Schmerzen am Schienbein - Was sind die Ursachen?

Das Schienbein ist sowohl am Kniegelenk, als auch am oberen Sprunggelenk beteiligt. Schmerzen im Schienbein können unter anderem nach starker sportlicher Belastung auftreten. Da das Schienbein relativ dicht unter der Haut liegt, ist es auch für Prellungen oder Anstoßtraumata prädestiniert.

Schmerzen am Schienbein - Was sind die Ursachen?

Definition

Das Schienbein befindet sich im Unterschenkel des Menschen und trägt dessen Gewicht, da es einerseits am Kniegelenk und andererseits am oberen Sprunggelenk beteiligt ist.
Folglich wird das Schienbein bei allen Aktivitäten im Stehen und Laufen belastet.

Schmerzen am Schienbein sind deshalb keine Seltenheit und treten zumeist während oder nach erhöhter Belastung aufgrund sportlicher Betätigung oder längerem Gehen auf.

Oftmals äußern sie sich als stechender oder ziehender Schmerz.

Neben Überlastungserscheinungen kommen auch entzündliche Prozesse wie eine Knochenhautentzündung oder eine Sehnenscheidenentzündung in Betracht.

Ursachen

Oftmals treten Schmerzen im Schienbein aufgrund einer Überreizung auf, die sich in unterschiedlicher Intensität äußern kann.

In der Regel können schwerwiegendere Beschwerden vermieden werden, wenn der Patient vernünftig handelt und auf seinen Körper hört.
Das heißt, dass bei auftretenden Schmerzen eine Pause eingelegt werden und das Schienbein nicht weiter stark belastet werden sollte, bis die Schmerzen wieder abgeklungen sind.

Ein Training unter Schmerzen verschlimmert Reizzustände und führt zu längeren Rekonvaleszenzzeiten.

Im Extremfall können die Schmerzen am Schienbein auch durch ein Kompartmentsyndrom ausgelöst werden. Dieses ist eine ernstzunehmende Erkrankung und muss akut behandelt werden.

Schmerzen im Schienbein - Außen

Schmerzen an der Außenseite des Schienbeins betreffen in vielen Fällen die vordere Muskulatur. Das Schienbein hat eine besonders exponierte Lage im Unterschenkel und liegt unmittelbar unter der Haut, ohne durch Fett und Muskeln bedeckt zu sein. Die Muskulatur liegt äußerlich am Schienbein an und zieht von dort über das Sprunggelenk auf den Fußrücken und die Zehen. Durch diese Muskulatur wird somit vor allem der Fuß nach oben angezogen. Die meisten Schmerzen in diesem Bereich kommen von diesen Muskeln oder Sehnen, die infolge einer Überlastung oder einer Fehlbelastung auftreten können.

Ein Schmerz am Knochen ist davon abzugrenzen. Dieser ist besonders schmerzhaft bei Prellungen und Knochenbrüchen. Das liegt auch an der exponierten Lage des Knochens und der äußerst sensiblen Knochenhaut. Die typischsten Ursachen neben Körperfehlhaltungen und Schmerzen der Muskulatur sind verheilte Brüche, Prellungen und Druckstellen von Verbänden.

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Schmerzen im Schienbein - Innen/ Schienbeinkantensyndrom

Schmerzen an der Innenseite des Schienbeins sind am häufigsten auf das Schienbeinkantensyndrom zurückzuführen. Es wird in der Fachsprache auch als „Shin splint“ bezeichnet. Der Schmerz ist in den seltensten Fällen punktuell, sondern kann sich vom Knöchel bis zum Knie hochziehen. Der Zeitpunkt des Auftretens liegt oft nach einer sportlichen Dauerbelastung, zum Beispiel bei Ausdauer-Sportarten. Nicht selten taucht der Schmerz symmetrisch auf beiden Seiten auf.

Die Ursache für den Schmerz am Schienbein liegt in der Muskulatur und den Ansatzsehnen der jeweiligen Muskeln. An der Innenseite des Schienbeins befindet sich die Wadenmuskulatur, vor allem der „Soleus“ und der „Tibialis posterior“ Muskel. Eine falsche Belastung und Anspannung dieser Muskelgruppe führt auf Dauer zu Reizungen und Schmerzen. Bei dauerhafter Beanspruchung kann es mitunter sogar zu Erschöpfungsbrüchen des Schienbeinknochens kommen. Das ist außerordentlich schmerzhaft und braucht lange zum Ausheilen.

