Als Schmerzen in der Fingerkuppe wird ein schmerzhaftes Empfinden am äußersten Fingergelenk bezeichnet, auch im Bereich des Nagels. Die Intensität und das Auftreten des Schmerzes können dabei verschiedene Intensitäten aufweisen. Beispielweise können stechende, kribbelnde, drückende, klopfende oder bohrende Schmerzen auftreten, sowie ein Taubheitsgefühl oder Bewegungseinschränkungen.

Schmerzen an der Fingerkuppe

Definition

Als Schmerzen in der Fingerkuppe werden schmerzhafte Empfindungen im Bereich oberhalb des am weitesten vom Körper entfernten Fingergelenkes bezeichnet. Diese können auch im Nagelbereich auftreten. Die Qualität der Schmerzen kann sehr variabel sein, abhängig von dessen Ursache. Beispielweise können stechende, kribbelnde, drückende, klopfende oder bohrende Schmerzen auftreten. Zudem kann die Empfindung in der Fingerkuppe oder die Beweglichkeit des Fingers beeinträchtigt sein, besonders, wenn Fingergelenke auch betroffen sind.

Ursachen von Schmerzen an der Fingerkuppe

Die Schmerzen können aufgrund eines Traumas auftreten, zum Beispiel nach einem Schnitt in die Fingerkuppe. Dann kommt es meist akut zu Schmerzen. Entzündet sich die Wunde oder gibt es Probleme bei der Heilung, so kann die betroffene Stelle auch weiterhin schmerzen. Auch das Nagelbett kann entzündet sein und damit unter anderem schmerzhaft sein. Nach Überbeanspruchung oder ungewohnter Arbeit kann die Fingerkuppe ebenfalls schmerzen, beispielweise nach langem Spielen eines Saiteninstrumentes, nach Gartenarbeit oder repetitiver Arbeit mit dem betroffenen Finger allgemein. Gelenkschmerzen, die vom Fingerendgelenk ausgehen, können ebenfalls in die Fingerkuppe ausstrahlen. Dies könnte bei einer Gelenkentzündung (Arthritis, unter anderem auch bei Rheuma), oder bei Gelenkverschleiß (Arthrose) der Fall sein. Eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) kann sich auch durch Schmerzen in der Fingerkuppe zeigen.

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Karpaltunnelsyndrom

Das Karpaltunnelsyndrom ist eine neurologische Erkrankung, die verschiedene Verläufe annehmen kann und mit zahlreichen Symptomen und Störungen der Sensibilität einhergeht. Dem Karpaltunnelsyndrom liegt eine Kompression des sogenannten „Nervus medianus“ zugrunde, einer der Hauptnerven der Hand. Dieser zieht mit zahlreichen Muskeln und Sehnen, sowie Blutgefäßen vom Unterarm auf die Handfläche. Oberhalb der Handwurzel verlaufen diese Strukturen durch eine von Bändern begrenzte Enge, den Karpaltunnel. Dieser kann sich aus zahlreichen Gründen verengen und den Nerven komprimieren. So können bereits manuelle Arbeiten, vermehrte Muskelbildung und Verletzungen an der Hand mit Narbenbildungen zu einer Enge führen. Auch Schwangerschaften, Nierenfunktionsstörungen, Alkoholmissbrauch, Schilddrüsenunterfunktionen und Diabetes können das Karpaltunnelsyndrom auslösen.

Im Normalfall beginnt das Krankheitsbild mit Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheit und Schmerzen in einzelnen Fingern, die nachts auftreten. Später kann die Frequenz und Intensität der Symptome zunehmen. Auch Lähmungen der Handmuskulatur können eine Folge sein. Das Karpaltunnelsyndrom sollte schnellstmöglich behandelt werden, bevor es zu nachhaltigen Schäden am Nervus medianus kommt. Bei anhaltenden und wiederkehrenden Beschwerden steht die operative Therapie im Vordergrund, bei der die Bänder die den Karpaltunnel bilden durchtrennt werden.

Polyneuropathie

Polyneuropathie ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Nervensystems, die unterschiedliche Auslöser und Verläufe besitzen. Allen ist gemeinsam, dass Nervenfasern in ihrem Verlauf geschädigt werden und stets mehrere unterschiedliche Nerven betroffen sind. Die bekannteste und häufigste Form tritt symmetrisch an körperstammfernen Bereichen, zum Beispiel den Zehen und Fingern auf. Dabei kommt es zu Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln, Taubheit aber auch Schmerzen. Symmetrisch schreitet die Erkrankung langsam in Richtung Körperstamm fort. Man spricht dabei von „strumpfförmiger Begrenzung“. Die häufigsten Ursachen für die Polyneuropathie und die damit einhergehenden Schmerzen an der Fingerkuppe sind Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Schwangerschaften, erblich bedingte Neuropathien, Metall- und Medikamentenvergiftungen, sowie bakterielle und virale Erkrankungen. Die Behandlung besteht primär darin, die Grunderkrankung zu therapieren und zu kontrollieren.

