In diesem Artikel geht es um Schmerzen im Sitzen. Es werden zunächst mögliche Ursachen, begleitende Symptome und die Diagnose besprochen. Danach werden die Behandlungsoptionen, Dauer der Schmerzen und Lokalisationen mit den jeweiligen Erkrankungsbildern thematisiert.
Schmerzen beim Sitzen sind ein überaus häufiges Phänomen, das Patienten aller Altersgruppen betrifft. Da das Symptom in vielen verschiedenen Körperregionen auftreten kann gehört es zu einer besonders komplexen Krankheitserscheinung mit vielfältigen Ausprägungsformen und möglichen Ursachen.
Sollten Sie unter Schmerzen beim Sitzen leiden, so kann es hilfreich sein, sich zunächst bewusst vor Augen zu führen, wo genau diese Schmerzen auftreten, ob sie nur während des Sitzens oder auch in anderen Körperpositionen auftreten und ob die Schmerzen mit anderen begleitenden Symptomen vergesellschaftet sind. Auch die Überlegung, welche (häufig unbewussten) Maßnahmen zu einer Linderung der Beschwerden führen, kann später möglicherweise dem konsultierten Arzt bei der Ursachenfindung helfen.
Die Ursachen für Schmerzen im Sitzen können sehr vielfältig sein, sodass diese in verschiedenen Körperregionen auftreten können. Grundsätzlich können orthopädisch-arbeitsmedizinische, gynäkologisch-urologische sowie internistisch-viszeralchirurgische Ursachen unterschieden werden.
Zur ersten Gruppe der möglichen Ursachen gehören etwa Überlastungen bzw. Fehlbelastungen des Sitz- oder Steißbeins durch zu langes oder unangemessenes Sitzen z.B. im Büro. Andere mögliche Auslöser aus dem orthopädischen Bereich sind Bandscheibenvorfälle oder Gelenkverschleiß.
Die gynäkologische bzw. urologische Gruppe umfasst vor allem entzündliche Erkrankungen der Eileiter oder Eierstöcke bzw. der Hoden sowie der ableitenden Harnwege (v.a. Blasenentzündung).
Zu den internistisch-viszeralchirurgischen Ursachen zählen maßgeblich der Leistenbruch sowie Hämorrhoiden.
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Je nach Lokalisation und Auslöser können die Schmerzen von weiteren Symptomen begleitet werden. Diese können parallel oder zeitversetzt zu den Schmerzen auftreten und häufig sehr hilfreich bei der Identifikation der Ursache sein. Aufgrund der immensen Bandbreite des Krankheitsbildes „Schmerzen beim Sitzen“ sollen in diesem Abschnitt nur einige wichtige begleitende Symptome beschrieben werden, um zu illustrieren, welche Bedeutung diese für die Diagnosefindung haben können.
Für Schmerzen im Rücken ist der Bandscheibenvorfall einer der wichtigsten möglichen Ursachen. Er ist anhand der Beschwerdesymptomatik häufig nur schwer von einer Spinalkanalstenose (Verengung des Rückenmarkskanals) abzugrenzen. Hier kann die Frage helfen, ob sich die Schmerzen beim Vornüberbeugen mindern. Dies würde eher für die Spinalkanalstenose sprechen, welche einer andere Therapie als der Bandscheibenvorfall erfordert.
Treten die Schmerzen beim Sitzen im Unterleib auf, stellt die Blasenentzündung eine der häufigsten Ursachen dar. Der Verdacht auf das Vorliegen einer derartigen Erkrankung wird erhärtet, wenn sich zu den Unterleibsschmerzen beim Sitzen noch Brennen oder Juckreiz beim Wasserlassen gesellen oder gar Blut im Urin zu sehen ist.
Abhängig von der Lokalisation und einer eingehenden Anamnese (Befragung) des Betroffenen kann der Facharzt häufig schon eine erste Verdachtsdiagnose bezüglich der Ursache der Schmerzen beim Sitzen stellen. Um diese bestätigen oder verwerfen zu können, bieten sich je nach Fall unterschiedliche Untersuchungen an.
So kann z.B. beim Verdacht auf einen Harnwegsinfekt ein „U-Stix“ gemacht werden, bei dem ein spezieller Papierstreifen in Urin des Patienten getaucht wird und relativ zielsicher einen Infekt bestätigen oder ausschließen kann. Im Falle des Infekts kann anschließend eine Urinkultur angefertigt werden, die den verursachenden Erreger identifiziert und somit eine gezielte antibiotische Behandlung ermöglicht.
