Beule am Schienbein

Als Beule am Schienbein bezeichnet man laienhaft jede Art von Schwellung unter oder in der Haut am vorderen Unterschenkel. Dabei kann die Beule verschiedene Ursachen haben und von unterschiedlichen Strukturen ausgehen.

Ursachen einer Beule am Schienbein

Die häufigste Ursache einer Beule am Schienbein ist eine Schwellung infolge einer Verletzung am Unterschenkel. Stößt man sich beispielsweise das Schienbein an, kann es in der Folge zu einer Ansammlung von Gewebswasser oder dem Austritt von Blut unter der Haut kommen, was letztlich die Beule verursacht. Eine andere häufige Ursache für eine Beule am Schienbein sind örtlich begrenzte entzündliche Reaktionen wie zum Beispiel die Reaktion auf einen Insektenstich.

Es kommt zu einer vermehrten Durchblutung und erhöhten Durchlässigkeit der Blutgefäße an der betroffenen Stelle, was ebenfalls zur Entstehung einer Beule führt. In seltenen Fällen geht die Beule am Schienbein vom Knochen direkt aus. Dabei sind gutartige Schwellungen häufiger. Nur in extrem seltenen Fällen kann es sich bei einer über längere Zeit und ohne erkennbare Ursache entstehenden Beule um eine bösartige Schwellung, das bedeutet Knochenkrebs, handeln.

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Beule nach einem Trauma

Ein Trauma, also eine Verletzung des Schienbeins ist die mit Abstand häufigste Ursache für die Entstehung von Beulen.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Körperteilen ist am vorderen Unterschenkel der Knochen kaum durch Weichteile geschützt und die Schienbeinkante wird weitestgehend nur von einer dünnen Schicht aus Haut und Unterhaut umgeben. Hinzu kommt, dass man sich das Schienbein leicht zum Beispiel durch Stolpern oder Stoßen verletzen kann.

Neben der oftmals starken Schmerzen, die durch die schmerzempfindliche Knochenhaut vermittelt werden, entstehen bei einem solchen Trauma oftmals Beulen. Dazu kann es zum einen durch den Austritt von Gewebswasser und zum anderen durch eine Einblutung, wenn Blutgefäße verletzt wurden, kommen. Beulen nach einem Trauma sollten gekühlt werden und bilden sich in der Regel innerhalb weniger Tage wieder zurück. Bei einem heftigen Verletzungshergang wie einem Verkehrsunfall sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden, da es infolge des Traumas auch zu einem Knochenbruch gekommen sein kann.

Weiche Beule

Die meisten Beulen, die am Schienbein entstehen können, sind weich.
Das liegt daran, dass der Beule bei den meisten möglichen Auslösern eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung in oder unter der Haut am Unterschenkel zugrunde liegt. Dazu kann es unter anderem durch eine Verletzung oder eine Entzündungsreaktion kommen. Wenn eine Beule am Schienbein weich ist, kann dies zudem in aller Regel als gutes Zeichen betrachtet werden, da potentiell gefährliche Beulenursachen wie zum Beispiel eine Knochenwucherung eher sehr hart und derbe zu tasten sind.
Weiche Beulen am Schienbein bilden sich in den meisten Fällen innerhalb von wenigen Tagen bis einigen Wochen wieder zurück. Sollte eine weiche Beule auftreten, die immer größer wird oder auch nach zwei Wochen nicht wieder verschwindet, ist allerdings eine ärztliche Untersuchung zu empfehlen.

Begleitende Symptome

Je nachdem, was die Ursache einer Beule am Schienbein ist, können verschiedene begleitende Symptome auftreten.
Wenn der Auslöser wie in den meisten Fällen eine Verletzung des vorderen Unterschenkels war, wird die Beule meist von starken Schmerzen begleitet. Diese sind direkt nach der Verletzung am intensivsten und lassen danach langsam wieder nach. Als weiteres begleitendes Symptom kann sich ein blauer Fleck bilden, wenn durch die Verletzung ein Blutgefäß verletzt wurde und es zu einer Einblutung in das Gewebe kommt.

Bei einer Entzündungsreaktion, zum Beispiel infolge eines Insektenstiches am Unterschenkel können neben der Beule am Schienbein eine Rötung und Überwärmung an der betroffenen Stelle als begleitende Symptome auftreten. In den extrem seltenen Fällen, bei denen die Beule am Schienbein auf eine ernsthafte Erkrankung zurückgeht, können als begleitende Symptome Fieber, ein ungewollter Gewichtsverlust sowie starkes Schwitzen in der Nacht auftreten. Bei diesen Beschwerden sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.

Schmerzen

Eine Beule am Schienbein geht in den meisten Fällen mit Schmerzen einher. In der Regel ist der Auslöser eine Verletzung des Knochens am Unterschenkel.
Die Knochenhaut, welche das Schienbein umgibt, reagiert sehr feinfühlig auf Schmerz und ist an dieser Körperstelle kaum geschützt. Stößt man sich das Schienbein, kommt es direkt zu einem starken Schmerz mit hellem, stechenden Charakter.

Nach einiger Zeit wandelt sich der Schmerzcharakter typischerweise hin zu dumpfen, pochenden Schmerzen. Eine Beule am Schienbein, die keine Schmerzen verursacht und ohne erkennbaren Auslöser auftritt, ist dagegen eher ungewöhnlich. Auch wenn hierbei meist eine harmlose Ursache vorliegt, ist dennoch eine ärztliche Abklärung zu empfehlen, wenn die Beule länger als zwei Wochen besteht oder stetig größer wird.