Diagnose

Allgemein ist zunächst der Hausarzt der richtige Ansprechpartner bei Schmerzen in der Fingerkuppe, da unklar ist, woher die Schmerzen kommen. Dieser wird die Umstände, den zeitlichen Verlauf und Begleitsymptome in die Diagnosefindung mit einbeziehen. Vielleicht ergibt sich die Ursache, wie z. B. eine Schnittverletzung, auch ohne weitere Diagnostik, sodass mit einer Behandlung begonnen werden kann. Ist die Fingerkuppe zusätzlich entzündet oder der Nagel mit betroffen, kann eventuell ein Hautarzt (Dermatologe) mit einbezogen werden. Auch kann ein Abstrich oder eine mikrobiologische Probe der betroffenen Stelle helfen, den möglichen Erreger einzugrenzen und damit zur richtigen Therapie zu greifen. Besteht der Verdacht, dass bei einer Entzündung oder einer Verletzung auch der Knochen betroffen ist, so wird ein Röntgenaufnahme der betroffenen Hand gemacht. Eventuell ist auch ein kleines Blutbild inklusive Entzündungswerten sinnvoll. Besteht der Verdacht einer Raynaud-Krankheit, kann unter anderem ein Kälteprovokationstest oder eine Faustschlussprobe zur Beurteilung der Durchblutung durchgeführt werden. Ist vor allem das Fingerendgelenk betroffen, sollte eine Gicht, eine rheumatische Erkrankung, ein Gelenkverschleiß oder eine sonstige Beeinträchtigung ausgeschlossen werden.

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Therapie von Schmerzen an der Fingerkuppe

Die Behandlung von Schmerzen in der Fingerkuppe ist abhängig von der Schmerzursache. Liegt eine Verletzung vor, so wird diese angemessen behandelt. Je nach Tiefe muss sie (und mitverletzte Strukturen) genäht oder geklammert und verbunden werden, oder aber es reicht schon ein Pflaster. Schonung der Hand, Hochlagern und Kühlen sowie die Einnahme von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol können ergänzend helfen. Bei einer Entzündung muss, falls vorhanden, Eiter ausgeleert werden und die Stelle sorgfältig gesäubert und desinfiziert werden. Es kann eine antibiotische Behandlung (z. B. Tabletten, je nach Erreger) oder eine Therapie gegen (Nagel-)Pilzerkrankungen nötig werden. Das Raynaud-Syndrom kann medikamentös mit Calciumantagonisten wie Nifedipin behandelt werden, zudem sollte man allgemein Kälte und Nässe meiden. Erkrankungen des Gelenkes sind ebenfalls abhängig von der Ursache mit Gichtmedikamenten, Rheuma-Medikamenten oder anderweitig zu behandeln. Bei einem Verschleiß (Arthrose) ist eine Versteifung des Endgelenkes in Erwägung zu ziehen.

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Dauer

Auch die Behandlungs- und Schmerzdauer richtet sich nach der Ursache. Nach einer Verletzung und deren Versorgung klingen die Schmerzen meist schnell wieder ab, auch entzündliche Schmerzen sollten unter korrekter Behandlung nach einigen Tagen besser werden. Bei chronischen Erkrankungen können sich die Schmerzen auch akut bessern, dann nach einer symptomlosen Phase aber erneut auftreten. Bessern sich die Schmerzen nach kurzer Zeit nicht oder werden sogar schlimmer, so sollte bald (erneut) ein Arzt aufgesucht werden.

Begleitende Symptome

Zusätzlich können Entzündungszeichen wie Überwärmung, Rötung, Schwellung und eine eingeschränkte Funktion der Fingerkuppe auftreten. Dies ist insbesondere bei Gelenk-, Nagelbett-, Nerven- oder Sehnenscheidenentzündungen der Fall. Bei oben genannten Schnittwunden kommt es auch zu einer Blutung. Alternativ kann die Fingerkuppe auch blass und kalt sein. Dies könnte auf die Raynaud-Krankheit (Weißfingerkrankheit) hindeuten, bei der ein Kribbeln oder stechende Schmerzen auftreten können. Hier liegt eine episodenweise auftretende Durchblutungsstörung der Finger zugrunde. Auch kann eine Taubheit oder eine Überempfindlichkeit auftreten. Taub ist der Finger allgemein, wenn die Durchblutung oder das Übertragen von Sinneseindrücken über den zuständigen Nerven gestört ist. Bei Überempfindlichkeit kann eine Nervenreizung oder eine Erkrankung des Nervensystemes allgemein zugrunde liegen.