Wird die Ursache eher im orthopädischen/unfallchirurgischen Bereich vermutet, so basiert die Diagnoseerhebung meist neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung auf einer Bildgebung (Röntgen, MRT). Diese kann die Verdachtsdiagnose nicht nur bestätigen oder widerlegen, sondern auch bereits der Vorbereitung des möglicherweise notwendigen operativen Eingriffs dienen.
Gynäkologische (z.B. Adnexitis) oder urologische Ursachen (z.B. Orchitis) hingegen werden meist mithilfe einer Tastuntersuchung sowie mittels Ultraschall diagnostiziert.
Die Behandlungsoptionen unterscheiden sich naheliegenderweise stark je nach Ursache der Schmerzen beim Sitzen. Grundsätzlich kann unterschieden werden zwischen konservativer (v.a. medikamentöser) und operativer Therapie.
Liegt den Beschwerden ein entzündlicher Prozess zugrunde (z.B. Harnwegsinfekt oder chronische Prostatitis), so wird meist eine konservative Therapie mittels Medikamenten eingeleitet. Diese sollte einerseits eine schmerz- und entzündungshemmende Komponente umfassen (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) sowie ggfs. eine gegen den jeweiligen Erreger gerichtete Komponente (z.B. Antibiotika). Letztere sollte selbstverständlich nur nach ärztlicher Konsultation eingenommen werden.
Auch bei Fehl- oder Überbelastungen (z.B. Kokzygodynie) ist die konservative Behandlung das Mittel der Wahl: Hier können v.a. arbeitsmedizinische (z.B. ergonomische Bürostühle) oder orthopädische (z.B. Einlagen zum Ausgleich von Kniefehlstellungen) sowie physiotherapeutische (z.B. Ausgleich einer Verkürzung der Oberschenkelmuskulatur) Maßnahmen Wirkung zeigen.
Einige andere Ursachen (z.B. Leistenbruch oder Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule) können eine operative Therapie erfordern. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn gefährliche Komplikationen drohen, wie im Beispiel des Bandscheibenvorfalls etwa der Verlust der Harn- und Stuhlkontinenz oder Lähmungen des Beins.
Je nach Ausprägungsgrad und Lokalisation variiert die zu veranschlagende Dauer der Schmerzen beim Sitzen erheblich. Aus diesem Grund und aufgrund der individuellen Unterschiede im Heilungsprozess lassen sich auch kaum pauschale Aussagen bezüglich der Gesamtdauer treffen, auch wenn beispielsweise entzündliche Prozesse häufig kürzere Verläufe zeigen als solche Schmerzursachen, die orthopädischer Natur sind.
Generell sollten Betroffene sich aber vor Augen führen, dass die Dauer der Beschwerden in hohem Maße von der Disziplin abhängig ist, mit der sie die jeweilige Therapie (sei es auch nur weitgehende Schonung) verfolgen. Unzureichende Therapietreue kann den Heilungsprozess erheblich verlangsamen oder gar zur Chronisierung der Beschwerden führen.
Schmerzen am Steißbein werden als Kokzygodynie bezeichnet und treten aufgrund der Lage des Steißbeins vorwiegend beim Sitzen auf. Mögliche Ursachen sind eine Prellung oder gar Fraktur durch einen Sturz, eine Steißbeinfistel oder ein eingeklemmter Nerv.
Der mit Abstand häufigste Auslöser von Schmerzen im Steißbein ist jedoch zu langes Sitzen auf unangemessener Sitzfläche. Gerade in Berufen mit überwiegend sitzender Tätigkeit klagt ein bedeutender Teil der Arbeitenden über Steißbeinschmerzen beim Sitzen. Die Schmerzen werden dabei durch sogenannte Mikrotraumen (kleinste Verletzungen) sowie durch die Verkümmerung der Haltemuskulatur des Rumpfes ausgelöst. Sollten Sie also einer derartigen beruflichen Tätigkeit nachgehen, ist es empfehlenswert, regelmäßig "Sitzpausen" einzulegen, in denen im Stehen oder Gehen gearbeitet wird. Auch spezielle Steißbeinkissen können zu einer Linderung der Beschwerden beitragen. Stabilisationsübungen können die Rumpfhaltemuskulatur stärken und auf diesem Wege zu einer Verminderung der Schmerzen führen.