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Blauer Fleck

Das Schienbein zählt mit zu den Körperteilen, an denen am häufigsten blaue Flecke entstehen, die oftmals auch mit einer Beule einhergehen.
In den weitaus meisten Fällen kommt es hierzu durch eine Verletzung des Schienbeins, zum Beispiel wenn man sich den Unterschenkel an einer Kante oder Stufe anschlägt. Dabei wird die Haut und das Unterhautfettgewebe auf den Knochen gepresst, der dabei kaum nachgeben kann. Bei dieser kurzzeitigen Quetschung der Weichteile kann es leicht passieren, das kleine Blutgefäße in oder unter der Haut platzen.

Als Folge kommt es zu einer Einblutung in das Gewebe an der betroffenen Stelle. Neben dem Bluterguss, der zunächst als typischer blauer Fleck erscheint, bildet sich durch das austretende Blut eine Beule am Unterschenkel. Das Blut wird in den kommenden Tagen vom Körper über verschiedene Stufen abgebaut und resorbiert. Dadurch wechselt die Farbe des Blutergusses über grün zu gelb und die Beule verschwindet meist innerhalb einer Woche von selbst wieder.
In seltenen Fällen kommt es häufiger zur Entstehung von blauen Flecken und Beulen ohne erkennbare Ursache am Schienbein. Wenn dies auftritt sowie bei der Entstehung von sehr großen Blutergüssen sollte ein Arzt aufgesucht werden, da es sich in einigen Fällen um die Anzeichen einer Störung der Blutgerinnung handeln kann.

Diagnose einer Beule am Schienbein

Bei der Diagnose einer Beule am Unterschenkel sind gezielte Fragestellungen am wichtigsten, die auch der Arzt bei seinen Untersuchungen stellen wird.
Zunächst ist es entscheidend, ob es eine erkennbare Ursache für die Entstehung der Beule gibt. Wenn es sich um die Folge einer leichten Verletzung handelt, liegt in der Regel keine Erkrankung vor, die eine gezielte Behandlung erfordert und man kann den weiteren Verlauf abwarten. Unterstützend kann das  Schienbein gelegentlich gekühlt werden. Zudem können weitere Fragen zum Beispiel nach begleitenden Symptomen, Begleiterkrankungen oder Dauermedikation für die Diagnose von Bedeutung sein.

Der zweite wichtige Teil zur Stellung einer Diagnose ist die körperliche Untersuchung der Beule am Schienbein. Dabei ergeben sich meist schon durch das genaue Betrachten der Schwellung Hinweise auf die Ursache. Zeigt sich ein blauer Fleck, handelt es sich um eine Einblutung zum Beispiel aufgrund einer Verletzung. Eine örtlich begrenzte deutliche Rötung kann ein Hinweis auf einen Insektenstich als Ursache der Beule am Schienbein sein. Neben den Betrachten können sich weitere Erkenntnisse durch Tasten der Beule ergeben.
Eine darüber hinausgehende Diagnostik wie Ultraschall oder eine Blutentnahme ist in den meisten Fällen nicht notwendig oder angezeigt und sollte Ausnahmefällen vorbehalten bleiben, bei denen sich ein Nutzen aus diesen Maßnahmen ergeben könnte.

Therapie einer Beule am Schienbein

Die Behandlung einer Beule am Schienbein erfolgt entsprechend der Ursache.
Da es sich in den meisten Fällen um die Folge einer Verletzung des Unterschenkels durch Anschlagen oder beim Sport handelt, kann eine Therapie nach der PECH-Regel erfolgen. Dabei steht das Akronym für die vier Maßnahmen, die man einhalten sollte, damit der Körper sich von der Verletzung erholt und sich so die Beule zurückbilden kann. Das P steht für Pause und bedeutet, dass man keinen Sport machen sollte, solange die Beule am Unterschenkel dabei Beschwerden verursacht. Das E steht für Eis, was bedeutet, dass die Rückbildung der Beule durch zeitweiliges, jedoch nicht ständiges Kühlen unterstützt werden sollte.
Unmittelbar nach einer heftigen Verletzung kann durch Anlage eine Kompressionsverbandes (C “Compression”) gegebenenfalls die Entstehung einer Beule eingedämmt werden. Das H steht für Hochlagern des Beins. Da der Beule am Unterschenkel nach einer Verletzung eine Wassereinlagerung zugrunde liegt, wird durch das Hochlagern deren Resorption und Abtransport begünstigt, sodass der Körper die Beule viel leichter beseitigen kann, als wenn der Betroffene nur sitzt oder steht.
In der überwiegenden Anzahl der Fälle bildet sich eine Beule am Schienbein mit diesen unterstützenden Behandlungsmaßnahmen von selbst wieder zurück. Nur in wenigen Fällen ist es dagegen erforderlich, dass eine spezielle zielgerichtete Therapie erfolgt. Je nach zugrundeliegender Gesundheitsstörung kann diese in Form einer Medikamenteneinnahme oder in sehr seltenen Fällen sogar durch einen operativen EIngriff notwendig werden.

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Dauer

Die Dauer, über die eine Beule am Schienbein besteht, ist in den meisten Fällen auf einige Tage bis wenige Wochen begrenzt.
Häufig handelt es sich um eine harmlose Wassereinlagerung zum Beispiel nach einer Verletzung, die die Schwellung verursacht. Diese wird vom Körper schnell wieder vollständig resorbiert, sodass sich die Beule nach kurzer Dauer wieder zurückbildet. Wenn die Dauer, über die die Beule am Schienbein besteht jedoch zwei Wochen überschreitet oder sogar immer größer anstatt kleiner wird, ist dies ungewöhnlich und sollte durch eine Vorstellung beim Hausarzt abgeklärt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.09.2018 - Letzte Änderung: 21.06.2024