Tauchen die Schmerzen wiederholt beim Sport auf und sind dauerhaft zu spüren, muss die Tätigkeit eingestellt und dem Muskel Zeit gegeben werden, sich vollständig zu erholen. Anschließend sollte ein Orthopäde die Ursache ermitteln, um eine zukünftige Fehlbelastung zu verhindern. Das kann durch Diäten, Bewegungs-Veränderung, Einlagen in den Schuhen, Muskeldehnung und weitere Methoden erfolgen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Schienbeinkantensyndrom

Schmerzen im Schienbein durch eine Knochenhautentzündung

Jeder Knochen des Körpers hat eine Haut, das sogenannte Periost, welche den Knochen umschließt. Sie dient der Ernährung und Regeneration des Knochens und ist im Gegensatz zu diesem schmerzempfindlich.

Eine Knochenhautentzündung, auch Periostitis genannt, kann in Folge einer bakteriellen Infektion oder nach mechanischer Überbelastung entstehen.

Im Schienbein kommt sie häufig bei Sportlern aufgrund mechanischer Überbelastung vor und äußert sich in Form von ziehenden und brennenden Schmerzen im Schienbein, häufig an dessen Innenseite und einer eingeschränkten Beweglichkeit des betroffenen Unterschenkels.
Desweiteren können Überwärmung und Schwellung hinzukommen.

Ist eine Periostitis aufgetreten, ist es wichtig, sich zu schonen, bis die Symptome wieder verflogen sind.
Kühlen und Salben können die Beschwerden lindern.

Damit die Entzündung wieder ausheilen kann und nicht chronisch und damit sehr langwierig und schwierig behandelbar wird, ist es essentiell, die Schmerzen nicht zu ignorieren und nicht mit entzündeter Knochenhaut weiter zu trainieren.

Bei schwereren Verläufen sind entzündungshemmende Schmerzmittel indiziert, Kinesiotape und Physiotherapie sind weitere Standbeine der Therapie.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Knochenhautentzündung.

Schmerzen im Schienbein durch einen Ermüdungsbruch

Ein Ermüdungsbruch oder Ermüdungsfraktur des Schienbeins kann in Folge sehr hoher sportlicher Belastung zum Beispiel bei Hochleistungssportlern oder als Zeichen einer Instabilität des Knochens wie bei der Osteoporose auftreten.

Die Schmerzen treten zunächst während der Belastung des betroffenen Beins auf und nehmen nach und nach zu, außerdem treten sie mitunter auch in Ruhe auf.

Oftmals ist es schwer einen Ermüdungsbruch zu diagnostizieren, da dieser im konventionellen Röntgenbild zumeist nicht zu erkennen und nur mit einem MRT sicher darstellbar ist.

Nach erfolgter Diagnose muss das Bein in einem Gips für sechs bis acht Wochen ruhig gestellt werden.

Ist der Bruch aufgrund einer Knocheninstabilität entstanden, müssen mögliche Ursachen hierfür abgeklärt werden, damit mögliche Grunderkrankungen therapiert werden können.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Ermüdungsbruch - Das müssen Sie wissen!

Schmerzen im Schienbeins durch eine Thrombose

Schmerzen im Schienbein sind eines von vielen Symptomen einer akuten Beinvenenthrombose. Die Lage der Schmerzen wird als „vor dem Schienbein liegend“ bezeichnet und zieht hoch bis in den Oberschenkel. Es können auch Schmerzen im Wadenbereich auftreten, die wie ein Krampf oder Muskelkater wahrgenommen werden. Eine Schwellung tritt häufig zusätzlich auf. Vor allem im Vergleich mit dem anderen Bein, lässt sich die Schwellung gut feststellen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Thrombose im Bein

Bei einer Beinvenenthrombose kommt es zur Bildung eines Blutgerinnsels im Inneren der Vene. Diese entzündet sich daraufhin, was die Schmerzen verursacht. Es besteht ein hohes Risiko, dass sich das Gerinnsel löst, im Blutkreislauf in die Lunge gerät und ein dortiges Gefäß verstopft. Solche Lungenembolien sind lebensbedrohlich und eine häufige Folge von Thrombosen in den Beinen.

Das betroffene Gefäß kann je nach Lage deutlich sichtbar an der Hautoberfläche zu sehen sein. Häufig verfärbt sich lediglich die darüber liegende Haut bläulich und rötlich. Die Stelle wird wärmer und es können Empfindungsstörungen auftreten. Bei einem Schmerz im Schienbein muss ein solches Gefäßproblem immer mit bedacht werden. Treten zusätzlich Atemnot und Brustschmerzen auf, besteht sofort medizinischer Handlungsbedarf.