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Treten beim Sitzen Knieschmerzen auf, so handelt es sich um Ruheschmerzen (in Abgrenzung zu Belastungsschmerzen), welche generell als Warnsignale des Körpers interpretiert werden müssen.
Bei älteren Patienten treten Ruhe- und Belastungsschmerzen an den Knien häufig nebeneinander auf. Die Patienten haben also im zeitlichen Verlauf über Monate und Jahre zunächst Schmerzen beim Gehen, später auch im Sitzen. Dieser Schmerz beim Sitzen ist dementsprechend als Zeichen für ein weiteres Fortschreiten des Gelenkverschleißes (Arthrose) zu erachten und sollte die Konsultation eines Orthopäden nach sich ziehen. Dieser kann das Ausmaß des Gelenkverschleißes mittels einer Röntgenaufnahme quantifizieren und die sich bietenden Therapieoptionen erläutern.
Der häufigste Auslöser für Knieschmerzen beim Sitzen bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen ist die Chondropathia Patellae. Dieser Fachbegriff beschreibt an und für sich lediglich ein "Knorpelleiden an der Kniescheibe". Häufig wird dieses Krankheitsbild auch vereinfachend als vorderes Knieschmerzsyndrom bezeichnet. Es tritt nach längerem Sitzen mit gebeugten Knien (z.B. im Kino, Auto oder Flugzeug) auf und wird als beidseitiger Schmerz im Bereich der Kniescheiben wahrgenommen. Das vordere Knieschmerzsyndrom wird meist durch eine Fehlfunktion (Verkürzung) der Oberschenkelmuskulatur, welche einen kontinuierlichen Zug auf die Kniescheibe erzeugt, oder durch eine Fehlstellung der Kniescheibe ausgelöst. Aber auch vorangegangene Knieverletzungen kommen selbstverständlich als Ursache in Frage. Je nach Ursache lässt sich das vordere Knieschmerzsyndrom in den meisten Fällen effektiv behandeln; häufig verschwinden die Beschwerden aber ohnehin von selbst nach einigen Monaten. Dennoch ist der Gang zum Orthopäden empfehlenswert, da dieser die genauen Ursachen identifizieren und auf diese Weise das Risiko des Auftretens langfristiger Folgeschäden minimieren kann.
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Hodenschmerzen beim Sitzen können auf sehr unterschiedlichen Ursachen beruhen. Dazu gehören vor allem ein Leistenbruch, eine Hodenentzündung (Orchitis), oder eine Hodenverdrehung (Hodentorsion). Gerade bei Jugendlichen treten gelegentliche moderate Hodenschmerzen aber auch im Zusammenhang mit der Pubertät auf und sind nicht per se als Krankheitserscheinung zu interpretieren. Darüber hinaus kommt es auch nach intensiver sexueller Aktivität häufiger zu Hodenschmerzen, welche allerdings meist nur relativ schwach ausgeprägt sind und nach einigen Stunden von selbst verschwinden.
In allen Fällen können die Schmerzen lageabhängig sein, also beispielsweise im Stehen verschwinden und nur im Sitzen auftreten, oder auch nur beim Gehen auftreten und in Ruhe verschwinden. Aus diesem Grund lässt sich bei Patienten, die nur im Sitzen über Hodenschmerzen klagen, nicht ohne Weiteres auf eine bestimmte Ursache schließen . Auch wenn eine Hodenentzündung in diesem Fall eher unwahrscheinlich erscheint, da bei dieser die durch das Sitzen erreichte Entlastung des Hodens meist eher zu einer Linderung der Beschwerden führt. Deshalb sollte bei starken Schmerzen sofort, oder auch wenn die Schmerzen nach mehreren Tagen nicht von selbst abgeklungen sind, ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann mithilfe einer Ultraschalluntersuchung die möglichen Auslöser abklären und gegebenenfalls nötige therapeutische Maßnahmen einleiten.
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Unterleibsschmerzen gelten zwar landläufig als "Frauengeschichten", können aber selbstverständlich auch beim Mann auftreten, da sie nicht nur von Gebärmutter und Eierstöcken, sondern auch von Harnblase, Harnröhre, Geschlechtsorganen oder den unteren Darmanteilen ausgehen können. Sämtliche Erkrankungen, die als Ursache für Schmerzen im Unterleib in Frage kommen, können lageabhängig - also zum Beispiel vor allem im Sitzen - auftreten. Aus diesem Grund lassen sich anhand der Tatsache, dass die Unterleibsschmerzen vor allem beim Sitzen auftreten, keine der möglichen Ursachen ausschließen. Dennoch gibt es verschiedene Erkrankungen, für die ein Auftreten des Schmerzes im Sitzen besonders typisch ist.
