lymphknoten in mehr als 3 Körperregionen, also zum Beispiel in Hals, Leiste und Bauchraum, angeschwollen sind. Viren, die eine solche Lymphknotenschwellung an verschiedenen Körperstellen gleichzeitig hervorrufen können sind:
Exotischere Erreger sind das Dengue-Virus oder das West-Nil-Virus. HIV führt meist nur kurz nach der Ansteckung zu einer Lymphknotenschwellung. Die Schwellung dauert oft mehr als 3 Monate an, betrifft mehrere Stellen des Körpers und verschwindet dann aber wieder.
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Schmerzen sprechen bei Lymphknoten immer für entzündliche, also eher harmlose Prozesse. Schmerzt ein Lymphknoten nicht und ist aber trotzdem vergrößert, kann das verschiedene Ursachen haben.
Die Lymphknoten der Leiste oder unter dem Kinn sind bei den meisten Menschen dauerhaft schmerzlos vergrößert und zwar auf etwa die Größe einer Haselnuss oder Murmel. Dies hat keinen Krankheitswert. Sie sind lediglich durch Bindegewebe verdickt, weil in ihnen schon viele Entzündungen abgelaufen sind.
Bei folgenden Anzeichen ist jedoch eine Abklärung nötig:
Dann kann ein bösartiger Prozess wie ein Lymphdrüsenkrebs oder eine andere Krebserkrankungen, die sich in den betroffenen Lymphknoten ausgebreitet hat, dahinter stecken.
Eine seltene, gutartige Ursache ist die Sarkoidose, bei der sich aus ungeklärter (vermutlich spielen das Immunsystem und Bakterien eine Rolle) Ursache, vor allem in der Lunge aber auch in den Lymphknoten, Gewebeknötchen bilden. Außerdem die Tuberkulose, die durch Bakterien hervorgerufen wird.
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Ebenfalls sehr selten ist die Sinushistiozytose, bei der sich in den Lymphknoten bestimmt Immunzellen, die Histiozyten, ansammeln, was zur Schwellung führt. Weitere seltene Ursachen sind: Lupus erythematodes, Amyloidose, Speichererkrankungen wie Morbus Gaucher und Morbus Niemann-Pick.