Schmerzen am Schienbein beim Joggen

Insbesondere unter Joggern sind Schmerzen im Schienbein weit verbreitet. Ursächlich ist das Schienbeinkantensyndrom. Eine Vielzahl von Verletzungen und Fehlbelastungen werden unter diesem Syndrom zusammengefasst. Ein falsches Auftreten, falsches Schuhwerk und fehlerhafte Bewegungsabläufe sind nur einige der vielen Ursachen dieser Reizung. Abheilen kann der Schmerz nur durch Ruhe und Nichtbelastung des Beins. Bei erneutem Beginn des Joggens wird das Syndrom immer wieder auftreten. Nur eine Veränderung des Bewegungsablaufs, im Idealfall durch Laufbandanalyse und professionelle Beratung gestützt, kann langfristig den Schmerz verhindern.

Schmerzen am Schienbeinkopf

Der Schienbeinkopf sitzt oben auf dem Schienbein direkt unterhalb des Knies. Schmerzen an dieser Stelle können mehrere Ursachen haben. Das Schienbein oder der Schienbeinkopf selbst können betroffen sein. Brüche und Prellungen sind am Schienbeinkopf keine Seltenheit und äußerst schmerzhaft.

Hier setzt eine Muskelgruppe des Oberschenkels an. Diesen Ansatzpunkt bezeichnet man als „Pes anserinus“. Bei Reizung, Entzündung oder Verletzung dieser Muskeln kommt es zu einem stechenden Schmerz, der unter das Knie in Richtung Schienbeinkopf zieht. Vor allem bei Rentnern, Joggern und Personen mit Knieprothese bilden sich vermehrt Reizungen dieser Muskeln aus. Zu Beginn des Laufens und nach dem Aufstehen ist der Schmerz am Größten.

Verletzungen und Entzündungen im Knie können sich ebenfalls als Schmerz am Schienbeinkopf bemerkbar machen. Neben den typischen orthopädischen Bandverletzungen kommen Schleimbeutelentzündungen und Erkrankungen der Patella-Sehne in Betracht, die unterhalb des Schienbeinkopfs ansetzt.

Vorbeugung

Damit es gar nicht erst zu Schmerzen im Schienbein aufgrund einer Überlastung kommt oder diese zumindest nicht noch einmal auftreten, sollten einige Dinge beachtet werden.

Laufstil und Schuhwerk

Bei vielen Läufern kommt es zu Schmerzen im Schienbein, weil sie eine Fehlstellung in den Füßen haben oder diese beim Laufen falsch abrollen.

Oftmals knickt das Sprunggelenk beim Laufen übermäßig nach innen, dieses Phänomen wird Überpronation genannt.

Um herauszufinden, ob der eigene Laufstil fehlerhaft ist, empfiehlt es sich, eine professionelle Laufbandanalyse zu machen.
Dabei werden von hinten und von der Seite Videoaufnahmen des Sportlers beim Laufen auf dem Laufband angefertigt und anschließend Bild für Bild ausgewertet.

Beinfehlstellungen und Haltungsfehler können so aufgespürt und mit Hilfsmitteln oder Training behoben werden.
Je nach Bedarf dienen hierfür die Wahl der richtigen Laufschuhe, Sporteinlagen oder gezieltes Kräftigungstraining.

Wichtig ist auch, dass die Dämpfung des Schuhwerks auf das eigene Körpergewicht, den Trainingszustand und Untergrund abgestimmt ist.

Aber selbst mit dem besten Material ist es unabdingbar, dem Körper ausreichend Regenerationsphasen zuzugestehen.
Gerade Anfänger sollten darauf achten, dass sie ihrem Körper nicht zu viel zumuten und auf Warnsignale wie Schmerzen achten.

Fazit

Schmerzen im Schienbein sind eine häufige Erkrankung unter Sportlern, die laufintensive Sportarten betreiben.

Oftmals helfen bei leichten Beschwerden entsprechende Schonungsphasen und Hausmittel gegen die Symptome.

Bei länger andauernden Schmerzen sollte genauer nach einer Ursache gesucht werden und Therapie und Schonung ausgeweitet werden.

Oftmals können ein richtiger Laufstil und vernünftiges Trainingsverhalten dazu beitragen, dass es nicht zu Schmerzen im Schienbein kommt.

Weitere Informationen zu diesem Thema

Weitere allgemeine Informationen zu diesem Thema:

Eine Übersicht immer unter: Orthopädie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.11.2014 - Letzte Änderung: 30.03.2024