Dazu gehören etwa Krampfadern im Becken, welche neben den Unterleibsschmerzen beim Sitzen häufig auch ein Schweregefühl in den Beinen verursachen.
Eine sehr häufige Erkrankung, bei der die Unterleibsschmerzen vor allem im Sitzen auftreten, ist die Blasenentzündung (Harnwegsinfekt).
Zu den gynäkologischen Ursachen von Unterleibsschmerzen beim Sitzen zählen vor allem Erkrankungen der Eierstöcke, zum Beispiel Entzündungen oder Zysten.
Des Weiteren kann sich auch ein Leistenbruch in Form von Unterleibsschmerzen äußern und im Sitzen besonders intensiv sein, wenn die Sitzunterlage auf den Bruchsack drückt bzw. der Bruchsack zwischen den Beinen eingeklemmt wird.
Der Umstand, dass die Schmerzen vorwiegend beim Sitzen auftreten und in anderen Körperpositionen abnehmen oder sogar gänzlich verschwinden, sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass insbesondere bei sehr intensiven oder über mehrere Tage andauernden Beschwerden eine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegen kann. Daher sollte in diesen Fällen ein Arzt konsultiert werden, der mithilfe von Blutparametern, einer Ultraschalluntersuchung und ggfs. einer Tastuntersuchung die dringlichsten Ursachen schnell und effektiv ausschließen kann.
Lesen Sie hierzu mehr unter Unterleibsschmerzen
Für Schmerzen in der Leiste beim Sitzen lassen sich im Wesentlichen zwei häufige Auslöser identifizieren: ein Leistenbruch oder eine Hüftgelenksarthrose.
Der Leistenbruch kann sich an Ort und Stelle (also der Leiste) als Schmerz bemerkbar machen, manchmal aber auch eher als diffuser Unterleibsschmerz. Das Hinsetzen führt hier zum Aufbau eines Drucks auf den Leistenbruch, weshalb sich die Beschwerden im Sitzen häufig verstärken.
Bei der Arthrose des Hüftgelenks treten in fortgeschritteneren Stadien häufig Schmerzen in der Leiste nach längerem Sitzen auf. Durch etwas Bewegung können die Schmerzen gelindert werden, weshalb sie auch als "Anlaufschmerz" bezeichnet werden. Typisch für die Hüftgelenksarthrose ist ein in den Oberschenkel und ins Knie ausstrahlender Leistenschmerz.
Einen selteneren Grund für Leistenschmerzen beim Sitzen stellt das Impingement-Syndrom der Hüfte dar. Dabei kommt es, meist durch Verschleißerscheinungen, zu einem Anschlagen des Oberschenkelkopfes an die Gelenkpfanne des Hüftgelenks. Typischerweise treten die Schmerzen hier außer beim Sitzen vor allem bei starker Beugung und/oder Innendrehung des Hüftgelenks auf.
Bei starker Schmerzintensität oder bei länger andauernden Schmerzen (über Tage bis Wochen) sollte ein Arzt konsultiert werden, welcher in den meisten Fällen schon mithilfe einer Tastuntersuchung den Leistenbruch als häufigste Ursache bestätigen oder ausschließen kann.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen in der Leiste - Das sind die häufigsten Ursachen
Treten Oberschenkelschmerzen vor allem beim Sitzen auf, so ist primär an eine Reizung des Ischias-Nervs oder der Muskelsehnenansätze der hinteren Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur zu denken.
Eine durch Kompression bedingte Reizung des Ischias-Nervs äußert sich durch einschießende einseitige Lendenschmerzen, die bis in den Oberschenkel ausstrahlen. Die Kompression wird häufig durch einen Bandscheibenvorfall im unteren Bereich der Wirbelsäule ausgelöst.