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Schnittverletzung an der Fingerkuppe

Eine Schnittwunde am Finger gehört zu den häufigsten Verletzungen überhaupt. Beim Schneiden in der Küche oder im Beruf kann dies schnell passieren. Eine solche Wunde blutet meist stark und führt zu einem Wundschmerz. Blutungs- und Schmerzintensität sind abhängig von den Strukturen, die mit verletzt wurden: So kann die Wunde spritzend und pulsierend bluten, wenn eine Arterie verletzt wurde. Blutet die Wunde sehr stark, so sollte sie schnellstmöglich (innerhalb von maximal 6 Stunden) von einem Arzt versorgt, das heißt genäht oder geklammert, werden. Hier ist es auch wichtig, die betroffene Hand hochzuhalten. Meist sind Schnittverletzungen der Fingerkuppe aber harmlos und können nach Ausschluss von Verunreinigungen mit einem Hautpflaster versorgt werden.

Druckschmerz an der Fingerkuppe

Es kann sein, dass durch einen Splitter in der Fingerkuppe besonders Schmerzen auftreten, wenn auf die betroffene Stelle gedrückt wird. Abhängig nach der Fingerhaltung, bei der Druckschmerzen auftreten, kann dies auch für eine Ursache im benachbarten Gelenk sprechen. Auch Entzündungen im Bereich der Fingerkuppe, zum Beispiel im Bereich des Nagels, können stark druckschmerzhaft sein.

Nagelschmerzen an der Fingerkuppe

Eine mögliche Erklärung hierfür ist ein eingewachsener Nagel oder eine entzündliche Veränderung im Bereich des Nagels. Kleinste Verletzungen können durch Keimeinwanderung zu einer eitrigen Entzündung führen. Sind auch tiefere Strukturen wie Sehnen betroffen, kann sich die Entzündung in der Hand und am Arm ausbreiten (Phlegmone). Um das zu verhindern, sticht man die betroffene (Eiter-)Stelle meist ein und spült diese. Zusätzlich wird eine Antibiotikatherapie gegeben. Ein eingewachsener Nagel ist ein Risikofaktor für eine Nagelentzündung und kann selbst Druckschmerzen verursachen.

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Schwellung bei Schmerzen an der Fingerkuppe

Eine zusätzliche Schwellung der Fingerkuppe kann entweder im Rahmen einer entzündlichen Reaktion, einer allergischen Reaktion oder eines gestörten Lymphabflusses auftreten. Bei einer entzündlichen Ursache werden meist noch andere Begleitsymptome (Rötung, eingeschränkte Funktion, Überwärmung) beobachtet. Hier ist genauer auf die „Hauptstelle“ zu achten, eventuell auf eine Wunde oder Eiteraustritt. Zudem sollte man die Fingerkuppe auf einen Insektenstich überprüfen, der möglicherweise eine örtlich begrenzte allergische Reaktion ausgelöst hat. Auch darüber nachzudenken, mit welchen Substanzen man vorher mit der Fingerkuppe in Berührung gekommen ist, kann hilfreich sein. Wichtig ist außerdem, ob auch der restliche Finger, gegebenenfalls sogar die ganze Hand oder der Arm ebenfalls geschwollen sind – dies würde für eine Abflussstörung sprechen.

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Schmerzen an der Fingerkuppe bei Kälte

Treten in kalter Umgebung regelmäßig Schmerzen in den Fingerkuppen auf, so deutet dies auf ein Raynaud-Syndrom hin, bei dem nach Kälteeinwirkung oder Stress der (oder die) Finger zunächst abblasst, dann durch Sauerstoffmangelversorgung blau wird, und sich bei Wiedererwärmen rot färbt.
Dies kann wenige Minuten bis zu einer Stunde dauern. Der Grund dafür können Spasmen (Verschlüsse) der versorgenden Gefäße sein („Primär“ oder „idiopathisch“) oder das Syndrom kann nach der Einnahme bestimmter Medikamente oder im Rahmen von anderen Erkrankungen des Blutes (erhöhte Zähigkeit des Blutes) („Sekundär“) auftreten. Im Rahmen von Blutuntersuchungen und klinischer Tests kann man dies besser eingrenzen. 

Schmerzen an der Fingerkuppe durch Gitarrespielen

Gerade Anfänger, deren Finger noch nicht an das dauernde Herunterdrücken der Saiten gewöhnt sind, können Schmerzen nach längerem Gitarrenspiel empfinden. Das ist nicht ungewöhnlich und sollte mit der Zeit durch eine gewachsene Hornhautschicht an der Fingerkuppe nachlassen. Es gibt ein paar Hausmittel, um das Gitarrespielen erträglicher zu machen, z. B. die Finger für 30 Sekunden vor und nach dem Spielen in Apfelessig zu tauchen, oder Cremes mit Benzocain, einem lokalen Betäubungsmittel, zu verwenden. Allgemein hilft in dieser Situation regelmäßig Pause machen und kürzer am Stück, dafür aber öfter, zu üben – und natürlich Geduld!

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.11.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024