Eine andere, häufig vernachlässigte Erklärung ist eine Verkrampfung des Piriformis-Muskels. Dabei handelt es sich um einen nur etwa fingerdicken Muskel im Lendenbereich, der für die Außenrotation des Hüftgelenks zuständig ist. Er kann sich vor allem bei länger andauerndem Druck (z.B. durch längeres Sitzen; häufiger bei Männern, die das Portemonnaie in der Gesäßtasche tragen) oder einseitiger Belastung (z.B. schweres asymmetrisches Anheben von Gewichten oder bei Läufern mit Beinlängenunterschied). Durch seine anatomische Nähe zum Ischias-Nerv kann er diesen bei einer Verkrampfung komprimieren und so die Symptome eines Bandscheibenvorfalls imitieren. Da diese Ursache eine völlig andere, nämlich konservative Therapie (Schonung, Wärmebehandlung) als der Bandscheibenvorfall erfordert, ist sie zumindest bei solchen Patienten in Erwägung zu ziehen, bei denen auf den radiologischen Aufnahmen kein zum Beschwerdebild passender Bandscheibenvorfall gefunden werden kann.
Zu Reizungen der Sehnenansätze der Oberschenkel- und Gesäßmuskeln kommt es vor allem bei sportlich aktiven Patienten, die erst vor kurzer Zeit ihr Sportpensum gesteigert haben. Denn nicht nur Muskeln und das Herz-Kreislauf-System benötigen Zeit, um sich an höhere Leistungsanforderungen anzupassen, sondern auch der Bewegungsapparat. Die Sehnenansätze als Schnittstelle zwischen Muskel und Knochen sind dabei besonders anfällig für Überlastungsreaktionen. Eine vorübergehende Minderung des Trainingspensums mit anschließend moderater, schrittweiser Wiedererhöhung ist empfehlenswert, um den Sehnen die nötige Zeit zur Anpassung an das gesteigerte Trainingspensum zu gewähren.
Lesen Sie hierzu mehr unter Schmerzen im Oberschenkel
Schmerzen am Sitzbein treten naturgemäß vornehmlich beim Sitzen auf. Der Auslöser der Beschwerden lässt sich in den meisten Fällen einem der beiden Komplexe Entzündung sowie Trauma (Verletzung) zuordnen.
Besonders anfällig für die Ausbildung von Entzündungsreaktionen sind die Auflageflächen des Sitzbeins sowie die Ansatzstellen der Muskelsehnen. Erstere sind vor allem bei Patienten betroffen, die (meist berufsbedingt) täglich mehrere Stunden in sitzender Körperhaltung verbringen. Die Muskelsehnen entzünden sich vornehmlich bei Patienten, die die damit verbundene Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur im Rahmen sportlicher Betätigung (z.B. Joggen, Kraftsport) besonders intensiv beanspruchen. In beiden Fällen ist die aussichtsreichste Behandlung naheliegend: Häufigere Sitzpausen bzw. besser gepolsterte Sitzflächen einerseits sowie ein zumindest vorübergehend vermindertes Sportpensum lassen die Beschwerden meist erstaunlich schnell verschwinden.
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Ist eine Verletzung Ursache für die Schmerzen am Sitzbein, ist die Ursachenfindung meist relativ simpel. In diesen Fällen sollte gegebenenfalls abgeklärt werden, ob es sich nur um eine Prellung handelt oder ob eine Fraktur vorliegt, da Letztere in selteneren Fällen einen operativen Eingriff notwendig machen könnte.
Lesen Sie hierzu mehr unter: Schmerzen am Sitzbein
Schmerzen beim Sitzen am Kreuzbein gehen in nahezu allen Fällen vom Iliosakralgelenk (ISG) aus. Dabei handelt es sich um ein durch Muskeln und Bänder sehr stark stabilisiertes und bewegungsarmes Gelenk zwischen Kreuzbein und Beckenschaufeln, welches damit (da das Kreuzbein einen Teil der Wirbelsäule darstellt) letztlich die Verbindung zwischen Wirbelsäule und Becken herstellt. Die bei einer Erkrankung des ISG auftretenden Schmerzen äußern sich besonders beim Vornüberbeugen oder im Sitzen (hier vor allem beim Übereinanderschlagen der Beine) und können bis in den Oberschenkel ausstrahlen. Die möglichen Ursachen für IGS-Schmerzen sind überaus vielfältig und reichen von Verletzungen (Sturz) über Fehlbelastungen (z.B. Beinlängendifferenz) bis hin zu entzündlichen Erkrankungen (z.B. Morbus Bechterew) oder Gelenkverschleiß (Arthrose).
Wärmebehandlung, Lockerungsübungen sowie eine Kräftigung der Gesäß- und unteren Rumpfmuskulatur können die Beschwerden lindern. Alternativ oder ergänzend bietet sich eine orthopädische und physiotherapeutische Abklärung bzw. Mitbehandlung an.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen am Kreuzbein
Beckenbodenschmerzen werden in den meisten Fällen durch Verspannungen der Beckenbodenmuskulatur verursacht und treten insbesondere beim Sitzen auf. Fahrradfahren wird von Betroffenen als besonders unangenehm empfunden, da hier ein noch größerer Anteil des Körpergewichts auf dem Beckenboden lastet als beim Sitzen auf einem Stuhl oder Ähnlichem.
Die Verspannungen der Muskulatur entstehen zumeist aus dem Umstand, dass – häufig berufsbedingt – ein großer Teil des Tages in sitzender Körperhaltung verbracht wird. Daraus lässt sich folgern, dass häufigere Sitzpausen sowie dynamischeres Sitzen (z.B. auf einem ergonomischen Stuhl oder einem Gymnastikball) die effektivsten Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden sind. Bei Fortbestehen der Beschwerden kann eine sogenannte sensomotorische Therapie erwogen werden, bei der bestimmte Triggerpunkte an den Sehnenansätzen des Beckenbodens behandelt werden, um die Verspannungen zu lösen.
Im Laufe einer Schwangerschaft klagen viele werdende Mütter vor allem beim Sitzen über Unterleibsschmerzen. Diese sind in den meisten Fällen auf die durch das Wachstum bzw. den Umbau des Gewebes verursachten Dehnungsvorgänge sowie auf eine veränderte Durchblutung zurückzuführen.
Bewährt hat sich hier eine krankengymnastische Behandlung. Eine probate Ergänzung ist die Einnahme von Magnesium, auch aufgrund der praktisch nicht existenten Nebenwirkungen.
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Aufgrund der Lage im unteren Bauchraum entfalten von den Eierstöcken ausgehende Schmerzen meist ihre stärkste Intensität beim Sitzen. Sie sind in den meisten Fällen als zyklusbedingte Beschwerden ,vor allem während der Menstruation sowie zum Zeitpunkt des Eisprungs, zu interpretieren und dementsprechend als harmlos einzustufen. Theoretisch können sie aber auch auf eine eingetretene Schwangerschaft hinweisen.
Die dritte Gruppe möglicher Auslöser bilden entzündliche Vorgänge an den Eierstöcken. Wichtigster Vertreter ist dabei die von Chlamydien ausgelöste Adnexitis (Entzündung von Eierstöcken und Eileiter). Dabei wandern die bakteriellen Erreger aus der Scheide aufwärts in Richtung der Eierstöcke und lösen dort starke Schmerzen aus, die nicht nur, aber häufig besonders stark, im Sitzen wahrgenommen werden. Sind die Beschwerden an den Eierstöcken also besonders stark ausgeprägt, sollte die Möglichkeit einer akuten Adnexitis in Betracht gezogen werden und ein Gynäkologe konsultiert werden. Dieser kann die Verdachtsdiagnose bestätigen und eine adäquate antibiotische Therapie einleiten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen der Eierstöcke - Das sind die häufigsten Ursachen
Auch die Prostata neigt aufgrund ihrer anatomischen Lage zur Ausbildung von Schmerzen besonders im Sitzen. Häufigster Auslöser für prostatabedingte Schmerzen ist die Prostatitis, also die Entzündung der Prostata. Unterschieden werden muss hier die chronische (= Beckenschmerzsyndrom) von der akuten Prostatitis sowie die bakterielle (entzündliche) von der abakteriellen, welche die häufigste Form darstellt. Neben den Schmerzen, die besonders im Sitzen und beim Wasserlassen auftreten, besteht häufig Restharn (der Betroffene hat zwar Harndrang, kann die Blase jedoch nicht gänzlich entleeren) sowie Sexualfunktionsstörungen. In fortgeschritteneren Fällen kann es auch zur Entstehung von Fieber kommen.
Andere Erkrankungen, die zu Schmerzen an der Prostata beim Sitzen führen können, umfassen die Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) sowie bösartige Erkrankungen (Prostatakrebs). Dementsprechend sollte bei intensiven oder länger anhaltenden Beschwerden ein Urologe aufgesucht werden, um die Ursache zu identifizieren und die bestmögliche Behandlung einleiten zu können.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen an der Prostata
Der Begriff Hämorrhoiden beschreibt einen aus Arterien und Venen gebildeten Gefäßkomplex, der dicht oberhalb des Schließmuskels sitzt und mit diesem gemeinsam den Darmausgang abdichtet. Obwohl also letztlich jeder Mensch Hämorrhoiden hat, versteht man landläufig unter dem Begriff „Hämorrhoiden“ eine Erweiterung eben dieses Gefäßkomplexes.
Gerade in fortgeschritteneren Stadien, also wenn die Hämorrhoiden schon mit dem bloßen Auge sichtbar sind und nicht mehr spontan (also von selbst) zurück in den Enddarm „springen“, entstehen Schmerzen beim Sitzen. Häufig gehen diesen Schmerzen schon Blutungen aus dem Darm oder Hautirritationen (häufig mit Juckreiz) augrund der beeinträchtigten Barrierenfunktion des Gefäßkomplexes voraus.
Bestehen also Schmerzen des Enddarms beim Sitzen oder lassen sich die Hämorrhoiden schon mit dem bloßen Auge erkennen, ist ein Gang zum Hausarzt empfehlenswert. Dieser kann entweder die Diagnose selbst stellen oder, je nach Ausprägungsgrad, an einen Proktologen überweisen, welcher dann wiederum die möglichen Therapieoptionen erörtern kann.
Lesen Sie hierzu mehr unter: So behandeln Sie Hämorrhoiden erfolgreich
Eine Absenkung der Gebärmutter resultiert in den meisten Fällen aus einer Schwächung des Beckenbodens. Diese wiederum basiert vornehmlich entweder auf einer altersbedingten Schwächung der Muskulatur oder einer Lockerung des Bindegewebes infolge einer Geburt. In schwereren Fällen kann sich die Gebärmutter sogar durch die Scheide hinweg absenken, was der Fachmann dann als Uterusprolaps bezeichnet.
Durch das Absenken der Gebärmutter wird Zug auf die sie haltenden Strukturen des Bindegewebes ausgelöst, was Unterleibsschmerzen verursachen kann. Da im Sitzen dieser Zug entlastet wird, mindern sich die Beschwerden häufig in sitzender Position. Anders verhält es sich bei der Maximalvariante der Gebärmuttersenkung, dem Uterusprolaps (s.o.): Hier wird durch das Sitzen ein Druck auf die Gebärmutter ausgelöst, weshalb sich die Beschwerden im Sitzen verstärken. In beiden Fällen kann sich zu den Schmerzen ein Fremdkörpergefühl im Intimbereich gesellen.
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Ein Bandscheibenvorfall an der LWS (Lendenwirbelsäule) verursacht häufig starke Schmerzen im unteren Rückenbereich, welche über das Gesäß in den Oberschenkel und bis hin zu Kniekehle und Wade ausstrahlen können. Aufgrund der anatomischen Begebenheiten verstärken sich die Beschwerden häufig beim Anheben des Beins zum Oberkörper bzw. Vornüberbeugen des Oberkörpers, also z.B. beim Sitzen. Dieser Umstand stellt eine wichtige Abgrenzungsmöglichkeit zur Spinalkanalstenose dar, welche häufig mit ähnlich lokalisierten Schmerzen einhergeht.
Ein Facharzt kann mithilfe von Röntgenaufnahmen die beiden Erkrankungen unterscheiden und die nötigen weiteren Schritte erörtern.
Lesen Sie hierzu mehr unter: Bandscheibenvorfall der LWS
Ein vor allem im Sitzen auftretender Schmerz in der Unterleibsregion ist nicht unbedingt typisch für die Mutterbänder. Diese können im Verlauf einer Schwangerschaft zwar immer wieder Schmerzen verursachen, doch treten diese vor allem im Stehen auf, da hier die Gebärmutter besonders stark an den sie haltenden Mutterbändern zieht. Im Sitzen und vor allem im Liegen kommt es meist umgehend zu einer deutlichen Beschwerdebesserung. Aus diesem Grund ist ein Dehnungsschmerz der Mutterbänder bei Schmerzen im Sitzen während der Schwangerschaft als eher unwahrscheinlich zu erachten.
Ergänzend oder alternativ zum Hinlegen können auch spezielle Stützgürtel die Mutterbänder entlasten.
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